Interview | "Games Ground Berlin" - "Wir wollen kleine Entwickler mit internationalen Investoren zusammenbringen"

Mi 13.11.24 | 14:42 Uhr
Besucher testen am 25.08.2024 ein Videospiel (Egoshooter) auf der Gamescom 2024 in Köln. (Quelle: Picture Alliane/Panama Pictures/Christoph Hardt)
Picture Alliane/Panama Pictures/Christoph Hardt
Audio: rbb 88,8 | 11.11.2024 | Interview mit Sebastian Gsänger und Tom Achsel | Bild: Picture Alliane/Panama Pictures/Christoph Hardt

Gaming ist längst keine Nischenveranstaltung mehr. Am Donnerstag startet die "Games Ground Berlin" - eine Messe für Fachpublikum und Gaming-Fans. Die Mit-Organisatoren Tom Achsel und Sebastian Gsänger sprechen über die Bedeutung der Branche.

rbb: Wie hoch ist die wirtschaftliche Bedeutung der Game-Industrie?

Sebastian Gsänger: Mittlerweile ist die Game-Branche zwar nicht größer als Musik, Sport und Film zusammen, das waren wir aber auf jeden Fall in der Corona-Zeit. Games sind neben Filmen ein sehr umsatzstarkes Medium. Das betrifft vor allem Mobile Games und unterschiedlichste Plattformen. Viel Geld fließt auch für In-App-Käufe.

Wie wichtig ist Berlin für die Game-Branche?

Tom Achsel: Wie einer unserer Politiker gesagt hat: Wir wollen Berlin zur Gaming-Hauptstadt Deutschlands machen. Wir versuchen mit "Games Ground" natürlich dazu beizutragen und dies zu unterstützen. Nicht nur für die lokale Industrie, sondern natürlich auch breit gefächert für Deutschland. Berlin ist sehr stark, was die Indie-Branche angeht. Deshalb versuchen wir, diese kleinen, unabhängigen Entwickler zu unterstützen. Aber die brauchen wiederum Hilfe von außen, also von internationalen Investoren.

Wie würden Sie dabei Ihre Rolle beschreiben?

Tom Achsel: Das ist eine gute Frage. Ich persönlich fahre etwas zweigleisig. Ich bediene die "Games Academy" im Marketingsektor und kümmere mich bei "Games Ground" auch um Marketing und PR. Wir versuchen, in meiner Ebene zumindest, viel zu netzwerken. Ich versuche die Branche abzuholen und mit ihr zu interagieren, was unglaublichen Spaß macht. Denn die Games-Branche ist sehr supportive. Man unterstützt sich gegenseitig. Es geht aber nicht immer nur um Geld. Es kann sich auch mal ein Deal finden, indem man sich einfach gegenseitig unterstützt.

Sebastian Gsänger: Ich komme eigentlich aus dem Programmier-Bereich und habe als Entwickler angefangen. Mittlerweile bin ich bei allem dabei, über Marketing bis hin zu Firmengründungen. Das ist meiner Meinung nach auch das Schöne, weil ich mich immer in neue Technologien reinfinden muss. Ich muss immer am Zahn der Zeit sein und da möglichst viel ausprobieren. Deswegen kann ich den ganzen Tag auch vor dem PC hängen und kann mich immer wieder in neue Sachen einarbeiten und das macht mir eigentlich am meisten Spaß.

Wie wollen Sie es schaffen, dass die Branche weiter wächst?

Sebastian Gsänger: Das Schöne, was wir vor allem machen, ist, wir bringen die Größeren mit den Kleineren zusammen. Bei den größeren Firmen liegt das Geld, um so eine Ausstellung zu bezahlen. Die Kleinen machen das Herzstück der Branche aus. Das war von Anfang an unsere Thematik, wie können wir die Großen mit den Kleinen zusammenbringen? Wo können wir das große Geld, was vorhanden ist, nutzen, um die Kleinen zu stärken?

Infos im Netz

Räume von Wooga in Berlin (Bild: Wooga/Kay Herschelmann)
Wooga/Kay Herschelmann

14. bis 16. November | Alte Münze - "Games Ground Berlin"

Besucher erwartet auf zwei Bühnen und in mehreren Networking-Bereichen Panels, Keynotes und Workshops. Aber auch interaktive Bühnenshows, mehrere Gaming-Stations, Indie Islands, Cosplay und vieles mehr wird es auf der Messe geben. Interessierte können sich auch über Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Gaming-Bereich informieren.

Die Messe ist am Donnerstag und Freitag für das Fachpublikum geöffnet; am Samstag für Gaming-Fans. [www.gamesground.de]

Was sagen Sie zu der Debatte, dass Games kein Kulturgut sind?

Tom Achsel: Das ist, glaube ich, auch ein Zeitding. Mal schauen, wann das kommt und wann Games partiell als Kulturgut angesehen werden. Wir haben zum Beispiel die lieben Leute von "Paint Bucket Games" bei uns mit an Bord, welche ein Vorkriegszeiten-Spiel rausgebracht haben. Letztendlich haben die es geschafft, im Museum in London ausstellen zu können.

Also sind die Games schon ein bisschen Kultur?

Sebastian Gsänger: Das würde ich auf jeden Fall so unterschreiben, auch wenn ich zum Beispiel an die ganzen Veranstaltungen denke, wo sich Kids bei einem Turnier austauschen. Dort interessiert es nicht, wie alt jemand ist, wo jemand herkommt. Wenn man da ein bisschen drin ist, dann sieht man das viel eher als Kultur und hat nicht dieses Bild vor Augen von dem Jungen, der alleine ewig lang nur vor seinem Rechner sitzt und nur zockt und nichts anderes macht. Im Endeffekt beweisen die Veranstaltungen, die Leute gehen auch raus und labern den ganzen Tag Leute voll, weil es ihre Leidenschaft ist.

Tom Achsel: Gamer haben sofort ein Thema, über das sie reden können. Über die Zeit wird sich das definitiv als Kultur etablieren. Genauso wie es ist, wenn wir in Museen gehen. Künstler und Leute, die Verständnis von Kunst haben, unterhalten sich ja auch darüber. Und genau so wird es in der Games-Branche mehr und mehr etabliert. Da bin ich sicher.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Info Hoppe, rbb 88,8.

Der Text ist eine redaktionell bearbeitete Fassung. Das Gespräch können Sie auch im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbb 88,8, 11.11.2024, 15:15 Uhr

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