Problemkiez Mehringplatz in Berlin - Engel in der Krise

Mo 04.11.24 | 14:53 Uhr | Von Anna Severinenko
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Symbolbild:Das Straßenschild „Mehringplatz“ ist vor der Kulisse der Friedenssäule zu sehen.(Quelle:picture alliance/dpa/S.Stache)
Bild: picture alliance/dpa/S.Stache

Der Mehringplatz liegt mitten in Berlin, zwischen dem Anfang der Friedrichstraße und dem Kanal. Trotz der zentralen Lage kommt der Platz seit Jahrzehnten nicht aus dem Krisenmodus. Nun wurde ein Teil dringend benötigter Gelder bewilligt. Ist das die Lösung? Von Anna Severinenko

Friedrichstraße 1-3, das klingt erstmal nach einer guten Adresse: zwischen dem jüdischen Museum, der Redaktion der taz und der Galerie König. Hier geht Berlin-Mitte in Friedrichshain-Kreuzberg über. Die Immobilie beherbergt jedoch keine Galerie oder Ähnliches, wie man in dieser Lage denken könnte, sondern mehrere sozialen Einrichtungen – und die werden hier dringend benötigt.

Mehr als ein Viertel der Bewohner der Siedlung bezog im vergangenen Jahr Sozialleistungen, das Gebiet gilt als eines der ärmsten der Stadt. Laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg lag im Jahr 2020 der Anteil von Einwohner:innen mit Migrationshintergrund bei mehr als 70 Prozent, mehr als die Hälfte der Kinder gilt als arm. Für die gesamte Nachbarschaft spielen die sozialen Einrichtungen eine wichtige Rolle, denn sonst kümmert sich kaum jemand um die ca. 5.500 Bewohner:innen.

Schüsse auf dem Mehringplatz

Die Friedrichstraße mündet in den Mehringplatz; in dessen Mitte steht eine Säule mit einem Engel, der über den Platz wacht. Drumherum ein kleiner Springbrunnen und Wiese. Es ist nichts mehr zu sehen von der über zehn Jahre anhaltenden Baustelle mitten auf dem Platz. Seit 2011 war der Mehringplatz als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Das komplette Rondell wurde aufgebrochen, um einen Fahrstuhl zur U6 zu installieren, die Tunneldecke zu sanieren und den Platz neu zu gestalten - statt Pflastersteinen eine Wiese. Der Platz ist seit 2022 wiederhergestellt - aber nicht der soziale Frieden.

Erst letztes Jahr fielen tagsüber auf dem Mehringplatz Schüsse, wenige Monate davor gab es eine bewaffnete Massenschlägerei. Die Kinderarmut ist die höchste in dem Stadtgebiet. Die Situation im Kiez hat sich seit langem durch Leerstand, Drogenhandel, Gewalt und Verwahrlosung zu einem Brennpunkt erhitzt, hinzu kam die Dauerbaustelle.

Archivbild:Drohnenperspektive aus dem südlichen Teil der Friedrichstrasse mit dem Mehringplatz C in Berlin am 21. Oktober 2023. (Quelle:imago images/E.Contini)
Bild: imago images/E.Contini

Die Mieten sind niedrig

Der Platz in der Mitte ist zwar neu aber die Verwahrlosung des Wohnblocks drumherum ist unverändert. In dem Ring an Geschäften, Essensbuden und Büros drumherum sieht man immer wieder Lücken und leere Schaufenster. Dabei sind die Mieten hier so günstig wie selten in Berlin. Die Zuständigkeit für die Wohn- und Gewerbekomplexe teilen sich seit 2011 Degewo und Howoge. Laut des amtlichen Mietspiegels liegt der niedrigere Preis für einen Quadratmeter am Mehringplatz bei knapp über 6 Euro. Ein Grund zum Bleiben, die meisten hier haben sowieso keine Wahl. Aber auch ein Grund, warum Geld für die Instandhaltung fehlt.

