Olympia - Ist die Berliner Spree sauberer als die Pariser Seine?

Mi 07.08.24 | 19:24 Uhr | Von Fabian Friedmann
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Fluss-Schwimmen in der Spree im Jahr 2016. (Bild: IMAGO / Friedel)
Bild: IMAGO / Friedel

Frankreich hat 1,4 Milliarden Euro in die Wasserqualität des Hauptstadtflusses investiert. Der Olympia-Triathlon musste trotzdem verschoben werden. Wie sieht es in Berlin aus? Wären Wettkämpfe in der Spree denkbar? Von Fabian Friedmann

Das Training der Triathleten fiel komplett ins kloakige Wasser der Seine, und auch der Wettbewerb selbst konnte nur mit einem Tag Verspätung - und mit allerhand Sorgenfalten auf der Stirn - ausgetragen werden. Tagelang genügte die Wasserqualität der Seine nicht den Maßstäben für Leistungssport in dem Gewässer. Der Pariser Fluss war vor allem wegen starker Regenfälle zu verschmutzt.

Dabei hatte die französische Regierung sage und schreibe 1,4 Milliarden Euro investiert, um Haushalte in Paris an die Kanalisation anzuschließen, die ihr Abwasser bislang noch in die Seine geleitet hatten. Außerdem wurde ein riesiges Becken gebaut, damit bei starkem Regen die Kanalisation nicht wie bisher in die Seine überläuft. Und trotzden wurden die Grenzwerte für Krankheitserreger und Bakterien überschritten, was für die Olympioniken zu gefährlich gewesen wäre.

Viele Sportinteressierte fragen sich: Wie ist es eigentlich um die Wasserqualität der Spree in Berlin bestellt? Hätte man hier Schwimm-Wettkämpfe abhalten können? Und welche Pläne gibt es für den deutschen Hauptstadtfluss? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Könnte zur Zeit in der Berliner Spree ein Schwimm-Wettbewerb veranstaltet werden?

Das kommt darauf an, ob ein solcher Wettbewerb in der "Vorstadtspree" oder in der "Stadtspree" stattfinden soll. In der Vorstadtspree gibt es eine sogenannte Trennkanalisation, in der Stadtspree eine Mischkanalisation. Die Mischkanalisation liegt vor allem im Stadtkern, in ihr werden Schmutz- und Regenwasser in einem Kanal gemeinsam abgeleitet.

"Bei Starkregen sind die Pumpwerke nicht in der Lage, das gesamte Wasser, also ungereinigtes Abwasser und belastetes Regenwasser, zu den Kläranlagen zu fördern und es kommt zu Überläufen in die Gewässer", erklärt die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt auf Anfrage von rbb|24. Die Folge: Die Stadtspree ist grundsätzlich stärker verunreinigt als die Vorstadtspree.

Diese liegt in den Außenbezirken Berlins und verfügt über eine Trennkanalisation. Hier verlaufen parallel zwei Kanalstränge - nur der Regenwasserkanal führt hier zum Gewässer. Dadurch sind die Bedingungen in der Vorstadtspree deutlich günstiger, wobei auch hier das Spreewasser nach starkem Regen verunreinigt sein kann, allerdings nicht in so hohem Maße wie die Stadtspree. Zur Vorstadtspree gehört etwa das Gewässer rund um die Insel der Jugend. Hier gab es schon Schwimmveranstaltungen - in der Stadtspree noch nicht, mit Ausnahme des Spreekanals, dort allerdings ohne offizielle Genehmigung.

Fahrgastschiffe auf der Spree im Sonnenuntergang (Bild: imago images/Volker Hohlfeld)

Welche Messwerte sind entscheidend?

Per Gesetz ist geregelt, dass das Wasser nach Magen-Darm-Erregern wie E.coli und Enterokokken untersucht werden muss, bevor dort ein Schwimmwettbewerb durchgeführt werden darf. Die entsprechenden Messungen müssen über mehrere Jahre hinweg ausgewertet werden. Zuständig dafür ist in Berlin das Landesamt für Gesundheit und Soziales.

Im Juli wurden in der Vorstadtspree an der Messstation Berlin/Baumschulenweg 45/100 ml E.coli und an der Berliner Jannowitzbrücke 150/100 ml E.coli gemessen. Bei einem Messwert von 1.800/100 ml für E.coli wird vom Baden abgeraten.

