Deutlich weniger Investitionen - Markt für Büroimmobilien ist in Berlin massiv eingebrochen

Do 11.01.24 | 15:37 Uhr
  16
Symbolbild: Ein modernes Großraumbüro. (Quelle: dpa/Westend61)
Bild: dpa/Westend61

Im Berliner Büroimmobilienbereich wurde im vergangenen Jahr nur noch ein Fünftel des Vorjahreswerts umgesetzt, wie aus Zahlen eines Branchenvertreters hervorgeht. Auch der Mietenmarkt ist im Abschwung. Nur eine Nische bildet hier eine Ausnahme.

Die Nachfrage nach Büroflächen in Berlin ist im vergangenen Jahr empfindlich zurückgegangen.
Wurden im Jahr 2022 noch Bürogebäude und Büroflächen im Wert von 4,19 Milliarden Euro verkauft, waren es im vergangenen Jahr nur noch 899 Millionen Euro, wie aus Zahlen des Immobilienvermittlers Jones Lang LaSalle (JLL) hervorgeht. Die Zahlen liegen dem rbb vor. Das entspricht einem Rückgang von fast 80 Prozent.

Im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 hatte das Gesamtinvestment im Bürobereich noch bei jeweils 5,33 Milliarden Euro gelegen.

Die Daten erfassen laut JLL nicht nur Verkäufe, an denen der Branchenvertreter direkt oder indirekt beteiligt war, sondern "Zahlen aus öffentlich zugänglichen Quellen und Transaktionen sowie validierte Marktdaten", wie ein Unternehmenssprecher rbb|24 erklärte.

Gefragt sind nur noch moderne Objekte in Toplage

Bürodeals kamen im gesamten Immobilien-Investmentvolumen in Berlin nur noch auf einen Anteil von 19 Prozent - nach nahezu 40 Prozent im Vorjahr. Anja Schuhmann, Niederlassungsleiterin JLL Berlin und Leipzig, führt das auf konjunkturelle und strukturelle Ursachen zurück: "Potenzielle Käufer schauen sehr genau auf die nachhaltige Vermietbarkeit von Büros, insbesondere bei Objekten mit schwächerer Gebäude- und Lagequalität. Wenn Bürodeals zustande kommen, dann fast ausschließlich in sehr guten Lagen und mit Topqualität", erläutert sie.

Schwer haben es demnach sanierungsbedürftige Büroobjekte in "B- und C-Lagen", wie es im entsprechenden Bericht des Immobilienmaklers heißt. "A-Bürolagen sind erstklassige Standorte mit guter ÖPNV- und Verkehrsanbindung und Nahversorgung, hochwertigen Gebäuden und renommierten Unternehmen. B-Bürolagen liegen in gut entwickelten, weniger zentralen Lagen, also außerhalb des S-Bahnrings. C-Bürolagen sind in weniger zentralen Lagen mit begrenzter ÖPNV- und Verkehrsanbindung und Infrastruktur zu niedrigeren Preisen", wie JLL-Sprecher Nicolas Katzung auf rbb|24-Nachfrage erklärt.

Trotz des starken Investitionsrückgangs bleibt Berlin demnach im Bürobereich bundesweiter Spitzenreiter. Im zweitplatzierten Hamburg wurden im vergangenen Jahr Büroflächen im Wert von 703 Millionen Euro verkauft, wie aus den Zahlen von JLL weiter hervorgeht. In der Bankenstadt Frankfurt am Main waren es 347 Millionen Euro - und damit fast 90 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Hohe Nachfrage nur noch bei kleineren Mietflächen

Auch die Anzahl der neu vermieteten Büroflächen in Berlin ist laut JLL im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen, wenn auch nicht so stark wie bei den Bürokäufen. "Auf Gesamtjahressicht summiert sich der Flächenumsatz auf 528.600 m², was einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 31 Prozent entspricht", heißt es von JLL.

