Mahnwache "Berlin brennt" - Feuerwehr macht auf schwierige Arbeitsbedingungen aufmerksam

So 11.12.22 | 17:24 Uhr
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Feuertonne vor dem Roten Rathaus entzündet. (Quelle: D. Totaro)
Audio: rbb 88.8 | 11.12.2022 | Bild: D. Totaro

Fehlendes Personal, steigende Belastung, ständig im Ausnahmezustand - die Berliner Feuerwehr schlägt Alarm. Mit einer Mahnwache macht sie auf ihre Situation aufmerksam. Ein schwerer Unfall am Samstag hat die Probleme erneut offen gelegt.

Etwa 30 Feuerwehrleute haben am Sonntagnachmittag vor dem Roten Rathaus in Berlin eine Mahnwache abgehalten, um auf schlechte Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Dabei zündeten sie - wie schon bei früheren Mahnwachen - unter dem Motto "Berlin brennt" Holz in einer Tonne an.

Als Grund für die Aktion gaben die Beteiligten die steigende Belastung im Feuerwehr-Dienst an. Die sei vor allem durch Personalmangel in Folge von Einsparungen begründet, hieß es. Aktuell werde die Lage durch den hohen Krankenstand so sehr verschärft, dass die Feuerwehr ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könne. Eintreffzeiten von Rettungswagen und Notärzten von über 30 Minuten sind demnach keine Seltenheit mehr. Dadurch hätten sich Sicherheit für die Bevölkerung und der Brandschutz in Berlin verschlechtert.

Feuerwehrsprecher fordert schnelle Verbesserungen

Auch der Sprecher der Berliner Feuerwehr, Thomas Kirstein, forderte am Sonntag gegenüber dem rbb von der Politik schnelle Verbesserungen im Rettungsdienst. Die Kapazitäten reichten schon seit längerer Zeit nicht mehr aus, alle Beschäftigten würden am Limit arbeiten, sagte Kirstein.

Demnach habe die Feuerwehr am Samstag, als bei einem schweren Unfall mit einem Bus eine Jugendliche starb und eine schwer verletzt wurde und ein Rettungswagen 20 Minuten bis zum Unfallort brauchte, mehr als 1.600 Einsätze im Stadtgebiet bewältigt. "Wenn man dann weiß, dass wir hier nicht ausreichend Rettungswagen zur Verfügung haben, ist das eine enorme Leistung, die hier in der Leitstelle geleistet wird, um dort schnellstmöglich die Rettungswagen immer zu disponieren", so Kirstein.

Es sei immer eine Herausforderung, die Mangelressource Rettungswagen schnell zu koordinieren, "aber man muss auch sagen, die Einsatzkräfte auf den Löschfahrzeugen verfügen alle über eine medizinische Ausbildung und die konnten dort helfen".

Fast täglich im Ausnahmezustand

Mehr als 300 Mal hat die Berliner Feuerwehr dieses Jahr den Ausnahmezustand ausgerufen, weil zu viele Notrufe auf zu wenige Rettungswagen treffen. Wenn es keine Rettungsmittel gibt, werden Brandbekämpfer zur Notfallrettung geschickt. Und wenn es dann brennt, ist keiner mehr in der Nähe.

Die Zeit bis zum Eintreffen an den Einsatzorten kann sich im Ausnahmezustand zudem erheblich verlängern, das Personal der Berliner Notrufzentrale arbeitet unter hohem Druck. Und eine kurzfristige Lösung ist nicht in Sicht. Auf Einladung der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey haben sich Innensenatorin Iris Spranger (beide SPD) und Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) am Freitag getroffen. Ohne Ergebnis.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.12.2022, 19:30 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Und welche Partei soll es bitte besser machen? Die nehmen sich doch alle nichts.

  2. 38.

    Ich hoffe ,dass Senatsmitglieder ,bei Brand oder andere gefahren die Feuerwehr braucht. Dann sollten sie ,genau wie jeden Bürger dieser Stadt behandelt werden, und auf die Feuerwehr warten. Vielleicht klingelt es dann mal im Senat.

