Nahost-Proteste in Berlin - Demo in Kreuzberg vorzeitig beendet

So 06.10.24 | 22:33 Uhr
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Demonstrierende auf pro-palästinensischer Demo in Berlin-Kreuzberg am 7. Oktober 2024 (Bild: dpa/ Joerg Carstensen)
Video: rbb24 Abendschau | 06.10.2024 | Nachrichten und Studiogespräch mit Martin Matz | Bild: dpa/ Joerg Carstensen

Hunderte Polizisten begleiteten am Sonntag Demonstrationen in Berlin. Eine pro-palästinensische Demo durch Kreuzberg wurde am Abend vorzeitig beendet. In Mitte kamen viele Menschen zu einem Gedenken an die Opfer des 7. Oktobers zusammen.

  • Pro-palästinensische Demonstration in Kreuzberg vorzeitig aufgelöst - auch Pfefferspray eingesetzt
  • Demo war aus Angst vor Randalen Zugang zur Sonnenallee verweigert worden
  • Gedenken an Opfer des 7. Oktober am Nachmittag in Mitte
  • Berliner SPD-Innenexperte Martin Matz warnt angesichts von Gewalt vor einem Verbot einzelner Proteste

Mit weiteren Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen ist in Berlin an den Angriff auf Israel am 7. Oktober und den Gaza-Krieg gedacht worden. Rund 600 Polizisten waren im Einsatz, wie ein Polizeisprecher am Sonntag mitteilte.

"Demo gegen Genozid in Gaza" in Kreuzberg vorzeitig beendet

Schwerpunkt des Einsatzes war ein palästinensischer Protestzug mit dem Titel "Demo gegen Genozid in Gaza". Der Zug startete am Nachmittag am Kottbusser Tor in Kreuzberg und sollte ursprünglich zur Sonnenallee in Neukölln führen. Den Zugang zur Sonnenallee aber verweigerte die Polizei aus Sorge um Randale, die Demo sollte am Kottbusser Damm Ecke Lenaustraße um 20 Uhr planmäßig enden.

Wie Polizeisprecherin Beate Ostertag dem rbb sagte, wurde die Versammlung jedoch um 18.18 Uhr wegen "Unfriedlichkeit" bereits beendet . Zuvor habe es Flaschen- und Steinwürfe in Richtung der Einsatzkräfte gegeben. Die Polizei nahm mehrere Menschen fest. Laut Ostertag wurde dabei auch Pfefferspray eingesetzt.

Die Polizei teilte mit, dass in der Spitze rund 3.500 Teilnehmende vor Ort waren. Die Stimmung sei "stark emotionalisiert" gewesen. Schon während Demonstration habe es vereinzelt Freiheitsbeschränkungen gegeben, unter anderem weil verbotene Parolen skandiert oder Gesten gezeigt wurden. Verschiedene Gruppierungen hatten im Vorfeld zur Teilnahme aufgerufen.

Auf vorangegangenen Veranstaltungen, zu denen einige dieser Gruppen aufgerufen haben, war es zu antiisraelischen oder antisemitischen Zwischenfällen und Ausschreitungen gekommen.

Pro-Palästina Demo auf dem Kottbusser Damm in Berlin Kreuzberg. (Quelle: rbb)

Weiterer Protest mit der Forderung nach "Freilassung der Geiseln"

Auf einem weiteren Protest am Sonntag forderten rund 500 Menschen in Berlin die Befreiung der israelischen Geiseln. Bei der Demonstration vom Brandenburger Tor über Unter den Linden zum Bebelplatz riefen die Menschen "Bring them home" ("Bringt sie nach Hause") und "Free Gaza from Hamas" ("Befreit Gaza von der Hamas"). Zudem wurde ein "dauerhafter Friede" gefordert. Zahlreiche Teilnehmer trugen Israel-Flaggen oder Bilder der am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln. Auf einem großen Transparent stand "Gegen jeden Antisemitismus - Gemeinsam gegen linken, rechten und islamistischen Antisemitismus". Die Demo ist ohne Zwischenfälle am Nachmittag zu Ende gegangen.

