Inhaftierte in der DDR - "Die Wunden einer Diktatur wirken lange nach"

So 01.10.23 | 08:14 Uhr
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Stacheldraht umgibt die Mauer des früheren Stasi-Gefängnisses auf dem Kaßberg in Chemnitz. (Quelle: dpa/Hendrik Schmidt)
Audio: Inforadio | 26.09.2023 | Anke Burmeister im Gespräch mit Karl-Heinz Bomberg | Bild: dpa/Hendrik Schmidt

Der Psychoanalytiker, Autor und Sänger Karl-Heinz Bomberg behandelt in seiner Praxis Menschen, die in der DDR traumatische Erfahrungen gemacht haben. Die Zahl der Patienten nimmt zu, sagt er im Interview.

rbb|24: Sie haben eine Praxis in Prenzlauer Berg und behandeln Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen aus der damaligen DDR. Wann kommen die Leute zu Ihnen und mit welchen Symptomen?

Karl-Heinz Bomberg: Es werden eher mehr als weniger, weil in der zweiten Lebenshälfte durch den Wegfall der Arbeit die Ablenkung wegfällt. Die biologischen Abwehrkräfte nehmen ab und gerade in der zweiten Lebenshälfte kommt Unverarbeitetes wieder hoch. Zunächst können die Menschen das gar nicht genau benennen. Sie sagen mir geht's nicht gut. Ich fühle mich ständig bedrückt. Ich fühle zu viele Ängste, irgendwie fühle ich mich in meiner Haut nicht wohl. Manchmal stellt sich heraus, dass eine traumatische DDR-Vergangenheit dahintersteckt; Zersetzungsmaßnahmen aber auch politische Haft, sodass ich mit einer Vielzahl von Beschwerdebildern zu tun habe.

Zur Person

Dr. Karl-Heinz Bomberg, Jahrgang 1955, ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. In seiner Praxis in Berlin-Prenzlauer Berg arbeitet er als Psychoanalytiker. Bomberg ist zudem als Dozent, Lehranalytiker, Liedermacher und Autor tätig.

Können Sie typische Beschwerdebilder nennen?

Die typischen Beschwerdebilder für Traumafolgestörung sind drei Kernsymptome. Das ist das Wiedererleben, das heißt, durch spezielle Situationen können schmerzhafte Erinnerungen ausgelöst werden und wieder hochkommen. Zweitens die Vermeidung – mit diesen Erlebnissen möglichst nichts zu tun zu haben. Und das dritte ist die Übererregung. Durch bestimmte Auslöser entstehen heftige Körperreaktionen.

Was sind das für Körperreaktionen?

Das sind zum Beispiel Ängste, die entstehen können. Das können Schweißausbrüche sein. Das kann ein beschleunigter Puls sein. Das können Herzbeschwerden sein, also vegetative Beschwerden verschiedener Art, die durch eine spezielle Situation wieder ausgelöst werden können, zum Beispiel durch Medienereignisse, aber auch durch andere Berührungspunkte mit früheren schmerzhaften Erlebnissen.

Menschen, die jetzt in den Ruhestand gehen, waren zur Wendezeit 30 bis Mitte 30, also in einer kraftvollen Zeit. Jetzt kommen sie zur Ruhe und merken, was mit ihnen passiert ist.

Der Ruhestand ist eine besondere Schwellensituation, wo diese Dinge nicht mehr kompensiert werden können. Arbeit ist nicht mehr vorhanden, die bisher bestehende Struktur ist nicht mehr vorhanden, und das ist eine ganz besondere Situation, wo man auf sich selbst geworfen ist.

Da bekam ich große Angst, aber ich bekam auch einen gewissen Stolz, weil ich etwas bewirkt hatte, auch wenn das mit sehr hohem Risiko behaftet war.

Karl-Heinz Bomberg

Herr Bomberg, Sie selbst wurden 1984 an ihrem Arbeitsplatz in der Klinik in Pankow verhaftet. Drei Monate saßen Sie im Gefängnis in der DDR.

