Grenzverkehr - Ministerin Lange fordert Aufnahme der Ostbahn in Bundesverkehrswegeplan
Bei einem Selbsttest hat die Brandenburger Europaministerin eine Fahrt im RB 26 nach Küstrin-Kietz und ins polnische Kostrzyn unternommen. Ihr Fazit: Der Bund muss handeln und die Ostbahn unterstützen.
Das Land Brandenburg fordert eine Aufnahme der sogenannten Ostbahn in den Bundesverkehrswegeplan. Das machte die Brandenburger Finanz- und Europaministerin Katrin Lange (SPD) am Mittwoch bei einem Vor-Ort-Termin noch einmal deutlich. Zwar fahre die Bahn, so Lange. Aber: "Wir brauchen zwingend einen besseren Ausbau der Ostbahn und deshalb war es mein Interesse, auch einmal diese Fahrt durchzuführen."
Hoher Pendlerverkehr
Wie umständlich eine Zugfahrt derzeit zwischen Strausberg und Küstrin-Kietz (beides Märkisch-Oderland) mit Weiterfahrt ins polnische Kostrzyn ist, erlebte die Ministerin dabei aus erster Hand. Mit der Regionalbahn 26 – der sogenannten Ostbahn – konnte sie zwar ins Grenzgebiet gelangen, musste dann jedoch auf den Schienenersatzverkehr in Richtung Polen umsteigen.
Der Grund dafür: Zwischen der deutschen und der polnischen Seite entsteht derzeit eine 260 Meter lange Eisenbahnbrücke. Die weltweit erste Netz-Bogen-Brücke soll zum Jahresende fertig sein und beide Länder miteinander verbinden.
Bei der Busfahrt nach Polen sei auch die Bedeutung für den Pendlerverkehr zur Sprache gekommen, berichtete Frank Schütz von der Interessengemeinschaft Ostbahn, der die Ministerin begleitete: "Der Busfahrer sagte uns, er transportiere 800.000 Fahrgäste im Monat", so Schütz. Allein diese Zahl zeige, wie stark frequentiert die Strecke sei.
Entlastung für Straße, Schiene und Berliner Umland
Mitglieder der Interessengemeinschaft sind Kommunen, die Industrie- und Handelskammern Berlin und Ostbrandenburg, die Euroregion Viadrina und die Regionale Planungsgemeinschaft Oderland. Seit Jahren setzt sie sich für den Ausbau der Strecke Berlin-Küstrin-Kietz-Kostrzyn ein.
Laut Geschäftsführer Schütz würde ein solche Erweiterung nicht nur die RE 1-Linie und den Straßenverkehr zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) entlasten, sondern auch den Siedlungs- und Entwicklungsdruck aus dem Berliner Umland herausnehmen. Dafür müsste die Strecke in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, was jedoch die Bundesregierung ablehne.
Eine Einschätzung, die auch Ministerin Lange teilt: "Es sind alle dafür: Europa ist dafür, das Land Brandenburg ist dafür, die Region ist dafür – einzig der Bund hat noch nicht erkannt, welche Bedeutung die Ostbahn hier hat", sagte sie dem rbb. Sie selbst habe das Thema bereits auf der Europaminister-Konferenz eingebracht.
Zudem hatten die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Woiwodschaft Lubuskie sich für die Aufnahme der Ostbahn in das europäische Gesamtnetz TEN eingesetzt. Auch dabei hat der Bund laut Landesverkehrsministerium Widerstand signalisiert.
Aus diesem Grund wollen die Beteiligten weiter Druck auf die Bundesregierung machen, wie Frank Schütz erklärt: "Wir haben die Aufforderung der europäischen Ebene an den Bund, diese Bahnstrecke auch in den Bundesverkehrswegeplan zu heben und dann als transeuropäische Netz anzubieten. Es ist einfach immer wieder ein Auffordern: Bund, tue deine Pflicht!"
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.07.2023, 16:40 Uhr
Mit Material von Elke Bader