Deutsch-polnischer Bahngipfel - Interessenvertreter drängen auf Ausbau der Ostbahn RB26

Mi 08.02.23 | 11:40 Uhr
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Ein Zug der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) fährt schnell.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.02.2023 | Fred Pilarski | Bild: dpa/P.Pleul

Um den Zugverkehr zwischen Deutschland und Polen zu verbessern, treffen sich Vertreter beider Länder in Potsdam. Dabei soll es auch um die RB26 zwischen Berlin und Kostrzyn gehen. Die wichtige Pendlerstrecke wird zunehmend für den Güterverkehr gebraucht.

Vertreter der deutschen und polnischen Regierungen kommen an diesem Mittwoch in Potsdam zu einem Treffen mit Vertretern von Bahnunternehmen zusammen. Sie wollen über eine Verbesserung des Zugverkehrs zwischen den Nachbarländern beraten.

Erwartet werden neben dem Polen-Beauftragten der Bundesregierung, Dietmar Nietan, auch der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und dessen sächsischer Amtskollege Michael Kretschmer (CDU).

Ein Dauerthema ist dabei die sogenannte Ostbahn Berlin-Küstrin. Nach dem Krieg verkam die Strecke zur Bummelbahn. Und doch hängt viel Hoffnung an der Verbindung.

Bessere Anbindungen zwischen Deutschland, Polen und dem Oderland

In weniger als einer Stunde von Küstrin nach Berlin: Ein solches Tempo könnte für viele Anliegergemeinden der sogenannten Ostbahn zu einem Entwicklungsschub führen. Die Gemeinde Golzow im Oderbruch zum Beispiel könnte einem zweigleisigen, elektrifizierten Ausbau der Regionalbahn 26 in etwa 45 Minuten erreichbar sein, berichtet Bürgermeister Frank Schütz (CDU). "Ich könnte dem Berliner auf der Suche nach seiner Wohnsituation eine Antwort geben. Ich könnte jungen Menschen in ihrem Heimatort weiterhin eine Perspektive bieten, weil man einfach Lebenszeit spart, die man im Zug verbringt."

Polen geht voran, Deutschland hinkt hinterher

Der CDU-Politiker Schütz ist auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Ostbahn. Seit Jahrzehnten fordern Anliegerkommunen, Landkreis und Unternehmen darin den Ausbau der wichtigen Pendlerstrecke. Hoffnungszeichen gibt es: Von Berlin bis Müncheberg soll es zum nächsten Fahrplanwechsel statt derzeit im Ein-Stunden- dann im 30-Minuten-Takt gehen. Zwischen Küstrin-Kietz und dem polnischen Kostrzyn wird aktuell die Eisenbahnbrücke über die Oder gebaut. Auf polnischer Seite wird eine Brücke über die Warthe ertüchtigt.

Die Modernisierung der Strecke ist im Nachbarland bereits beschlossene Sache. Nur auf deutscher Seite fristet die von der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft (NEB) betriebene Verbindung ein kümmerliches Dasein: auf nur einer Spur und ohne Elektrifizierung.

Fahrgastverbände und Pendler beklagen überfüllte und unpünktliche Züge. Die grenzüberschreitende Strecke hat es bislang nicht in den Verkehrswegeplan geschafft. "Wir sehen hier ganz klar auch den Bund in der Verantwortung", sagt Clemens Rostock, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Landtag. "Es ist wichtig für die Entlastung der RE1-Strecke, die durch Tesla und Co auch noch stärker belastet wird."

Ausbau für die Verkehrswende?

Der südlich vorbeiführende Regionalexpress 1 zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin bringt es mit den Tesla-Pendlern nämlich mittlerweile auf drei Zugpaare in der Stunde. Damit ist auf den Schienen kaum noch Platz für den Güterverkehr. Und der wächst rasant: 140 Güterzüge täglich.

Das ist der Bedarf bis 2030. So hat es das Planungsbüro Spreeplan Verkehr im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg (IHK) errechnet. Was passiert, wenn die Ostbahn nicht ausgebaut wird, beschreibt Spreeplan-Geschäftsführer Bertram Teschner: "Dann hätten wir die Schwierigkeit, dass wir keine zusätzlichen Verkehre auf die Bahn verlagern können, die Straßen entsprechend voller werden, wir mehr Stauungs-Erscheinungen haben und damit eine Verkehrswende eigentlich nicht sinnvoll eingeleitet werden kann."

Auf dem deutsch-polnischen Bahngipfel soll das Thema am Mittwochnachmittag zur Sprache kommen. Vor dem Treffen sagte Woidke am Dienstag in Cottbus, er werde sich darüber hinaus weiter für eine ICE-Anbindung der Stadt in der Lausitz einsetzen. Das große Projekt sei eine Schnellzug-Verbindung Berlin-Cottbus-Görlitz-Breslau. In anderen europäischen Ländern seien schnelle Schienenverbindungen in die Nachbarländer völlig normal. "Das muss auch Richtung Polen normal werden, dafür werden wir weiter kämpfen." Woidke war acht Jahre lang Polen-Beauftragter.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.02.2023, 14:10 Uhr

Mit Material von Fred Pilaski

15 Kommentare

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  1. 15.

    Da hätten wir ja wenigstens die alten DDR Verkehrsstrecken der Bahn gleich behalten können.....
    Dann wäre zumindest die Ost-Bahn fortschrittlicher als der Rest der DB. Natürlich nur mit erneuertem Schienennetz.

  2. 14.

    Werneuchen - Wriezen wäre noch realistisch, die B167 müsste nur untertunnelt werden.

  3. 13.