Fehlendes Geld ist auch das, was die Existenz der sozialen Initiativen in der Friedrichstraße 1-3 bedroht. Die Einrichtungen dort sollen gegen die Probleme im Kiez helfen. Doch sie sind ernsthaft bedroht, denn das Gebäude ist so marode, dass die Schließung droht. Die einzige Hoffnung ist Geld vom Senat. Neben einem Nachbarschaftszentrum sind dort unter anderem das Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum KM Antenne, das Quartiersmanagement, das Stadtteilzentrum F1 mit Kantine und eine mehrsprachige Beratungsstelle für Familien mit Angehörigen mit Behinderung untergebracht.

Schimmelndes Haus bedroht Sozialeinrichtungen

Aber das Haus selbst trägt nicht mehr lange: Einige Räume sind nicht mehr begehbar wegen Wasserschäden, es gibt Schimmel, der Brandschutz muss dringend erneuert werden, die Decken fallen ab. Der Gesamtsanierungsbedarf liegt laut Bezirk bei rund 26 Millionen Euro. Die Lage ist so desaströs, dass viele Organisationen gezwungen wären auszuziehen und erst einmal einen neuen Standort finden müssten. Der Senat hat jedoch entschieden, die beschlossenen Baumaßnahmen von 2028 auf 2033 zu verschieben.

Wenn das Haus jedoch zwischenzeitlich samt ansässigen Trägern schließen müsste, würde sich das deutlich negativ auf die Situation am Mehringplatz auswirken. So schätzen es Anwohner:innen, aber auch Vertreter:innen der Initiativen selbst ein. Wegen der Schäden mussten bereits einige Räume gesperrt werden, das bedeutet weniger Angebote für die Nachbarschaft. Und die Folgen davon sind bereits sichtbar – so beschreibt es der Quartiersrat. "Es grassieren Jugend- und Drogenkriminalität, Vandalismus sowie gewalttätige Auseinandersetzungen. Kaum ein Tag vergeht mehr ohne Polizeieinsatz, bei den Anwohner:innen wächst die Angst" steht in einem Brandbrief, den der Quartiersrat Ende Juni an den Regierenden Bürgermeister von Berlin und an die Senatsverwaltung für Finanzen für Soziales und für Jugend schickte.

Instandsetzungen ab März 2025

"Wann wird Jugendarbeit ausfinanziert?" steht auf einem großen Plakat an dem Gebäude. Dass der Senat die Sanierung um fünf Jahre verschieben will, habe eine sehr große Schockreaktion bei vielen Vereinen, Initiativen und Trägern ausgelöst, sagt Candy Hartmann vom Quartiersmanagement. "So kann aber weder Nachbarschaftsarbeit noch Kinder- und Jugendarbeit vernünftig funktionieren."

Der Protestbrief führte zu einer ersten positiven Wendung. Am 18. September hat das Bezirksamt zugesagt, dass zumindest für aktuelle Instandsetzungen 1,74 Millionen Euro gesichert werden konnten, über das Sondervermögen "Infrastruktur der wachsenden Stadt". Ab März 2025 sollen die Arbeiten durchgeführt werden. "Dadurch ist der Weg bis zur Sanierung ein bisschen mehr geebnet", sagt Candy Hartmann. "Wäre dieses Geld nicht gekommen, hätte das Haus voraussichtlich schließen müssen - komplett." Candy Hartmann hofft auch auf weitere Baumaßnahmen: "Aktuell ist die Howoge sehr intensiv mit Sanierungsarbeiten in ihrem Bestand beschäftigt. Aber auch das ist ein gutes Zeichen, eine gute Weichenstellung für die Zukunft, hier tatsächlich auch wieder Gewerbe an den Platz zu bringen und ein gutes Wohnen zu ermöglichen. Aber all diese Dinge arbeiten in die richtige Richtung, dass sich etwas entwickeln kann und Strukturen aufgebaut werden", sagt Hartmann.

Karin Lücker-Aleman.(Quelle:rbb/A-Severinenko)
Karin Lücker-Aleman, Café-Inhaberin (Bild: rbb)Bild: rbb/A-Severinenko

"Teilweise nicht mehr getraut, an Gruppen vorbeizugehen"

Auch wenn die bewilligte Summe nur ein kleiner Bruchteil ist, sichert es den Einrichtungen wie der Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum KM Antenne vorerst das Überleben und kann mit seinen Aufenthaltsräumen und Freizeitangeboten ein Stück dazu beitragen, der Kriminalität und den Jugendbanden auf dem Mehringplatz entgegenzuwirken.