Das war erstmal ein ziemlicher Schock, ein Überraschungsangriff der Staatssicherheit mich am Arbeitsplatz wegzuholen. Ich weiß noch genau, wie mir die Handschellen umgelegt wurden. Und da bekam ich große Angst, aber ich bekam auch einen gewissen Stolz, weil ich etwas bewirkt hatte, auch wenn das mit sehr hohem Risiko behaftet war. In der Haft hatte ich dann später auch viele Schuld- und Schamgefühle. Und wie lange ich wirklich ins Gefängnis musste, war zunächst nicht klar.

Haben Sie eine posttraumatische Belastungsstörung?

Ich habe eine traumatische Situation erlebt, die auch einen Bruch in meinem Lebenslauf beinhaltet. Ich fühle mich aber nicht im engeren Sinne traumatisiert.

Vielleicht auch deshalb nicht, weil Sie Lieder schreiben und immer noch singen. Sie haben mittlerweile dreizehn Alben herausgebracht. Sie verarbeiten in den Songs das, was sie erlebt haben. Hilft Ihnen das?

Das ist eine große Hilfe. Die künstlerische Arbeit zieht sich durch. Dann kommt noch meine psychoanalytische Ausbildung dazu. Ich bin Lehranalytiker an einem analytischen Institut, das hat mir auch geholfen. Der Kontakt zu Kollegen, die fachliche Aufarbeitung und schließlich das soziale Netz – sich mit Menschen zu umgeben, die einem guttun. Dazu gehört meine Familie. Dazu gehören aber auch viele Kollegen, Freunde, die dazu beitragen, dass man nach diesem, was man erlebt hat, zu einer posttraumatischen Reifung kommt. Das gelingt aber nicht jedem, und ich möchte das auch nicht bewerten, sondern das ist von vielen Faktoren abhängig.

Das alles ist vor über 30 Jahren passiert. Sie sagen, es kommen mehr Leute zu ihnen in die Praxis aus den genannten Gründen. Und dann hört man auf der anderen Seite: "Hört doch auf mit eurer Befindlichkeit. Nun macht doch mal einen Punkt". Wann kann man denn so einen Punkt machen?

Es ist wichtig, dass man versucht, sich fachliche Hilfe zu holen, weil das die Umgebung und private Beziehungen natürlich auch belastet. Die Indikation für eine psychologische, psychotherapeutische Mithilfe ist oft, dass der Freundeskreis nicht mehr ausreicht. Das gilt auch für posttraumatische Belastungsstörung. Das heißt, dass man die Kompetenz und die Neutralität eines entsprechenden Facharztes braucht, um sich ausreichend zu entlasten, um zu verarbeiten.

Auf der anderen Seite sollte das aber auch im gesellschaftlichen Gedächtnis bleiben und transgenerational weitergegeben werden, dass die Wunden einer Diktatur lange nachwirken. Das ist wichtig für das kollektive Gedächtnis und für die Öffentlichkeitsarbeit eines demokratischen Staates.

Sie haben es schon angedeutet, es trägt sich über Generationen weiter. Mit welchen Langzeitfolgen rechnen Sie?

Das sind chronifizierte, komplexe posttraumatische Belastungsstörungen mit dem Kern von Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung, aber auch Stimmungsschwankungen, depressiven Folgeschäden, Angststörungen oder psychosomatischen Beschwerden. Und die stummen Betroffenen überwiegen nach wie vor, also Menschen, die immer noch still vor sich hin leiden.

Diese Menschen müssen angeregt werden, sich Hilfe zu holen, weil diese beschriebenen Spätfolgen eben weiter da sind und auf die nächste Generation weitergegeben werden. Mittlerweile habe ich auch Betroffene der nächsten Generation in Behandlung. Man muss damit rechnen, dass sogar die Enkel davon betroffen sind.

Wieso trägt sich so was so weit?

Es gibt zwei Aspekte dabei: einmal das, "was" weitergetragen wird und das, "wie" weitergetragen wird. "Was" weitergetragen wird, ist beispielsweise die Über-Identifikation der nächsten Generation mit dem Opferstatus der Eltern. Das "wie" sind die Kommunikationsstile, die weitergegeben werden.

