Grenzverkehr - Ministerin Lange fordert Aufnahme der Ostbahn in Bundesverkehrswegeplan

Mi 05.07.23 | 18:42 Uhr
  11
Archivbild: Eine Regionalbahn der Niederbarnimer Eisenbahn NEB der Linie RB 26 fährt über eine Brücke und spiegelt sich im Wasser der Oder. (Quelle: dpa/S. Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.07.2023 | Elke Bader | Bild: dpa/S. Stache

Bei einem Selbsttest hat die Brandenburger Europaministerin eine Fahrt im RB 26 nach Küstrin-Kietz und ins polnische Kostrzyn unternommen. Ihr Fazit: Der Bund muss handeln und die Ostbahn unterstützen.

Das Land Brandenburg fordert eine Aufnahme der sogenannten Ostbahn in den Bundesverkehrswegeplan. Das machte die Brandenburger Finanz- und Europaministerin Katrin Lange (SPD) am Mittwoch bei einem Vor-Ort-Termin noch einmal deutlich. Zwar fahre die Bahn, so Lange. Aber: "Wir brauchen zwingend einen besseren Ausbau der Ostbahn und deshalb war es mein Interesse, auch einmal diese Fahrt durchzuführen."

Hoher Pendlerverkehr

Wie umständlich eine Zugfahrt derzeit zwischen Strausberg und Küstrin-Kietz (beides Märkisch-Oderland) mit Weiterfahrt ins polnische Kostrzyn ist, erlebte die Ministerin dabei aus erster Hand. Mit der Regionalbahn 26 – der sogenannten Ostbahn – konnte sie zwar ins Grenzgebiet gelangen, musste dann jedoch auf den Schienenersatzverkehr in Richtung Polen umsteigen.

Der Grund dafür: Zwischen der deutschen und der polnischen Seite entsteht derzeit eine 260 Meter lange Eisenbahnbrücke. Die weltweit erste Netz-Bogen-Brücke soll zum Jahresende fertig sein und beide Länder miteinander verbinden.

Bei der Busfahrt nach Polen sei auch die Bedeutung für den Pendlerverkehr zur Sprache gekommen, berichtete Frank Schütz von der Interessengemeinschaft Ostbahn, der die Ministerin begleitete: "Der Busfahrer sagte uns, er transportiere 800.000 Fahrgäste im Monat", so Schütz. Allein diese Zahl zeige, wie stark frequentiert die Strecke sei.

Entlastung für Straße, Schiene und Berliner Umland

Mitglieder der Interessengemeinschaft sind Kommunen, die Industrie- und Handelskammern Berlin und Ostbrandenburg, die Euroregion Viadrina und die Regionale Planungsgemeinschaft Oderland. Seit Jahren setzt sie sich für den Ausbau der Strecke Berlin-Küstrin-Kietz-Kostrzyn ein.

Laut Geschäftsführer Schütz würde ein solche Erweiterung nicht nur die RE 1-Linie und den Straßenverkehr zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) entlasten, sondern auch den Siedlungs- und Entwicklungsdruck aus dem Berliner Umland herausnehmen. Dafür müsste die Strecke in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, was jedoch die Bundesregierung ablehne.

Eine Einschätzung, die auch Ministerin Lange teilt: "Es sind alle dafür: Europa ist dafür, das Land Brandenburg ist dafür, die Region ist dafür – einzig der Bund hat noch nicht erkannt, welche Bedeutung die Ostbahn hier hat", sagte sie dem rbb. Sie selbst habe das Thema bereits auf der Europaminister-Konferenz eingebracht.

Zudem hatten die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Woiwodschaft Lubuskie sich für die Aufnahme der Ostbahn in das europäische Gesamtnetz TEN eingesetzt. Auch dabei hat der Bund laut Landesverkehrsministerium Widerstand signalisiert.

Aus diesem Grund wollen die Beteiligten weiter Druck auf die Bundesregierung machen, wie Frank Schütz erklärt: "Wir haben die Aufforderung der europäischen Ebene an den Bund, diese Bahnstrecke auch in den Bundesverkehrswegeplan zu heben und dann als transeuropäische Netz anzubieten. Es ist einfach immer wieder ein Auffordern: Bund, tue deine Pflicht!"

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.07.2023, 16:40 Uhr

Mit Material von Elke Bader

11 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 11.

    Hatte ich auch schon in Verdacht, aber auch bei 80.000 wären das rechnerisch noch bei jeder Fahrt 160 Passiere. Egal zu welcher Uhrzeit. Ich hab in dem für 24 Personen zugelassenem Bus (ich gehe mal von dem größten dort verfügbaren aus, wobei der gerne stehen gelassen wird und die Leute in den kleinsten vorhanden gequetscht werden)auch schon 54 Personen erlebt, aber da war dann auch kein cm mehr Platz.

  2. 10.