Und die sind laut Anwohnenden ein großes Problem. Viele der hier lebenden Familien wohnen laut dem Quartiersrat beengt, mit fünf bis neun Personen in Zweieinhalb- bis Drei-Zimmerwohnungen. Zahlreiche Kinder und Jugendliche im Gebiet verbringen daher ihren gesamten Alltag außerhalb der Wohnung: "Dann gammeln sie hier auf dem Platz rum und suchen sich ein neues Betätigungsfeld, wollen reich werden durch Drogenverkauf und nicht durch Arbeit", sagt die Betreiberin des Cafés "Madame", Karin Lücker-Aleman.

Lücker-Aleman ist fast jeden Tag im Café, kennt die Anwohnenden und Initiativen gut und engagiert sich selbst. Sie organisiert eine Lernwerkstatt und eine Sprachförderungs-Gruppe für die Nachbarschaft. Sie ist seit mehr als 15 Jahren am Platz aktiv in das Geschehen eingebunden. Trotzdem fühlt auch sie sich bedroht, wie sie sagt. "Vor zwei Monaten ungefähr wurden hier gegenüber [von der Polizei, Anm. d. Redaktion] viele Drogen gefunden, in Höhe von 17.000 Euro. Das war schon ziemlich anstrengend. Da haben wir Drohungen gekriegt, weil die Vermutung war, dass wir das alles verraten hätten. Da haben wir uns auch zum Teil nicht mehr getraut, an den Gruppen vorbeizugehen", erzählt Lücker-Aleman.

Der Platz muss sich um sich selbst kümmern

Bernd Barleben wohnt seit 25 Jahren mit seiner Frau am Mehringplatz und hat viele Krisen des Platzes miterlebt, wie er sagt: "Unsere Kinder haben damals gesagt, wie könnt ihr dort hinziehen?" Die Kriminalität ist ein dauerhaftes Thema. "Dass meine Frau Besuch verabschiedet vor Einbruch der Dunkelheit ist ganz normal. Am Alex, wo wir damals wohnten, da konnten sie Tag und Nacht gehen", sagt Barleben. Für den Fall der Fälle hat er sich aber schon etwas überlegt: "Ich bin seit einiger Zeit mit meinem Stock bewaffnet", sagt er und hebt seinen Gehstock. Ihm selbst und seiner Frau sei bislang nichts passiert.

Der Polizei Berlin liegen, laut eigener Aussage, keine Erkenntnisse über einen Kriminalitätsschwerpunkt im Bereich des Drogenhandels und -konsums auf dem Mehringplatz vor. Die häufigsten Delikte, die die Polizei Berlin verzeichnet hat, sind Körperverletzung, Betrug und erst an dritter Stelle Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Anwohnenden berichten jedoch, dass sie deutlich unter dem Drogenhandel leiden.

Nach den Drohungen wegen des Drogenfunds kam die Polizei, konnte aber nicht dauerhaft bleiben. Als Reaktion hat das Café mit Mieter:innen, Gewerbetreibenden und Anwohnenden zwei Versammlungen einberufen um die bedrohliche Situation zu thematisieren. Auch die Bezirksbürgermeisterin kam und vier weitere Stadträte. "Man hat uns dann anscheinend doch ernstgenommen. Da sind auch einige von den jungen Menschen auf diesen Versammlungen erschienen und danach hat sich die Situation etwas beruhigt", sagt Karin Lücker-Aleman.

Bernd Barleben.(Quelle:rbb/A.Severinenko)
Bernd Barleben, Anwohner (Bild: rbb) | Bild: rbb/A.Severinenko

Sollten kommunale Wohngesellschaften nicht sozial sein?

Eine Lösung, die aber nur kurzfristig hilft. Langfristig braucht es größere Investitionen in die Infrastruktur vor Ort. "Das ist auch ein bisschen die gescheiterte Bildungspolitik. Man hat zu wenig hingeguckt, dass die Schulen hier ordentlich ausgerüstet sind, um auch Kinder mitzunehmen, wo es schwieriger ist, sie in eine ganz normale Biografie reinzubringen", sagt Lücker-Aleman mit der Erfahrung aus ihrem Ehrenamt. Schon heute hat das Viertel die schlechtesten Ergebnisse von Einschulungsuntersuchungen im ganzen Bezirk, bestätigt der Quartiersrat.