Mit einem Vermietungsergebnis von 122.400 m² war das vierte Quartal "das schwächste Schlussquartal seit zehn Jahren", heißt es weiter im entsprechenden Bericht des Immobilienmaklers. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 709 Vermietungen registriert, im Vorjahr waren es 869.

Gut läuft demnach nur noch die Vermietung von kleineren Flächen bis 500 m². Dieser Bereich macht allein knapp zwei Drittel aller Mietabschlüsse im Gesamtjahr 2023 aus.

Spitzenmieten steigen weiter an

Bei den Büromieten gibt es derweil dieselbe Entwicklung wie bei Käufen von Büroimmobilien: Auch hier konzentriert sich die Nachfrage vor allem auf hochwertige Flächen in zentralen Lagen. Das führt zu einem Anstieg der Spitzenmiete, die laut JLL im vergangenen Jahr bei 44,00 Euro/m² lag (Vorjahr: 41,50 Euro/m²). Gleichzeitig habe der Leerstand entsprechender Immobilien in Berlin leicht zugenommen, analysiert das Maklerunternehmen. "Wenn sich Unternehmen für einen Umzug entscheiden, dann wollen sie auch die beste Qualität haben. Und dann sind sie auch bereit, hohe Mieten dafür zu bezahlen", erläutert JLL-Regionalchefin Schuhmann.

Sie rechnet damit, dass die Spitzenmiete in den nächsten Jahren weiter steigen wird, da das Angebot an neuen Büroflächen tendenziell sinken könnte. So wurden laut JLL 2023 nur 361.000 m² Bürofläche fertig gestellt, 50 Prozent weniger als 2022. "Wenn Premiumflächen nicht mehr gebaut werden, weil Projektentwickler ihre Bauvorhaben vor dem Hintergrund fehlender Vorvermietung und erschwerter Finanzierung stoppen, wird das den Druck auf die Mieten erhöhen", meint Schuhmann.

16 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 16.

    Wieso müssen Büros in Top lagen liegen, wenn man doch nur im Büro arbeitet? Diese Logik erschließt sich mir nicht.

  2. 15.

    Na endlich und logisch … Wäre schön, wenn die Bau- und Stadtentwicklungspolitik die gesetzlichen Möglichkeiten hätte, den Neubau von, und den Umbau zu Büroflächen 5 Jahre und sehr weitgehend einfach mal nicht zu genehmigen ... Wäre.

  3. 14.

    Der Artikel teilt mit, dass innerstädtische Lagen gut laufen.

  4. 13.

    „ solange es steuerlich begünstigt ist,“
    Machen sie mich doch mal schlau …. Wie sieht denn die Begünstigung aus ?
    Ich kenne nur, dass man Verluste mit Gewinnen verrechnet… aber das gilt für alle Branchen und Unternehmensformen.

  5. 12.

    Das ist doch egal, was im Gebäude drin ist, Hauptsache man "hat sich die Immobilienfläche gekrallt" - Das Signa-Imperium & Co lassen grüßen.
    Es ist eben bedeppert, dass gegen diese "Art zu wirtschaften" leider kein marktwirtschaftliches Kraut gewachsen ist. Aber gut für manche kleineren Baufirmen und Baugesellschaften, die sich darauf spezialiiseren konnten, aus diesem Beton, etwas Neues - na, ja, noch muss man sagen - "zaubern" können. Nur leider ist "das" zunächst erst mal mit viel Geld ans Bein binden müssen" verbunden. Und das ist halt nicht in Ordnung. Leider habe ich keine Lösung. Viell. muss man dazu die Forschung in die Spur schiken. Denn diese große Flächen könnte man sinnvoll aufteilen u. neuen Nutzungen zuführen. Vielleicht muss man derart Nutzungskonzept-Einreichung zu Beginn einer Genehmigung einfordern! Erst wenn so ein Konzept vorliegt, könnt ihr anfangen zu bauen. .. Ansonsten nur: So viel Betrug!

  6. 11.