SPD-Innenexperte warnt angesichts von Gewalt vor Verbot einzelnder Proteste

Angesichts anhaltender Gewaltbereitschaft und anhaltend isrealfeindlicher Parolen warnt der innenpolitische Sprecher der SPD, Martin Matz, im rbb vor Verboten einzelner Proteste. Er sagte in der rbb24 Abendschau: "Es ist nicht immer friedlich: Es sind nicht nur die Ausrufe, die dort gemacht werden, sondern es sind auch gewaltbereite Menschen dazwischen." Das Untersagen von Versammlungen durch die Behörde erfolge laut Matz etwa dann, wenn es dazu komme, dass "Menschen verächtlich gemacht werden, dass es zu Hassparolen kommen wird".

Matz erklärte, die Berliner Polizei sei auf die Einsätze "sehr, sehr gut vorbereitet". Mit der aktuell hohen Präsenz von Sicherheitskräften setze die Stadt möglichen Bedrohungen auch klar etwas entgegen. "Wir tun sehr, sehr viel, um mit der Polizei auch Dingen nachzugehen, die man nicht immer gleich sieht", sagte Matz. So würden etwa vor Versammlungen Gefährder auch angesprochen und ihnen werde mitgeteilt, dass sie im "Visier der Polizei" stehen. "Es werden auch Verbote ausgesprochen, dass sie teilnehmen dürfen."

Gebete und Mahnwachen am Abend

Neben den Kundgebungen fanden in der Stadt bis zum Abend Gebete und Mahnwachen statt, beispielsweise vor der Kreuzberger Synagoge am Fraenkelufer. Verkehrseilnehmer mussten sich wegen der Veranstaltungen auf Behinderungen einstellen.

Bereits am Samstag waren zu einer Palästina-Kundgebung laut Polizei weit mehr als 1.000 Demonstranten gekommen, angekündigt waren 300. Trotz vereinzelter Zusammenstöße und kurzzeitiger Festnahmen sprach die Polizei dabei von einem "weitestgehend störungsarmen" Verlauf.

Sendung: Fritz, 06.10.2024, 13:30 Uhr

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25 Kommentare

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  1. 25.

    Der Nahostkonflikt reicht bis in die 1940er Jahre zurück, als die Palästinenser von den Juden und später Israelis aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Auf israelischer Seite gibt es keine Bereitschaft für eine friedliche Lösung, die Vertreibung der Palästinenser wird im Westjordanland fortgesetzt, entgegen internationalem Recht. Angesichts der komplexen Gemengelage gibt es aber auch keine einfache Lösung, somit wird sich der Krieg für immer und ewig fortsetzen - leider.

  2. 24.

    Das sind keine "sogenannten Fakten", das sind Fakten weil viele von den Demonstranten hier leben und auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, die werden ja nicht eingeflogen.

    Und "subversive Gewalt, Manipulation und Täuschung" und sogar "Hass" sehe ich eher bei ihnen und ihren hasserfüllten "Kommentaren".

  3. 23.

    Medien und Politik bieten komplett andere Darstellungen und Haltungen ab die mit der Realität dessen was die Bürger sehen nicht im Einklang stehen. Man sieht was in Gaza passiert, man sieht Pager-Anschläge und das gezielte töten von Politikern und Generälen im Ausland. Man muss die Bürger nicht für blöd und einfältig halten. Auch die Ukraine meldet immer Erfolge und extreme Verlustzahlen Russlands - aber man ist auf Rückzug. Wir sollten uns überall raushalten, ist nicht unser Spielfeld

  4. 22.

    Sie setzen am "Ende der Fahnenstange" an. Das ist unsere unterschiedliche Sichtweise. ;-

  5. 21.

    Putin kann den Krieg beenden. Er kann sich zurückziehen. Schon wäre es vorbei. Hamas könnte die Geiseln frei lassen und aufhören Raketen auf Israel zu feuern. Aggressoren sind eindeutig erkennbar. Die Hisbollah könnte sich auf die von Dr UND vorgegebene Linie zurückziehen. Das alles wäre schon ein Anfang. Sie relativieren nur. Ukraine und Israel wurden angegriffen.

  6. 20.

