78. Jahrestag Luftangriff auf Cottbus -
15. Februar 1945, Mittag. Flieger der US-Armee werfen über Cottbus Bomben ab. Hunderte sterben. Die Bomben zerstören vor allem den Süden der Stadt mit Klinikum, Wohnhäusern - und auch der Lutherkirche. Dort wurde am Mittwoch der Opfer gedacht.
In Cottbus ist am Mittwoch an den Bombenangriff auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert worden. Am Mittag fand an der Lutherkirche eine Gedenkandacht mit rund 60 Teilnehmern statt. Bei dieser wurden um 11:53 Uhr die Glocken der Kirche geläutet. Genau zu dieser Uhrzeit war die Kirche am 15. Februar 1945 von Bomben getroffen worden. Am Nachmittag fand eine Kundgebung auf dem Altmarkt statt.
Über 400 Flugzeuge der US-Armee hatten 1945 einen Angriff auf Cottbus geflogen. Das wichtigste Ziel war das Bahnhofsgelände. Dort standen wegen fehlender Lokomotiven Munitions- und Truppentransportzüge, aber auch Flüchtlingstransporte aus Schlesien und Ostbrandenburg.
Die abgeworfenen Bomben zerstörten vor allem die Südstadt, den Bahnhof, das Klinikum, Wohnhäuser und Kirchen. Die Zahl der Opfer nach 45 Minuten Angriff war enorm. Offiziell kamen rund 1.000 Menschen ums Leben, 2.500 wurden verletzt. Mehr als 13.000 Menschen wurden obdachlos.
Es würden nicht weniger Gedenkteilnehmer, hieß es von der Lutherkirchen-Gemeinde, obwohl es doch immer weniger Zeitzeugen gebe. Die Geschichten würden vermutlich von denen weitererzählt, die damals in den Luftschutzkellern überlebt haben. "Das muss weiter getragen werden", bestätigte eine Teilnehmerin, Annette Löbens, dem rbb, "auf alle Fälle zur Mahnung."
Rechtes Gedankengut in der Gesellschaft
Für den Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) ist es richtig, auch heute nach 78 Jahren weiterhin an das Geschehene zu erinnern. "Unweit von hier findet ein Krieg statt und ich glaube, die Menschen wollen sich nochmal daran erinnern, was das für Leid gebracht hat - der Wunsch, auch aus dieser Erinnerung zu sagen: Es wird höchste Zeit, dass es beispielsweise wieder Frieden in der Ukraine gibt." Das könne man sinnvoll miteinander verbinden, so der Stadtchef.
Auch Wolfgang Wiehe vom Verein Cottbuser Aufbruch, hält es nicht nur aus historischen Gründen für wichtig, dass an den Angriff 1945 erinnert wird. "Wir sehen ja jetzt nach diesem Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine, wie schnell und unkontrollierbar das am Ende wird und was das für sinnlose Zerstörung hinterlässt", so Wiehe. So ein Erinnerungstag sei auch wegen des rechten Gedankenguts in der Gesellschaft wichtig. "Vieles wird plötzlich immer sagbarer. Da müssen wir wirklich auch vorsehen, unsere Demokratie beschützen."
Jährliche Erinnerung
An die Ereignisse vom 15. Februar 1945 wird in Cottbus jährlich öffentlich erinnert. Das Glockengeläut der Lutherkirche und auch das gemeinsame Singen von "Dona Nobis Pacem" - Gib uns Frieden - während der Andacht ist zum festen Bestandteil der Erinnerungskultur der Stadt geworden.
Neben Gedenkveranstaltungen fanden in der Vergangenheit auch Sternmärsche statt - zuletzt 2020, als nach Angaben des Veranstalters "Cottbuser Aufbruch" mehr als 1.000 Teilnehmern dabei waren.
In den Jahren der Corona-Pandemie sah das Gedenken anders aus: Statt Kundgebungen auf der Straße zu organisieren, hängte der Verein 2022 Plakate in Bussen, Bahnen und an Straßenrändern der Stadt auf. Mit der Aktion wollte das Aktionsbündnis darauf aufmerksam machen, dass sich rechtsextremes Gedankengut auch heute verbreiten kann.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2023, 09:30 Uhr