Viele Motorschäden - Polnische Tankstelle hat Diesel statt Benzin verkauft
An einer polnischen Tankstelle an der deutsch-polnischen Grenze ist Ende April der Kraftstoff verwechselt worden: Statt Benzin bekamen die Autofahrer Diesel getankt. Zahlreiche Motorschäden waren die Folge.
Nach rbb-Informationen häufen sich Motorschäden bei Autofahrern, die ihr Fahrzeug an einer Tankstelle im polnischen Krajnik Dolny, direkt an der deutsch-polnischen Grenze, betankt haben. Mehrere Werkstätten in der Uckermark berichten von Kunden, die anstelle von Benzin Diesel im Tank hatten.
Eine stichprobenartige rbb-Umfrage bei Werkstätten in Schwedt und Angermünde bestätigte die Motorschäden mehrerer Autofahrer. Auch eine polnische Autowerkstatt berichtete von Motorschäden bei Kunden aus Deutschland. Die Reparaturen seien sehr aufwändig, da zum Teil nicht nur Filter und Düsen, sondern auch der gesamte Tank ausgebaut und gesäubert werden muss.
Tankstelle räumt falsche Betankung ein
Auf rbb-Anfrage wollte die Tankstelle sich zunächst nicht zu den Vorfällen äußern und verwies an die Pressestelle der Tankstellengruppe Apexim im polnischen Zielona Gora. Die Apexim-Gruppe bestätigte dem rbb am Dienstag schriftlich, dass sich der Vorfall im April an der Tankstelle in Krajnik Dolny ereignet habe. "Wir bedauern die entstandene Situation sehr und möchten uns über Sie noch einmal bei den betroffenen Kunden entschuldigen", heißt es in dem Statement.
Als Grund nannte ein Unternehmenssprecher "eine unglückliche Verwechslung seitens des Kraftstofflieferanten und ein falsch etikettiertes Kraftstoffprodukt". Infolgedessen sei es zu Betankungen mit dem falschen Kraftstoff gekommen. Mehrere betroffene Kunden hätten sich daraufhin an die Tankstelle gewandt.
Das Unternehmen wolle die Schäden an den Autos ihrer Kunden, auch in Deutschland, übernehmen, sagte der Sprecher weiter. "Das Nichtvorlegen einer Quittung stellt kein Problem dar, weil die Tankstelle die Kunden anhand des Kennzeichens, des Datums oder der Uhrzeit des Tankvorgangs identifizieren kann. Dabei wird das Monitoring an der Tankstelle genutzt", hieß es von Apexim. Die Kostenerstattung erfolge nach Vorlage der Werkstattrechnung. Die Apexim-Gruppe betonte, dass der Vorfall einmalig in der Geschichte des Unternehmens sei, auf das es selbst keinen Einfluss gehabt habe.
Die Tankstelle in Krajnik Dolny gehört zu einer kleinen polnischen Tankstellen GmbH, die in Grenznähe zu Deutschland 15 Tankstellen betreibt.
Autofahrer machen in Sozialen Netzwerken auf Problem aufmerksam
Zuvor teilten "Tank-Touristen" ihre negativen Erfahrungen auf Facebook und in regionalen Verkehrs-Warn-Apps. Erstmals berichtete in der öffentlichen Facebook-Gruppe der Stadt Schwedt ein User am 25. April 2024 von Problemen mit dem Motor, nachdem er an der Tankstelle Krajnik Dolny Benzin getankt hatte. Eine Werkstatt soll dem User einen Tag später mitgeteilt haben, dass der Tank nicht mit Benzin, sondern Diesel befüllt worden sei. Die Reparatur- und Tankrechnung habe er anschließend als Kopie bei der Tankstelle eingereicht [facebook.com].
76 Kommentare finden sich inzwischen unter dem Post vom 25. April, in denen auch andere User von ähnlichen Erfahrungen berichten.
ADAC-Experte: Kapitaler Motorschaden möglich
Im Fall, dass man den falschen Sprit im Tank hat, lautet die Regel Nummer eins: Keinen Meter fahren. Das empfiehlt auch ADAC-Experte Jörg Prause: "Der Diesel kommt in die Einspritzanlage und dann haben wir schon ein großes Problem." Weitreichende, kostspielige Reparaturen seien die Folge. Diese können mehrere Tausend Euro kosten. Auch ein kapitaler Motorschaden sei möglich, so Prause.
Leuten, die sich vielleicht einen Kanister an der Tankstelle geholt haben und den Inhalt nicht genau kennen, empfiehlt Prause, bei der Werkstatt seines Vertrauens nachzufragen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 14.05.2024, 19:30 Uhr
Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, dass alle Schäden bereits ersetzt worden seien. Korrekt ist aber, dass Apexim angekündigt hat, die Schäden zu übernehmen.