In manchen Familien wird darüber offener gesprochen, in manchen wird gar nicht darüber gesprochen. Es gibt einen sogenannten Schweigepakt. Der verhindert auch wieder die Aufarbeitung. Das kann man nicht mit der Brechstange aufbrechen, sondern das ist behutsam anzugehen, um auch zu einer verbesserten Kommunikation in den jeweiligen Familien beizutragen.

Nun gibt es viele Biografien und wir sind alle so unterschiedlich in unserem Dasein. Warum ficht es manche Leute an? Und warum manche Leute nicht?

Jeder Mensch hat aus seiner frühkindlichen Entwicklung schon Stärken und Schwächen mitgenommen. Diese Persönlichkeit ist ganz entscheidend, auch wie man mit bestimmten Erlebnissen umgeht und ob es zu einer posttraumatischen Reifung kommt. Wir alle sind ein Stückchen vulnerabel. Dem gegenüber steht die Resilienz, der Bereich der Ressourcen und wie es gelingt, durch die frühkindlichen Reserven, später auch durch soziale Netze und durch eigene Entwicklungsarbeit das zu bearbeiten und zu bewältigen.

Auch eine erfolgreiche Therapie kann eine wichtige Bewältigung darstellen. Dennoch gibt es Gewalt und Folter, die sind so stark, dass sie selbst den Stärksten umhauen. Man muss klarmachen, dass wir eben auch verletzbare Wesen sind.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Anke Burmeister für rbb24 Inforadio. Der Text ist eine redigierte Fassung.

Sendung: 26.09.2023, 13:25 Uhr

48 Kommentare

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  1. 48.

    Ja das sind die Schlimmsten, das nennt man Mitläufer; deshalb lebt eine Diktatur auch noch so lange in den Köpfen weiter.

    Für viele Deutsche war es im dritten Reich auch sehr schön.

  2. 47.

    War doch gar nicht so dramatisch. Man musste nur bereitwillig seine persönliche Freiheit aufgeben und konnte dann zumindest einen netten Alltag haben...

  3. 46.

    "die DDR erst auf Druck der BRD entstand" > ist ein Märchen, in dem vorgegaukelt wird, daß die BRD die Gründung der ddr verlangt - war aber nicht so.
    Vor 100 Jahren allerdings wurde in einer Demo auf der roten Insel in Berlin-Schöneberg ein Transparent gehalten mit der Aufshrift "Wir fordern die deutsche demokratische Republik" - Ich selbst habe das gesehen, nicht vor hundert Jahren, sondern auf einem Foto.

  4. 45.

    Man mußte starke Nerven haben im unfreien Land ddr ohne Knast und Drangsalierungen durch das mfs zu überleben. Man mußte sich einreden, der ddr-Alltag sei gut, um nicht durchzudrehen. Es lastete Druck auf jeder/jedem, ständig wachsam zu bleiben und immer zu entscheiden "Darf ich das jetzt sagen/schreiben, oder passiert mir dann ... " Viele Sätze von ddr-Bürgern begannen "ich möcht' mal so sagen". Das ddr-Leben kann für Normalbürger nicht gewesen sein, schon alleine deswegen, weil jede/r staatsgewollt jeder/jedem mißtrauen mußte. Die Stasiakten belegen, daß sogar angeblich engste Freunde Verrat und anschwärzen nicht scheuten, um für sich selbst Vorteile zu schaffen. BIs vor 34 Jahren bittere Realität im von der roten Armee besetzten Teil Deutschlands. Ob davon wirklich nur ein kleiner Teil der ddr-Bevölkerung betroffen war ist anzuzweifeln. Einzig Mitglieder der Staats- und Parteiführung hatten im Vergleich zu den Untertanen ein relativ gutes Leben, waren vor Intrigen u.ä. nicht sicher.

  5. 44.

    Es ist einigermaßen logisch und nachvollziehbar, dass es zur Gründung eines Staates quasi aus einem Nichts heraus mehr als viereinhalb Monate braucht, was hier von Einigen tatsächlich zur Behauptung steht. D. h.: Im Grunde ist der "Westen" dem "Osten" nur um einigen Monate zuvorgekommen, im Hintergrund lief das parallel.

