"Ich bin ein Berliner": Mit diesen Worten wendet sich John F. Kennedy am 24. Juni 1963 in Schöneberg an die Bevölkerung. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner erinnert 60 Jahre später daran und zieht Parallelen.
60 Jahre nach der berühmten Rede des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy ist in Berlin das weltberühmte Zitat "Ich bin ein Berliner" erneut bejubelt worden. "Dieser Satz zeigte die ganze Entschlossenheit der Amerikaner, die Freiheit Berlins zu verteidigen", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Samstag bei einem Bürgerfest vor dem Rathaus Schöneberg. Vor 60 Jahren hielt Kennedy genau hier seine Rede - am 26. Juni 1963 kamen Zehntausende, am Samstag waren es Hunderte.
Kennedy kam genau 15 Jahre nach Beginn der Luftbrücke nach West-Berlin. Mit dieser war der Westteil der Stadt ab Ende Juni 1948 zehn Monate lang vor allem von amerikanischen Piloten unter anderem mit Lebensmitteln und Kohle versorgt worden. Zwei Jahre vor seinem Besuch hatte die DDR die Mauer quer durch Berlin gebaut, der Westen der Stadt war eine Insel innerhalb der DDR.
"Ein Leben in Freiheit ist nicht leicht, und die Demokratie ist nicht vollkommen. Aber wir hatten es nie nötig, eine Mauer aufzubauen, um unsere Leute bei uns zu halten und sie daran zu hindern, woanders hinzugehen", rief Kennedy den West-Berlinern zu. Seine Rede schloss er mit dem Satz: "Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner."
Acht Stunden wie im Rausch
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US-Präsident John F. Kennedy besucht am 26. Juni 1963 West-Berlin. Anlass ist der 15. Jahrestag der Berliner Luftbrücke. Nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 ist er der erste US-amerikanische Präsident, der in die geteilte Stadt kommt. Seine Rede vor dem Schöneberger Rathaus bekräftigt die Solidarität für eine einheitliche freie Bundesrepublik Deutschland.
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Hunderttausende begeisterte Berlinerinnen und Berliner begrüßen John F. Kennedy entlang der Strecke durch Stadt.
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In offener Limousine fährt US-Präsident John F. Kennedy durch die Stadt. Hier geht es vorbei an der Gedächtniskirche und dem Breitscheidplatz. Eskortiert wird die Kolonne von zahlreichen Sicherheitskräften und 80 "weißen Mäusen", also von Krad-Fahrern der West-Berliner Polizei, wie die Presse damals titelte.
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Bad in der Menge: US-Präsident Kennedy spricht ein paar Worte mit Berlinerinnen und Berlinern während seines Besuchs 1963.
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Während der knapp achtstündigen Stippvisite sind auch Stopps an politisch aufgeladenen Orten eingeplant. John F. Kennedy hält unter anderem am Brandenburger Tor. Die Sowjets haben zum Besuch des US-Präsidenten die Durchfahrten des Brandenburger Tores mit riesigen Stoffbahnen abgehängt.
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John F. Kennedy verschafft sich einen Überblick der Grenzanlagen auf einer der "Aussichtsplattformen", die es auf West-Berliner Seite direkt an der Mauer gibt. Im Hintergrund stehen Grenzsoldaten auf Ost-Berliner Seite.
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Hunderttausende Menschen warten auf dem damaligen Rudolph-Wilde-Platz auf US-Präsident John F. Kennedy. Der Platz vor dem Rathaus Schöneberg, umliegende Straßen und selbst Hausdächer sind voll mit begeisterten Berlinerinnen und Berlinern.
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Auf der Fahrt durch West-Berlin ist John F. Kennedy (links) nicht allein in der Limousine. Begleitet wird er von Bundeskanzler Konrad Adenauer (rechts) und dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (mitte). Auch immer dabei: ein großer Pressetross. 1.700 internationale Journalisten sind zum Besuch Kennedys akkreditiert.
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Der innerstädtische Grenzübergang Checkpoint Charlie an der Friedrichstraße gehört ebenfalls zum Programm des US-Präsidenten am 26. Juni 1963.
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Darauf haben die Berlinerinnen und Berliner gewartet: US-Präsident Kennedy erreicht das Rathaus Schöneberg, wo er gleich seine zweite Rede des Tages halten wird. Sie soll in die Geschichte eingehen.
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Sein knapp zehnminütige Rede beendet John F. Kennedy mit den Worten: "Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin. Deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner". Den letzten Satz spricht er auf Deutsch. Zuvor hatte er die Worte per Lautschrift von seinem Dolmetscher auf eine Karteikarte schreiben lassen ("Ish bin ein Bearleener"). Worte, die seither untrennlich mit Kennedy und seinem Besuch in West-Berlin verbunden sind.
