Berlin-Neukölln - Gericht untersagt Aufteilung von Wohnung in Mikro-Apartments

Do 21.11.24 | 17:32 Uhr
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Symbolbild: In einem Micro-Appartment steht die Couch direkt in der Küche, gleich neben dem Bett und dem Schreibtisch. (Quelle: imago images/Scheffen)
Audio: Fritz vom rbb | 21.11.2024 | Timo Mascheski | Bild: imago images/Scheffen

Eine Immobilienfirma teilt eine Wohnung in fünf Apartments auf und kassiert den dreifachen Mietpreis. Der Bezirk geht dagegen vor und bekommt vor Gericht Recht - allerdings nur in Milieuschutzgebieten.

Der Bezirk Neukölln ist mit Erfolg juristisch gegen die Aufteilung einer Wohnung in einem Milieuschutzgebiet vorgegangen. Eine Immobilienfirma hatte aus einer 80 Quadratmeter großen Zweizimmer-Wohnung fünf Mikro-Apartments gemacht, um diese zum Beispiel an Studenten zu vermieten. Diese Grundrissänderungen untersagte aber das Verwaltungsgericht Berlin. Es bestehe die Gefahr, dass die vorhandene Wohnbevölkerung durch dieses Vorgehen verdrängt werde, so der Richterspruch.

Die Immobilienfirma wollte das erstinstanzliche Urteil vom Januar nicht akzeptieren und kämpfte darum vor dem Verwaltungsgericht Berlin-Brandenburg um ein Berufungsverfahren. Das OVG lehnte dies jedoch ab und bestätigte damit das Urteil des Verwaltungsgerichts, wie eine Gerichtssprecherin auf Anfrage mitteilte. Zuvor berichtete der "Tagesspiegel".

Baustadtrat: Rückendeckung für ähnliche Fälle

Der Baustadtrat von Berlin-Neukölln, Jochen Biedermann (Grüne), sieht darin eine Stärkung des Mieterschutzes. "Das gibt uns Rückendeckung für ähnliche Fälle", sagte er dem "Tagesspiegel". Vermieter dürften mit diesen Praktiken nicht durchkommen.

Die Immobilienfirma hatte nach den Grundrissveränderungen der Wohnung in dem 1905 errichteten Gebäude insgesamt 1.300 Euro Kaltmiete verlangt - statt wie bisher 465 Euro. Damit stieg der Quadratmeterpreis laut Urteil von 5,82 Euro auf 16,25 Euro. Selbst wenn man berücksichtige, dass in dem neuen Betrag ein Möblierungsanteil enthalten sei, sei der Anstieg der Miete pro Quadratmeter erheblich, so die Richter.

Durch die Aufteilung in viele kleine Zimmer und deren individuelle Vermietung an Studenten könne ein höherer Mietzins erzielt werden. Solche baulichen Maßnahmen bergen aus Sicht des Gerichts eine Verdrängungsgefahr. Es werde eine Entwicklung in Gang gesetzt, die geeignet sei, die Zusammensetzung der Bevölkerung zu verändern. Der schützenswerte und am häufigsten nachgefragte Wohnungstyp der kleineren Wohnung, der vor allem wichtig sei für Alleinstehende oder kleinere Familien mit durchschnittlichem oder geringem Einkommen, stünde diesen nicht mehr zur Verfügung.

Sendung: Fritz vom rbb, 22.11.2024, 16:30 Uhr

57 Kommentare

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  1. 57.

    Warum läuft die Mietpreisbindung der Sozialwohnungen nach 15 Jahren aus? Ist es nicht sinnvoller, diese ewig/länger beizubehalten? Sonst sind die Mieter danach gezwungen, umzuziehen und finden dann keine neue Sozialwohung.

  2. 56.

