Munitionsbelastetes Gebiet - Lieberoser Heide bekommt Waldbrandschutz- und Wildnis-Kompetenzzentrum
Die munitionsbelastete Lieberoser Heide ist von Waldbränden gebeutelt. Nun will das Land die Wildnisfläche auf dem Gebiet vergrößern. Doch wie gut passen Wildnis und Waldbrandschutz zusammen? Umweltminister Vogel hat vor Ort die Pläne vorgestellt.
Das Land Brandenburg will noch in diesem Jahr in Lieberose (Dahme-Spreewald) ein "Kompetenzzentrum Waldbrandvorsorge und Wildnisentwicklung" eröffnen - unter anderem, um künftig Waldbrände in der munitionsbelasteten Lieberoser Heide besser löschen zu können. Das teilte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Mittwochabend bei einer Einwohnerveranstaltung in Lieberose mit.
Immer wieder gab es in den vergangenen Sommern in der Heide größere Brände. 2022 wurde auf dem Gebiet einer der größten Brandenburger Waldbrände des letzten Jahres gelöscht.
Das neue Zentrum soll Vogel zufolge im Gebäude der bisherigen Oberförsterei entstehen. Es solle eine Netzwerkfunktion haben und dafür sorgen, "dass das, was benötigt wird, als Forderung nach oben transportiert wird", dass die zusätzliche Million Euro für die Munitionsberäumung "schnell und zielgenau" eingesetzt werde, dass neue Löschwasserbrunnen gebaut würden und Waldbrandschutzwege entstünden. Dieses Kompetenzzentrum kümmert sich ausschließlich um die Lieberoser Heide. Eine weitere Waldbrandschutz-Einrichtung soll für ganz Brandenburg in Wünsdorf (Teltow-Fläming) entstehen.
Bei der Veranstaltung am Mittwochabend diskutierten rund 100 Personen - Feuerwehrleute, Anwohner und Bürgermeister - mit Umweltminister Vogel darüber, wie gut die Lieberoser Heide für neue Waldbrände gerüstet ist und wie der Brandschutz mit der geplanten Vergrößerung der Wildnisgebiete vereinbart werden kann.
Bessere Löschwasserversorgung durch viel Geld
In Sachen Waldbrandvorsorge habe sich in den letzten Jahren viel getan, sagte der Kreisbrandmeister von Dahme-Spreewald, Christian Liebe. Als Beispiele nannte er, dass in den letzten Jahren mehrere Korridore in den Wald geschlagen und Brunnen gebohrt worden seien.
Liebe kritisierte aber unter anderem, dass es zu lange dauere, bis Wege für die Feuerwehr gebaut oder Schutzstreifen von Munition befreit würden. Das sei nötig, damit Feuerwehrleute näher in die munitionsbelasteten Gebiete vordringen könnten. "Wenn wir alle 1.000 Meter einen abgesuchten Weg haben, ist für uns genau die Grenze angekommen, das heißt: Das Feuer muss immer 100 Hektar groß werden, damit ich es aus kriege." Deshalb müssen laut Liebe die Abstände minimiert werden.
Umweltminister Vogel erklärte, dass Wegebau für die Feuerwehr vorangetrieben werden solle - und versprach, "sehr viel Geld" in die Hand zu nehmen, um die Löschwasserversorgung zu verbessern. Fünf Tiefbrunnen stehen zur Verfügung, doch die Feuerwehr musste in den vergangenen Jahren auch viel Wasser aus den kleinen Seen in der Lieberoser Heide nutzen. Sie sind inzwischen fast leer, seien aber wichtig für die Moore, so Kreisbrandmeister Liebe. Um die Koordination der künftigen Löschwasserversorgung soll sich das neue Kompetenzzentrum kümmern.
Streitpunkt: Wildnisgebiete
Die Einrichtung wird auch die Aufgabe haben, sich um die Wildnisentwicklung in der Lieberoser Heide zu kümmern. Auf 6.229 Hektar (statt bisher 3.150 Hektar) soll sich die Natur in Zukunft weitgehend ohne menschliche Eingriffe entwickeln. Doch diese sind für den Waldbrandschutz nötig. So müssen munitionsfreie Wege zu den neuen Löschbrunnen führen.
Doch zu viele Wege widersprechen dem Gedanken, die Heide möglichst wild zu belassen. Deshalb gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen der Wildnisstiftung Lieberoser Heide und der Peitzer Amtsdirektorin Elvira Hölzner (parteilos).
Für einen besseren Brandschutz trotz Wildnisflächen plant das Ministerium ein System aus mehreren Schutzstreifen. So soll es Streifen aus brandhemmenden Laubbaum- und Straucharten geben. Direkt neben Straßen sind komplett frei Schneisen geplant, damit sich Feuer am Boden nicht ausbreiten können.
Besseres Löschfahrzeug für die Feuerwehr
Nach den großen Bränden der vergangenen Jahre in der Lieberoser Heide ist die Feuerwehr inzwischen besser gerüstet als noch vor einem Jahr. So steht beispielsweise ein neues Löschfahrzeug zur Verfügung, das geländetauglicher als normale Modelle ist - und die doppelte Wassermenge transportieren kann. "Du hast eine höhere Pumpenleistung, du hast 9.000 Liter Wasser und auch noch Schaummittel", sagte Feuerwehrmann Hans-Joachim Wolf Anfang März dem rbb.
Im Jahr 2022 gab es laut Staatskanzlei [brandenburg.de] 502 Wald- und Flächenbrände im Land. Davon betroffen waren rund 1.500 Hektar, 90 davon im Juli in der Lieberoser Heide.
Mit Informationen von Daniel Friedrich
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.05.2023, 14:10 Uhr