Immobilien in Brandenburg - Hohenzollern-Chef bekräftigt Rückzug von Klagen wegen Entschädigungen

Do 09.03.23 | 18:08 Uhr
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Georg Friedrich Prinz von Preußen äußert sich vor einer Podiumsdiskussion zur Geschichte des Hauses Preußen im 20. Jahrhundert im Haus der Bundespressekonferenz. (Quelle: dpa)
Video: rbb24 Abendschau | 09.03.2023 | Bild: dpa

Das Haus Hohenzollern verzichtet auf millionenschwere Entschädigungsklagen wegen enteigneter Immobilien in Brandenburg. Dort wird die entsprechende Ankündigung des Hohenzollern-Chefs begrüßt, aber auch mit Skepsis aufgenommen.

Georg Friedrich Prinz von Preußen hat frühere Aussagen bestätigt, wonach die Hohenzollern zwei Klagen gegen die öffentliche Hand um Entschädigung in Millionenhöhe zurückziehen wollen. Entsprechend äußerte sich der 46-Jährige, der das Haus der Hohenzollern nach außen vertritt, am Donnerstag in Berlin. Zuvor hatte er den Rückzug von Klagen in einem Interview mit der "Welt" angekündigt.

Von Seiten des zuständigen Verwaltungsgerichts in Potsdam lag für einen Rückzug der Klagen allerdings weiter keine Bestätigung vor. "Aber Sie können davon ausgehen, dass ich auch dazu stehe", sagte von Preußen am Donnerstag am Rande einer Historiker-Diskussion um die Rolle seiner Familie im Nationalsozialismus.

Urgroßvater Wilhelm im Fokus

Die Hohenzollern streiten seit Jahren mit dem Bund sowie den Ländern Brandenburg und Berlin über die Rückgabe von nach 1945 auf dem Gebiet der späteren DDR enteigneten Immobilien, Kunstwerken und andere Gegenständen sowie über Entschädigungen.

Nach dem Gesetz bekommt keinen Ausgleich, wer dem NS-System "erheblichen Vorschub geleistet hat". In dieser Frage ist die Rolle von Wilhelm Kronprinz von Preußen (1882-1951) entscheidend, einem Vorfahren von Georg Friedrich Prinz von Preußen. Dem Kronprinzen wird von Historikern vorgeworfen, dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet zu haben.

Das sei zwar nicht eindeutig nachweisbar, sagte jetzt Georg Friedrich Prinz von Preußen. Kronprinz Wilhelm habe jedoch "ganz klar die Nähe zum NS-Regime gesucht", so von Preußen am Donnerstag zur Begründung für seine Ankündigung, Klagen fallen zu lassen. "Wer sich dem Rechtsextremismus angebiedert hat, kann nicht für unser Haus traditionsstiftend sein", sagte er weiter. “Wir werden eine kritische Aufarbeitung unserer Familiengeschichte bestmöglich unterstützen", fügte er hinzu.

Kritik von den Grünen, Erleichterung in den Ministerien

Derweil werden die Aussagen des Hohenzollern-Chefs mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Die Brandenburger Grünen-Kulturpolitikerin Sahra Damus sagte dem rbb, Prinz von Preußen wolle anscheinend nur einem für ihn unbequemen Urteil zuvorkommen. Denn die Mehrheit der Forscherinnen und Forscher sei sich einig, dass man einen Vorschub für die Nationalsozialisten durch Kronprinz Wilhelm nur bejahen könne.

Martin Sabrow, ehemaliger Leiter des Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und Geschichtsprofessor an der Berliner Humboldt-Universität, begrüßte die Ankündigung des Hohenzollern-Chefs: "Mit diesem Rückzug hat Herr Prinz von Preußen einen Kleinkrieg gegen Wissenschaftler und Journalisten beendet, den er ansonsten im Begriff war, zu verlieren. Ich begrüße ausdrücklich, dass er rückblickend sein Vorgehen als Fehler betrachtet."

