Schlafplätze und warmes Essen - Kältehilfe für Obdachlose in Brandenburg und Berlin gestartet

Mo 04.11.24 | 10:01 Uhr
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Archivbild: Eine Mitarbeiterin der Berliner Stadtmission besucht mit dem Kältebus am 25.11.2018 einen Obdachlosen in einer Bushaltestelle an der Amrumer Straße. (Quelle: Picture Alliance/Rolf Zöllner)
Audio: rbb88.8 | 31.10.2024 | Thomas Weber | Bild: Picture Alliance/Rolf Zöllner

Die Nächte werden kälter, obdachlose Menschen bekommen nun mehr Möglichkeiten auf eine Übernachtung im Warmen. Die Kältehilfe in Brandenburg läuft jetzt an, in Berlin ist sie schon gestartet. Das sind die wichtigsten Hilfsangebote.

In den vergangenen Nächten sanken die Temperaturen in der Region teils bis auf den Gefrierpunkt, Kommunen und Hilfsorganisationen in Berlin und Brandenburg verstärken nun wie in jedem Herbst ihre Angebote für obdachlose Menschen. Zum einen stellen sie Schlafplätze in beheizten Räumen zur Verfügung, an manchen Orten fahren sogenannte Kältebusse durch die Straßen.

Service

Verhüllter Obdachloser am Brandenburger Tor
IMAGO / Future Image

Hilfe für obdachlose Menschen - Übernachtungsstellen in der Region

  • Berlin: Notübernachtungen Franklinstraße 27a (Charlottenburg), Kopenhagener Straße 29 (Reinickendorf), Lehrter Straße 68 (Mitte), Am Containerbahnhof 1 (Friedrichshain), dazu Notübernachtung "Evas Obdach" nur für wohnungslose Frauen, Fuldastraße 9 (Neukölln).
  • Cottbus: Ostrower Damm 2
  • Frankfurt (Oder): An den Seefichten 20
  • Potsdam: Lerchensteig 55

In Potsdam stehen ab 4. November unter anderem Notbetten im Obdachlosenheim an der Adresse Lerchensteig 55 zur Verfügung, die Bedürftige in Anspruch nehmen können. Insgesamt stünden aktuell circa 70 Plätze zur Verfügung, sagte eine Sprecherin der Landeshauptstadt. Die Zahl der Plätze könnte aber erweitert werden. Auch eine Rufnummer bei besonderer Hilfebedürftigkeit werde angeboten, so die Sprecherin.

Mit der Arbeiterwohlfahrt sei vereinbart worden, dass an kalten Tagen niemand an der Obdachlosenunterkunft in Potsdam abgewiesen werde, betonte die Sprecherin. Außerdem werde eine Suppenküche mit Frühstück, warmer Mittagsmahlzeit und die Möglichkeit zu Duschen und Wäsche zu waschen eingerichtet. "Die Kleiderkammer ist täglich geöffnet."

In Potsdam leben den Angaben zufolge ungefähr 100 Menschen ohne Dach über dem Kopf, an die sich das Angebot der Winternothilfe richtet.

In Frankfurt (Oder) fährt in den besonders heftigen Kältephasen mit Temperaturen unter minus 10 Grad Celsius ein Kältebus durch die Stadt und steuert bekannte Treffpunkte von Obdachlosen oder "gefährdeten Menschen" an, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung erklärte. In dem Bus werden warme Getränke, Suppe und warme Decken angeboten. Den Betroffenen sollen bestehende Hilfsangebote erläutert werden. Außerdem sei man auch bereit, die Menschen, "wenn sie es möchten, in die städtische Wohnungslosenunterkunft" zu begleiten. Diese findet man unter der Adresse An den Seefichten 20.

Die Stadt Cottbus hat derweil für obdachlose Menschen eine Notschlafstätte mit zwölf Plätzen eingerichtet, die in der Straße Ostrower Damm 2 liegt. "Sollte die Kapazität erschöpft sein, stehen in anderen Einrichtungen zusätzliche Schlafplätze zur Verfügung, so dass kein Bedürftiger ohne Unterkunft bleiben muss", sagte ein Sprecher der Stadt.