    Der Immobilienhai will nach Umbau fast die 3fache Miete haben. Von normalpreisigen LL/Studizimmern und "überteuerte 80m² Wohnung" kann da nicht die Rede sein. Für beide werden preiswerte Wohnungen/Zimmer gebraucht. Umbauten lösen das Problem nicht. Denn damit wird dem einen nur gegeben, was dem anderen zuvor genommen wurde, der es genau so dringend braucht. Somit wird nur unnötig Geld und Baukapazität vergeudet, die mit Neubau sinnvoller genutzt wird. In meiner Lehrzeit mußten wir keine 260€ Miete fürs Lehrlingswohnheim zahlen. Das war kostenlos einschließlich des Essens. Schade daß es die DDR nicht mehr gibt. Ich wundere mich nur darüber, daß die 80m²-Wohnung nur 2 Zimmer enthält. Das müssen unverhältnismäßig große Zimmer sein. Meine 2-Zimmer-Wohnung hat nur 49m², wobei Küche und Flur nicht als Zimmer zählen. In meinem Haus gibt es 89m² mit 4 Zimmern.

  3. 55.

    Lässt sich ganz prima als "Kurzzeitmiet-Whg" anbieten – bei uns im Haus nur so. Übrigens ebenfalls im Milieuschutzgebiet mit untersagtem Umbau.
    Wer mietet sich ein? Internationale Kurzzeitmieter.

  4. 54.

    Wo haben Sie diese10 Millionen Wohnungen her? Das ist auf keinen Fall Netto. Sagt mir mein Sinn für Relationen.

  5. 53.

    *46Sabi.

    "Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft (?)"

    Nein, wir leben nicht in einer "sozialen" Marktwirtschaft!
    Der Politiker-Sprech kennt nur noch die Regeln der Marktwirtschaft. Von "sozialer Marktwirtschaft" spricht auf auf Politikerebene keiner mehr.

  6. 52.

    *7.Su Vali.

    Der Berliner Senat ist verpflichtet, für Studenten und Lehrlinge für ihre Ausbildung Wohnraum zur Verfügung zu stellen, der preislich auf die Zahlungsfähigkeit der Betroffenen zugeschnitten ist. Es kann aber nicht sein, dass Wohnraum für die Bevölkerung entnommen werden, um daraus TEURE Studentenquartiere zu generieren. Das ist purer Kapitalismus.

  7. 51.

    Anstatt das illegale Gebaren der Immobilienfirma zu kritisieren, wüten Sie und Matzes pauschal gegen Studenten, die ihrer beider Meinung nach in Berlin nichts zu suchen haben. Peinlich.

  8. 50.

    Kein Platz hier, die Kinder der Einwohner bekommen u.a. wegen der Studenten keine Wohnungen.

  9. 49.

    Jawoll! Die nehmen uns nur die Wohnungen weg und sind an sozialer Gerechtigkeit nicht interessiert.

  10. 48.

    Das ist ein Unding! Studenten sollten raus aus Berlin! Meinetwegen nach Sachsen! Wir brauchen Wohnungen!

  11. 47.

    Was ist mit dem Mietspiegel, an dem sich dann auch die Umgebungsmieten und Wohngeldzuschüsse (aus Steuergeldern) an den Vermieter ausrichten?

    Umwandlungen und Verteuerungen/Profite treiben die Mietkosten rechtlich unzulässig in immer neue Höhen – wie verhält es sich damit?

    Könnte man das bitte noch nachtragen? Ist ja für alle ausschlaggebend.

  12. 46.

    In eine 80-Quadrat-Zimmerwhg. kann auch NUR 1 Person wohnen, wenn sich diese es leisten kann.
    Wer bestimmt hier eine "junge Familie unterbringen" zu wollen?
    Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft (?) ... das Geld bestimmt!

    P.S. 500 Euro kalt für 80 m2 - Gibt's das noch in Berlin ;-(

  13. 44.