    In Potsdam gab es zu Zeiten der DDR einen im Wald liegenden Hauptbahnhof mit sechs (vier + zwei) Gleisen. Der wurde 1958 als Bahnhof "Potsdam-Süd" eingeweiht und nach dem August 1961 als Potsdamer Hauptbahnhof seiner tatsächlichen Bestimmung, die schon in ihm enthalten war, übergeben - zwecks Umfahrung von West-Berlin.



  6. 43.

    "Das die DDR erst auf Druck der BRD entstand wird gern weggelassen" >Das müssen Sie g e n a u erklären, sonst glaubt Ihnen das niemand.

  7. 42.

    Ex-Nazis haben nach dem Krieg, wie Sie sicher wissen, leider in beiden deutschen Staaten Karriere gemacht.
    Im Übrigen, um beim Thema zu bleiben, berichtet der RBB-Beitrag über einen Psychotherapeuten mit DDR-Hintergrund, der Menschen behandelt, die in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert waren bzw. unter Zersetzungsmaßnahmen litten. Ein Zusammenhang mit Hausfrauenehe bzw. den §§ 175, 218 StGB erschließt sich mir im Augenblick nicht.

  8. 41.

    WIE lange Hat es gedauert das BGB an das Grundgesetz anzupassen. Ich sage das ist heut noch nicht abgeschlossen. Wer hat den 175er, den 218, die Hausfrauenehe zuerst abgemildert und abgeschafft. Wehrmachtsdeserteure wann wurden die im Westen rehabilitiert. Pansionen u. Kriegerwitwenrenten für SS und Consorten wurden wie lang bezahlt. Wie war die Parole der 68er "unter den Talaren ....."
    Wann und Wo wurde der "Tag des Zusammenbruchs" zum letzten Mal als ein solcher Offiziell so bezeichnet.

  9. 40.

    Sich mit den Gegebenheiten abzufinden bedeutet nicht, sie supertoll zu finden.
    In der DDR wurden viele Dinge produziert und viele gingen nie über die Ladentische von Konsum und HO, sondern über sie von Karstadt und konnten bei diversen anderen bestellt werden, wie Quelle, Neckermann...und nicht wenige dieser Waren wurden auch von politischen Gefangenen hergestellt, die unter anderen Bedingungen inhaftiert waren als Terroristen der RAF. Es geht um Menschenschicksale, nicht darum, wer Erster war beim Gründen eines deutschen Staates, nicht um den Kindergartenplatz oder die Schule. Es geht um die massive Verletzung von Menschenrechten, Gewaltherrschaft und politische Justiz. Das ist etwas anderes als banalen Streit um Bananen.

  10. 39.

    Das Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt war, das ist allgemein bekannt, und die Besatzer hatten nicht nur die Aufsicht, sondern auch ihre Interessen..
    In von westallierten besetzten Zonen wurde am 23.05.1949 die BRD gegründet, demokratisches und rechtsstaatliches System nach westlichen Muster.
    In der sowjetisch besetzten Zone, wo die zwangsweise eingeleitete Kolektivierung usw. bereits im vollen Gange war um Tatsachen über das System des künftigen Staates dem Volk schon vor der Gründung beizubringen, da war der 23. 05. ein willkomenner Anlass gleichzuziehen, und am 07.10. 1949 die DDR auszurufen.

    Übrigens, die BRD ist erst 1955 der NATO beigetreten.

  11. 38.

    Doch. steht im Kommentar 2.
    Zuerst BRD gegründet, zuerst D-Mark eingeführt und zuerst NATO-Beitritt. Der Osten zog nur nach.
    Man sollte auch nie vergessen das die Grenze nicht nur Staaten trennte sondern auch Systeme und Militärbündnisse

  12. 37.

    Erschreckend, dass mit keinem Wort kommentiert wird, WARUM diese beiden deutschen Staaten entstanden. Dass erst zweier (!)(selbst)Vernichtungskriege bedurfte, um zu merken: so kann es nicht weitergehen. Es waren dann eben Lösungsversuche. Schief gegangen. Ähnliche Fehler gemacht. Verantwortliche sind in schlechten Zeiten sozialisiert worden.

