Reaktionen aus Berlin und Brandenburg - Papst Benedikt XVI. gestorben - Würdigungen fallen auch kritisch aus
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Er starb am Silvestertag im Alter von 95 Jahren in einem Kloster im Vatikan. Der Brandenburger Ministerpräsident würdigte den Verstorbenen als "Hoffnungsträger", die Berliner Senatorin Jarasch äußerte dagegen auch Kritik.
Der frühere Papst Benedikt XVI. ist tot. "In Trauer teile ich Ihnen mit, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. heute um 09.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung eines Vatikan-Sprechers. "Weitere Informationen werden so bald wie möglich bekanntgegeben."
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) würdigte Benedikt XVI. in einer ersten Reaktion als bedeutende Persönlichkeit. Für viele Katholikinnen und Katholiken sei dieser "Vaterfigur und Hoffnungsträger zugleich" gewesen, erklärte Woidke am Samstag. Es habe von menschlicher Größe gezeugt, dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt aufgab. "Ich werde Papst Benedikt XVI. ein ehrendes Angedenken bewahren", so Woidke.
Auch kritische Stimmen
Die Berliner Grünen-Politikerin Bettina Jarasch äußerte sich auch kritisch. "Benedikt XVI. war ein Papst, der mich als Katholikin immer wieder auf die Probe stellte, weil er dringend nötige Reformen in der katholischen Kirche verhindert hat und über wichtige Debatten den Mantel des Schweigens hüllte", sagte die Berliner Umweltsenatorin am Samstag in Berlin. "Dass er selbst den Mut und die Kraft hatte, zu Lebzeiten den Weg für eine Neuwahl frei zu machen und so indirekt Türen für Reformen geöffnet hat, nötigt mir aber Respekt ab."
Die Berliner CDU teilte am Silvestertag mit, die Welt nehme Abschied von einem "universalen Denker, der stets den Austausch auch mit den Menschen suchte, die nicht seiner Ansicht waren". Er habe die katholische Kirche vor Herausforderungen gestellt, stellte der CDU-Fraktionsvorsitzende Kai Wegner fest. "Die katholische Kirche verliert mit Papst Benedikt XVI. einen ihrer konservativsten und streitbarsten Vordenker."
"Irritierende Aussagen"
Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte am Samstag, Benedikt XVI. habe sich "ein Leben lang in den Dienst Gottes und seiner Kirche gestellt" und prägenden Einfluss auf das Denken entfaltet. Dass der frühere Papst durch "irritierende Aussagen" im Zusammenhang mit Missbrauchsskandalen auch als Theologe bei vielen in Misskredit geraten sei, bedaure er sehr.
Die Initiative "Wir sind Kirche" nannte Benedikt XVI. einen "höchst widersprüchlichen Theologen". Joseph Ratzinger habe die katholische Kirche über Jahrzehnte in rückwärtsgewandter Weise geprägt. Seinem Nachfolger Papst Franziskus und der ganzen Kirche habe der konservative Theologe ein schweres Erbe hinterlassen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte die Bedeutung von Papst Benedikt XVI. für Deutschland. "Als 'deutscher' Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", erklärte Scholz über Twitter. "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen."
Seine Vorgängerin Angela nannte den Verstorbenen "einen der streitbarsten und bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit". Sie habe mit "großer Trauer" die Nachricht von seinem Tod vernommen, erklärte Merkel am Samstag.
Erster Papst seit 600 Jahren, der sein Amt niederlegte
Benedikt hatte 2013 als erster Papst seit 600 Jahren sein Amt als Oberhaupt der Katholischen Kirche niedergelegt. Seitdem lebte er zurückgezogen im Vatikan. Seinen Rückzug hatte er damit begründet, dass er altersbedingt nicht mehr die Kraft habe, die päpstlichen Pflichten zu erfüllen.
Der frühere Kardinal Josef Ratzinger war 2005 zum Papst gewählt worden - der erste Deutsche an der Spitze des Vatikans seit tausend Jahren. Zuvor war er 25 Jahre lang Chef der
Glaubenskongregration, der wichtigsten Behörde des Kirchenstaates mit dem Schwerpunkt Glaubenslehre. Er galt in dieser Funktion als kompromissloser Vertreter des konservativen
Flügels im Vatikan. So disziplinierte er Anhänger der Befreiungstheologie in Lateinamerika.
Zum Tod von Papst Benedikt XVI. sendet das rbb Fernsehen am Sonntag, 1. Januar, um 22:00 Uhr den 15-minütige Nachruf "Der deutsche Papst in Berlin - Zum Tod von Benedikt XVI." von Margarethe Steinhausen. Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich jeweils um 15 Minuten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 31.12.2022, 11:20 Uhr