Möbeltransport per App - So könnten Möbel häufiger auf dem Sperrmüll landen statt auf der Straße

So 10.12.23 | 16:23 Uhr | Von Anja Dobrodinsky
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Ein Sessel und ein Stuhl auf der Straße in Berlin (Quelle: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.12.23 | Anja Dobrodinsky | Bild: dpa

Sperrmüll zum Recyclinghof bringen, umziehen, Möbel transportieren – dafür braucht es meist ein Auto. Wer keins hat, kann über eine App Menschen finden, die den Transport übernehmen. Das funktioniert erstaunlich gut. Von Anja Dobrodinsky

Wer kein Auto zur Verfügung hat und seine Möbel trotzdem von A nach B bringen will, kann sich nun besser organisieren. Denn das schwedische Start-up Tiptapp bringt Menschen, die etwas transportieren möchten, mit Helfern zusammen, die ein Auto haben - und zwar per App.

Für die Restauratorin Helena Fuerte mit ihrem Laden "Saudade" in Prenzlauer Berg ist das eine Hilfe. Sie ist in Portugal aufgewachsen, inzwischen wohnt sie in Berlin, verkauft portugiesisches Kunsthandwerk und gebrauchte Möbel, die sie zum Teil selbst in ihrer Werkstatt aufarbeitet. Kauft jemand etwas Sperriges wie einen Schrank oder einen Tisch bei ihr, lieferte sie es nach Hause. Lange Zeit hat sie das gratis gemacht. "Aber irgendwann habe ich das nicht mehr eingesehen, denn es kostet Zeit, Kraft und Geld", sagt Fuertes.

Matching per App

Doch seit kurzem muss Helena Fuertes die Einkäufe ihrer Kunden gar nicht mehr selbst ausliefern sondern kann die App nutzen.

Mitgründer und Geschäftsführer Tim Bjelkstam erklärt, wie die Transport-App funktioniert: "Man bestimmt selbst, wie viel Geld man für den Transport bezahlen möchte und schaltet eine Anzeige in der App. Darin stehen auch Zeit und Ort. Die Anzeige kann jeder Nutzer sehen. Wer mit dem Preis einverstanden ist, meldet sich einfach." Die Bezahlung funktioniert über die App. Jedes Mal, wenn ein Helfer etwas transportiert, bekommt Tiptapp eine Provision von zehn Prozent.

Hilfe bei der Entsorgung

Tiptapp vermittelt nicht nur Helfer für den Transport von Einkäufen. Nutzer können Möbel oder andere Gegenstände auch über die App verschenken oder zur Entsorgung zu Recyclinghöfen fahren lassen. In Berlin kooperiert Tiptapp mit der Berliner Stadtreinigung. Die informiert ihre Kunden über die App. Im Gegenzug bekommt das Entsorgungsunternehmen Daten, erklärt Adelheid Kschidock aus der Entwicklungsabteilung: "Wir können sehen, wie aktiv die App in Berlin genutzt wird, in welchen Bezirken ganz besonders, wo kommen die Inserate her, was wird transportiert, ist das Sperrmüll oder wird das eher für Pappe genutzt und auf welchem Recyclinghof landen die Dinge." So kann die BSR in Zukunft womöglich ihr Personal gezielter einsetzen.

Vorbild Schweden

In Schweden, wo Tiptapp herkommt, funktioniert das schon: "Da machen die Recyclinghöfe die Erfahrung, dass der Aufwand tatsächlich abnimmt, weil sich die Fahrten besser bündeln. Viele Helfer holen zwei oder drei Inserate auf einmal ab", sagt Adelheid Kschidock. Zwischen 80 und hundert Mal in der Woche bringen Tiptapp-Nutzer etwas in die 14 BSR-Recyclinghöfe. Damit sichergestellt wird, dass die Möbel auch wirklich dort ankommen und nicht irgendwo in der Stadt abgestellt werden, ermittelt Tiptapp den Standort der Helfer. Die müssen bei der Abgabe auch Fotos machen.

