Berlin - Kunstrasen für EM-Fanmeile vor Brandenburger Tor kostet rund eine Million Euro

Fr 15.12.23 | 11:16 Uhr
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Archivbild: Fans stehen in Berlin auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor. (Quelle: dpa/Zinken)
Audio: Radioeins | 15.12.2023 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Zinken

Der Senat rollt den grünen Teppich aus - und stößt damit bei den Grünen auf Kritik. Die richtet sich gegen die Kosten für den Fußboden der EM-Fanmeile im kommenden Sommer. Überhaupt wird das Fußballspektakel für Berlin teurer als gedacht.

Der Kunstrasen auf der Fanmeile für die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Berlin wird 1,2 Millionen Euro kosten. Das teilte die Sportverwaltung auf Anfrage der Grünen-Abgeordneten Klara Schedlich mit. Der rund 24.000 Quadratmeter große Rasen soll vom Brandenburger Tor bis zur Yitzhak-Rabin-Straße auf der Straße des 17. Juni verlegt werden und nach der EM auf Berliner Bolzplätzen weiterverwendet werden.

Ein Kunstrasen für einen durchschnittlichen Fußballplatz kostet in der Regel einen mittleren sechsstelligen Betrag, je nach System und Anbieter. Die Fläche für die Fanmeile entspricht etwas mehr als drei durchschnittlichen Fußballfeldern.

Senat: Naturrasen wäre nicht ökologisch gewesen

Allerdings ist laut Sportverwaltung noch unklar, auf welchen Fußballplätzen der Kunstrasen verlegt werden kann. "Die Planung zum operativen Umgang mit dem Rasen ist noch nicht abgeschlossen", heißt es in der parlamentarischen Anfrage, die dem rbb vorliegt. Der Auftrag sei allerdings schon ausgeschrieben, so die Verwaltung weiter, der Zuschlag soll Ende Januar vergeben werden. Der siegreiche Anbieter müssen sich demnach verpflichten, den Kunstrasen während des Turniers regelmäßig trocken und nach der Europameisterschaft nass zu reinigen. Einen Naturrasen zu verlegen, hätte laut Sportverwaltung zwar ungefähr das gleiche gekostet, wäre aber wegen der notwendigen Bewässerung nicht ökologisch gewesen.

Die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Klara Schedlich, forderte die Sportverwaltung auf, auf den Kunstrasen zu verzichten. "Insbesondere bei den hohen Kostensteigerungen und der angespannten finanziellen Lage in Berlin ist es nicht erklärbar mehr als eine Million Euro für einen Kunstrasen auszugeben, auf dem niemand spielt."

Einrichtung der Fanmeile ist Auflage der Uefa

Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) hatte Anfang Oktober das Abgeordnetenhaus informiert, dass die Kosten für die Ausrichtung der EM-Spiele im kommenden Jahr von 64 auf mehr als 80 Millionen Euro steigen. Laut den aktuellen Angaben der Sportverwaltung entfallen allein auf die Fanmeile am Brandenburger Tor rund 17,5 Millionen Euro.

Die Einrichtung der Fanmeile ist eine Auflage der Uefa, die Ausgestaltung liegt allerdings beim Land Berlin. Auf Vorschlag der landeseigenen Kulturprojekte GmbH soll unter anderem ein riesiges Fußballtor am Brandenburger Tor aufgestellt werden. "Es wird erwartet, dass die Installation über die Dauer von vier Wochen eine Anziehungskraft für alle Berlinerinnen und Berliner und Gäste der Stadt entwickelt", teilte die Sportverwaltung mit. Berlin werde damit ein zentrales Bild für die EM 2024 schaffen.

Sendung: Radioeins, 15.12.2023, 06:00 Uhr

86 Kommentare

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  1. 86.

    Sehr geehrte Frau Spranger, dieser Tage habe ich die Betriebs- und Heizkostenabrechnung 2022 über 1.800 Euro für meine Mietwohnung bekommen. Da es in Ihrer Senatsverwaltung offenbar zu viel Geld gibt, z. B. für überflussigen Kunstrasen, bitte ich Sie, mir den Betrag zur Verfügung zu stellen. Ich war früher auch eine ganz passable Sportlerin!

  2. 85.

    Wäre es nicht möglich statt des Kunstrasens, der ja eine nette 'Spielerei', aber m. E. dafür einfach zu teuer ist, eine wetterfeste, trittsichere und mglw. biologisch abbaubare Folie im 'Rasen Look' zu verlegen, die deutlich günstiger wäre?

  3. 84.

    Bin ja sehr froh, dass der Berliner Senat keine andere sorgen hat! Heute ist doch Fußball nicht mehr das was es mal war. Für Berlin ,wieder mal ein Fehlgriff, eine Stadt in derRentner Flaschen sammeln.Schade für die Minderheit der Fußball begeisterten.

  4. 83.

    Das war zu erwarten. Als das aufkam hab ich das unter dem damaligen Artikel kalkuliert anhand der Marktpreise und kam auf bedeutend weniger. Teuer Sondermüll auf Kosten der Allgemeinheit. Hauptsache Wegners Freunde verdienen.

  5. 82.