Positiv reagierten auch die zuständigen Brandenburger Ministerien für Finanzen und Kultur. "Mit dieser Entscheidung ist nun gewissermaßen der Gordische Knoten im Hohenzollern-Komplex durchschlagen worden", teilte Finanzministerin Kathrin Lange (SPD) mit. "Es wird damit eine höchst verwickelte und im Einzelnen für Außenstehende kaum mehr nachvollziehbare Debatte um Entschädigungsansprüche verschiedener Art beendet."

Ähnlich äußerte sich Kulturministerin Manja Schüle (SPD): "Ich hoffe jetzt, dass der Geist dieser Ankündigung von heute alle weiteren Vertragswerke durchziehen wird, größtmögliche Offenheit, keine Drohungen und kein Wiedertreffen vor Gerichten."

Klage umfasst 1,2 Millionen Euro

Zunächst geführte Verhandlungsgespräche zu Entschädigungen waren ausgesetzt worden, nachdem Brandenburg einen seit 2015 laufenden Prozess um enteignete Immobilien wie das Schloss Rheinsberg, das Krongut Bornstedt und etliche Villen in Potsdam wieder aufgenommen hatte. Brandenburg hatte eine Entschädigung auf Basis des Einigungsvertrages abgelehnt. Dagegen hatten die Hohenzollern geklagt. Es geht um 1,2 Millionen Euro.

In einer zweiten Klage geht es unter anderem um Inventar aus den Schlössern Rheinsberg und Cecilienhof in Potsdam. Auch in diesem Fall hatte das Land eine Entschädigung mit derselben Begründung abgelehnt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.03.2023, 16:20 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Herr von Hohenzollern würde gerne die Vermögenswerte seiner Vorfahren zurück. Würde er sich auch mit so viel Energie für die Opfer seiner Vorfahren einsetzen die unter anderen das damalige Kaiserreich Deutschland in den ersten Weltkrieg geführt haben? Da haben viele Menschen ihr Leben und Andere ihr Vermögen verloren- aber der Herr von Hohenzollern will wohl eher nur das Vermögen haben und nicht die Schattenseiten seiner Vorfahren sehen.

  2. 16.

    Das hat nichts mit Neid zu tun. Jeder weiß, daß man sich solch ein Vermögen nur durch Ausbeutung oder Übervorteilung anderer aneignen kann. Da muss man sich jetzt nicht aufregen, wenn es der Allgemeinheit wieder zugeführt wird.

    Möchte jemand ernsthaft wieder irgend so einen Kaiser haben...

  3. 15.

    So sehe ich das auch, unrechtmäßig enteignet und durch Prozessverschleppung mürge gemacht. Aber wir geben ja lieber afrikanische Volkskunst ohne Druck freiwillig zurück. Rechtsstaat? Kann sich jeder selbst beantworten.

  4. 14.

    Mit den 75 Jahren ist so nicht richtig. 75 Jahre sind es, weil die deutschen Behörden die Rückgabe des Eigentums systematisch behindern. Und von diesen 75 Jahren gehen auch nocheinmal 40 Jahre ab, während denen wegen der politischen Führung (DDR) eine Rückgabe nicht möglich war. Dieses Trauerspiel geht "erst" gut 30 Jahre.
    In mir erzeugt das einen Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust.
    Und sind wir mal ehrlich, viele Kommentare sind reine Neidkommentare, die irgendwelchen Frust abreagieren wollen.

  5. 13.

    Was ist jetzt mit den Kirchen, die ihre Besitztümer durch Raub und Totschlag angehäuft haben und die BRD dafür bis heute "Entschädigung" für die Nutzung derer Ländereien bezahlen muss. Wohlgemerkt geraubte Ländereien.
    Ansonsten finde ich grundsätzlich.. gestohlen bleibt gestohlenIch finde das ein Armutszeugnis für einen Rechtsstaat.

  6. 12.

    Richtig, genau so ist es. Ein "Verzicht" auf Dinge, die nicht im Eigentum oder im Besitz (feiner Unterschied) stehen, ist hypothetisch und hat mit der Realität nichts zu tun.

  7. 11.

    Mir scheint, Herr Prinz von Preußen hat seine Berater gewechselt. Nach den ganzen Geschichten & Klagen glaub ich nicht, dass ihm eines Morgens einfach so eingefallen ist, dass die Klagerei irgendwie ja doch nicht nett ist.