    Also das Massacker in Israel am 07.10. als offene Palästinenserfrage zu bezeichnen ist ein Hohn. Die Araber haben mit ihrer anfänglichen Vernichtungsstrategie gegen Israel sowohl die Interessen der Palästinenser als auch den UN-Beschluss zur Zweistaatenlösung mit Füßen getreten und mit der Installation und endgültigen Machtergreifung der Proxy-Terrororganisationen eine Zweistaatenlösung nach Rabin und Peres unmöglich gemacht.
    Solange die Palästinenser selbst nicht die Kraft finden, sich von diesen Terrororganisationen nachhaltig zu distanzieren, wird es mit keinem israelischen Ministerpräsidenten jemals eine Zweistaatenlösung geben können, auch wenn so ein großartiger Politiker wie Yitzhak Rabin wieder Ministerpräsident würde.

  7. 19.

    Wie soll denn eine ggf. stattfindende "Nicht-Zulassung" praktisch geschehen?

    Personalausweise kontrollieren, dass
    a) nur deutsche Staatsbürger demonstrieren?
    b) nur Menschen demonstrieren, die selber auch Betroffene sind, die eine einschlägige Fahne hochhalten dürfen?

    Dass Grundgesetz spricht zwar von deutschen Staatsbürgern und wendet sich an sie. Dass im Umkehrschluss andere davon ausgeschlossen wären, steht da nicht drin.

  8. 18.

    Sie glauben jedenfalls an Ihre sogenannten Fakten, das vermitteln Sie mir eindeutig. Glücklicherweise sind wir ein freies Land, wie sie es schreiben, aber nicht wegen, sondern trotz dieser sogenannten „Kämpfern“, die den Einwohnern Berlins und ihren Mitmenschen ihre radikalen Meinungen aufbürden wollen, durch subversive Gewalt, Manipulation und Täuschung. Diese Leute treten nicht für ihre Rechte ein, sondern nur für Hass.

  9. 17.

    Pro-Palästinensische Demos richten sich nicht gegen Juden, sondern gegen die rechtsgerichtete israelische Regierung, die keinen Frieden will, sondern Palästina von der Landkarte tilgt. Das ist leider die aktuelle Politik des Likud und so wird es nie eine Aussöhnung geben.

  10. 16.

    "Der russische Angriffskrieg und der Nahostkonflikt sind nicht miteinander vergleichbar. Das eine ist russischer Imperialismus, der die Ukraine schlucken will, das andere die ungelöste Palästinenserfrage."

    Danke. Wäre das hier ein Forum, wie viele meinen, müßte man diese Sätze oben anpinnen.

  11. 15.

    Insofern stimme ich Ihnen zu: Unentrinnbar scheinen die "Gesetze" der Aufmerksamkeits-Ökonomie zu sein, dass Diejenigen, die am besten (hier: am Lautesten) auf ihrer Klaviatur spielen, den Fokus bestimmen. Inhalte sind da eher Beiwerk.

  12. 14.

    Für wen halten Sie sich?
    Sie sind weder in der Position, noch in der Berechtigung anlässlich einer Demonstration quasi Ausbürgerungen vorzunehmen.

    Wie kommen Sie auf die Idee "Ausländer" dominierten die Demonstrationen? Wie auf die chauvinistische Vorstellung, Sie könnten paternalistisch-grosszügig anmerken, dass sei ja alles in Ordnung, solange die friedlich bleiben?
    Was wissen Sie darüber, oder wollen Sie darüber wissen, dass Demonstrationen oftmals nicht friedlich bleiben, weil die eingesetzte Polizeiführung /Polizeitaktik dafür sorgt, das sie nicht friedlich bleiben?

    So Sie offenbar keine Ahnung haben, oder nicht Willens mindestens Ahnung zu haben, wie sehr Politik, Ökonomie, Militärstrategie Deutschlands im grössten internationalen Militärbündnis, mit den höchsten Rüstungsausgaben der Welt NATO für die internationalen Verhältnisse /Sachlagen Verantwortung trägt - wo anders als in einem Zentrum dieses Bündnisses, wäre zu internationalen Sachverhalten zu demonstrieren?