Abholung spätestens am nächsten Tag

Wer einen Transport beauftragt, muss meist nicht lange warten. Die meisten Sachen werden innerhalb von drei Stunden abgeholt. Am häufigsten fahren die Helfer den Hof in der Tempelhofer Gradestraße an. Gut 3.000 Berlinerinnen und Berliner haben schon Hilfe bei der Entsorgung in Anspruch genommen. Auf der anderen Seite verdienen sich rund 300 Berliner als Helfer regelmäßig etwas dazu. Mehr als ein Minijob ist dabei aber nicht erlaubt.

50.000 Berliner haben sich die Tiptapp-App bisher heruntergeladen. Meist seien das eher junge Leute, sagt Gründer Tim Bjelkstam, die kein Auto haben und in einer Mietwohnung leben. Es gäbe aber auch Anfragen älterer Menschen, die etwa Helfer suchen, um Möbelstücke oder Kartons in den Keller zu tragen.

Auch Helena Fuertes freut sich, dass ihr die Lieferarbeit abgenommen wird: Einige ihrer Kunden haben die App schon genutzt.

Beitrag von Anja Dobrodinsky

23 Kommentare

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  1. 23.

    So einfach ist es mit den Sperrmüllkieztagen auch nicht. Die für mich am "einfachsten ' zu erreichende Annahmestelle liegt einen knappen Kilometer. von meinem Haus entfernt. Daher ist es mir ( Rentner, 85 Jahre,ohne Auto ) ñicht möglich, meinen Sperrmüll dort zu entsorgen. Ich muss also hoffen, dass mal einer der berufstätigen Nachbarn ein besonders störendes Stück mitnimmt. Und sicher haben auch andere alleinstehende Rentner ähnliche Probleme.

  2. 22.

    Schade, wieder nur per Smartphone. Wenigstens ein Plan B über die Website oder auch C per Anruf wäre doch weniger ausgrenzend.

  3. 21.

    Gute Planung ist schon die halbe Miete - vor allem bei einem Vollzeit-Sechstagejob. In welchen Städten sind die Öffnungszeiten besser? Würde mich mal echt interessieren.

  4. 20.

    Siehe mein erster Post hier - selbst das kriegen einige offenbar nicht gebacken und packen direkt tags darauf ihr Zeug wieder auf den Gehweg....

  5. 19.

    Mittlerweile gibt es in Berlin seit ca. 1 Jahr regelmäßig sogenannte Sperrmüllkieztage. Termine und Orte kann man im Internet bei der BSR finden. Also einfacher geht’s fast nicht mehr.

  6. 18.

    Ist ja schön, dass ihr alle so tolle Arbeitszeiten habt. Ich arbeite idR von 8 bis 17Uhr und pendle davor und danach jeweils 45min - hab regelmäßig auch Samstagsdienste. Auf dem direkten Weg keine BSR-Stelle. Ich hab sogar ein Auto, wo alles reinpasst und hab auch schon mehrfach meine Möbel dort hingebracht. Nun wo ich Vollzeit arbeite geht dies aber eben nur noch mit guter Planung. Da ist es in anderen Städten einfach wirklich einfacher.

  7. 17.

    Ich finde es nur noch traurig das all das was ich so aus meiner Jugend noch als „Nachbarschaftshilfe“ kenne inzwischen als „Dienstleistung“ gehandelt wird. Und noch schlimmer: das es Leute gibt die mit Vermittlung (!) derer auch noch Geld verdienen! Noch einen drauf: Leute die mit Apps für Letztere sogar Geld verdienen!!!

  8. 16.

    Danke für diese Info. Finde ich gut. Hatte mir schonmal Gedanken gemacht, wie ich meinen alten Teppich zur BSR schaffen könnte, da ich kein Auto habe. Nun werde ich mich mal bei Tiptapp melden...

  9. 15.