    Vielleicht sollte man den Rasen ganz weglassen! Egal ob Kunst oder Natur. Es sollte doch eigentlich bei der Berliner Senatsverwaltung schon angekommen sein, dass wir eine enorme Verschuldung haben und dass unsere Steuergelder dringend anderweitig benötigt werden.

  6. 81.

    Wenn schon bei einer EM das Geld derart zum Fenster rausgeworfen wird, wie viel sind es dann erst bei olympischen Spielen?

  7. 80.

    Warum Kunstrasen? Können die Fans nicht mehr auf einem normalen Strassenbelag laufen oder feiern?

  8. 79.

    Angesichts der Sparzwänge im Haushalt finde ich einen Kunstrasen für 1,2 Mio. auch überflüssig.

  9. 78.

    Coole Idee, es gibt andere Probleme als Kunstrasen

  10. 77.

    Unglaublich - wofür unsere Steuergelder rausgeschmissen werden. Nichts gegen Fußball oder die Fan-Meile - ein bisschen Spaß muss sein. Wozu es da aber auch noch den - lt. EU Beschluss nichtmehr herzustellenden (Microplastik) - eigentlich umweltschädlichen Kunstrasen braucht, das erschließt sich mir nicht.

  11. 76.

    Kunstrasen für EM-Fanmeile vor Brandenburger Tor kostet rund eine Million Euro.
    So ein Schwachsinn,lernt Berlin garnichts mehr?
    Zahlt diese Million lieber in Bildung ein,oder in Jugendorganisationen.

  12. 75.

    Quer durch MV, BRB und Sachsen liegen die Pipelines der OPAL und EUGAL also Nordstream1 und 2. Von Lubmin bis ca. 70 km südlich von Berlin sind das 4 Stahlröhren mit je 1,42 m Durchmesser, weiter südlich dann nur noch 2 Rohre. Da ist mir Ihr Energiemonitoring völlig egal und die Verantwortlichkeit für die Planung erst recht. Es fällt mir schwer zu glauben, dass der ganze Aufwand für die Katz ist und Deutschland es sich leistet diese Pipelines nicht anderweitig zu nutzen und die Eigentumsverhältnisse zu klären. Ob eine für Erdgas ausgelegte Leitung ohne weiteres Zutun für Wasserstoff geeignet ist, weiß ich nicht. Dass Wasserstoff und der Transport durch große Pipelines die Zukunft ist, bleibt fraglich. Ein Meter Rohr wiegt etwa 900 kg, den Rest können Sie selbst errechnen, da werden Schrotthändler zu Millionären und weiterhin ungenutzt, wird genau das am Ende rauskommen.

  13. 74.

    LtArtikel war Herr Lederer zeitig involviert also vorherige Senatsbesetzung und man beachte die unsäglichen sog. Zählgemeinschaften die auf bestimmt. Ebenen n. I. heute versuchen unsägliche Entscheidungen hochzuhalten und damit aktuelle Senats Arbeit vorsichtig ausgedrückt nicht aktiv auf Verbesserung oder Überdenken abzustellen..

  14. 73.

    Schulen, Kitas, die Tafeln, Kinder in Not für nichts ist Geld da. Der Rasen wird mit allem verschmutzt. (Allem) Die Uefa hat das sonst auch nicht auf den Straßen. Alle einfach die Bodenhaftung verloren. Schade das meine Steuern dafür verwendet werden.

  15. 72.

    Die Öl-Sanktionen kamen erst später, beim Gas hat Putin den Hahn zugedreht. Informieren Sie sich einfach mal z.B. beim Energiemonitor auf Zeit.de. und über die Verantwortlichkeit für die Planung auf rbb24.de

  16. 71.

    "Es wird erwartet, dass die Installation über die Dauer von vier Wochen eine Anziehungskraft für alle Berlinerinnen und Berliner und Gäste der Stadt entwickelt"

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ausgerechnet der Kunstrasen die Anziehungskraft der Fanmeile erhöht. Da sind wohl andere Kriterien wichtiger. Und die tägliche "Trockenreinigung" wird wohl auch nicht so einfach sein. Eine Asphaltstraße, die mit einer Kehrmaschine gesäubert werden kann, wäre da praktischer, insbesondere, wenn man sich an den Zustand von bisherigen Festmeilen nach dem Abzug der Fans und Feierbiester erinnert. Den Platz vor dem Riesentor könnte ich mir allerdings vorstellen. Das würde doch ein stimmiges Bild abgeben.

  17. 70.

    Zweieinhalb Hektar Plaste sind ökologischer als zweieinhalb Hektar Gras. Kommt man ja jetzt auch nicht so ganz sofort auf die Idee...

  18. 69.

    Warum lassen Städte es zu, dass die UEFA bestimmen darf eine Fanmeile einzurichten?

  19. 68.

    Fragt doch mal streetfootballworld, deren Hauptquatier in Berlin ist! Die haben bestimmt bessere nachhaltigere Ideen, wie der Bereich der Fanmeile noch gestaltet und genutzt werden kann.

  20. 67.

    Die Öl-Sanktionen kamen erst später, beim Gas hat Putin den Hahn zugedreht. Informieren Sie sich einfach mal z.B. beim Energiemonitor auf Zeit.de.

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