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Die Begeisterung der Berliner Bevölkerung ist riesig. Zwischenzeitlich versinkt die Limousine mit Kennedy, Adenauer und Brandt in Papierstreifen, die von den Seiten in Richtung Fahrzeug geworfen werden.
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Gut acht Stunden verbringt John F. Kennedy in West-Berlin. Gegen 17:15 Uhr verlässt er die Stadt mit der Air Force One in Richtung Istanbul.
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Das tödliche Attentat auf John F. Kennedy am 22. November 1963 erschüttert viele Berlinerinnen und Berliner. Gedenktafeln am Rathaus Schöneberg erinnern an den Besuch Kennedys. Ihm zu Ehren wird drei Tage nach seiner Ermordung der Rudolph-Wilde-Platz vor dem Rathaus in John-F.-Kennedy-Platz umbenannt. Zum Beitrag / Alle Bildergalerien
Bei Burgern, Pommes, Hotdogs und Bier wurde nun diesem für Berlin prägenden Moment gedacht. Wegner berichtete in seiner Rede von seinem Vater, der den Auftritt Kennedys damals vor Ort miterlebt habe. Wie viele Menschen habe er Angst gehabt, was aus West-Berlin werde. "Mein Vater verließ diesen Platz voller Hoffnung", sagte Wegner.
Er erinnerte zudem an eine weitere Passage aus Kennedys Rede: "Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind nicht alle frei." Dieser Gedanke müsse aktuell der Maßstab für die Unterstützung des Westens für die Ukraine sein. "Wir stehen an der Seite Kiews", betonte der CDU-Politiker.
Neben US-Botschafterin Amy Gutman war mit Timothy Shriver auch ein Neffe Kennedys zu Gast. Der 63-Jährige engagiert sich für Menschen mit Behinderung und war anlässlich der Special Olympics in der Hauptstadt.
In diesem Sommer soll ein historisches Empfangsgebäude auf dem Gelände des Flughafens BER für immer verschwinden. Eine Initiative zur Rettung des Generalshotels will das verhindern. Von Thomas Bittner
Luftbrücke steht in zahlreichen Ausstellungen im Fokus
Neben dem Kennedy-Besuch wird dieser Tage in Berlin auch an die Luftbrücke vor 75 Jahren gedacht, die am 24. Juni 1948 begann. Dazu gibt es mehrere Sonderausstellungen. So öffnet am kommenden Mittwoch die Ausstellung "Blockierte Sieger – geteiltes Berlin: 75 Jahre Luftbrücke" [mhm-gatow.de] vor dem Flughafen Tempelhof. Die Open-Air-Ausstellung kann auf dem ehemaligen Ehrenhof vor der Abflughalle bis zum 12. Mai 2024 besichtigt werden.
Vom 30. Juni bis 2. Juli 2023 zeigt die Forschungsgemeinschaft Berlin im Rathaus Schöneberg eine Foto- und Briefmarkenausstellung. Viele originale Dokumente und teils exklusive Fotos aus der Zeit um 1948 können dort entdeckt werden.
Eine weitere Sonderausstellung bietet das Tempelhof Museum an. Vom 15. September 2023 bis zum 2. Juni 2024 kann dort der "Alltag während der Luftbrücke 1948/49" bestaunt werden.
Rosinenbomber in friedlicher Mission über West-Berlin
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Nach Kriegsende 1945 musste in Deutschland die Währung reformiert werden. Die Westmächte und die sowjetische Militäradministration konnten sich jedoch auf keine einheitliche neue Währung verständigen. So gab es ab Juni 1948 zwei Währungen - eine für die drei westlichen Besatzungszonen und eine für die sowjetische Besatzungszone. Somit war auch Berlin in zwei Währungszonen geteilt.
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Als Folge der Währungsreformen kappte die sowjetische Seite Land-, Schienen- und Wasserverbindungen nach West-Berlin. Vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 dauerte die sogenannte Berlin-Blockade. Lediglich drei Luftkorridore konnten in dieser Zeit weiterhin genutzt werden. Die Versorgung des Westteils der Stadt mit Lebensmitteln und Hilfsgütern war nur noch aus der Luft möglich.
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Großen Anteil am Erfolg der Luftbrücke hatte der damalige amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay (Bildmitte neben der Berliner Flagge), der seine Regierung sowie die Briten und Franzosen überzeugte.
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Auf dem Flughafen Tempelhof landeten die Maschinen, mitten in der Stadt, umringt von Wohnhäusern.
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Alle 90 Sekunden startete und landete ein Transportflugzeug in der Stadt. Täglich waren etwa 300 Flugzeuge unterwegs, insgesamt wurden mehr als 277.000 Flüge während der Blockade ausgeführt.