    Studenten mieten schon lange zu mehreren Personen,auch teurere Wohnungen und teilen dann den Mietpreis. Sie können aber so die normalen Mieter verdrängen,die Mieten sogar hochtreiben und in manchen angesagten Kiezen für Normale unbezahlbar machen. Besser wären extra Studentenwohnung,auf Zeit, preiswert,angemessen.

  14. 43.

    Es ist für mich unverständlich, wie der Staat die Menschen bezüglich ihres Eigentums bevormundet. Über die Miethöhe an sich - darüber lässt sich reden aber wenn der Eigentümer aus seiner Wohnung Mikroappartments machen möchte, dann ist das sein gutes Recht. Es ist erstaunlich, wie gerade Berlin versucht, die Fehler der Vergangenheit - in dem keine sozialverträglichen Neubauten errichet wurden - das alles jetzt über die privaten Leute erreichen will.
    Wenn in Berlin kein Platz mehr ist - sprich genügend Wohnungen - dann kann man eben hier nicht mehr wohnen. Es gibt Umland... Wo steht geschrieben, dass jedermann an einem bestimmten Ort zu leben hat?

  15. 42.

    Aus dieser Zweizimmerwohnung wird aber nun künstlich eine 5 Zimmer Wohnung, die allerdings nicht mehr für Berliner Familien zur Verfügung steht, sondern sich geradezu speziell und temporär an Studenten richtet. Nebenbei erhöht sich dadurch der Mietpreis ähnlicher Objekte.

    Und nein, in einer 80 Quadratmeter Wohnung können nicht zwingend „nur 2 Personen“ wohnen. Auf der Grundfläche kann man durchaus auch eine junge Familie unterbringen. Und da sind knapp 500 Euro kalt dann doch nicht wenig Geld.

  16. 41.

    Eine Zusammenfassung aus einer Recherche:
    Wohnungsbestandszuwachs 1987-2021 = + 10 Millionen
    Bevölkerungszuwachs 1990-2022 = + 4,5 Millionen
    Wer außer mir hat noch 2-3 selbstgenutzte Wohnungen?

  17. 40.

    Eine Zusammenfassung aus einer Recherche:
    Wohnungsbestandszuwachs 1987-2021 = + 10 Millionen
    Bevölkerungszuwachs 1990-2022 = + 4,5 Millionen
    Wer außer mir hat noch 2-3 selbstgenutzte Wohnungen?

  18. 39.

    Da es sich um eine zwei Zimmer Wohnung handelt, können dort maximal 2Personen auf 80m2 wohnen. Da wir zu wenig Wohnraum haben und bei einer Grundrissänderung 5 Menschen auf diesen 80m2 hätten wohnen können und der m2 Preis von 5,82€ für eine Wohnung auf heutigen Stand (also zeitgemäßem Bad und Heizung) deutlich zu niedrig ist, halte ich das Urteil in diesem Fall für falsch.

  19. 38.

    Sozialbindung ist auch der falsche, teure Weg. Die Sozialbindung läuft stets nach 15 Jahre aus. Mieter mit geringem Einkommen können dann die Miete nicht mehr zahlen und brauchen wieder eine neue Sozialwohnung.
    Was wirklich hilft ist ein hoher Anteil an Wohnungen im Besitz der Stadt. Der Beweis dafür ist Wien. Anstelle der Sozialbindung sollten besser Genossenschaften, Baugemeinschaften und Wohnstiftungen gefördert werden. Alles bekannte Ideen, die wirklich helfen. Das Verscherbeln der städtischen Wohnungen müsste zukünftig untersagt werden. Welche katastrophalen Auswirkungen es hat, sehen wir gerade.
    Ein anderes Problem in Berlin sind Eigentumswohnungen mit städtischem Vorkaufsrecht. Diese Wohnungen gehen fast immer an Vermögende, da diese keine Finanzierung benötigen. Kaum eine Bank finanziert Wohnungen mit vorrangigem Vorkaufsrecht. Und Berlin hat wiederum kein Geld die Wohnungen zurückzukaufen.

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