Karin Lücker-Aleman erzählt von weiteren Problemen, vom einzigen Supermarkt, der letztes Jahr dichtgemacht hat und auch von fehlendem Engagement der städtischen Wohnungsbaugesellschaften. Kürzlich hat sie erfahren, dass dem Kiez-Hausmeister von den Wohngesellschaften aus Kostengründen zum Dezember gekündigt wurde, sagt sie.

Er kümmerte sich mehr als nur um die Häuser: "Er war hier als Projekt angesiedelt, er sorgt hier auch für Ordnung und Sauberkeit, dadurch, dass er jeden Tag präsent ist." Die Wohngesellschaften können den Hausmeister laut Lücker-Aleman nicht ersetzen. "Es ist die gleiche Reaktion, wie wenn wir hier irgendwelche Beschwerden haben, weil das Wasser durch die Decke kommt, oder die Abflüsse verstopft sind, oder die Haustür kaputt ist oder der Aufzug nicht geht. Das dauert ewig, bis die Gesellschaften reagieren und hier ihren wohnlichen Zustand herstellen", sagt sie. Die Café-Inhaberin hat deswegen bereits Protest gegen die Kündigung organisiert. Sie ist es schon gewohnt, dass der Mehringplatz auf sich allein gestellt ist.

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Beitrag von Anna Severinenko

43 Kommentare

  1. 43.

    Falsch! Die Komplexe standen jahrelang in Privateigentum; die ehemaligen Eigentümer haben so gut wie nichts investiert, die Einnahmen über verschachtelte Firmenkonstrukte ins Ausland geschafft und ihre Immobilien verkommen lassen. Instand gesetzt wird am Mehringplatz erst, seit landeseigene Unternehmen die Flächen übernommen haben - aktuell vor allem der Komplex zwischen Wilhelm- und Friedrichstraße. Gleiches gilt übrigens auch für das Neue Kreuzberg-Zentrum am Kottbusser Tor.

    Was bis heute fehlt, ist das Engagement des Bezirks und des Senats - das Quartiersmanagement kann die massiven Probleme mit seinen bescheidenen Ressourcen hinten und vorne nicht lösen. Der Mehringplatz leidet (auch) darunter, dass die grüne DINK-Community („Double income, no kids“) andere Quartiere in Kreuzberg bevorzugt. Ergo zeigen die Grünen diesem Quartier ihre kalte Schulter.

  2. 42.

    So verdammt hoch sind die runden Bauten im Kreis um den Platz nicht. Die haben zwei bis drei Stockwerke. Das gibt's millionenfach in Deutschland. Die Häuser könnten mal frische Fassadenfarbe vertragen, ja. Das liegt aber nicht an den Bewohnern, sondern an der mangelhaften Instandhaltung der Hauseigentümer. Eigentum verpflichtet, heißt es ja so schön. Wenn aber schon schräg gegenüber in einem Haus im öffentlichen Eigentum die Decken einstürzen, dann gute Nacht. Siehe Artikel. Das ist alles über sehr lange Zeit hinweg kaputt gespart worden. Nicht nur in baulicher Hinsicht, sondern auch unter sozialen Aspekten. Das, was wir jetzt da sehen, ist das Resultat davon.

  3. 41.

    Die Architekturwettbewerbe zur Umgestaltung des Mehringplatz fanden 1958 bzw. nach dem Mauerbau 1962 statt.

  4. 40.

    Einem verfehlten Ansatz beim Bau lässt sich auch mit höheren Mieten nicht beikommen. Es muss schon erheblich etwas umgestaltet werden am Mehringplatz, damit eine wirkliche Durchmischung Platz greifen kann. Damit meine ich keine effekthaschenden Luxuswohnungen, sondern eine Auf- und Abstufung bei den Bauhöhen, Vor- und Rücksprünge bspw., die den Charakter auflockern. In den 1980ern - lang ist´s her - gab es mal "Stadtentwicklung in kleinen Schritten", dann aber musste, weil Berlin ja wieder "was" war, geklotzt werden.