    Genau. Wahrscheinlich sind es "nur" 80.000 Fahrgäste im Monat, also ein simpler Schreibfehler. Das wäre aber zu berichtigen! Mir war das auch bereits aufgefallen und ich hatte entsprechend kommentiert. Warum wurde mein Kommentar eigentlich nicht gebracht, war das nicht konstruktiv genug, diese hohe Zahl zu bezweifeln?

  3. 9.

    "Der Busfahrer sagte uns, er transportiere 800.000 Fahrgäste im Monat", so Schütz. Allein diese Zahl zeige, wie stark frequentiert die Strecke sei.

    Klingt nicht plausibel. Mal großzügig angenommen, der Busfahrer hätte eine 10-Stunden-Schicht und würde 60h die Woche arbeiten, wären das 1.600 Fahrgäste pro Fahrt. Das wäre eine Auslastung von 6.666% pro Bus.

  4. 8.

    Also Direktzüge zur polnischen Ostsee gibt es. Einmal am Tag. Nennt sich Berlin-Gdynia-Express und bindet die Ostsee-Städte Gdansk, Zopot und Gdynia an.

  5. 7.

    Und wie soll man auf den Schienen Porsche fahren? Wir haben doch enen FDP Verkehrsminister. Ich schlage die Suche nach einer technologieoffenen Lösung für die Ostbahn vor. Man könnte sie zum Beispiel durch eine Autobahn ersetzen.

  6. 6.

    Wie naheliegend- und eigentlich selbstverständlich- wäre eine durchgehende Verbindung Berlin-Gorzow/Landsberg, mit immerhin über 100.000 Einwohnern. Es ist wirklich unglaublich, wie sträflich alle Bahnverbindungen Richtung Polen behandelt werden, trotz der potenziell großen Nutzung. Direktzüge nach Zielona Gora, Liegnitz, zur polnischen Ostsee: wäre alles auch für Pendler- und Ausflugsverkehr ein echter Gewinn.

  7. 5.

    Herr Wissing will allüberall neue Straßen mit vielen Spuren bauen,da ja der Güterverkehr größtenteils auf der Straße läuft.Das war einst anders,da wollte und konnte die staatliche Bahn Fracht auf der Schiene und nicht durch Schenker auf der Straße befördern,von den Personen in vielen Bussen statt auf der Schiene in einem Zug ganz abgesehen.
    Und die Ostbahn ist schon eine stark nachgefragte und ausgelaste Verbindung und könnte zweigleisig zur angeblich politisch gewollten Verkehrswende beitragen.

  8. 4.

    Na dann sollte der Bund vielleicht mal drüber nachdenken, warum da so viele Polen unterwegs sind.

    Gibt: Die arbeiten alle im Berliner Raum.

    Alleine ins Rewe-Logistikzentrum in Großbeeren fahren mitlerweile ein halbes Dutzend Busse pro Schicht, da die Eisenbahnverbindung in ihrer jetzigen Form unbrauchbar ist.

  9. 3.

    Gibt es denn irgendeine nachvollziehbare Erklärung vom Bund für die Sturheit?
    Immerhin baut man die Brücke zweigleisig und so dass sie elektrifiziert werden kann.
    Auch das Werbiger Kreuz wird/wurde so gebaut, dass in Ost-West Richtung genug Platz für 2 Gleise ist.
    Beide Maßnahmen laufen unter Verantwortung der Deutschen Bahn also dem Bund.
    Was spricht denn nun noch dagegen die Lücken dazwischen endlich wieder zu schließen?
    Was hat man sich denn gedacht bei den beiden Maßnahmen?
    Hofft man das Berlin, Brandenburg, EU und Polen das Ding einfach alleine durchziehen?
    Muss erst die Kaserne auf der Oderinsel reaktiviert werden und die NATO übernimmt den Ausbau?
    Aktuell scheint ja auch die Gegenwehr engagierter Bürger überschaubar zu sein, also leichteres Spiel als manch anderenorts.

  10. 2.

    Der Ausbau der Ostbahn währe sicher richtig und sinnvoll aber hinter der Grenze liegen Städte wie Küstrin / Kostrzyn oder Landsberg an der Warthe / Gorzów Wielkopolski und ein großer Teil der Fahrgäste auf der Ostbahn stammen aus unserem polnischen Nachbarland was sicher am Ende des Tages für das Bundesverkehrsministerium nicht so reizvoll ist wie Ziele die nach der Grenze Wien , Straßburg , Paris , Lüttich , Brüssel , Amsterdam oder Kopenhagen heißen erst Recht wenn sowohl das Verkehrsministerium als auch das Finanzministerium in FDP Hand sind .

  11. 1.

    Ein durchgehend zweigleisiger Ausbau der Ostbahn scheint aufgrund ihrer hohen Frequentierung sinnvoll. Indes fand in der jüngeren Vergangenheit das Gegenteil statt: Verkürzung zweigleisiger Abschnitte und Rückbau von Kreuzungsmöglichkeiten z.B. in Müncheberg (dort jetzt zumindest wieder ein Stumpfgleis).

Nächster Artikel