  3. 37.

    Falls Sie es nicht wissen. Rüstung ist Bundessache, Feuerwehr ist Ländersache. Warum soll der Bund dem Land Berlin finanziell unter die Arme greifen. Das Land Berlin ist für seine finanzielle Misere selbst verantwortlich. Man gibt hier in Berlin die Steuergelder überwiegend für die falschen Sachen aus.

  4. 36.

    Sie rennen bei der Innensenatorin offene Türen ein. Die grüne Gesundheitssenatorin hat das aber kategorisch abgelehnt. "Spranger schlägt vor, dass die bisherige Vorschrift ausgesetzt werden kann: „Zur Bewältigung von besonderen Lagen“ – neben Großeinsätzen auch Personalmangel und Dauerauslastung – sollen geringer qualifizierte Rettungssanitäter für längstens sechs Monate Notärzte, Notfalltransporter oder Intensivtransportwagen fahren können." schreibt der Tagesspiegel.
    Und weiter: "Der Ärztliche Leiter, der bislang als unantastbar und Grünen-nah gilt, soll lediglich „in medizinischen Fragen nicht an Weisungen gebunden“ und gegenüber dem Personal weisungsbefugt sein, er muss sich aber mit dem Landesbranddirektor abstimmen. ...

    Poloczek wird vorgeworfen, ernsthafte Schritte gegen den Dauerausnahmezustand torpediert zu haben. So war es bei dem Check von Einsatzcodes – wenn zu einfachen Bauchschmerzen oder Mückenstichen ein Rettungswagen geschickt wurde."

  5. 35.

    Es sollte aber bitte vom RBB auch mal RECHERCHIERT werden, dass die Feuerwehr zur Zeit versucht viele Kollegen,die Gesundheitlich angeschlagen sind, mit Zwang zu Pensionieren.Erst jahrelang verheizen und sich dann aus der Verantwortung stehlen.So arbeitet diese Behörde mir der Politik, zu Schaden der Kollegen und Bürger. Und das obwohl die Kollegen wichtige Aufgaben wahrnehmen und so zu Entlassung beitragen. Deswegen sind da viel verlogene Krokodilstränen von der Politik und Behördenleitung!

  6. 34.

    Sie haben in Ihrem Autowahn das Problem nicht verstanden. Weil kein Rettungsfahreug frei war, konnte es nicht in max. 10 Minuten am Einsatzort sein. Die grüne Gesundheitssenatorin blockiert eine schnelle Übergangslösung.

  7. 33.

    Also ich gehe am 12.02. wählen und wähle, wie hoffentlich andere Hunderttausende Berlin auch nicht die beiden ideologischen Parteien aus dem jetzigen Senat. L und G sollen endlich dahin wo sie auch hingehören….in die Bedeutungslosigkeit.

    Was Sie am 12.03. abrechnen, weiß ich allerdings auch nicht….

  8. 32.

    100 Millionen für Rüstung die um verteilt werden könnten.

  9. 31.

    Ist es nicht traurig was aus unseren Rettungskräften in den letzten Jahr Zehnten gemacht wurde durch Unsinnige Sparpolitik. Man kann nur hoffen und wünschen daß die Unfähigkeiten es endlich begreifen daß es hier um Rettung von Menschenleben geht und dafür dürfte Geld keine Rolle spielen bessre Bezahlung und eine bessere Ausstattung.

  10. 30.

    Das kommt davon wenn man alles kaputt spart … Geiz is geil ….

    Tja schon traurig das es so weit in Deutschland gekommen ist

  11. 29.

    "DIE Arbeitslosen sind leider nicht schulisch und beruflich qualifiziert, um in den Dienst einer Berufsfeuerwehr einzutreten.." Könnten "die" auch nicht, z. B. als Fahrer für Ärzte oder Hilfstätigkeiten zur Entlastung der ausgebildeten Kräfte eingesetzt werden?
    "Leider auch viele Ausfälle beim Personalarzt ,Übergewicht, schlechte Zähne, schlecht Hören und Sehen." ? Schlechte Zähne sind ein Ausschlusskriterium? Warum? Mal abgesehen davon, dass sich das bei sonstiger Eignung ja beheben liesse...

