Hindenberg (Oberspreewald-Lausitz) - Die Flucht auf den Campingplatz vor dem Silvesterlärm
In den großen Städten knallt es zum Jahreswechsel ununterbrochen - eine Tortur für Tiere und auch viele Menschen. Ein Rundgang an einem Ort, an dem sich Silvester diejenigen treffen, die vor allem Ruhe suchen: auf dem Campingplatz. Von Iris Wussmann
"Liebe Camper! Zu Ihrer Information: auf dem gesamten Gelände des Campingplatzes besteht an Silvester absolutes Böllerverbot, im Interesse aller. Vielen Dank und einen guten Rutsch!"
Das Schild auf dem Campingplatz "Am See" im Lübbenauer Ortsteil Hindenberg (Oberspreewald-Lausitz) soll die Gäste auf das einstimmen, weshalb die meisten ohnehin in diesen Tagen hierher kommen: Ruhe. Viele Städter zieht es über den Jahreswechsel in die Natur, zumindest raus aus dem Dauerknallen in den Straßen und weg von den Böllern und Feuerwerkskörpern. Zahlreiche Campingplätze, egal ob in Groß Leuthen (Dahme-Spreewald) oder Ortrand (Oberspreewald-Lausitz), sind sogar ausgebucht.
Für die Gäste in Hindenberg ist das Schild deshalb keine Drohung vor einem Verbot - sondern ein Versprechen. Das merkt man bei einem Rundgang über das Gelände.
Aus den Großstädten in der Nähe - oder noch weiter weg
Hund vor Wohnmobil, der Vierbeiner die wärmenden Sonnenstrahlen genießend - das ist das typische Bild am Vormittag auf dem Campingplatz. Vor allem die Tiere sind es, die Herrchen und Frauchen in die Natur ziehen. "Damit wir mit den Hunden aus der Böllerei raus sind", heißt es von den Campern, oder auch "Wir freuen uns, dass es hier nicht so schlimm ist, mit der Knallerei". In anderen Teilen der Republik wird energisch gegen mögliche Böllerverbote argumentiert - hier wird das Verbot umarmt.
Aus Berlin oder Dresden kommen die Gäste, manche haben sogar noch längere Wege hinter sich. Kurt Höveler kommt aus Ostwestfalen, hat erstmals seinen Camper auf diesem Platz aufgebaut und bereut es nicht. "Ich habe gesagt, jetzt fährst du mal irgendwohin, wo es ruhig ist", sagt Höveler. An der Ostsee sei alles voll, er fahre gern mit dem Fahrrad - Hindenberg ist für ihn eine gute Wahl.
Erstmals ausgebucht
Etwa 200 Gäste sind über den Jahreswechsel auf dem Platz - die 100 Stellplätze sind belegt. Erstmals zu Silvester. "Sonst waren immer so 50 bis 60 Prozent Belegung, dieses Jahr ist es zum ersten Mal voll", sagt der Chef, Marco Rähm, zufrieden.
Gefeiert wird trotz Böllerverbot - passend für einen Zeltplatz ist ein Partyzelt für die Silvesternacht aufgebaut worden. Hier gibt es Backschwein, für die, die es zünftig mögen. Für diejenigen, die auch auf dem Campingplatz nicht auf ein wenig Wellness verzichten wollen, steht eine Sauna und ein Wirlpool zur Verfügung.
Es hätten alle hier die gleichen Interessen, man komme schnell ins Schnattern, sagt eine Besucherin mit hörbarem sächsischen Akzent. Andere bleiben lieber für sich, haben sich eine Feuerschale mitgebracht, weil man das hier, anders als an der Ostsee, noch darf. Auch der Raclettegrill für Silvester ist im Gepäck.
Manch einer wird das neue Jahr gleich mit einem Sprung in den See starten. Doch daran scheiden sich hier die Geister. "Ich habe die letztes Jahr schon nicht verstanden, die am ersten Januar in die Ostsee gegangen sind bei der Kälte, teilweise noch FKK", sagt eine Frau mit Blick auf den See. Eine andere Frau schaut derweil auf ihren Mann: "Er geht auf jeden Fall."
Sendung: Inforadio, 30.12.2023, 13:17 Uhr