Nestentfernung - "Wenn noch Hornissen herausströmen, ergreifen wir einfach die Flucht"

Do 21.11.24 | 14:55 Uhr
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Schädlingsbekämpfer Carsten Siebert steht an einem Hornissennest, das unter einem Dach hängt (Foto: rbb/Kabisch)
Video: rbb|24 | 21.11.2024 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: rbb/Kabisch

So etwas bekommt selbst ein Schädlingsbekämpfer selten zu sehen: Im Spreewald hat Carsten Siebert ein fast ein Meter großes Hornissennest entfernen müssen. Eine Größe, die er bisher noch nicht gesehen hat. Anja Kabisch war bei der Entfernung dabei.

Es wurde monatelang äußerst filigran, nahezu kunstvoll gebaut. Nun verschwand es innerhalb weniger Minuten. Ein Schädlingsbekämpfer hat am Donnerstag in Schmogrow (Spree-Neiße) ein riesiges Hornissennest beseitigt.

Für den Bau ihrer Siedlung hatten sich die Hornissen ein Gehöft auf einem Privatgrundstück ausgesucht. In aller Seelenruhe hatten sie Wabe an Wabe gereiht, Reihe für Reihe. Am Ende hing das XXL-Nest in Form eines Riesenpfropfens im Dachstuhl des Nebengebäudes. So groß, dass selbst der erfahrene Schädlingsbekämpfer Carsten Siebert staunt.

Nahaufnahme des Hornissennests in Schmogrow (Foto: rbb/Kabisch)
| Bild: rbb/Kabisch

Gutes Hornissenjahr

"Ich denke, da war mindestens ein Hornissenstaat von 700 bis 1.000 Exemplaren drin." Laut dem Experten ist das eine Größenordnung, die man nur selten vorfindet. Das Nest ist circa 80 Zentimeter lang. "In der Größe habe ich ein Hornissennest noch nicht erlebt", so Siebert.

2024 war ein Erfolgsjahr für die Europäische Hornisse. Das hatte bereits im August der Naturschutzbund Berlin (Nabu) mitgeteilt. Durch den frühen, milden Jahresauftakt hätten die Tiere früher mit dem Brutgeschäft begonnen, sodass die Nester größer seien.

Nahaufnahme des Hornissennests in Schmogrow (Foto: rbb/Kabisch)
Das abgenommene Nest aus der Nähe | Bild: rbb/Kabisch

Bis zu 50.000 Euro Strafe

Trotz seiner stolzen Größe ging es dem Meisterwerk aus Schmogrow nun an den Kragen. "Wir werden es mal probieren. Und wenn noch Tiere rausströmen, dann ergreifen wir einfach gemeinsam die Flucht", so Carsten Siebert etwas scherzhaft - wissend, dass die Wahrscheinlichkeit jetzt Ende November sehr gering ist. Das Nest sei längst verlassen, es "stirbt komplett ab", sagt Siebert. Die Einzigen, die überleben, seien die Jungköniginnen. Und die flögen irgendwann im September weg.

Siebert hat einen Müllsack über das Gebilde gestülpt und angefangen, ganz oben mit einem Messer zu schneiden, zu stechen, zu stoßen. Wäre das Nest bewohnt, gäbe es hierfür eine Strafe von bis zu 50.000 Euro. Die Europäische Hornisse unterliegt besonderem Schutz. Sie darf grundsätzlich nicht ohne Genehmigung der Obersten Naturschutzbehörde gefangen, umgesiedelt oder getötet werden.

Die Kunst der Arbeiterinnen

"Ich versuche, das Nest so zu behalten, dass ich es in seiner Form weitestgehend erhalten kann", erklärt der Experte. Das Besondere ist, dass die Hülle sehr weich ist. Es ist ein weiches Pergament. "Wenn man ein bisschen dagegen drückt, bricht das zusammen."

