Verkehrsverwaltung - Keine der 70 Berliner Spannstahl-Brücken ist akut einsturzgefährdet

Mi 29.01.25 | 17:54 Uhr
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Archivbild: Autobahnbrücke über dem Breitenbachplatz. Die Brücke am Breitenbachplatz ist Teil der ehemaligen Bundesautobahn 104, die den Berliner Stadtring (A 100) vom ehemaligen Kreuz Wilmersdorf mit dem Berliner Ortsteil Steglitz verband. (Quelle: dpa/Hebler)
Bild: dpa/Hebler

Viele Brücken in Berlin sind marode. Immerhin gibt die Verkehrsverwaltung beim Zustand der Brücken aus Spannstahl vorerst Entwarnung. Nur wenn sie nicht mehr verkehrssicher sind, müssen sie neu gebaut werden.

Von den rund 900 Brücken in Berlin sind 70 mit Spannstahl gebaut, der korrosionsrissanfällig ist. Das sagte der Abteilungsleiter Tiefbau und Brückenexperte der Verkehrsverwaltung, Lutz Adam, am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Die gute Nachricht ist, dass die Berliner Spannstahlbrücken anders konstruiert sind, als es die Carola-Brücke in Dresden war. Sie war im September 2024 unvermittelt eingestürzt. Das droht in Berlin laut Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde nicht. Es bestehe keine akute Brückeneinsturzgefahr.

Andere Konstruktion macht Berlins Brücken haltbarer

Brückenexperte Adam beschreibt den Unterschied zwischen der Konstruktion der Carola-Brücke in Dresden und den Berliner Spannstahlbrücken so: Man kann einen Spannstahlträger vorn und hinten auf je einer Stütze lagern. Wenn bei so einer Konstruktion der Träger durchbricht, bricht das ganze System zusammen.

In Berlin seien die Träger aber anders gelagert, sagt Adam: Sie seien auf beiden Seiten eingespannt und mit anderen Brückenteilen verbunden. Wenn hier ein Träger bricht, verteilen sich die Lasten auf die noch intakten Brückenteile. Das wiederum erzeuge Risse im Beton - und die fallen bei den regelmäßigen Kontrollen auf. In so einem Fall könnte sofort reagiert werden, so Adam.

"Masterplan Brücken"

Nur weil die Brücken nach Einschätzung der Verkehrsverwaltung nicht akut einsturzgefährdet sind, sei das Problem mit sanierungsbedürftigen Brücken allerdings nicht weg. Es gebe einen Sanierungsstau, räumt Lutz Adam ein. Der müsse schnell abgebaut werden, damit es keinen Verkehrskollaps in der Stadt gebe, weil Brücken gesperrt werden müssen. Um den Sanierungsstau abzubauen, plant die Verkehrsverwaltung einen Masterplan Brücken.

Der soll unter anderem helfen, Brücken schneller zu sanieren oder neu zu bauen. Auf die Frage, ob dafür genug Geld für den Brückenbau vorhanden sei, erklärte Verkehrssenatorin Bonde, dass in diesem Jahr Geld vorgesehen sei. Für die nächsten beiden Jahre gibt es noch keinen Landeshaushalt. Hier warb die Senatorin für Unterstützung durch das Abgeordnetenhaus.

Brücken aus Spannstahl können nicht saniert werden

Eine weitere Besonderheit gibt es noch bei Spannstahlbrücken. Sie können nicht saniert werden, weil der Spannstahl im Beton verbaut ist, erklärt Adam. Ist eine Spannstahlbrücke kaputt, muss neu gebaut werden. Die problematischste Spannstahlbrücke Berlins sei aktuell die Mühlendammbrücke, sagt Adam. Hier läuft der Ersatzneubau. Problematisch seien auch die Brücken am Breitenbachplatz, die ebenfalls aus korrosionsrissgefährdetem Spannstahl sind.

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27 Kommentare

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  1. 27.

    Danke für den letzten Satz. Habe schon ein schlechtes Gewissen gehabt, beim Baukundeuntericht für den geh. feuerwehrtechnischen Dienst geschlafen zu haben.

  2. 26.

    Die Aussage von Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde "Es bestehe keine akute Brückeneinsturzgefahr" sollte man gut speichern. Gleiches verkündeten Dresdner Verkehrspolitiker vor dem Einsturz der Carolabrücke.

  3. 25.

    >"Um den Sanierungsstau abzubauen, plant die Verkehrsverwaltung einen Masterplan Brücken."
    Ja klar... auf die eh schon schwerfällige Planungsbürokratie noch nen Plan oben drauf. Das hilft garantiert!
    Wir wissen doch: Wenn Politik mit dem Wort "Masterplan" um die Ecke kommt, verläufts am Ende im Sande.
    Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bilden wir nen Arbeitskreis... - so in etwa.

  4. 24.