  13. 36.

    Ich erlebte die DDR nicht als brutale Diktatur. Ich hatte in der DDR eine sehr schöne Kindheit ohne soziale Sorgen, ohne Lehrermangel mit einem guten Schulsystem ohne frühzeitige Auslese. Ich stimme Esther, Köpenickerin, Torsten, Maren und Fine 100%ig zu.

  14. 35.

    Glauben Sie mir, ich verstehe, was Sie meinen. Die meisten Menschen erinnern sich gerne an die Zeit ihrer Jugend und Kindheit. Das geht mir nicht anders. Auch in der DDR war ein schönes und glückliches Privatleben möglich.
    Unverständlich ist mir allerdings, dass manche Diskutanten schon davon belästigt zu sein scheinen, dass der RBB einen Beitrag veröffentlicht, der die posttraumatischen Belastungsstörungen einiger DDR-Opfer zum Thema hat.

  15. 34.

    Und Täglich grüßt das Murmeltier. Immer zum 13.August, 3.Oktober und 9.November der gleiche Heckmeck.
    Und es wird sicher noch ewig weitergehen. Wir werden damit leben müssen.

  16. 33.

    Ich komme auch aus einer Diktatur (Iran). Trotzdem liebe ich meine Heimat und vermisse mein Leben dort weil auch ein Alltag dort herrscht. Es wird den DDR-Menschen nicht anders gehen. Da wird aber schlecht geredet und verurteilt. Es gibt kein gelobtes Land, auch Deutschland ist es nicht. Mir macht auch hier die politische Entwicklung der Regierung viel Sorgen. Nun lebe ich schon 27 Jahre in Berlin und habe auch Freunde die AfD möchten. Freie Meinung ist da auch nicht einfach

  17. 32.

    Es ist wirklich unglaublich und spottet eigentlich jeder Beschreibung, dass hier schon wieder den Ostlern gesagt wird, wie sie in der DDR gelebt haben.
    Wahrscheinlich haben einige der Kommentatoren, die damals (und wahrscheinlich auch heute auch noch) im Westen lebten, nicht die Diskussion um die RBB-Reportage "Hört uns zu. Wir Ostdeutsche und der Westen" mitbekommen, geschweige denn gesehen.
    Meinen Sie wirklich, dass im November 1989 16 Millionen alles stehen und liegen gelassen haben, um in den Westen zu kommen?
    Und: nein, ich war nicht Parteimitglied, hab mich nicht verbogen, hatte einen anständigen Beruf, ein normales soziales Umfeld. Stellen Sie sich vor, das gab es auch.
    Es scheint, Sie wissen nicht wirklich etwas über das Leben in der DDR.

  18. 31.

    Sicher ist der Mensch kein Tier,aber als Beispiel passt der Vergleich schon.

  19. 30.

    Tja, wenn es nur um das Überleben ginge, aber der Mensch, der ist doch kein Tier!

  20. 29.

    Sattheit, Sicherheit, Ruhe und Bespaßung. Das ist es, womit viele Kommentatoren die ehemalige DDR zu verbinden scheinen. Passt hervorragend zur Beschreibung eines Pflegeheimes. Insofern fehlt nur noch die UNMÜNDIGKEIT.
    Verstieß einer der "Insassen" gegen das Reglement der Heimleitung, indem er versuchte, zu widersprechen oder -ganz schlimm- das Heim ohne Erlaubnis zu verlassen, musste natürlich im Interesse aller hart durchgegriffen werden. Insofern: irgenwie selbst schuld, denn eigentlich war ja -siehe oben- alles perfekt.
    Schön war die Zeit!

  21. 28.

    Menschen leben tendenziell nicht gerne in Diktaturen, das sollte Ihnen bekannt sein.

    Wenn Sie anderer Auffassung sind, sollten Sie vielleicht eher begründen, warum die Mehrheit es gut gefunden haben sollte, in einer Diktatur zu leben, mit der recht sicheren Perspektive, eingesperrt oder gar erschossen zu werden, wenn man dieser entfliehen wollte...