  5. 39.

    nur eine vermutung - aber die drogenhändler sind ja laut artikel eher ein neueres phänomen, und die sind wahrscheinlich vorallem wegen der guten lage gekommen. insbesondere ist zu vermuten, dass die hochpreisigen drogen die da lt artikel gefunden wurden, wahrscheinlich eher von „ hochpreisigen“ konsumenten aus den umliegenden „gute lage vierteln“ mit teilweise hohen Mieten konsumiert werden.

  6. 38.

    Bestimmten Bevölkerungsgruppen kann man eine sanierte Wohnung geben, Ruck zuck ist sie vermüllt und heruntergewirtschaftet und muss erneut renoviert werden.

  7. 37.

    Den Iniriativen kann man Geld geben, soviel man will, und ihre Räume tipptopp herrichten - wer viel Geld mit Drogen verdienen und in Banden herumhängen will, der wird das eben tun, ausfinanzierte Jugendarbeit hin oder her...

  8. 36.

    Der historische Aspekt lässt sich ja insofern etwas mehr beleuchten, als dass alle Gebiete in der Nähe der Mauer auf West-Berliner Gebiet eher für große Autoverkehrsprojekte reserviert waren, bei potenziellem Abriss der vorhandenen Altbausubstanz. Den großspurige Verkehrsprojekten ging die Luft aus, zudem hat sich die Auffassung darüber glücklicherweise gewandelt, die Altbauquartiere aber bleiben noch jahrzehntelang in der Schwebe. Am Rande ihres Berlin wollten die klassischen West-Berliner allenfalls im Grünen wohnen, so blieb Platz für Diejenigen, die ein einschlägig bekannter Innensenator in den 1980ern mal als "Anti-Berliner" denunzierte.

  9. 35.

    Der Mehringplatz ist ein Paradebeispiel weshalb solche Vorhaben wie "Deutsche Wohnen enteignen und Co." kompletter Unfug sind. Wenn kein Geld da ist kann nicht weiter saniert werden. Die Folgen sind Verwahrlosung und die Ansammlung von Individuen die der Gesellschaft schaden durch Drogenkonsum und Kriminalität.

    Dem ganzen kann man mit erheblich höheren Preisen entgegen wirken. Dann können sich es diese Individuen dort nicht mehr so einfach einfinden und müssen sich einen anderen Ort für ihr Fehlverhalten suchen. Zudem kann mit zusätzlichem Geld der Sanierungsstau gelöst werden.

  10. 34.

    Niedrige Mieten sind immer der Grund für ein Investitionsstau. Wo kein Geld ist kann auch nichts gemacht werden. Die Folge ist ein verkommen des Platzes. Will man eine schöne Wohngegend dann muss man halt in den Geldbeutel greifen und nicht leistungsfaul meinen wohnen zu müssen. Mit höheren Mieten kann man sich vor allem von denen trennen die den Mehringplatz herunter ziehen. Einfach die Mieten stark anziehen (vor allem Bestandsmieten) auf ein Niveau wie es in Berlin für Neuvermietungen üblich ist. Dann klappt es auch wieder mit der Beliebtheit der Gegend.

  11. 33.

    Die Geizigkeit des öffentlichen Hauseigentümers hat einen Sanierungsstau von 26 Millionen Euro ausgelöst, wegen unterlassener Instandhaltung. Da hat sich das "Sparen" des Unterhalts ja richtig gelohnt, inklusive durchbrechender Decken. Was da an Schaden für die Steuerzahler und auch dem Kiez entsteht. Das geht in die Millionen, wie man hier sieht. Das ist dann okay. Da wird kein Wort drüber verloren. Niemand aus Politik und Verwaltung übernimmt dafür Verantwortung.

  12. 32.

    Der Kriminalitätshotspot Mehringplatz verwahrlost seit vielen Jahren. Offenbar vom Staat aufgegeben.
    Wer hier vorbei muss, geht so schnell wie möglich, oder macht einen großen Bogen um den Platz.
    Zu gefährlich. Gerade Abends. Die Mitarbeiter
    Ostdeutschland‘s größter Kasse, die seit Jahren hier ansässig ist, gehen aus Sicherheitsgründen in den Pausen nicht mehr außer Haus.

  13. 31.

