Warntag am 14. September - Auf diesen Wegen wird am Donnerstag testweise Alarm geschlagen
Am bundesweiten Warntag wird getestet, wie die Bevölkerung im Ernstfall gewarnt werden kann. Die Warnungen erfolgen über mehrere Kanäle, um möglichst viele Menschen zu erreichen. In Berlin können nicht alle Wege genutzt werden. Von Helena Daehler
- Bundesweiter Warntag am Donnerstag auch in Berlin und Brandenburg
- Ab 11 Uhr wird über Apps, Radio, Fernsehen, Cell Broadcast oder Sirenen gewarnt
- Zuletzt gab es mehrere Pannen an Warntagen
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe testet mit dem bundesweiten Warntag an diesem Donnerstag, wie die Bevölkerung über unterschiedliche Kanäle von potentiellen Gefahren erfährt. Im Ernstfall könnte es sich beispielsweise um einen Bombenfund in der Umgebung, Hochwasser, einen Raketenangriff oder um einen Großbrand handeln.
Die Probewarnung wird ab 11 Uhr über einen sogenannten Warnmittel-Mix versendet. Im Radio gibt es Durchsagen, im Fernsehen ist ein Laufband zu sehen, auf digitalen Anzeigen an Bahnsteigen ist eine Warnung zu lesen, Sirenen ertönen und auch auf Smartphones wird eine Warnung entweder über den Mobilfunkdienst Cell Broadcast oder über eine Warn-App angezeigt. Eine Entwarnung soll gegen 11:45 Uhr erfolgen.
Warn-Apps haben Vorteile durch Ortungsdienste
Die amtliche Warn-App des Bundes heißt Nina. Aber auch andere Apps wie Katwarn und Biwap geben amtliche Bevölkerungsschutz-Warnungen heraus. Marianne Suntrup vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt generell eine der Warn-Apps zu nutzen, weil sie über die Ortungsdienste gut vor regionalen Gefahren wie beispielsweise Hochwasser warnen könnten: "Bei der Warn-App Nina kann man entweder einen Standort 'abonnieren', für den man gewarnt werden will, oder man kann für den aktuellen Standort informiert werden". Die Apps hätten zusätzlich den Vorteil, dass sie textlich keine Beschränkung haben und gleichzeitig mit der Warnung auch Handlungsempfehlungen übermitteln können.
Cell-Broadcast-Warnung
Aber auch wer keine Warn-App besitzt, kann über das Handy oder Smartphone gewarnt werden über den sogenannten Cell Broadcast. Hierbei handelt es sich um einen Mobilfunkdienst, der Warnungen an alle Nutzer:innen in einem bestimmten Abschnitt des Mobilfunknetzes verschicken kann. Voraussetzung für den Empfang ist ein eingeschaltetes Smartphone oder konventionelles Handy. Ältere Geräte sind teilweise davon ausgeschlossen. Eine Liste empfangsfähiger Geräte hat das Bundesamt auf der Webseite veröffentlicht [bbk.bund.de].
Sirenen warnen vor allgemeiner Gefahrenlage - nur nicht in Berlin
Das wohl lauteste Warnmittel am bundesweiten Warntag sind die Sirenen. Mit einem auf- und abschwellenden Heulton warnen sie vor einer allgemeinen Gefahr. Im Ernstfall wäre die Bevölkerung dazu aufgefordert, sich detaillierter über die aktuelle Gefahr zu informieren, sagt Suntrup: "Erstmal ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und dann sollte man das Radio einschalten, um dort weitere Informationen zu bekommen. Bei Stromausfall hilft es auch, ein Kurbelradio oder das Autoradio zu nehmen. Ansonsten kann man auch im Netz gucken." Mit einem einminütigen Dauerton geben Sirenen wieder Entwarnung.
Sirenen in Berlin erst 2024 einsatzbereit
In Berlin sollten Sirenen mittlerweile das komplette Stadtgebiet abdecken, doch von den 400 geplanten Warnsirenen sind noch längst nicht alle installiert. Nach Informationen des rbb könnten es bis Ende des Monats immerhin bis zu 110 Sirenen sein. Doch auch diese Sirenen werden am diesjährigen Warntag stumm bleiben. Denn es fehlt die Möglichkeit, sie einzuschalten. Sowohl das System der Landesstelle für Digitalfunk als auch das Modulare Warnsystem des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kann wohl erst kommendes Jahr die Sirenen zum Heulen bringen.
In anderen Bundesländern, wo Sirenen nicht wie in Berlin in den 1990er Jahren abgebaut wurden, hängen noch ältere Modelle, die sich durch eine andere Technik einschalten lassen. So auch in Brandenburg, wo es mehr als 2.500 Warnsirenen gibt. Mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land werden aber auch dort knapp 200 neue Sirenen gebraucht und bestehende Sirenen modernisiert.
Auswertung des Warntages durch Bevölkerungsbefragung
Beim ersten Warntag 2020 hatte es einige Pannen gegeben. So gingen die Testwarnungen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) teils um bis zu 30 Minuten verzögert ein. Die Gefahrenmeldung der Warn-Apps Nina und Katwarn kam auch in Berlin und Brandenburg erst mit einer guten halben Stunde Verspätung nach dem offiziellen Start um 11 Uhr an. Auch beim letzten bundesweiten Warntag im Dezember 2022 kamen bei manchen Nutzern die Meldungen erst verspätet, etwa gegen 11:15 Uhr, andere wurden gar nicht gewarnt.
Zuletzt wurde die Bevölkerung mittels Online-Befragung zu den Erfahrungen der Warnwege befragt. Deutschlandweit beteiligten sich mehr als 850.000 Menschen an der Umfrage. Von den Befragten haben über 90 Prozent mindestens auf einem Kanal eine Probewarnung erhalten. Unter 20-Jährige haben die Warnungen am häufigsten über die sozialen Medien erhalten, 40- bis 59-Jährige erfuhren von der Probewarnung in den meisten Fällen über das Fernsehen und Radio.
Dies spreche für den Warnmmittel-Mix, sagt Suntrup und fügt an: "Wir haben auch Verbesserungspotentiale erkannt und beispielsweise die Serverkapazität für unsere Webseite erhöht, auf der Details zur Warnung und Handlungsempfehlungen stehen. Die Webseite war letztes Jahr zum Warntag zwischenzeitlich nicht mehr erreichbar." Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wertete den Warntag 2022 grundsätzlich als Erfolg. Auch zum aktuellen bundesweiten Warntag gibt es eine Onlineumfrage [warntag-umfrage.de].
Sendung: rbb 88,8, 13.09.2023, 18:40 Uhr