In den letzten Jahren wurden in Cottbus keine Kältetoten verzeichnet, betonte der Sprecher. Um das weiterhin zu erreichen, sollten die Bürger weiterhin obdachlose oder hilflose Menschen melden. Diese Bitte gaben auch die anderen Städte ab. Die Verantwortlichen könnten die Situation nicht im gesamten Stadtgebiet überblicken und seien über Hinweise über Notlagen oder Hilfebedürftigkeit sehr dankbar.

Die Stadtmission in Berlin unterstützt seit Freitag wieder mit drei Bussen die Kältehilfe in der Hauptstadt. Ziel der Kältebusse sei es, Menschen vor dem Erfrieren zu bewahren und sie in Notunterkünfte zu bringen, sagte die Sprecherin der Stadtmission, Barbara Breuer.

Während des letzten Winters hätten die Busse 1.580 Menschen ohne Obdach in Unterkünfte gebracht. Das seien 237 Menschen mehr als im Vorjahr, sagte Breuer: "Tendenz steigend." Betroffene, die sich nicht in Unterkünfte bringen lassen, würden mit heißem Tee, einer Suppe und einem Schlafsack versorgt. In Berlin gibt es vier Notübernachtungsstellen, dazu eine nur für Frauen [skf-berlin.de]. Infos dazu und zu zahlreichen weiteren Hilfsangeboten finden Sie hier [berliner-stadtmission.de].

"Kältehilfe gibt es nur, weil es keine nachhaltigen Lösungen gibt"

Die Berliner Stadtmission ist dabei nach eigenen Angaben vom Donnerstag erstmals vollständig auf Spenden angewiesen. Bis zum vergangenen Jahr habe sich der Bezirk Neukölln an den Kosten beteiligt, hieß es bei der Vorstellung der Angebote der Kältehilfe. Das ist nun nicht mehr der Fall.

Zum 30-jährigen Bestehen der Kältebusse der Stadtmission und angesichts des Mangels an bezahlbarem Wohnraum beklagte deren Sprecherin eine "zunehmende Verelendung auf der Straße". In den 1990er Jahren seien die Chancen für Menschen, die vom Leben auf der Straße weg in Wohnungen wollten, besser gewesen als derzeit. Die Leiterin der Notübernachtung der Stadtmission in der Lehrter Straße, Anna Behnke, sagte: "Kältehilfe gibt es nur, weil es keine nachhaltigen Lösungen für die Menschen gibt."

Ein wachsendes Problem bei der Kältehilfe ist der Mangel an Plätzen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Laut Breuer gibt es in Berlin keine barrierefreie Notunterkunft. An einigen Orten stünden Betten zur Verfügung, deren Höhe verstellbar ist. Viele Menschen mit eingeschränkter Mobilität seien aber auf Hilfen angewiesen.

Sendung: Fritz, 04.11.2024, 7 Uhr

22 Kommentare

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  1. 21.

    Sie denken also, es wäre gut, wenn "der Staat" Obdachlose, die Sie offenbar als "grobe Masse" definieren, verstärkt zur Arbeitsaufnahme drängen bzw. zwingen würde? Ich will Ihnen nichts unterstellen, aber das klingt für mich stark nach Sozialdarwinismus, wie er in der düsteren "Vogelschiss-Zeit" propagiert wurde, Matzes.

  2. 20.

    Ich denke das es gut wäre, wenn der Staat stärker darauf drängen würde, dass diese Leute einer Arbeit nachgehen und zu zur Not auch dazu zwingt. Es is weiß Gott kein erbaulicher Anblick wenn man unter jeder Brücke die Lagerstätten der Obdachlosen erblicken kann. Natürlich kann jeder in eine Notlage geraten, aber letzlich muss man nicht so leben, es sei denn mann will es.

  3. 19.

    Ganz einfach. Dort werden sie staatlicherseits verfolgt, geächtet und rechtlos. Hier sind sie "nur" geächtet.

  4. 18.

    Zitat: "Dabei spiele ich niemanden aus, aber Waffen und Munition haben noch keinem Obdachlosen oder Hilfsbedürftigen hier geholfen, dort auch nicht."

