"Reichsbürger" in der Uckermark - Widerstand gegen das "Königreich Deutschland" in Lychen organisiert sich

Mo 30.01.23 | 17:24 Uhr
  45
Das Ortseingangsschild des Lychener Ortsteiles Rutenberg. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.01.2023 | Peter Huth | Bild: dpa/Soeren Stache

Anhänger des "Königreichs Deutschland" haben eine Scheune in Lychen gekauft und planen offenbar den Kauf von 44 Hektar Land. Nach einem Treffen wollen sich Anwohner nun gegen die "Reichsbürger" wehren.

In der uckermärkischen Stadt Lychen reagieren nun Anwohner auf die geplante Ansiedlung von "Reichsbürgern" des sogenannten "Königreichs Deutschland" im Ortsteil Rutenberg. Nachdem die "Reichsbürger" des Fantasiestaates eine Naturscheune gekauft haben, wollen die Anwohner verhindern, dass 44 Hektar Land an das "Königreich" von Peter Fitzek gehen. Am vergangenen Freitag trafen sich Rutenberger und diskutierten über die Situation und was sie gegen den Landkauf tun können.

Zum zweistündigen Treffen kamen 40 Menschen, mehrheitlich aus Rutenberg. Auch die Bürgermeisterin von Lychen, Karola Gundlach (parteilos) hielt Wort. Zwei Anhänger von Fitzek, die an der Veranstaltung teilnehmen wollten, wurden wieder nach Hause geschickt. Mit ihnen wolle man später sprechen, hieß es von den Organisatoren.

Die Teilnehmer des Treffens setzten sich laut eigenen Angaben ein klares Ziel: keine antidemokratischen Kräfte in Lychen. Der Widerstand gegen die Fitzek-Anhänger soll sichtbarer werden. Es sei noch unklar, ob man das nun als Bürgerinitiative oder als Bündnis erreichen will.

Kauf von weiteren Immobilien möglich

Die Anhänger des sogenannten Königreiches wollen unter dem Deckmantel des Vereins WaldGartenBunt Immobilien und Grundstücke auch in Lychen kaufen, wie eine Recherche von rbb24 Brandenburg Aktuell und ARD Kontraste zeigte.

Aktuell habe sich der selbsternannte "König" Fitzek vorgenommen, 44 Hektar Land in Lychen von der Genossenschaft "Am Eichengrund" zu übernehmen. Einige Gegner von Fitzek wollen nun die Genossenschaft verlassen, was die Pläne von Fitzeks Anhängern begünstigen könnte. Nach der Scheune sei auch der Kauf von weiteren Immobilien und der Zuzug von weiteren Anhängern möglich.

"Königreich Deutschland" ist laut Verfassungsschutz antidemokratisch

Laut dem Leiter des Verfassungsschutzes Brandenburg, Jörg Müller, ist das Ziel des "Königreichs Deutschland", "unsere Demokratie abzuschaffen und ein eigenes Königreich, einen rechtsfreien Raum zu schaffen". Nach Kontraste-Recherchen tritt das "Königreich Deutschland" nun offen antisemitisch auf. Es gebe auch Verbindungen zu der Anastasia-Siendlungsbewegung, die die Demokratie ablehnt. Der Vorstand der Genossenschaft "Am Eichengrund" bis 2020 ist der Anastasia-Bewegung zuzurechnen.

Das verbindende Element in der Szene der "Reichsbürger" ist laut dem Verfassungsschutz die fundamentale Ablehnung der Existenz oder Legitimität der Bundesrepublik Deutschland sowie deren Rechtsordnung. Die Anwohner vom Ortsteil Rutenberg in Lychen wollen solche Ansichten in ihrer Stadt keinen Raum bieten: "Ich werde als Bürgermeisterin alles tun, dass wir hier im Ort die Situation besprechen und im Endeffekt gegen dieses Königreich Deutschland vorgehen", fasste die Lychener Bürgermeisterin Gundlach zusammen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.01.2023, 14:20 Uhr

Mit Material von Peter Huth

45 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 45.

    Man sollte die Gesetzgebung dahingehend ändern, dass Personen die die Existenz der Bundesrepublik negieren, der Pass entzogen und die Staatsbürgerschaft aberkannt wird. Da dürfte sich eigentlich kein Protest regen, da der Pass eines Staates der nicht exsistiert ohnehin wertlos ist. Dementsprechen auch keine Inanspruchnahme von Sozialleistungen und natürlich kein Grunderwerb für die dann Staatenlosen.

  2. 44.

    @ Doch, Frau Schröder, das Recht, jemanden willkommen zu heißen oder auch nicht habe ich schon. Aber wenn er dann einen Weg findet, ansässig zu werden, dann, leider...
    Aber willkommen heißen würde ich ihn auch dann nicht.

  3. 43.

    @ Opa Klaus, warum nur erinnern mich Ihre Beiträge oft an einen gewissen Opa Hoppenstedt?

  4. 42.

    Es wäre hilfreich gewesen, auf die bewährte Praxis zurückzugreifen, mehr als nur den Verfassungsschutz um Einordnung von solchen Personen und Organisationen zu beten. Wissenschaftliche Expertise dazu gibt es seit mittlerweile mehreren Jahrzehnten: Reichsideolog*innen sind grundsätzlich als rechtsextrem einzustufen, da sie Kernelemente teilen.

    Ferner ist es sinnvoll, nicht einfach eine Art Unfallbericht abzuleisten, sondern auch Wissen weiterzuvermitteln. Kleine Kommunen werden oft mit Nazis und anderen konfrontiert, ohne systematische Hilfe von Land oder Bund zu erhalten. Dagegen kann Rat durch Organisationen wie die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Abhilfe schaffen. Sie beraten und klären politisch auf, zeigen auch auf, welche Möglichkeiten man hat.