    Natürlich muß der Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn auch den Ausbau seiner Bahnen bezahlen.Der Bund will ja Eigentümer sein und Eigentum verpflichtet.Zudem zahlt der Betreiber der Personenzüge und die Betreiber von Güterwagen genügend dafür,dass Trassen zur Verfügung gestellt werden.Es gibt also gar keinen Grund die Ostbahn nicht umgehend auszubauen,wie es der für die Bahn zuständige Verkehrsminister mit 1000 en km Autobahn,einschließlich A 100 ja selbst will.Nur bei Bahnen wird gebremst.

  4. 12.

    Selbst wenn man endlich den Ausbau beschließt, dauert es in Deutschland noch Jahrzehnte bis es umgesetzt wird! Da ist man in Polen mit dem Ausbau bestimmt schon Jahrzehnte fertig...

  5. 11.

    Ich dränge auch drauf.
    Ausbau der Berlin-Küstrin-Strecke,
    Ausbau der Stecke Eberswalde-Frankfurt/O (RB60),
    Wiederaufbau der Strecke Berlin-Werneuchen-Wriezen-Neurüdnitz-nach Polen, alles bitte 2-gleisig und zack-zack.
    In Wriezen/Vevais wurde die alte Bahnstrecke massiv zugeschüttet, um die Ortsumgehung B167 Wriezen zu bauen. Da bin ich gespannt, wie die Gelehrten das wieder Rückbauen..^^

  6. 10.

    So ist es.
    So viel zur sog. Politik für die Bürger.
    Dieses "Anstehen" jeden Tag über Jahre ist doch wirklich eine Zumutung.
    Und eine Belastung für Ahrensfelde. Schwer zu verstehen.
    Aber fordert man Lösungen, ist man alsAutohasser verschrieen. Aber wer bequem mit einer funktionierenden Zugverbindung anreisen kann, ist auch körperlich/mental einfach entspannter. Warum will das keiner einsehen?
    Höchstens beim MedizinCheck merkt man, dass das alles nicht gesund sein kann.

  7. 9.

    Das Traurige ist, dass die eigentlich früher (bis 1945) zweigleisige Trasse einmal vorhanden war, aber bis in die 2010'er Jahre die Strecke immer weiter zurückgebaut wurde (Abstellgleise, Güterzuggleise in Bahnhöfen frühere Entladestellen). Auch würde ein zweigleisiger Ausbau mehr Betriebssicherheit und weniger Verspätungen bedeuten. Wenn man wirklich die Verkehrswende, gute Verbindungen im Osten und Richtung östliche EU bis 2035 ernsthaft schaffen wollte, dann muss man bereits jetzt rennen!

  8. 8.

    Wichtig wäre die Bahnstrecke über Werneuchen weiter bis Polen wieder zu eröffnen,würde auch die B158 entlasten und für Pendler auch eine Alternative !

  9. 7.

    Man könnte die alte Bahnstrecke vom Berlin Lichtenberg über Ahrensfelde, Wriezen, Oderbruch, Europabrücke bis
    Godków wieder in Betrieb nehmen und dort Güter- und Personenverkehr betreiben. Der umgeleitete Güterverkehr entlastet die Strecke nach Küstrin und zusätzlich wäre das Oderbruch und das östliche berliner Umland bahntechnisch besser angebunden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Berlin%E2%80%93Wriezen
    https://de.wikipedia.org/wiki/de:Bahnstrecke%20Wriezen%E2%80%93Godk%C3%B3w?uselang=de

  10. 6.

    Richtig. Die Mittel für LuFV und BSchAG stellt der Bund zur Verfügung. Dabei wäre ein Angebot zum Ausbau der gemeinsamen Infrastruktur ein gutes Mittel, um die unseligen Reparationsforderungen der PIS zu kontern.

  11. 5.

    Das große Projekt nach Breslau gab es schon
    Zu DDR Zeiten da ging es nur ein wenig weiter
    Bis Breslau. Von Berlin. Aber egal Hauptsache das Geld stimmt bei unseren Politikern,wir
    Verschlechtern uns immer weiter. Noch ein Tipp der Güterverkehr und Regio Verkehr auf eigene Gleise. Andere Länder machen uns das alles vor.

  12. 4.

    Na, toll. Wie lange wollen wir denn nun noch über derat Motwendigkeiten 'fabulieren'? Das war einem gutenPlanner schon 1990 klar, dass mit der gewinnenen Freiheit, der Druck auf die Straßennutzung zunehmen wird. Deshalb müssen die (grenzüberschreitenden) Verkehre auf der Schiene gestärkt werden. Das sind grundsätzliche Forderungen, über die es keine Diskussionen mehr geben darf. Diese Forderungen erreichen nun das smarte Alter von ü30! Wollen wir weitere 15 Jahre das Ja oder Nein diskutieren??? Machen! Die an den derzeit vorhandenen Schienennetz liegenden Orte und Städte verkehrsmäßig gut Bis bestens zu versorgen!
    Und auch über die Grenze gehend. Ich denke, Bbg ist ein Transitland (verkehrsmäßig gesehen), alles schon vergessen?

  13. 3.

    Woidke,Platzeck,Stolpe alles Schaumschläger versprechen alles und halten nichts davon.

  14. 2.

    Herr Woidke setzt sich ein...
    Für alles was der Bund bezahlen muss. Und das MUSS bestimmt er gleich mit, egal wie regional das Problem ist. Und es gibt den Strukturfonds, der schon öfter lt. Panorama für Infrastrukturprojekte fälschlich verwendet wurde, für die das Land sowieso zuständig wäre. Je mehr Grauzone, je mehr Forderungen an den Bund... ohne Ende.

  15. 1.

    Vielleicht sollten die Lokalpolitiker auch mal beim Verteidigungsminister mit dem Stichwort "Ostflanke" vorstellig werden.

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