Warenhauskette - US-Investor und Ex-Kaufhof-Aufsichtsratschef wollen Galeria kaufen

Di 09.04.24 | 14:46 Uhr
  9
Symbolbild:Der Schriftzug Karstadt an einer Filiale des geschlossenen Kaufhauses in Berlin Wedding.(Quelle:imago images/bildgehege)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.04.2024 | Thomas Bertsch | Bild: imago images/bildgehege

Ein Bieterpaar hat offenbar das Rennen um die Übernahme von Galeria Karstadt Kaufhof gewonnen. Die beiden hatten schon in der Vergangenheit mit der Warenhauskette zu tun.

Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz will die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof übernehmen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Verhandlungskreisen. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet.

Weder der Sprecher des Insolvenzverwalters Stefan Denkhaus noch ein Sprecher des Unternehmens wollten sich dazu auf Anfrage äußern.

Bieter war schon mal Galeria-Eigentümer

Der Verwalter von Galeria hatte zuletzt mit zwei Bietern final über den Verkauf verhandelt. Dem Bericht zufolge soll Denkhaus bereits am Montag den Gläubigerausschuss informiert haben, dass NRDC und Beetz den Zuschlag bekommen sollen. Die Verträge sollen am Dienstag unterzeichnet werden. Am Mittwoch will Denkhaus den Käufer öffentlich präsentieren. Die Gläubigerversammlung entscheidet dann endgültig über die Übernahme.

NRDC gehört dem kanadischen Unternehmer Richard Baker. Der 58-Jährige hat auch die Mehrheit an den Warenhausunternehmen Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue. Über HBC war er bereits zwischen 2015 und 2019 Eigentümer von Galeria Kaufhof, bevor die Warenhauskette an die Signa-Gruppe verkauft wurde und mit Karstadt fusionierte.

Beetz ist Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim. Von 2018 bis 2019 war er Aufsichtsratsvorsitzender von Kaufhof.

Künftig nur noch "60 plus X" Filialen?

Denkhaus hatte Ende März mitgeteilt, dass mit zwei Bietern abschließend verhandelt werden solle. "Beide Interessenten verfügen über große Erfahrungen im deutschen Einzelhandel und verfügen auch über die für das anstehende Investment erforderlichen Mittel", so Denkhaus. Die Namen der möglichen Investoren nannte er nicht.

Die letzte Entscheidung über eine Übernahme durch einen neuen Eigentümer trifft die Gläubigerversammlung. Diese wird laut Bekanntmachung am 28. Mai in der Messe Essen zusammenkommen, um über den von Denkhaus erstellten Insolvenzplan abzustimmen. Wie viele von den 92 Filialen (darunter acht in Berlin und eine in Potsdam) bestehen bleiben werden, ist noch offen. Nach Angaben von Denkhaus soll es um eine Übernahme von mindestens "60 plus X" Filialen gehen. "Wie groß dieses X ist, wissen wir noch nicht", so der Insolvenzverwalter.

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, äußerte sich ähnlich. Im rbb24 Inforadio sagte er am Dienstag, er erwarte, dass ein Drittel der bislang 92 Galeria-Standorte geschlossen werde. Am Ende würden bundesweit wahrscheinlich rund 60 Filialen an konsolidierten Standorten bleiben, wobei Berlin auf jeden Fall dazugehören werde. Hoffnung mache, dass die beiden möglichen Investoren Erfahrungen auf dem schwierigen deutschen Markt mitbringen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.04.2024, 9 Uhr

9 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 9.

    In D machen sich Billigheimerläden breit, es grassieren die Bestelleritis-Seuche und schwächelnde Kaufkraft der Konsumenten. Schlechte Karten für ein Kaufhaus, das ein Vollsortimenter sein sollte. Das ist Galeria-Karstadt aber schon lange nicht mehr, denn die Sortimente wurden stark reduziert. -Der alte/neue Top-Sanierer wird vielleicht irgendwo z. B. Steuer- oder Zinsvorteile abfassen. 1-2 Jahre vielleicht und das restliche Galeria-Karstadt-Gebilde ist wieder insolvent und verschwindet ganz von der Bildfläche. Je weniger Filialen übrig bleiben, desto geringer fallen die Einkaufsmengen für Warenvorräte aus und man bekommt schlechtere Einkaufskonditionen. Überdies hinaus werden sich Benko-geschädigte Lieferanten wahrscheinlich hüten, Waren auf Kredit bzw. mit Zahlungsziel von x Monaten zu liefern. Vielleicht verlangen dann einige Lieferanten sogar Vorkasse und das Galeria Experiment ist in wenigen Monaten beendet. (680Mio gewährte der Bund dem Benko. 40Mio zahlte er zurück.)