  12. 28.

    Man, Ihre Argumente sind echt überzeugend. Beeindruckend, echt!

  13. 27.

    Haben Sie mal die Chance genutzt mit einem Feuerwehrmann/frau zu reden? Um zum Einsatzort zu gelangen, nutzten einige ihre privaten Telefone zum Navigieren und um per App freie Krankenhäuser zu finden.... Berlin muss sich um das wichtige kümmern und nicht um Dinge die später wichtig sind. Wer etwas liegen lässt muss es aufarbeiten und nicht aufschieben. Gendern und Radweg sind nun nicht so wichtig. Berlin Du hast zu viele Hausaufgaben nicht erledigt ....

  14. 26.

    Muss man denn noch richtig schreiben und lesen können, oder reichen rüdimentäre Kenntnisse aus, um z.B. das Martinshorn ein-und ausszuschalten zu können ?

  15. 25.

    Bei allen Mißständen - die die Feuerwehr nicht selbst zu verantworten hat - ist der hier erwähnte Vorfall "Rettungswagen erst nach 20 Minuten angekommen" kein gutes Beispiel, um die Mißstände anzuprangern!

    Hier war es wichtig, dass der Notarzt innerhalb der Frist von 8 Minuten vor Ort war. Auf dem Notarztwagen sind die gleichen Geräte im Zugriff wie im Rettungswagen - zuzüglich der Medikamente, die nur der Notarzt verabreichen darf!
    Nur der Transport von Verletzten ist mit dem Notarztwagen nicht möglich, aber innerhalb der zwölf Minuten, die der Rettungswagen später ankam, wird das auch noch nicht nötig gewesen sein ...

  16. 24.

    Sie wurden doch gewählt !!!

    Wann wachen die Menschen und Menschinnen (bevor sich hierzu jemand aufregt: Auch dieser Mist wurde gewählt.)


    Jedes Volk hat die Regierung und demzufolge die Zustände, die sie wählt.

  17. 23.

    Das mit der Rettungsgasse ist doch ganz einfach: Nicht gebildet oder befahren - 800 EUR, Nicht gebildet oder befahren mit Behinderung - 2100 EUR. Das dauert ein halbes Jahr und dann hat es auch der Letzte begriffen, so wie in Austerlitz.....

  18. 22.
    Antwort auf [Sebastian Rother] vom 11.12.2022 um 21:13

    Naja der ist leider tatsächlich als ehemaliger Staatssekretär daran mit schuld und hat unsere Krankenhäuser mit kaputt gemacht !

  19. 21.

    Episode aus meiner Anfangszeit im mittleren Dienst, Mitte 70er, Heiligabend RTW gefahren. Ca.22.00. Uhr,
    ein zu bedauernder Mann mit Zahnschmerzen. Er wollte in die Uniklinik gefahren werden, sonst keine weiteren Wünsche
    Nach dem Anschiss meines Einsatzleiter hat der Typ in keinen Anzug mehr gepasst.
    Heute, Beschwerde, Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung und 2 Minuten später in den sozialen. Medien.
    Noch schlimmer, die Politik steht nicht zu ihrem Personal.

  20. 20.

    Es liegt auch an den Menschen selbst, die den Notruf anrufen.
    Ich selbst habe in meinen 58 Lebensjahren 2 mal einen Rettungswagen benötigt. Und wenn es nicht so drängelt ruft man eben die 116117 an. Die sagen einem schon, ob es besser ist in ein Krankenhaus zu fahren (man läßt sich durch Familie oder Taxi dahin fahren) oder ob sie einen Arzt vorbei schicken.
    Dies ist meine eigene Erfahrung.
    Ich finde eine solche Überlegungsweise würde den Rettungsdienst immens entlasten.

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