    Antwort auf "Wahlberlinerin" vom Sonntag, 10.12.2023 | 17:01 Uhr
    "Bessere Öffnungszeiten, die auch der arbeitenden Bevölkerung die Möglichkeit geben, den Müll zur BSR zu bringen, würde auch Erleichterung schaffen. " 6 Tage die Woche, davon mind. ein Tag bis 19:00 Uhr -das reicht nicht?

  10. 14.

    wieso wegwerfen wenn man es wiederverwerten kann, ohne gleich endgültig zu vernichten. was vielen nicht mehr gefällt kann einem anderen nützlich sein. Dabei ist nicht nur die Spende in Sozialeinrichtungen, doch fehlen die Strukturen um dies umzusetzen vielleicht sollte man daher vor weg zu werfen, man muss die Möglichkeit finden und suchen auf diese Art kann man auch das Klima schützen ( Möbel neu strukturieren aufarbeiten in ein neuen Blickpunkt versetzen) Küchen / Schränke statt wegwerfen neue Türen einbauen die Arbeitsplatte umgestalten Folien , Farbe usw.

  11. 12.

    Antwort auf "Wahlberlinerin" vom Sonntag, 10.12.2023 | 17:01 Uhr
    "Bessere Öffnungszeiten, die auch der arbeitenden Bevölkerung die Möglichkeit geben, den Müll zur BSR zu bringen, würde auch Erleichterung schaffen. " 6 Tage die Woche, davon mind. ein Tag bis 19:00 Uhr -das reicht nicht?

  12. 11.

    Wie wäre es mit Containern? Da könnten andere nochmal drüberschauen, ob sie nicht noch etwas gebrauchen können. Ähnlich wie bei Bücher Telefonzellen. Dann müsste nicht alles gleich weggeschmissen werden.

  13. 10.

    Es braucht aber auch Parkmöglichkeiten. Nicht dass immer öfter von 3 Spuren nur 1 übrig bleibt, während die anderen beiden für Minimalverkehr wie etwa 3 Busse die Stunde blockiert werden.

  14. 9.

    Hatten wir in den 70/80 Jahren auch. Die Sperrmüllberge wurden von anderen nach brauchbaren Zeug durchwühlt und der Müll lag überall rum. Bzw. kammen auch die Privaten Trödelprofis um daraus noch Geld Zumachen also beschloss man dies einzustellen.

  15. 8.

    Wenn alle disziplinierter wären, könnte man über eine Sperrmüllaktion nachdenken.
    Es wird aber dann alles hingeschmissen, auch Sondermüll, Hauptsache man ist seinen Schrott los.

  16. 7.

    War alles schon mal da gewesen im schönen Westberlin. Lang ist’s her u.nüscht passiert seitdem richtig. Die BSR Höfe in allen Ehren, doch sind diese nur ein Schönheitsfleck in der Berliner Stadtlandschaft. Sieht man ja selbst im vornehmen Charlottenburg.

  17. 6.

    Im Prinzip eine gute Sache. Die Probleme kommen dann wenn etwas passiert, zum Beispiel ein Unfall. Dann kommt die Krankenkasse und fragt: wie, Sie haben gegen Bezahlung Möbel transportiert? War das gewerblich? Dann müssen Sie sich an die Berufsgenossenschaft wenden. Oh, es lag gar keine Gewerbeerlaubnis vor. usw. usw. Ich weiß alles nur böse Bürokratie

  18. 5.

    In den meisten Orten Deutschlands außer Berlin gibt es den Sperrmülltag, an dem vorher angemeldeter und auf die Straße gestellter Sperrmüll von der Stadtreinigung abgeholt wird. Ich frage mich warum das in Berlin nicht möglich ist?

  19. 4.

    Verstehe ich nicht, habe schon sehr viel Sachen zur BSR gebracht und nie Probleme gehabt. Man sollte sich nur vorher Informieren welcher Hof was annimmt und die Leute die einfach ihre Klamotten an den Straßenrand stellen.... sind einfach nur Faul es dort hinzubringen.

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