    Ebenso fehlt die Differenzierung. Fitzek gehört dem völkisch nationalistischen Spektrum an, "Anastasia"-Bewegung meint sog. braune Esoterik, die rechtsextreme Ansichten spirituell zu legitimieren versucht.

  5. 41.

    Es war ein Extrembeispiel. Wenn Sie Land kaufen, müssen Sie neben dem Notar auch zum Grundbuchamt und das kann das bei einer Änderung überprüfen.

  6. 40.

    Bei manchen Zuschriften hier schlägt mir der ostzonale provinzielle Mief entgegen. Es gibt kein Recht von Bewohnern, darüber zu befinden, wen sie als "Willkommen" erachten. Sind sie der Meinung, die "Neubürger" würden Straftaten begehen, sollten sie Anzeige erstatten. In einem Rechtsstaat haben nicht fragwürdige Bürgerversammelungen darüber zu befinden sondern die zuständigen Strafverfolgungsbehörden.

  7. 39.

    Die Geschichte mit Putin kann mich nicht überzeugen. In einem Rechtsstaat müßte selbstverständlich geregelt sein, welche Behörde eine solche "Liste" nach welchem Gesetz verwaltet. So etwas gibt es schlicht nicht.

  8. 38.

    Vielleicht ist der Widerstand gar nicht so gross, wie wieder einmal medial aufgebauscht wird?!
    In ländlichen Gebieten gilt mittlerweile: tausendmal lieber die "Völkischen" o.ä. als eine Flüchtlingsunterkunft...

  9. 37.

    Im Prinzip muß das abgeglichen werden, damit das Geschäft gültig wird. Versuchen Sie doch mal Ihren Acker im Moment z.Bsp. an Putin zu verkaufen, dann werden Sie merken, daß das nicht geht. Und solche Listen gibt mehrere, nicht nur aktuell bei Russen.

  10. 36.

    Für Enteignen sehe ich nun wirklich keine Rechtsgrundlage. <<<<<
    Genau das ist doch das Problem! Die Demokratie schaut dem rechtsnationalen Treiben zu anstatt die Rechtsgrundlage zu schaffen.

  11. 35.

    Welche Behörde führt denn eine "Sanktionsliste" bei Immobiliengeschäften?

  12. 34.

    Die Anwohner müssen schon verdeutlichen, wen sie in ihrer Gemeinde willkommen heißen und sie müssen laut sein und mutig sein, ansonsten bevölkern westdeutsche Reichsbürger und völkische Siedler immer mehr ländliche Regionen, obwohl sie ursprünglich aus dem Westen kommen. Wer will diese Menschen hier? Ich kenne niemanden und die Anwohner benötigen Unterstützung und Aufmerksamkeit, deshalb ist das Einbeziehen aller und die Öffentlichkeit, das Aufklären, so unheimlich wichtig. Diese Leute denken tatsächlich, die Ostdeutschen würden sich die Vereinnahmung von Feinden der Demokratie gefallen lassen, nicht mit uns, bleibt, wo ihr seid.

  13. 32.

    Wenn Personen nicht gerade auf irgendeiner Sanktionsliste stehen, spielt für einen Kaufvertrag die Staatsangehörigkeit oder eben Staatenlosigkeit per se keine Rolle. Der Notar wird Dokumente verlangen, welche die Identität der Vertragsparteien belegen.

  14. 31.

    "Anhänger des "Königreichs Deutschland" haben eine Scheune in Lychen gekauft ". Anhänger des "Königreichs Deutschland" können kein Grundstück kaufen, weil zum Kauf eine natürliche oder juristische Person erforderlich ist. Wer steht denn im Grundbuch?

  15. 30.

    " anklagen,verurteilen, enteignen, " Jawoll! Nur, wie könnte man eine Anklage begründen? Für Enteignen sehe ich nun wirklich keine Rechtsgrundlage. Solche schwerwiegenden Entscheidungen erfolgen nicht auf Zuruf. Faktisch sind Enteignungen in Deutschland nur möglich, wenn nachgewiesen werden kann, dass das Grundstück dringend für ein öffentliches Vorhaben benötigt wird.

  16. 29.

    "Aber wen interessiert ein Dorf in der Uckermark??" Offensichtlich ihre Gesinnungsgenossen.

  17. 28.

    So ein Grundstückserwerb ist das Ergebnis zweier frei handelnden Vertragsparteien, der durch einen notariellen Kaufvertrag geschlossen wird. Der Staat, die Kommune oder andere Dritte sind an einem solche Kaufvertrag nicht beteiligt. Als einzige Möglichkeit, den Kauf zu verhindern ist die Willensentscheidung des Grundstücksverkäufers, den Kaufvertrag nicht zu tätigen. Doch davon lese ich nichts in dem RB Text. Tut mir leid, dies zu sagen, alles andere, was man hier dazu sagt, ist rechtlich betrachtet, unerhebliches Wortgeklingel.

  18. 27.

    Wenn die Reichsbürger ihren Ausweis abgeben und die BRD nicht als Staat anerkennen, sie also staatenlos sind, wie kann man denn da einen Grundstückskaufvertrag mit einer staatenlosen Person schliessen, der keine Rechte und Pflichten mehr in/für Deutschland hat? Welcher Notar beurkundet sowas?

  19. 26.

    "Aber wen interessiert ein Dorf in der Uckermark??"
    Entweder blind oder selbst rechtsnational.
    Mittlerweile gibt es über 200 dieser "Gemeinschaften" in der BRD.
    Völkisch,rassistisch,Nazi verherrlichend.

Nächster Artikel