  8. 10.

    Und war verheiratet mit Kira Kirillowna Romanowa. Und Sie glauben, daß die diese enge Verbindung zur Familie der Romanows gerade jetzt so viel besser ankommt? Dann vielleicht doch eher die enge familiäre Beziehung zum englischen Königshaus (Mutter von Wilhelm II war schließlich Victoria von Großbritannien und Irland, damit war er Enkel von Königin Victoria, Wilhelm war auch als Kind oft in England).

  9. 9.

    Lieber Nutzer,
    die Prinz-Bezeichnung ist im Falle von Georg Friedrich Prinz von Preußen gängig.
    In unserem Beitrag behaupten wir nicht, dass er auf Gegenstände oder Besitztümer verzichtet. Es geht lediglich um den Verzicht auf Klagen und Entschädigungszahlungen.

  10. 8.

    ' "Es wird damit eine höchst verwickelte und im Einzelnen für Außenstehende kaum mehr nachvollziehbare Debatte um Entschädigungsansprüche verschiedener Art beendet." ' Beendet - zumindest vorerst - ja, aber geklärt ist es eben damit nicht, wenn man die Debatte durch Rückzug eines Beteiligten abbricht.
    Georg Friedrich Prinz von Preußen wirkt doch deutlich gealtert im Vergleich zur Zeit an der Bergakademie, liegt das an den Problemen seines Hauses?

  11. 7.

    Mehrere Richtigstellungen sind hier nötig. Erstens, es gibt keine Prinz*essinnen mehr, auch nicht in der Anrede, Zweitens, von Preußen hat nicht(!) artikuliert, dass er auf die Gegenstände und Besitztümer verzichtet, sondern auf die entsprechenden Klagen. Dritterns, niemand kann logisch oder juristisch auf etwas verzichten, dass ihm nicht gehört.

    Was von Preußen und seine Anwält*innen in regelmäßigen Abständen unternahmen, waren direkte Angriffe auf die Arbeit von Historiker*innen und Journalist*innen, die häufig mit Klagen überzogen wurden. Wenn man an sachlicher, fachlicher Expertise interessiert wäre, hätte man solche Arbeiten nicht vorsätzlich behindert.

    Geschichtsverfälschung ist es, was von Preußen betreibt, wenn er die entscheidende Rolle, die das damalige Adelshaus bei der Machtergreifung der Nazis spielte, verharmlost. Von Preußen ist vieles, aber ganz sicher nicht generös.

  12. 6.

    Machen Sie sich bitte einmal mit den Beziehungen zwischen Wilhelm, Prinz von Preußen und Adolf Hitler vertraut. Es geht auch nicht einfach um eine Streitigkeit mit dem Land Brandenburg sondern um Entschädigungszahlungen für eine vor über 75 Jahren stattgefunden Enteignung.

  13. 5.

    Sein Großvater Prinz Louis Ferdinand hatte Kontakt zum Widerstand gegen die Nazis. Muss auch gesagt werden.

  14. 4.

    Vor wenigen Monaten hat der Herr Preußen noch genau das Gegenteil behauptet und versucht, Wissenschaftler mundtot zu machen, welche anhand von Aufarbeitungen versuchten dies nachzuweisen. Nun bekommt er einen Auftritt in der Bundespressekonferenz und will eine "Aufarbeitung" unterstützen, das ist vollkommen unglaubwürdig! Bitte hier kritischen Journalismus!

  15. 2.

    Gebt ihnen alles Zurück,unter der Voraussetzung alle Kosten des Erhalts ihrer Immobilie, Nachträglich zu Bezahlen.Enteignung heißt noch lange nicht ,Erhaltung der Immobilie und Strukturen. Jammer Adel in Armut ,mit Anspruch gibt es Reichlich.

  16. 1.

    Zwar nicht eindeutig nachweisbar, aber Nazikeule wirkt ja immer. Wenn ich mal gegen das Land Brandenburg klagen sollte: Mein Opa war in der Wehrmacht......

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