Doch in diesem Fall ist es gelungen, das Hornissen-Bauwerk in der Tüte gelandet. Draußen, im Freien, wird es schließlich genau unter die Lupe genommen. Die Waben sind sehr gut zu erkennen, ebenso verschiedene Beige-Farbschichten. Das liege daran, dass viele Arbeiterinnen an verschiedenen Stellen unterwegs sind, um Baumaterial zu holen, "an verschiedenen Bäumen, an der Rinde, an Holzhäusern oder an Ästen mit Speichel zerkauen."

So entsteht quasi ein kleines Kunstwerk, das es wert ist, aufbewahrt zu werden. Wenn es jemanden gebe, der für seine Schule oder einen Naturraum Interesse daran habe, könne er sich gerne melden, sagt Siebert. Er würde das XXL-Hornissennest dann kostenlos abgeben.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 21.11.2024, 19:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Danke für Ihre wahren Zeilen! Und danke auch für Ihre wichtige und sehr schöne Arbeit mit den Kranichen! ich hab grad nochmal wunderbare Fotos von Ihnen mit den Kranichen angesehen, herrlich. Ich wünsche Ihnen/Euch alles Gute!

  2. 6.

    Es ist beschämend für das politische Handeln im Land! Beide Minister, Herr Vogel wie Frau Nonnemacher, haben sehr gute Arbeit geleistet und das in Zusammenwirken mit zwei weiteren regierenden Parteien. Es ist unwürdig und unangemessen, wie Herr Woidke mit seiner Gesundheitsministerin umgegangen ist, eine Schande! Und offenbar unnötig, am Ergebnis der Abstimmung hat er damit nichts ändern können. Aber das Klima in der brandenburgischen Regierung hat Schaden genommen.

    Dass Herr Vogel ihr solidarisch folgt, hat eher symbolischen Wert, da die Regierungszeit sowieso herum ist, aber es ist eine höchst anständige Reaktion. Danke dafür und danke an beide für die geleistete Arbeit!

  3. 5.

    Das ist ein Kunstwerk der Natur! Bin baff! Was ist nicht noch alles unentdeckt! bei uns in der Stadt haben Sie immer die Wespennester zerstört und entfernt!

  4. 4.

    Warum wurde das Nest nicht hängengelassen? Es wird ja nicht erneut bezogen...

  5. 3.

    Ja, Hornissen sind tolle hilfreiche Insekten, aber auch ganz schön tollpatschig und es dauert eine Weile, bis sie endlich Beute gemacht haben. Wo die ihr Nest haben wundert mich auch, aber das wird wohl im Wald in der Nähe sein. Bei unserem Wilden Wein versuchen sie ein paar Wespen und Bienen zu fangen, aber das kann dauern ;-)

  6. 2.

    Toll, dass das Nest erhalten blieb. Hornissen sind klasse. Wir hatten ein Nest im Garten, es sind einfach tolle insekten. Wir hatten ein gutes Miteinander. Abstand war das Gebot. Auch knapp 2 Meter konnte ich mich nähern, dann flogen zwei, drei Wächter los und blieben in meiner Nähe. Als ich mich zurückzog, flogen sie wieder zum Eingang zurück. Unsere Hunde wurden nicht beachtet, wenn sie um den Baum gingen, trotzdem hatten wir ein Auge drauf und haben die Fellnasen angerufen. Wir und unsere Nachbarn hatten keine Wespen im letzten Sommer und unsere Ruhe beim Essen draußen. Wir würden sie jederzeit wieder begrüßen. Die Erdwespen, die wir davor mal hatten, waren dagegen absolut unangenehm. Hornissen gerne wieder. Bleibt gesund und vorsichtig.

  7. 1.

    Die Hornissen überleben den Winter nicht - sollten inzwischen auch schon ausgestorben sein. Gibt für sie ja keine Nahrung mehr. Die letzte verhungerte Brut wird dann von den Maden anderer Insekten gefressen. Übrigens hatten wir vor Jahren drei Nester dieser Größenordnung auf dem Dachboden über meinem Büro. Sind erst durch die Maden drauf aufmerksam geworden. Wahrscheinlich hängen die verlassenen Nester immer noch dort - war ewig nicht da oben… Bei Interesse einfach Kontakt aufnehmen …

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