Bei Leistungssportlern gelten allerdings strengere Werte, da sie mehr Wasser im Mund aufnehmen als Freizeitschwimmer.

Was wird unternommen, um eines Tages vielleicht doch dauerhaft in der Spree schwimmen zu können?

Es wurden bereits 300.000 Kubikmeter unterirdischer Speicherraum gebaut, um Mischwasserüberläufe zu verringern. Das letzte Großprojekt dieser Art befindet sich in der Chausseestraße in Berlin-Mitte. Der unterirdische Raum für weitere Speicherbecken ist aber laut Senatsverwaltung begrenzt.

Der Berliner Fokus liegt daher eher auf einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Konkret sollen Flächen abgekoppelt werden, damit das Regenwasser gar nicht erst in den Kanal läuft. Vielmehr soll es der Vegetation und der Stadtkühlung dienen.

Es sei aber nicht geplant, die Wasserqualität der Stadtspree in dem Maße zu verbessern, damit man in ihr dauerhaft bade kann, betont die Senatsverwaltung. Denn das sei schlicht zu teuer. Ähnlich wie in Paris würde dies in die Milliarden gehen, sofern überhaupt die baulichen Voraussetzungen gegeben wären.

Was ist eigentlich aus dem Projekt "Flussbad Berlin" geworden?

Das Flussbad Berlin sieht vor, dass der Spreekanal in Berlin-Mitte, unweit der Museumsinsel, ökologisch gesäubert wird, um dort dauerhaft baden zu können. Das ist dort bislang verboten, auch wegen Sicherheitsbedenken. Auch die Schifffahrt muss berücksichtigt werden. Ein medizinisches Urteil zur Eignung eines Flussbades als Badestelle steht noch aus. Derzeit wird die Qualität des dortigen Wassers aber als "mangelhaft" eingestuft, wie aus der Internetseite des Vereins [flussbad-berlin.de] hervorgeht.

In der Vergangenheit gab es schon Schwimmveranstaltungen im Spreekanal im Bereich des Bodemuseums. 2018 wurde letztmalig der "FLUSS BAD POKAL" ausgetragen. Eine offizielle Genehmigung lag aber nicht vor. "Diese Veranstaltungen fanden illegal statt", betont die zuständige Senatsverwaltung auf Anfrage. 2019 und 2020 ließen die Initiatoren aufgrund von Starkregenereignissen das Rennen ganz ausfallen.

Beitrag von Fabian Friedmann

15 Kommentare

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  1. 15.

    Um das Wasser im Fluss so rein zu bekommen, dass man ständig darin schwimmen kann geht nicht schnell und kostet viel. Geld ist momentan knapp.
    Man müsste das Wasser reinigen, was aus Sachsen/Brandenburg kommt, da ist einiges aus den ehemaligen Tagebauen drin. Dann müsste man die Vermüllung stoppen, inklusive Zigarettenstummeln, Hundekot und Drogenresten. Und man müsste viel Schlamm vom Grund sanieren, da sind Altlasten drin.
    Ist alles machbar, aber dafür müssten viele Menschen nicht so egoistisch sein, Gelder umschichten z.B. von sinnlosen Klagen gegen irgendwas.

  2. 14.

    Insgesamt muss das Wasser besser gepflegt werden bei Hochwasser Sammelbecken für Dürrezeiten zur Bewässerung und überhaupt es geht nicht nur um Spree sondern allein in Berlin haben wir noch die Panke,Wuhle,Rhin,Erpe,Dahme,Tegeler Fließ und Havel .
    Also bitte endlich unseren Reichtum schützen.

  3. 13.

    Einfach mal den Artikel lesen, da werden Sie geholfen, Jannosch:

    "Es sei aber nicht geplant, die Wasserqualität der Stadtspree in dem Maße zu verbessern, damit man in ihr dauerhaft bade kann, betont die Senatsverwaltung. Denn das sei schlicht zu teuer. Ähnlich wie in Paris würde dies in die Milliarden gehen, sofern überhaupt die baulichen Voraussetzungen gegeben wären."

  4. 12.

    Alleine die Idee - Berlin und Olympia.... Vergesst das einfach, dann erübrigt sich auch die Frage zu sauberen Spreewasser.

  5. 11.

    Ich bin ja absolut für eine klare saubere Spree, nur sollte zuerst das Abwassersystem so umgebaut werden, das keine Spritzen und Fäkalien und Kippenstummel mehr aus den Abwasserkanälen, in die Spree gelangen!

