Streit um Arbeitsbedingungen - Tesla-Betriebsrat wirft IG-Metall Falschinformation vor
Aushorchen von Mitarbeitern, Anstiftung zu Verstößen gegen das Arbeitsrecht, "Sandkastenspiele": Der Tesla-Betriebsrat erhebt harsche Vorwürfe gegen die IG Metall. Die hatte erst kürzlich die Arbeitsbedingungen im Werk Grünheide kritisiert. Von Philip Barnstorf
Der Betriebsrat der Tesla-Fabrik in Grünheide wirft der IG Metall Falschinformation und das Aushorchen von Angestellten vor. Außerdem beklagt die Arbeitnehmervertretung, die Gewerkschaft unterstütze den Betriebsrat nicht und stifte Tesla-Mitarbeiter zu Verstößen gegen das Arbeitsrecht an. Das geht aus einer E-Mail des Betriebsrats an die Belegschaft des Werkes hervor, die dem rbb vorliegt.
Betriebsrat schreibt von "Sandkastenspielen" der IG Metall
IG-Metall-Vertreter hätten etwa Betriebsratsmitglieder wiederholt angerufen, um sie zu überzeugen, eine bestimmte Kündigung eines Mitarbeiters zu verhindern. "Die Kündigungsgründe waren allerdings so eindeutig, dass der Betriebsrat einstimmig beschlossen hat, der Kündigung zuzustimmen", heißt es in der E-Mail.
Außerdem horche die IG Metall in ihrem Büro am Bahnhof Fangschleuse Mitarbeiter aus, anstatt sie zu beraten. Auch habe die Gewerkschaft Angestellte arbeitsrechtlich falsch informiert, etwa über Schichtmodelle und Arbeitszeiten. Desweiteren stifte die IG Metall zu Aktionen während der Arbeitszeit an, ohne darüber zu informieren, dass Mitarbeiter nach dem Arbeitsrecht dafür gekündigt werden könnten.
Es gebe in der Gigafactory noch viele Baustellen für den Betriebsrat, schreiben die Verfasser in der E-Mail. "Damit geht selbstverständlich einher, dass wir intensive und harte Verhandlungen mit dem Arbeitgeber führen. [...] Dass unsere Arbeit von der IG Metall schlechtgeredet wird, ist für uns sehr befremdlich."
"Wir haben nie die Arbeit des Betriebsrats kritisiert"
Die IG Metall hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert. "Wir haben die Arbeitsbedingungen bei Tesla kritisiert, aber nie die Arbeit des Betriebsrats", teilte ein Sprecher der Gewerkschaft mit. "Wir sehen, dass der Betriebsrat beim schnellen Aufbau des Standortes und der Beschäftigtenzahl stark gefordert ist. Als IG Metall arbeiten wir mit Betriebsräten eng zusammen."
Zuletzt hatte die IG Metall etwa die Arbeitszeiten bei Tesla kritisiert. Außerdem fühlten sich Mitarbeiter eingeschüchtert und trauten sich nicht, mit der IG Metall über ihre Arbeitsverträge zu reden. Schließlich seien die Tesla-Produktionshallen im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt.
Tesla-Betriebsrat zu zahm?
Im Februar 2022 hatten die Tesla-Angestellten einen Betriebsrat gewählt. Damals hatte die Fabrik etwa 2.000 Mitarbeiter. Weil inzwischen mehr als 9.000 Menschen in dem Werk arbeiten, ist der Betriebsrat nun wesentlich kleiner als eigentlich üblich bei einer so großen Belegschaft. Außerdem waren zum Zeitpunkt der Wahl noch nicht viele Produktionsmitarbeiter, sondern vor allem Angestellte aus dem mittleren Management an Bord, die mutmaßlich weniger kritisch gegenüber der Geschäftsleitung sind. Die IG Metall hatte den Termin für die Wahl deshalb kritisiert. Weil die Belegschaft der Fabrik so schnell gewachsen ist, muss schon 2024 ein neuer, größerer Betriebsrat gewählt werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.01.2023, 18:00 Uhr