Verletzte oder tote Vögel - Naturschützer fordern besseren Vogelschutz am Flughafen BER

Mi 23.11.22 | 20:20 Uhr | Von Marcus Latton
Symbolbild: Eine Feldlerche (Quelle: dpa/Bildagentur-online)
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Video: rbb|24 | 23.11.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Bildagentur-online

Verletzte und tote Vögel am BER und ein Flughafen, der zu wenig gegen das Problem unternimmt: So lautet der Vorwurf mehrerer Naturschutzverbände. Die Tiere würden das transparente Glas nicht als Hindernis wahrnehmen. Der BER widerspricht. Von Marcus Latton

Terminal 1 am Flughafen BER. Claudia Wegworth sieht hier einen Ort des Massensterbens - zumindest für Vögel. Die Vogelschutz-Beauftragte des Naturschutzvereins BUND deutet auf die verglaste Außenfassade des Terminals. Dutzende Flecken zieren die Oberfläche. "Wenn man genau hinsieht, sind das keine Flecken, sondern Abdrücke von Vögeln, die gegen die Scheibe geprallt sind", sagt Wegworth.

Eisvogel, Taube, Waldschnepfe, Turmfalke: Die Liste der Vogelarten, die hier im Umfeld des Flughafens ihre Bahnen durch die Lüfte ziehen und an den Scheiben des Flughafens verenden, ist lang. Selbst Kadaver der seltenen Heidelerchen haben die Frauen und Männer des BUND beim BER gefunden. "Es sollte im Sinne des Flughafens sein, das Problem zu beheben", sagt Claudia Wegworth. "Wir haben unsere Hilfe bereits angeboten, aber bisher hat man sie nicht angenommen. Dabei sind wir besser im Bilde, was mit den Vögeln passiert."

Hohe Dunkelziffer an toten Vögeln

Der BUND geht von deutlich mehr toten Vögeln aus als die 40 bis 50, die laut BER auf dem Gelände gefunden wurden. Nach der BUND-Vogelschützerin Claudia Wegworth könnten es Hunderte sein. Der BUND fordert, der Flughafen müsse bessere Schutzmaßnahmen umsetzen. Mehr mit Warnfolien beklebte Fenster zum Beispiel. Auch sollen Naturschutzverbände intensiver eingebunden werden.

Vogeltod am Flughafen Berlin-Brandenburg (Quelle: rbb)
An der Glasfassade am BER ist der Abdruck eines Vogels erkennbar | Bild: rbb

Flughafengesellschaft: Halten uns an Vorgaben

Hannes Stefan Hönemann, Pressesprecher der Flughafengesellschaft, möchte dieser Bitte nicht nachkommen. "Maßgeblich für ein öffentliches Gebäude wie dem Flughafen ist, was die jeweiligen Behörden an Vorgaben machen", sagt er. "Und daran halten wir uns." Mit den Behörden sind die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, das brandenburgische Umweltministerium und der Landkreis Dahme-Spreewald gemeint. Laut Hönemann hält sich der Flughafen an die Regularien. Neue Maßnahmen zum Vogelschutz seien nicht geplant.

BUND möchte besseres Monitoring

"Das Problem ist nicht größer geworden, sondern vielleicht sogar ein bisschen kleiner", sagt Hönemann. Hinzu komme: Der BER sei neben den gläsernen Hochhäusern am Potsdamer Platz und dem Hauptbahnhof nur einer von vielen Orten in Berlin, die aufgrund ihrer Beschaffenheit zur tödlichen Falle für Vögel werden können.

Der BUND hingegen fordert Zugang zu allen Bereichen des BER, um tote Tiere ausfindig zu machen und das Problem vollständig zu erfassen. "Wir brauchen ein besseres Monitoring", sagt die Vogelschützerin Claudia Wegworth.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.11.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Marcus Latton

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