  22. 27.

    Fine hat recht. Man redet unsere Geschichte und unser Leben generell klein, schlecht, dauerunterdrückt und anormal in der DDR. So war es aber nicht aus ostdeutscher Sicht. Das wird heute aber der Mehrheit so verkauft. Aber wir haben uns selbst dagegen gewehrt als es zu extrem wurde, was man heute nicht schafft und sich alles bieten lässt. Wer ist wohl heute der Dümmere? Im Osten sahen wir die Zeichen wenigstens. In erster Linie wollten wir eine bessere DDR und nur die Sachsen wollten ein D

  23. 26.

    Es sollte natürlich Art. 6 DDR-Verfassung heißen.

    Aufschlussreich ist, dass die ausgemachten Gegner der eingerichteten Ordnung schon in einem der vorderen Artikel Erwähnung finden, womit schon der Stellenwert von Dergleichen beschrieben ist. Die schlimmsten Feinde der DDR waren die phantasierten.

  24. 25.

    Mit welchem Recht maßen sie sich an von einer Mehrheit zu sprechen?

  25. 24.

    Meines Erachtens hat sich die Diskussion vom Beitrag sehr weit entfernt. Genauso, wie seinerzeit bei der Unrechtsstaat-Debatte, ist mir die Vokabel "Diktatur" zu vereinfachend, bezieht sich doch "nur" auf das Ausmaß zentraler polit. Vorgaben ohne jegliche Widerrede, nicht aber auf die Möglichkeiten der Einflussnahme einzelner Bürger im Kleinen. Dort, so wage ich mich vor, war die Einflussnahme - soweit irgendwie Geld aufzutreiben war - sichtlich größer, während heute ein ganzer Wust an Paragraphen u. Rechtsverordnungen bereitstehen, dass die verwendeten Schrauben exakt so lang, aber keinen Mü´chen länger sein dürfen.

    Ich glaube, dass das viele Ostdeutsche umtreibt.

    Bei diesem Kontext darf allerdings die stärkere staatl. Durchgriffsebene ggü. Menschen, die politisch in Ungnade gefallen waren, nicht außer Acht geraten. Letztlich - soweit sie dem verheiligten Sozialismus als entgegenstehend betrachtet wurden - gab schon der § 6 der DDR-Verf. beredt Auskunft.

  26. 23.

    "Heute hat man schon Angst um Grundbedürnisse wie Arbeit (Geld) und Wohnraum sowie den dauraus resultierenden Folgen inkl der eigenen Familie. Gab es im Osten nicht. Wir lebten auch wesentlich sichere"
    Nein, Angst musste man nicht haben, weder 1953, noch vor der Stasi, noch vor den fleißigen Parteiideologen. Es war so sicher in der DDR, daß man gut vorbereitet war auf einen Krieg mit dem Westen incl. Bewaffnung und Pläne zu Besatzung Westdeutschlands. Weil es so sicher war, gab es auch so viele Polizei- und Stasimitarbeiter. Und weil wir uns alle so geliebt haben, nachdem die, denen wir nicht vertrauten und die Ihnen nicht folgten beiseite oder mundtot gemacht haben bzw. von selber gegangen sind, als man es noch konnte, war ein gerechtes Land im Sinne des Parteibuches und seiner Jünger entstanden !
    Ich bin froh, daß in diesem Land nicht mehr Leute wie Sie was zu sagen haben und dieses ganze Lügen endlich ein Ende hatte.

  27. 22.

    "[...] Der überwiegende Teil hatte in der DDR nicht wirklich gelitten, im Gegenteil. [...]"

    Diese Aussage ist an Zynismus kaum zu überbieten. Meinen Sie das wirklich ernst? Sind Sie wirklich eine Anhängerin totalitärer Systeme? Was bitte finden Sie an Diktaturen positiv?

  28. 21.

    Tod gab es damals reichlich, vornehmlich traf es Menschen, die versucht haben, der Diktatur zu entfliehen. Was Sie da von irgendwelchen Spritzen faseln, konnte ich mir nicht erschließen. Manchmal ergibt es halt doch Sinn, etwas auf die Form der eigenen Kommentare zu achten.