  13. 13.

    Vielleicht mal Art. 8 GG lesen. Wir lassen schon mehr als nötig zu bei solche Demos.

  14. 12.

    Woran ich glaube? Das sage ich Ihnen! Ich glaube als Kind eines Einwanderers und einer dt. Einheimischen schon lange nichts mehr in diesem Land, weil es nichts mehr zu glauben gibt und Fakten, Regeln und Anstand nichts mehr gelten. Nur noch das Post-faktische herrscht auf allen Ebenen der Gesellschaft. Fakten sind irrelevant, solange die eigene Meinung in Diskursen das Sagen hat. Das ist die traurige Realität. Und Demos wie derer der sogenannten „Pro-Palästinenser“, wer auch immer diese sein mögen, nun sie helfen der Sache der Palästinenser nicht im Geringsten, sondern zeigen nur den tollwütigen Hass dieser Menschen auf alles Jüdische. Israel ist nur ein Synonym für die „Pro-Palästinenser“.

  15. 11.

    Beide Kriege, die es ja letzlich sind, sind nicht gleichzusetzen und doch haben sie Parallelen: In Beiden gibt es nicht nur einen Aggressor, der faktisch aus dem Nichts zugeschlagen hat, vielmehr hängt die menschen-verachtende Aggression mit einem "riesigen Feld" zusammen, in dem beide Parteien drinstecken - auf je eigenen Weise.

    Mithin ist es eine Frage, ob in kurzem Zeithorizont - "Wer hat den entscheidenden Schlag geführt?" - oder in einem langfristigen Zeithorizont gedacht und gehandelt wird.

    Wie kann Russland, gleich ob vor, während oder nach Putin, von seinem Imperialismus, andere, benachbarte Kulturen nur als Unterform des Russ. anzusehen, abgebracht werden? Wie kann die Ukraine dazu gebracht werden, ALLE Minderheiten im Land zu respektieren? Wie kann eine unrechtmäßige Siedlertätigkeit in Palästina unterbunden werden? Wie kann die palästinensische Seite von ihrem Gedanken, dass Palästina nur sein kann, wenn es Israel nicht gäbe, abgebracht werden?

  16. 10.

    "Der russische Angriffskrieg und der Nahostkonflikt sind nicht miteinander vergleichbar. Das eine ist russischer Imperialismus, der die Ukraine schlucken will, das andere die ungelöste Palästinenserfrage."

    Danke. Wäre das hier ein Forum, wie viele meinen, müßte man diese Sätze oben anpinnen.

  17. 9.

    Putin hat den Krieg gegen die Ukraine begonnen und könnte ihn jederzeit beenden - tut er aber nicht. Der russische Angriffskrieg und der Nahostkonflikt sind nicht miteinander vergleichbar. Das eine ist russischer Imperialismus, der die Ukraine schlucken will, das andere die ungelöste Palästinenserfrage.

  18. 8.

    Soviel zum Thema Rosinenpickerei. Macron will keine Waffen mehr liefern, die im Gaza eingesetzt werden, er liefert aber weiter Waffen für andere Einsätze Israels. Und die Ukraine unterstützt er natürlich wie er auch an der Seite Israels steht. Der Einsatz in Gaza ist für viele unangemessen hart. Ja, bedenken sollten Sie, dass die Hamas weiterhin Israel angreift und immer noch Geiseln hält. Das ist nicht akzeptabel.

  19. 7.

    Wieso Witz? Glauben Sie ernsthaft, auf pro-israelischen Demos sind nur Israelis und bei pro-palästinensischen Demos nur Palästinenser?

  20. 6.

    Gerade in den Nachrichten (in etwa): der Präsident der Französischen Republik, Emmanuel Macron, spricht sich gegen weitere Waffenlieferungen an Israel aus, dafür für diplomatische Einigung.
    Und wie war es kürzlich noch vom Präsident der Französischen Republik, Emmanuel Macron, bzgl. Ukraine???
    Auch der Einsatz westlicher (NATO-) Bodentruppen und weitere Waffen für die Ukraine in diesen Krieg seien zu erwägen.
    Ein ganz ganz Guter!

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