    Als nächsten Schritt, sollte sämtlicher Müll rausgeholt werden, dann sämtliche Schiffe mit Verbrennungsmotor, oder solche die Ufer unterspülen, verboten werden, und dann, vor Berlin, noch eine gigantische Wirbelstromabscheideanlage Installiert werden!

    Ich will die so Sauber haben, das man draus trinken könnte, und nicht nur die Spree, sondern alle Flüsse, Weltweit!
    Es ist definitiv möglich, da i.d.R. jeder Fluss an seiner Quelle Sauber entspringt

    Beginnend damit das man jeden Liter Wasser, den ein Mensch, eine Stadt, eine Firma verunreinigt, mit 1000€ Strafe belegt. (Ein Filterkippenstummel verunreinigt ungefähr 50L Wasser!)

  6. 10.

    Man hat ja gerade in Paris gesehen das sehr viel Geld da ist, was hat es genützt? Nichts! Verpulvert für eine nutzlose Sache. Das schaffen wir hier auch.

  7. 9.

    Es geht ja nicht nur darum, die Spree als Badestelle zu herzurichten, sondern die Wasserqualität insgesamt zu verbessern. Umweltschutz besteht eben nicht nur darin, auf erneuerbare Energiequellen umzustellen, der Gewässerschutz ist angesichts des dramatischen Zustands von Flüssen, Seen und zunehmend auch der Meere genau so wichtig, wird aber weltweit völlig vernachlässigt. Geld ist ja im Prinzip da, wird lieber in Prestigeobjekte wie die TVO oder Olympische Spiele gesteckt.

  8. 8.

    Schwimmveranstaltungen werden in Grünau in der Dahme abgehalten dort ist Berlins Regattastrecke.
    Wir müssen solche nicht in der Stadtspree abhalten.

  9. 7.

    Planschbecken in einer engen Bundeswasserstraße für ne hippe Klientel geht sowieso nicht. Da können die Kopfsprünge machen ohne Ende. Eine offizielle Badestelle muss als nicht befahrbarer Bereich auf Wasserstraßen ausgewiesen werden inkl. Sicherheitsabstand. Geht auf den engen kanalisierten Spreearmen eh nicht. Was geht, ist eine Wasserstraße kurzeitig für genehmigte Events zu sperren. Aber auch nicht jeden Tag, sondern vielleicht nur 3x im Jahr. Aber solch ein seltenes Spreebaden wäre dann ein sowas von hippes Event in Berlin.
    An hippen Events mangelt es in Berlin ja echt... ;-)

  10. 6.

    Planschen in der Spree ist ja seit Jahren ein Lieblingsthema gewisser Kreise, die anscheinend meinen, dass man in Berlin keine anderen Sorgen hat.

    Aber vielleicht könnte der Autor gelegentlich mal den Begriff "Bundeswasserstraße" recherchieren.

    Allerdings: Den (Güter-) Verkehr auf dem Wasser einzustellen, damit man in der Wasserstraße baden kann, würde natürlich gut zu dem bereits weit fortgeschrittenen Vorhaben passen, Deutschland vom Industrieland zum Freizeitpark umzubauen.

  11. 5.

    " wir " schaffen es schon alle Flüsse und Ozeane zuzumüllen, da sind wir auf " einem guten Weg "

  12. 4.

    >"Eher im Müggelsee!"
    Im oder gefährlicher noch mitten aufm Müggelsee schwimmen? Lebensgefährlich! Wegen der vielen bekifften und besoffenen Bootsfahrer... die sehen alles doppelt, wenn überhaupt die andere sehen, ohne Binnenschifferschein haben se eh keinen Durchblick. Da ist als Schwimmer selbst mit roter Badekappe schnell mal die Birne ab. ;-)

  13. 3.

    Eher im Müggelsee!

  14. 2.

    >"Eher in der Havel… "
    Ach solange kein Sturzregen übermäßig viel schmutziges Regenwasser aus den dann überlaufenden Regenwasserkanälen in die Spree spült, gehts mit der Spree im Berliner Stadtgebiet eigentlich an den meisten Stellen. Übel ist halt nur der to go-Müll in Massen, der in der Spree landet statt in den vielen Abfallbehälter.

  15. 1.

    Eher in der Havel…

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