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US-Pilot Gail Halvorsen (hier im Bild) wirft im Landeanflug kleine Fallschirme mit Süßigkeiten ab. Das machte ihn besonders bei Kindern beliebt. Damit sie sein Flugzeug erkannten, wackelte er beim Landeanflug mit den Flügeln. Schnell hatte er den Spitznamen Uncle Wiggly Wings - "Onkel Wackelflügel".
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Andere Piloten der U.S. Air Force folgen Halvorsens Idee und ließen ebenfalls zuckrige Flugobjekte in West-Berlin landen. Bald hießen die Transportflugzeuge im Volksmund nur noch "Rosinenbomber".
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Fast ein Jahr dauerte die Blockade. Dabei kam es auch zu zahlreichen Unfällen, bei denen insgesamt 78 Menschen starben. Unter den Opfern waren 31 Amerikaner, 39 Engländer und 8 Deutsche.
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Am 10. Juli 1951 wurde im Beisein von Tausenden von Berlinern als Dank für die Hilfe während der Berlin-Blockade das Luftbrückendenkmal auf dem Platz der Luftbrücke vor dem Flughafen Tempelhof eingeweiht.
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Eine historische Maschine des Typs Douglas C-54 Skymaster steht noch immer auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafen Tempelhof.
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Der Pilot Gail Halvorsen besuchte Berlin noch viele Male, hier im Jahr 2009, anlässlich der Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Luftbrücke. Halvorsen posiert vor dem Luftbrückendenkmal vor dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. | Sendung: rbb24 Abendschau, 24.06.2023, 19:30 Uhr | Alle Bildergalerien
Vor 75 Jahren, am 24. Juni 1948, begann die Berlin-Blockade: Als Folge der Währungsreform in den Gebieten der Westalliierten kappte die sowjetische Seite Land-, Schienen- und Wasserverbindungen nach West-Berlin. Bis zum 12. Mai 1949 dauerte die Berlin-Blockade. In dieser Zeit, fast 12 Monate, konnte lediglich über drei Luftkorridore der Westteil der Stadt mit Lebensmitteln und Hilfsgütern beliefert werden. Die sogenannten Rosinenbomber versorgten so rund zwei Millionen Menschen. Die Berlinkrise wurde zur Machtprobe zwischen den Weltmächten.
Für Architekturinteressierte empfiehlt sich die Fotoausstellung "Alliierte in Berlin – das Architekturerbe" (berlin.de) im Rathaus Schöneberg. Noch bis zum 29. Juli 2023 gewährt die Ausstellung einen Blick auf die architektonischen Hinterlassenschaften.
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Manchmal muss man erst etwas völlig fehlinterpretieren, um sich darüber aufregen zu können...
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Unser Bürgermeister ist bei mir jetzt unten durch! Und das nicht, weil er der CDU angehört. Statt, als es um die Luftbrücke ging, von Westberlin (und Ostberlin) zu reden, sprach er vom "freien Berlin" und zeigt so, dass für ihn die Menschen, die in der DDR gelebt haben, Menschen zweiter Klasse sind.
Wir als Volk haben ordentlich auf den Sack bekommen für das was wir Europa und der Welt antaten, und das ist voll ok! Man hat uns entzweit, was nicht schön ist. Aber was am schlimmsten ist, sind diese ewig Gestrigen, die komplett dagegen sind, dass wir endlich wieder eins werden, so wie dieser Bürgermeister.
Ich und meine Mutter , Schwester , Oma auch. Aber nur beim vorbeifahren an der Beusselstraße.
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Das ist der Vorteil wenn wenn man älter ist, mit 4 jahre den DDR Volksaufstand, "mehr durch erzählen" mit 12 jahre den Mauerbau, mit 14 jahre war ich dabei als Kennedy sagte: "Ich bin ein Berliner" und mit 40 jahre habe ich den Mauerfall mit erlebt. Eigentlich war ich auch bei der Russischen Berlin Blockade dabei im Mutterlaib. Nun hoffen wir mal das es nicht noch zu einem Krieg kommen wird, den möchte ich nun wirklich nicht mehr erleben. Die Trümmer der Nachkriegszeit haben gereicht.
Und Peter Lustig sorgte für den korrekten Ton bei dieser Live Übertragung ;-)
Auch durch US Präsident J.F. Kennedy wurde damals mein Interesse an die Vereinigten Staaten von Amerika geweckt. Ich unterhielt mich viel mit amerikanischen Soldaten.
Versuchte sogar 1975 mein Glück in San Francisco Kalifornien zu machen u. mußte zu meinem Erstaunen feststellen das mein Heimweh nach Berlin doch größer war als gedacht. Zudem hatte ich keine Aufenthaltserlaubnis mehr.
1.
Gratulation dazu meine Mutter durfte das Live erleben. Sie ist bis heute begeistert von John.F.Kennedy