    Mit dieser Aussage bestätigen Sie doch den an Sie gerichteten Vorwurf, die Ukraine-Winterhilfe völlig undifferenziert gegen die hiesige Obdachlosenhilfe auszuspielen. Denn das zugesagte Hilfspaket beinhaltet Nothilfeleistungen für die besonders stark von der Zerstörung der Infrastruktur betroffene Bevölkerung vor allem in der Ostukraine, der ein eisiger Winter bevorsteht, von dem wir uns hier wohl kaum ein Bild machen können. Die Hilfe fließt also nicht in Waffenlieferungen, wie Sie es hier unterstellen, sondern in die Zurverfügungstellung von Heizmaterial od. Winterkleidung etc., Detlef.

  5. 17.

    Wenn Ihnendieses Thema so wichtig ist, können Sie ja gerne privat Spenden oder Sie übernehmen eine Patenschaft. Ich find es nur absurd, wenn Menschen aus Polen oder den Baltischen Länder zu uns kommen, um hier dann Obdachlos zu sein.

  6. 13.

    Ja, es ist schlimm , keine Frage. Die Ursachen sind vielfältig.
    Hier ging es aber um die Unterstützung des Kältebusses, um die Hilfe an die richtige Stelle zu bringen. Dafür muß ich die Menschen auf der Straße ansprechen und fragen.
    Also hinschauen.
    In unserem Umfeld kennen wir die Menschen die Hilfe brauchen. In großen Städten stelle ich mir das schwieriger vor.

  7. 12.

    Na dann frag mal ,,die ganz oben'', was die beitragen, außer die ,,Leistungsträger'' unseres Volkes auszunehmen.

  8. 11.

    Danke, ich habe sie noch "alle".

    Ich vertrete die Auffassung, dass man zuerst den Menschen im Land helfen sollte und sich dann genau überlegt, was man mit dem verbleibenen Geld alles Sinnvolles machen kann. Dabei spiele ich niemanden aus, aber Waffen und Munition haben noch keinem Obdachlosen oder Hilfsbedürftigen hier geholfen, dort auch nicht.

    Fragen Sie sich doch einmal, warum trotz Rekordsteuereinnahmen das Land verfällt und Hilfen für Obdachlose gestrichen werden.

  9. 10.

    und weil wir ein "reiches Land" sind kann sich jeder nach Herzenslust bedienen? Er muss auch nichts zur Erhaltung des "Reichtums" beitragen? Sie haben ja wirklich eine tolle Auffassung. Ich nehme an, beim Bürgergeld vertreten Sie eine ebensolche Auffasung.

  10. 9.

    Sag mal, hast Du nicht mehr alle? Die Außenpolitik mit dem Obdachlosenproblem ausspielen zu wollen? Wie mies ist das denn? Da sieht manns wieder, keine Ahnung und nur diskreditieren!

  11. 8.

    "Baerbock sagt der Ukraine zusätzliche Winterhilfe in Höhe von 200 Millionen Euro zu"

    "Die Berliner Stadtmission ist dabei nach eigenen Angaben vom Donnerstag erstmals vollständig auf Spenden angewiesen. Bis zum vergangenen Jahr habe sich der Bezirk Neukölln an den Kosten beteiligt, hieß es bei der Vorstellung der Angebote der Kältehilfe. Das ist nun nicht mehr der Fall."

    Bravo!

  12. 7.

    Das ist mir eigentlich vollkommen egal......wir sind ein reiches Land und da muss niemand erfrieren. Hier wird doch sonst auch "jedem" geholfen.

  13. 6.

    Wir alle sind gefordert, aber die Reichen in unsrerem Land, schotten sich immer mehr ab!

  14. 5.

    Pk - habe verstanden. Dann liegt die Schuld nicht bei den Obdachlosen. Ich finde die Schuld eher bei den ,,sehr gut Betuchten“! Die machen nichts!

  15. 4.

    "Kältehilfe gibt es nur, weil es keine nachhaltigen Lösungen für die Menschen gibt"

  16. 3.

    Das finde ich auch. Aber können Sie erklären, weshalb Menschen aus den Baltischen Staaten oder Polen zu uns kommen, um hier ein Leben als Obdachloser zu fristen? Einen Anreiz dafür muss es doch geben?

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