  29. 20.

    "man redet uns unser Leben klein und kaputt"

    12 Jahre alt und davon schreiben, dass UNSER Leben klein und kaputt geredet wird. Ernsthaft?! Und wer ist MAN?!

  30. 19.

    BILD und BUNTE gab es nicht, Telefone hatten die Wenigsten und nicht überall waren westliche Sender zu empfangen. Von vielen Ereignissen erfuhr die Mehrheit erst, wenn es nicht zu verheimlichen war. Kriminalität, Mord und Totschlag gab es, wie jede Menge politischer Gefangener, aber wenn alles totgeschwiegen wird, erfährt man es nicht - das erzeugt ein Gefühl von Sicherheit. Aber eben nur ein Gefühl, das ist wie Schmerz eine subjektive Wahrnehmung. Zersetzung bedeutet, dass Wahrheiten über Personen mit Lügen gespickt werden, das "Gesamtkunstwerk" als Wahrheit verkauft. Heute nennt man es Mobbing und die Stasi beherrschte es in Perfektion - Ziel: Mundtotmachen. Wir sollten aufpassen, dass wir nicht in diese Schuhe steigen. Anders als die DDR es machte, ist es an der Zeit die Konfrontation mit politschen "Gegnern" nicht mit gegenseitigen verbalen Entgleisungen zu verschärfen, sondern für gute Vorschläge die Konformität bevorzugen, statt nur auf die Ecke zu blicken, aus der sie kommen.

  31. 18.

    Vielleicht weil die Mehrheit das Leben in einer Diktatur nicht so toll fand...?

  32. 17.

    Na ist doch wie heute, auch jetzt lebt der Großteil angepaßt. Auch ich bin mit beiden Systemen klargekommen. Ist wie in der Natur, nur das Lebewesen das sich den verändernden Lebensbedingungen angepaßt, überlebt.

  33. 15.

    Wer die DDR gut fand soll heute nach Russland blicken oder besser da hin ziehen.
    Mit Meinungsfreiheit ist dann Schluss, auch wenn die AfD hier ans Ruder kommt.

  34. 14.

    "Der überwiegende Teil hatte in der DDR nicht wirklich gelitten, im Gegenteil. "

    Der überwiegende Teil war halt angepasst. Die haben auch nicht die Wende herbeigeführt; waren 89 max. Mitläufer.

  35. 13.

    Zur Wende war ich 12 und erinnere mich nur an schönes, unbeschwertes und normale Leben.
    Leider kommen wir als Mehrheit mit solchen Erfahrungen nie zu Wort, man will es nicht hören und darstellen.
    Warum ist das so? Angst oder Überheblichkeit?
    Wie Esther schon schreibt, man redet uns unser Leben klein und kaputt - Minderheiten bekommen mehr Gehör. Es gab diese beschrieben Schicksale - klar

  36. 12.

    Die Menschen, die vor über 30 Jahren in der ehemaligen DDR „gelitten“ haben, müßten jetzt in meinem Rentenalter um die 70 sein.
    Nur Menschen, die sich nicht ändern/anpassen wollen oder aufgrund ihres Bildungsniveaus nicht können, haben ein Problem, ein verschwindend geringer Teil.
    Vielen kann man nicht helfen, weil sie es auch garnicht wollen, sie „feiern ihr Leid“ ein Leben lang!
    Ich würde mich auch freuen, mal über die schönen und glücklichen Seiten des DDR-Lebens im rbb zu lesen, denn die gab es überwiegend!
    Aber es darf wohl nicht sein was nicht sein darf!

  37. 11.

    Wie wahr. Ich habe immer das Gefühl das man heute die DDR immer schlechterer redet je schlimmer die aktuelle Politik heute ist nach dem Motto „hey schaut her wie ihr alle gelitten habt und heute das Paradies auf Erden erlebt“
    Dafür gibt es nur 2 Zielgruppen: Bundesbürger ohne Ost-Vita und geborene nach 1985 die von medial hören/sagen gewünscht nacherleben sollen. Klar gab es schlimmes, aber das war nicht der gefühlte Alltag. Ich möchte die Zeit und Erfahrung nicht missen, es war schön

  38. 10.