    Gut so. Ich gönne es allen Investoren, die für den schnöden Mammon das tausendste Bürogebäude in die City geplant oder gezimmert haben.

  7. 10.

    Topplagen sind und werden immer teurer.

  8. 9.

    Das regelt der Markt!
    Die unsichtbare Hand!
    Das magische Viereck!
    Der Osterhase!

  9. 8.

    Für 500 Euro warm nehme Ich so ein Büro Loft, bevor es leer steht und vergammelt.

  10. 7.

    solange es steuerlich begünstigt ist, solche Mengen an Raum leer stehen zu lassen wird wohl keinerdie sogenannte Not zur Tugend zu machen und leerstehenden Gewerberaum zu Wohnraum umwidmen zu lassen. Es wäre wohl vermessen, zu glauben oder hoffen, dass unsere gewählten Volksvertreter bei so einen bekannten Raumleerstand etwas tun könnten um die allergrößte Wohnnotstand etwas zu lindern

  11. 6.

    Nunja der Markt wird sich von selbst korrigieren. Es wird nur etwas Dauer, bis das dann ankommt. Im Grunde müsste jetzt bereits die Umnutzung von Büro in Wohnraum konsequent vorangetrieben werden.

  12. 5.

    Der Volksmund mag das als Krisensymptom deuten, aber aus wirtschaftsliberaler Sicht istein gutes Signal. Periodisch muss es immer wieder mal Marktbereinigungen geben. Keine "Party" dauert ewig. Es ist Zeichen eines gesunden Marktumfeldes, wenn sich wieder so anpassen, dass sie den tatsächlichen Wert des nachgefragten Guts reflektieren, und nicht bloß die überhitzten Erwartungen einer überliquiden Angebotsseite, die gar nicht weiß, wohin mit ihrem Geld.

    Und es ist ja weiß Gott nicht so, dass dies derzeitige Großreinemachen nur Verlierer hervorbrächte. Vielmehr trennt erst hier die Spreu vom Weizen, und es zeigt sich, welche Akteure auch in der verflossenen Phase des großen Hypes so vorausschauend gehandelt haben, dass sie diese etwas kühlere Übergangszeit mit einer gewissen Resilienz aussitzen können. Zumal es ja auch die Möglichkeit gab, in einer Lage wie der aktuellen erst recht auch wirklich zu profitieren. Wer shortet, lacht am besten.

  13. 4.

    Der letzte Satz ist wohl eher Wunsch als Realität. Man braucht nur aus Richtung Ostkreuz in Zentrum zu fahren, um zu sehen was da an Büroflächen in Entstehung ist, geplant ist und bereits leer steht. Da wird immer noch kräftig am Markt vorbei gebaut, obwohl viele seit Corona ins Home Office gezogen sind.

  14. 3.

    >"Man könnte denken, dass die Investoren in Berlin sich überhaupt nicht um die tatsächliche Probleme kümmern, sondern immer nur den möglichst großen Gewinn sehen."
    Willkommen in diesem Gesellschaftssystem! Wie nennt man das doch gleich... ah ja: Kapitalismus. Kommt von Kapital... Geld investieren und möglichst viel Gewinn daraus machen. Ist nicht immer erfolgreich. So manch ein Immobilieninvestor hat sich schon verspekuliert und ist dann weg vom Fenster.

  15. 2.

    Wenn alle, um Strom-und Heizkosten zu sparen, ins Homeoffice geschickt werden und die Mitarbeiter dadurch selber höhere Kosten tragen müssen, eigentlich logisch.

  16. 1.

    Es zeichnete sich seit einigen Jahren doch bereits ab, dass es deutlich zu viele Büroräume in Berlin gibt und überdeutlich zu wenige bezahlbare Wohnungen. Man könnte denken, dass die Investoren in Berlin sich überhaupt nicht um die tatsächliche Probleme kümmern, sondern immer nur den möglichst großen Gewinn sehen. Da kann man sagen: „Selber schuld!“

Nächster Artikel