  2. 8.

    Tolles Foto( das mit dem Karstadt-Schriftzug). Der Ornithologe erkennt gleich den Pleitegeier auf dem Bild!

  3. 7.

    Jeder,der klar bei Verstand ist,würde doch dieses Marode Unternehmen nicht kaufen.Drei Insolvenzen in drei Jahren sprechen doch wohl Bände.Die Motive der Investoren werden vielfältig sein,aber sicher nicht dem Erhalt der Galeria.

  4. 6.

    Hoffentlich ist es bald vorbei! Es spricht Bände, dass ein ehemaliger Investor, der Kaufhof seinerzeit vollkommen vor die Wand gefahren hat, den Zuschlag erhalten haben soll. Können ja nicht besonders viele und gute Angebote gewesen sein, wenn ein solches Konsortium zum Zuge gekommen ist. Keine Ahnung, was die mit diesem Laden vorhaben. Wahrscheinlich wollen sie einfach nur alles zerschlagen, irgendwelche Steuern sparen, irgendwelche Gelder abgreifen. Klingt vollkommen unseriös. Die vierte Insolvenz wahrscheinlich nur eine Frage von Monaten.

  5. 5.

    Gibt es in Deutschland keine Investoren? Die kommen gefühlt alle aus dem Ausland. Die finanzielle Bildung kommt in Deutschland auch zu kurz.

  6. 4.

    Die genannten Player, in Ihrem Beitrag auch Investoren genannt waren mit ihren segnenden Händen bereits im Unternehmen engagiert, das Resultat ist sattsam bekannt. Ich hoffe die Verträge sind derart gestrickt, dass diesmal auch die Beschäftigten ausnahmsweise profitieren. Ich lasse mich gerne positiv überraschen.

  7. 3.

    Kaufhof ist ein Unternehmen ohne Wert (stand glaub ich im Handelsblatt) Kaufhof besitzt keine Eignen Immobielen mehr, der Großteil Gehört der Signa, der Rest anderen Inhabern, zudem besitzt das Unternehmen nichts weiteres von Wert mehr, díe Häuser sind Marode und Kaputt gesparrt worden, es Hängen noch immer die Restlichen Winterartikel im Laden und zu guter Letzt wurde ein Lager nach dem nächsten Geschlossen, Verkauft und verscherbelt. Der Neue Inhaber müsste Milliarden Ausgeben damit Kaufhof überhaupt wieder in der Lage der Großen Handels Ketten wieder mit Spielt, da diese grade mal 1,85 Mlliarden Umsatz Erwirtschaften und sind Praktisch damit Schlusslicht. Da der HSB Mann schon damals Kaufhof in Pleite führte und nur am Schnellen Geld Interesse hat, dürfte die 4. Insovenz dann nicht Lange auf sich warten.

  8. 2.

    Des Dramas nächster Akt..... Hudson Bay hat seinerzeit aus einem profitablen Unternehmen durch verfehlte Sortiments-
    Politik und der dadurch mangelnden Kundenakzeptanz einen schwächelnden KAUFHOF gemacht, der dann an Benko "weitergeschoben" wurde.
    Warum das jetzt besser werden sollte erschließt sich mir nicht, zumal das 60 + X unter dem Eindruck der nach wie vor wachsenden Internet-Plattformen besser 40 + X lauten sollte .Mehrere Handelsstudien weisen seit Jahren darauf hin, daß nur an ca. 40 Standorten in Ober-und Mittelzentren ein Warenhaus profitabel zu betreiben sein.
    Deswegen des Dramas nächster Akt und auf in den Weg zur vierten Insolvenz....


  9. 1.

    Mein Gefühl sagt mir, dass auch dieser Besitzer keine lange Zukunft für diese Kaufhäuser und damit für die Arbeitsplätze der betroffenen Angestellten bedeutet. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten wird das Unternehmen ausgelaugt und die Grundstücke veräußert. Die Mitarbeiter bleiben auf der Strecke,

Nächster Artikel