29. Filmfestival in der Lausitz - Cottbus wird zur Hauptstadt des osteuropäischen Films

Di 05.11.19 | 23:08 Uhr
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Blau illuminiert ist das Gebäude des Staatstheaters Cottbus zur Eröffnung des Filmfestivals Cottbus. Quelle: dpa/Patrick Pleul
Video: Brandenburg aktuell | 05.11.2019 | Rico Herkner | Bild: dpa/Patrick Pleul

In Cottbus hat am Dienstagabend das 29. Film-Festival begonnen. Die Zuschauer können sich auf sieben Weltpremieren freuen. Insgesamt werden 210 Filme aus 45 Ländern gezeigt, mit einem Schwerpunkt auf Osteuropa. Co-Schirmherr ist Vizekanzler Olaf Scholz.

In Cottbus hat am Dienstagabend das 29. Film-Festival (FFC) begonnen. Bis zum 10. November erwartet die Besucher ein Programm aus 210 Filmen aus 45 Ländern, darunter sieben Weltpremieren, eine Europapremiere und 61 Deutschland-Premieren. Insgesamt sind 75.000 Euro an Preisgeldern ausgelobt - und die begehrte Preisskulptur Lubina (sorbisch: die Liebreizende).

Eines der weltweit führenden Festivals

Die Schirmherrschaft liegt auch in diesem Jahr bei Dietmar Woidke (SPD), wobei sich der Brandenburger Ministerpräsident diesmal Unterstützung bei seinem Parteikollegen, Vizekanzler Olaf Scholz, geholt hat. Er sei gerne gekommen, sagte Scholz dem rbb am Promi-Teppich, der in Cottbus traditionell nicht rot, sondern blau ist.

Seit 1991 habe sich das FFC "zu einem der weltweit führenden Festivals des osteuropäischen Films entwickelt", so Scholz wenig später bei der offiziellen Eröffnung im Großen Haus des Staatstheaters. Weitere prominente Gäste waren der Vorsitzende des FFC-Kuratoriums, Matthias Platzeck (SPD), sowie die Filmcrew des Eröffnungsfilms "Smuggling Hendrix" um Regisseur Marios Piperides.

Scholz betont Rolle der Kultur beim Strukturwandel

Auf die Frage des rbb-Nachrichtenmagazins Brandenburg aktuell, ob der Bund die Veranstaltung finanziell nicht noch stärker unterstützen könne, wies Schirmherr Scholz darauf hin, dass der Bund aufgrund der föderalen Strukturen immer nur Partner sein werde.

Wichtig sei aber, dass der angestrebte Strukturwandel gelinge. Das sei nur möglich, "wenn wir das als solidarische Angelegenheit begreifen, die das ganze Land berührt", ergänzte der SPD-Politiker, der sich zurzeit um den Vorsitz der Bundes-SPD bewirbt. Dabei gehe es um klassische Industriearbeitsplätze, aber auch um Kultur - "und beides zusammen muss funktionieren".

Von links nach rechts: Matthias Platzeck (SPD), Vorsitzender des Kuratoriums Filmfestival Cottbus und ehemaliger Ministerpräsident von Brandenburg, Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister und Schirmherr des Festivals, und Bernd Buder, Filmfestival-Chef (Quelle: dpa/Patrick Pleul)SPD-Prominenz beim Filmfestival in Cottbus

Griechenland, Finnland und Türkei zum ersten Mal dabei

Zum ersten Mal sind in diesem Jahr auch Filme aus Giechenland, Finnland und der Türkei zu sehen. Der kürzeste Film dauert 55 Sekunden, der längste 130 Minuten.

Zu den Spielstätten gehören das Cottbuser Staatstheater, das Kino Weltspiegel, die Kammerbühne oder auch das ehemalige Zuchthaus Cottbus. Ein Einzelticket kostet 6,50 Euro, eine Fünferkarte liegt bei 26 Euro.

Neben den Kinofans (im vergangenen Jahr waren es rund 22.000) werden in Cottbus rund 500 Branchengäste erwartet, wie zum Beispiel Regisseure, Schauspieler und Produzenten, die häufig auch für Gespräche bereitstehen. An der Organisation sind mehr als 100 Akteure beteiligt.

"Smuggling Hendrix" - eine Komödie zum Auftakt

Zum Eröffnungsabend erstrahlte das Staatstheater einmal mehr im Blau des FFC. Durch den Eröffnungsabend führte der Regisseur Axel Ranisch, der auch den aktuellen Festivaltrailer verantwortet. Das Duo LeDazzo mit Lena Hauptmann und Dan Baron umrahmte den Abend musikalisch.