    >"Eher wird nicht so viel Geld investiert, weil die reicheren ungern in einen sozialen Brennpunkt ziehen möchten."
    Na das ist aber auch eine verquere Logik. Die Degewo und Howoge sind verpflichtet, günstigen Wohnraum anzubieten. Dass dies nun immer gleich geballt als ein Wohnquartier geschieht, ist strategisch natürlich für Berlin ungünstig. Eine Druchmischung von preiswerten und qualitiativ höherwertigen Wohnungen wäre für das soziale Gefüge besser. Aber dies hat sich in diesem Quartier eben historisch so entwickelt und wird wohl auch so preiswert bleiben, weil dies ja Berlin eigene Wohnungsunternehmen sind.

  14. 29.

    Es ist eigentlich unbegreiflich, daß niemand das riesige Entwicklungspotential dieses Kiezes sieht: Öffis (Bus und U-Bahn) direkt vor der Tür, das Regierungsviertel in ca 15-20 Minuten fußläufig erreichbar, 15 Minuten zum Gendarmenmarkt, Theater und Restaurants in Rufweite, 5 Minuten zum Zeitungsviertel, 3 Minuten mit dem Fahrrad zur Bergmannstraße und man leistet sich einen sozialen Brennpunkt? Der Belle-Alliance-Platz (alter Name des Mehringplatzes) hat Besseres verdient.

  15. 28.

    Niedrige mieten sind der Grund, dass Geld für die Instandhaltung fehlt? Eher wird nicht so viel Geld investiert, weil die reicheren ungern in einen sozialen Brennpunkt ziehen möchten.

  16. 27.

    Wie hieß es doch? Sparen bis es quietscht. Da hieß der Bürgermeister im Senat Wowereit. Verursacher war jedoch sein Vorgänger Diepgen. Das war 2001 der Berliner Bankenskandal.

  17. 26.

    Zwischen Wilhelm- und Lindenstraße herrscht schon seit vielen Jahren ein rechtsfreier Raum. Die eigentliche Schande ist, dass es sowohl der Bezirk wie auch der Senat engagierten Menschen, wie Frau Lücker-Aleman schulterzuckend überlässt, diese Probleme zu lösen. Über jene Anwohnerinnen und Anwohner, die angesichts dieser Aussichtslosigkeit innerlich ausgebrannt sind und sich zum Teil kaum noch auf die Straße trauen, spricht niemand.

    Als dann vor einigen Jahren Rechtsradikale den Mehringplatz für ihre Aufmärsche missbraucht haben, waren es die Anwohnerinnen und Anwohner, die auf der anderen Seite der Polizeiabsperrung wie Kriminelle behandelt wurden. So als wollte man ihnen mitteilen, dass sie nicht Opfer dieser Ignoranz sind, sondern Schuldige.

  18. 25.

    Als der Engel erstanden war, auf dem seinerzeit so benannten Belle-Alliance-Platz, war die Straßen nach Norden und Süden hin offen, sowohl in Richtung der Friedrichstraße als auch in Richtung Hallesches Tor. Es war dann leider das Alterswerk von Hans Scharoun, das nach der Kriegszerstörung diesen offenen Charakter des Platzes zu einem In-Sich-Gekehrt-Sein umwandelte. Das ist auch der Eindruck, der sich jedem Besuchenden auf den allerersten Eindruck aufdrängt: Ein geschlossener Ring mit wenigen Durchlässen und zu seinen Bauzeiten eine Öffnung in Richtung Nirgendwo. Damals.

    Auch heute noch teilt sich die Friedrichstraße durch die DDR-Baupolitik entlang der Leipziger Straße (quasi eine Abschirmung per Hochhausriegel) in eine repräsentative Straße nörlich davon und in ein Anhängsel südlich davon. Bis heute nicht überwunden.

  19. 24.

    Nun, von der Verlagerung bestimmter Themen von der U8 auf die U9 gab es nach meiner Erinnerung Presseberichte ... und Obdachlosigkeit ist wohl leider auch nicht auf den S-Bahn-Innenbeteich begrenzt. Und auch über Spandau gab es hier im rbb Berichte, die nicht unbedingt die Aussage nahelegen, "schön ist doch die Welt in Berlin"

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