Altlasten und illegale Müllentsorgung - Pilzsammler entdeckt 150 Meter langen Wall aus Reifen im Wald
Auf der Suche nach Maronen und Pfifferlingen stößt ein Pilzsucher auf hunderte Reifen. Diese wurden in den 1990er Jahren auf einem ehemaligen Militärgelände in Rietz-Neuendorf abgeladen.
Hinter der Kiesgrube Alt-Golm, einem Ortsteil der Gemeinde Rietz-Neuendorf (Oder-Spree), liegt ein idyllisches Waldstück. Das Gebiet ist auch bei Pilzsammlern beliebt. Zu ihnen gehört Hans-Ulrich Schröder.
Der Sanitärmeister aus Fürstenwalde sucht dort schon seit über 50 Jahren. Zuletzt verschlug es ihn zum ersten Mal in einen für ihn noch unbekannten Abschnitt, wo er eine kuriose Entdeckung machte: drei alte Wasserbehälter aus Beton, die Ruinen einer Sanitäranlage und einen etwa 150 Meter langen Wall aus Autoreifen. "Ich habe mich gefragt, wo ich denn hier gelandet bin", sagt Schröder. "Es ist für mich völlig unerklärlich, wie Reifen in dieser Menge hier 30 Jahre lang einfach so in der Wildnis rumliegen können."
Überreste der Armee und illegales Abfalllager
Auf dem Gelände befand sich nach Angaben des Bundeswehrverbandes zunächst ein seit 1934 Munitionslager der Wehrmacht, später wurde das Areal auch jahrzehntelang vom sowjetischen Militär genutzt. Sowohl Wasserbehälter als auch Sanitäranlagen stammen wohl aus dieser Zeit. Bei dem Reifenwall handelt es sich wahrscheinlich um Altlasten eines Entsorgungsunternehmens, dass die Reifen dort in der Nachwendezeit abgeladen hat.
Bürgermeister warnt vor Gefahren
Heute ist der Stacheldraht um das eigentlich umzäunte Gebiet an vielen Stellen eingetreten und kann einfach betreten werden. Verwitterte, kaum lesbare Schilder weisen jedoch auf ein Betretungsverbot hin, da das Gebiet bis heute als munitionsbelastet gilt. Auch Oliver Radzio, Bürgermeister der Gemeinde Rietz-Neuendorf, warnt vor einem Besuch. "Ich kann nur dazu aufrufen, dass man insbesondere die ehemaligen militärischen Objekte - und in der Regel wissen die Leute, wo die liegen - nicht betritt. Auch nicht zum Pilzesammeln oder um irgendwelche Höhlen zu erkunden." Zu vielen Anlagen gebe es Radzio zufolge schlicht keine Akten. Deshalb sei auch nur wenig zu potentiellen Belastungen bekannt. "Deshalb wäre es gut, wenn man sich da raushält und im Zweifel auch nicht Rettungskräfte in Mitleidenschaft zieht."
Den Fall habe der Bürgermeister nun seinem Ordnungsamt übertragen. Eigentümer des Geländes ist allerdings das Land Brandenburg, welches sich um die Entsorgung der Reifen kümmern müsse.
Sendung: Antenne Brandenburg, 29.10.2024
Mit Material von Marissa Boll
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