Den Auftakt machte die Komödie "Smuggling Hendrix" - eine Hundegeschichte, die im griechisch-türkisch geteilten Zypern spielt. Der erfolglose Musiker Yannis lebt über einem Dessous-Laden mit dem Namen "No Borders" - im geteilten Nikosia. Eines Tages läuft dann sein Vierbeiner über die Grenze und löst damit Unruhe, aber auch eine spontane Zusammenarbeit von Griechen und Türken aus. Das Regiedebüt von Marios Piperides ist eine Koproduktion von Griechenland, Zypern und Deutschland.

Filmreihe zum Mauerfall und insgesamt 15 Sektionen

Auch der Mauerfall, der sich am 9. November zum 30. Mal jährt, ist in diesem Jahr natürlich ein Thema. Dem Jubiläum ist eine eigene Filmreihe gewidmet - unter dem Titel "Bleibt alles anders?". Zwölf Spielfilme und Dokumentationen zeigen Perspektiven aus Ost und West und die Entwicklung im sozialen, kulturellen und persönlichen Bereich. Mit den gezeigten Produktionen wollen die Organisatoren vor allem in die bewegten 1990er-Jahre zurückblicken - etwa auf Ungarn, das Land, das wesentlch zur Öffnung der Mauer beitrug, aber heute mit autoritärer Führung für Schlagzeilen sorgt.

Mit insgesamt 15 Sektionen setzt das Festival inhaltliche wie formale Schwerpunkte. "Spotlight" etwa widmet dem Gastland Montenegro besonders Aufmerksamkeit - mit Komödien, Dokumentationen und einer Retrospektive auf alte Filmschätze des Landes. In der Sektion "Heimat" wiederum geht es um das Lausitzer Braunkohlerevier und die Menschen, die vom ständigen Wandel geprägt sind. In "Gundermann Revier", dem Porträt des gleichnamigen Liedermachers, dokumentiert Regisseurin Grit Lemke auch ein wichtiges Stück Zeitgeschichte vom DDR-Alltag über den Mauerfall bis zur Zeit danach im Lausitzer Braunkohlerevier.  

Noch vor der offiziellen Eröffnung hatte am Montagabend bereits zum 17. Mal die Lausitzer Filmschau stattgefunden. Dabei wurden Kurzfilme von Filmemachern aus der Ober- und Niederlausitz gezeigt, zum Teil auch mit sorbisch/wendischem Bezug.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.11.2019, 14.00 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Typisch Berliner. Wir sollen jeden Bezirk, jeden Kiez und jede Straße dieser Stadt kennen, aber wenn man Spreewald sagt, gucken sie wie ein Schwein ins Uhrwerk...

    Vielleicht hofft die "Berlinerin" auch darauf dass wir nun von U-Bahn-Schlägern und Prenzelberg-Hipstern anfangen und alles und jeden über einen Kamm scheren, aber nein, Berlin ist wie Brandenburg ausgesprochen breit gefächert, der Unterschied zwischen Brandenburgern und Berlinern ist bloß dass wir durch unsere Dezentralität ein Auge für beides haben, was auf viele Berliner nicht zutrifft.

  2. 4.

    Genau richtig, das Geld könnte man besser ausgeben. Aber naja... Panem et circenses...

  3. 3.

    Kommen Sie doch einfach mal her, bevor Sie über uns urteilen. In den Cottbuser Kinosesseln werden Sie jedenfalls in der Filmfestwoche viele Berliner finden. Übrigens gibt es auch in Berlin noch einiges zu tun, für das das Geld der Berlinale auch ausgegeben werden könnte.

  4. 2.

    Ein sehr qualifizierter Kommentar.
    Abgesehen von der Tatsache, dass es in Cottbus ein funktionierendes 4G-Netz gibt, haben auch Brandenburger ein Recht auf Kultur.
    Auch beschränkt sich Osteuropa nicht auf Russland.

    Vielleicht einfach mal in den RE2 setzen und Cottbus als Stadt und auch das Festival miterleben. Dann darf man sich auch gerne dazu äußern!

  5. 1.

    Na hoffentlich stellen sie ein paar temporäre Funkmasten auf, sonst können die Russen nicht mal nach Hause telefonieren... Brandenburg - kein Rettungsdienst nächtens, die unglücklichsten Bewohner, kein Handyempfang, keine Infrastruktur, aber ein Filmfest ausrichten. Wer setzt die Prioritäten.

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