    Jede Brücke ist potenziell einsturzgefährdet, der Einsturzzeitpunkt ist abhängig von Bauart, Alter und Nutzungsintensität. Eine Brücke, die nicht einstürzen kann, gibt es glaub nicht. Schuld hat die Gravitation, keine Partei ;)

  5. 23.

    „Keine der 70 Berliner Spannstahl-Brücken ist akut einsturzgefährdet“
    Wer hätte gedacht, eine solche Schlagzeile einmal in Deutschland zu lesen... Unglaublich.

  6. 21.

    Das ist doch kein Wunder? Die braune Soße mischt sich doch auch in jedes Thema mit ihrer unterkomplexen Kritik ein. Nur Stimmungsmache!

  7. 19.

    Oder man sperrt die Brücken für Schwerlastverkehr und lässt keine LKW, Busse und Tram mehr darüber fahren. Das müsste doch auch laut Gesetzen der Physik Milliarden oder noch mehr sparen. Und wenn das nicht reicht, dann sind es nur noch Fußgängerbrücken, welche wechselseitig bei einer Verengung auf 80cm mit maximal 1 km/h überquert werden dürfen. Dann halten die Brücken ewig.
    Ach ja oder man konstruiert und baut die einfach vernünftig und hält die Instand, wie man es mit allem macht.

  8. 18.

    Die Spannbeton-Brücke am Breitenbachplatz wird übrigens in diesem Jahr abgerissen. Das stand nicht am Ende des Artikels.

  9. 17.

    Ich Dresden hat man die Sanierung des eingestürzten Brückenzuges immer weiter verschoben, denn er war laut dem Stadtrat nicht Einsturz gefährdet...
    Wait...

    Na dann, schließt endlich die Schulen und Kindergärten in Berlin, damit TVO und die neuen Brücken finanziert werden können.

  10. 15.

    Frage mal an Heidi & Co … warum wird bei dem Thema Zustand der Brücken gleich wieder AfD oder eine andere Partei ins Spiel gebracht. ? Viele Brücken waren schon vor der Wende in Betrieb. Wollen wir jetzt auch noch die SED ins Spiel bringen????

  11. 14.

    Die Mühlendammbrücke. war mitte der 80er in der DDR schon gefährdet, ist über 35 Jahre weiterhin unverändert intakt.
    Die Statiker haben heute einfach zu zimperlich. ODER korrupte Baubuden-Vertragsbeschaffung ist an der Tagesordnung.

  12. 13.

    Wußte ich es doch, nur Panikmache, vor allem immer wieder die AfD, die wirklich alles unternimmt um Deutshland schlecht zu reden. Also, unsere Brücken sind ok!

  13. 12.

    Es heißt Spannbeton und nicht Spannstahl. Stahl wird zwar zum Spannen verwendet, vorgespannt wird damit aber der Beton.

  14. 11.

    "Nicht "akut" gefährdet, was wäre das in Schulnoten? "
    Eine knappe 4- wenn man es positiv sieht.
    Die Brücken sind grundsätzlich in einem Zustand, der nicht mehr den maximalen Anforderungen der Statik entspricht. Eine engmaschige Überwachung ist erforderlich um den jeweiligen Ist-Zustand zu dokumentieren und zeitnah eingreifen zu können. Das Prinzip Hoffnung und das Vertrauen in "statische Reserven" ist mit einkalkuliert. Neu ist das aber nicht. Wir haben in dieser Stadt reichlich Brücken mit Gewichts- und Geschwindigkeitsbeschränkungen und auch solche mit Stützkonstruktionen. Das alles nicht nur im Straßenverkehr.
    Und @1 - das stellt man, technisch interessiert, auch ohne Scheuklappen jedweder politischer Färbung fest.

  15. 10.

    Ist schon lustig der Artikel ging über den Zustand der Brücken warum wird da gleich schon wieder die Schlumpfpartei ins Spiel gebracht die hat doch mit den Brücken gar nichts zu tun . So weit ich mich erinnere hat die marode Infrastruktur doch mit Schäubles schwarzer Null zu tun und da gab es die Schlumpfpartei noch nicht. Oder vielleicht auch ein Teilproblem der Linken und ihrer Vorpartei weil ja einige Brücken davon quasi Honeckers letzte Rache sein könnten. Oder die Brücken sind einfach nur Schrott wegen fehlender Wartungsmaßnahmen. Und ohne Politischen Hintergrund.

  16. 9.

    Ich versuche zu verstehen warum sich in jedem Fall alles lediglich um die AFD dreht.
    Keine der bisher verantwortlichen Parteien hat Verantwortung übernommen.
    Die Quittung ist in diesem Zusammenhang gerecht sollte die AFD derart den Zuspruch der verstimmten Bürger erhalten.

  17. 8.

    „Keine der 70 Berliner Spannstahl-Brücken ist akut einsturzgefährdet“

    ….das hat man in Dresden auch gedacht! ^^


    Es heißt übrigens Spannbeton(Brücken) und nicht Spannstahl.