    Danke für Ihre Kommentare, denen ich von Herzen zustimme!
    Es war schon immer so, dass von den Problemen der Gegenwart abgelenkt werden soll, indem die Vergangenheit verteufelt wird!

  39. 9.

    Die Kommentare hier sind unfassbar. Die DDR war eine brutale Diktatur und dennoch reden Menschen sie schön weil sie dort gut lebten?

  40. 8.

    Danke - gerne. Ich ertrage es nicht mir seit 33 Jahren meine Kindheit, Jugend und Glück kaputtreden zu lassen von Leuten die den Osten nie kannten und erlebten, man aber ausschließlich nur eine Seite zu Wort kommen lässt.
    Heute hat man schon Angst um Grundbedürnisse wie Arbeit (Geld) und Wohnraum sowie den dauraus resultierenden Folgen inkl der eigenen Familie. Gab es im Osten nicht. Wir lebten auch wesentlich sicherer. Das negative der DDR zieht aber heute wieder ein in den Alltag

  41. 7.

    Danke für die ersten beiden Antworten. Das erste Vernünftige (zum Thema DDR), das man seit sehr langer Zeit liest.

  42. 6.

    tod durch gen spritze gab es nicht im Osten! die medien waren damals auch nicht deine Freunde. soviel mal dazu.

  43. 4.

    Bin ja mal gespannt, wann eine Liste im RBB erstellt wird, was in der DDR toll war für Familien für Kinder, Sicherheit, was nach der Wende alles da auch kaputtgegangen ist und man nicht immer den Westen als das Paradies darstellt, was ist nun wirklich nicht ist . Aktuell schon garnicht.

  44. 3.

    Die Annahme, dass einschlägige Erlebnisse verdrängt werden und erst nach Beendigung der Berufstätigkeit und mehr freier Zeit erst dann zum Vorschein kommen, halte ich für schlüssig. Das kennt wohl jeder Mensch in anderen Bereichen mit anderer "Abstufung", mit anderer Wirkung von sich selbst.

    Umso wichtiger ist eine derartige Aufarbeitung, wenn Menschen dazu bereit sind.

    "Auf der anderen Seite sollte das aber auch im gesellschaftlichen Gedächtnis bleiben und transgenerational weitergegeben werden (...) Das ist wichtig für das kollektive Gedächtnis und für die Öffentlichkeitsarbeit eines demokratischen Staates."

    Dies ist m. E. Dasjenige, was für eine Gemeinschaft wichtig ist: Dass ein Staat, der ursprünglich mit einem sehr menschenfreundlichen Gedanken in die Welt kam, entlang eines verordneten Hist. Materialismus dekretiert, sodass Menschen als Verräter, Klassenfeinde u. als feindlich-negative Elemente (!)bezeichnet und einer Zersetzung (!) preisgegeben werden.

  45. 2.

    Die DDR war definitiv nicht perfekt und es gab viel Unrecht. Das die DDR erst auf Druck der BRD entstand wird gern weggelassen. Zuerst gab es eine Währungsunion, Gründung der BRD und NATO-Beitritt - der Osten zog immer nur nach.
    Aber heute leben wir auch nicht im Paradies denn Reisefreiheit ohne Geld, Shopping von Westwaren für Bürgergeld - das ist nicht Glück sondern überleben. Der überwiegende Teil hatte in der DDR nicht wirklich gelitten, im Gegenteil. Passt aber nichts ins Bild heute

  46. 1.

    Ist alles richtig und wichtig - ABER - hier werden furchtbare Schicksale auf 17 Millionen ehem. DDR-Bürger übertragen. Millionen aber erlebten einen normalen Alltag und hatten auch ein gutes Leben inkl meine Familie und ich. Wieviel Millionen wurden aber auch durch die Wende, Verlust der Arbeitsplätze und auch Eigentum nach der Wende bis heute traumatisiert. Die Einseitigen Darstellung ohne Differenzierungen sind auch diskriminierend für andere und verzerrt die Geschichte massiv

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