Panketal (Barnim) - Anwohner wollen Neubau eines Gymnasiums im Trinkwasserschutzgebiet verhindern

Mo 05.08.24 | 18:10 Uhr
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Symbolbild: Schüler einer siebten Klasse melden sich in einem Klassenraum. (Quelle: dpa/Balk)
Audio: Antenne Brandenburg | Georg-Stefan Russew | 05.05.2024 | Bild: dpa/Balk

Der geplante Bau einer Schule in einem Trinkwasserschutzgebiet spaltet die Gemeinde Panketal. Anwohner wollen die Errichtung auf dem "Lauseberg" verhindern. Barnims Landrat Kurth und Panketals Bürgermeister Wonke halten an dem Projekt fest.

Immer mehr Berliner zieht es in den Speckgürtel, besonders beliebt bei jungen Familien ist der Barnim. Der Landkreis wächst seit Jahren und damit auch die Nachfrage nach Erziehungs- und Bildungsreinrichtungen. Bis 2027 sollen 450 Millionen Euro in den Ausbau von Kita und Schulen gesteckt werden [barnim.de].

Besonders hoch ist der Bedarf in Panketal, deren Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren auf rund 21.000 Einwohner (2023) angewachsen ist. Ausgerechnet hier schwelt seit Monaten ein Konflikt um die Errichtung einer neuen Schule. Der Neubau an sich wird von vielen Seiten begrüßt, gestritten wird jedoch um die Wahl des Standorts.

Schulstandort sorgt bei Anwohnern für Kritik

Auf einem Feld an der Schönower/Robert-Koch-Straße im Ortsteil Zepernick, bekannt als Lauseberg, soll ein Gymnasium samt Turnhalle und wettkampffähiger Außensportanlage für 800 Schülerinnen und Schüler gebaut werden. Der Kreis hatte das Grundstück vor drei Jahren für rund drei Millionen vom Bund gekauft. Der geplante Schulstandort befindet sich allerdings mitten im Trinkwasserschutzgebiet – diese Tatsache sorgt bei vielen Anwohnern für Unmut. Zwei Bürgerinitiativen wurden gegründet: "Wasserschutz Panketal" und "Gymnasium Zerpernick".

Arthur Holweg engagiert sich in der Bürgerinitiative "Wasserschutz Panketal". Er hält den gewählten Standort am Lauseberg weder für sinnvoll noch für zulässig: "Der Kardinalfehler ist ja, dass man bei so einem Projekt natürlich mehrere Flächen sondieren muss, die man für geeignet hält, das wurde nicht gemacht, sondern es wurde einfach eine Fläche gekauft und im Nachhinein auch schöngeredet und die Anwohner wurden einfach nicht eingebunden", sagte Holweg dem rbb. Die zusätzlich geplante Wettkampfarena versiegele den Lauseberg noch mehr und kontaminiere den Untergrund auch mit Mikroplastik.

Kompromissvorschlag der Bürgeriniative

Holweg setzt darauf, dass für den Bau ganz viele Umweltschutz-Auflagen erlassen werden: "Dann wird man ja sehen, dass es in diesem Wasserschutzgebiet so viele Probleme gibt. Da muss man so viel Geld in die Hand nehmen, dass am Ende eventuell der Landkreis sich überlegt, die Reißleine zu ziehen."

Zugleich schlägt er einen Kompromiss vor: Verzichtet die Gemeinde/der Landkreis auf den geplanten Großsportplatz neben der Schule, würde die Bürgerinitiative dem Bauvorhaben eher zustimmen können. Holweg sieht darin eine Win-Win-Situation, weil damit ein Teil der Fläche erhalten bleibt, die beispielsweise aufgeforstet werden könne.

Landrat hält an Plänen fest

Für Landrat Daniel Kurth (SPD) sind das keine Optionen. Er hält am Neubau und der geplanten Sportanlage fest. Die prognostizierten Schülerzahlen würden den Neubau von insgesamt zwei Gymnasien im südlichen Barnim - eins in Ahrensfelde und eins in Panketal, erfordern: "Ich weiß, dass es Sorgen und Nöte der Anwohner gibt. Die kann ich auch verstehen", so Kurth gegenüber dem rbb. "Wenn man über Jahre auf ein unbebautes Grundstück geschaut hat, wo es schön ruhig war, und sich jetzt vorstellt, dass da hunderte Schüler jeden Morgen ankommen und beschult werden, dann ist das vielleicht nicht für jeden der erstrebenswerte Zustand."

Der SPD-Politiker will dennoch keinen Millimeter abrücken. Die Anbindung sei schon jetzt mit Bussen und S-Bahn hervorragend. Die Sorge der Menschen um das Trinkwasserschutzgebiet, kann er nur bedingt nachvollziehen: "Da haben auch alle Bürger, die da Anwohner sind, gebaut. Natürlich werden wir uns an alle Regeln halten, dass wir das Wasser auf dem eigenen Grundstück versickern lassen müssen." Ein Trinkwassergutachten sei bereits erstellt worden, um sich mit der Kritik der Bürgerinnen und Bürger auseinanderzusetzen. Jetzt habe die letzte Phase zur Aufstellung des Bebauungsplans begonnen.

Wohnortnahe Schule hat für Panketaler Bürgermeister Priorität

Für den Bürgermeister von Panketal, Maximalian Wonke (SPD), hat das Gymnasium oberste Priorität. Der 37-Jährige, selbst Vater von drei Kindern, möchte den Schülerinnen und Schülern kurze Schulwege ermöglichen: "Dafür werde ich auch all mein politisches Gewicht in die Waagschale werfen. Ich werde daher auch nicht großes Interesse und Verständnis für die direkten Anwohner haben, die einen Alternativstandort am Rande unserer Wohnbebauung vorschlagen, nur damit sie eben dort den Blick aufs freie Feld weiter haben können."

Die Kritik an der geplanten wettkampffähigen Sportanlage kann Bürgermeister Wonke hingegen nachvollziehen. Damit verbundenen seien auch große Schallemissionen und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen an Wettkampf-Wochenende: "Das ist natürlich schon ein Punkt, der dann doch in die eigene Freizeit und Ruhezeit eingreift. Daher kann ich mit dem Kompromiss leben. Ganz normale Schule, ganz normaler Sportplatz."

Die Projekt-Gegner wollen ihren Protest fortsetzen und ziehen auch juristische Schritte in Erwägung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.08.2024, 15:40 Uhr

Mit Material von Georg-Stefan Russew

18 Kommentare

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  1. 18.

    Es wird immer skurriler. Als ob die Schülerinnen und Lehrerinnen zu Hause kein Wasser brauchen würden …

  2. 17.

    Hallo liebe Kritiker:

    Wo soll denn die Schule/ Sportstätte gebaut werden?

    Ein "garnicht bauen" ist natürlich absoluter Nonsens.
    An der Stelle brauchen wir nicht anfangen zu diskutieren/ schreiben.

    Ich freue mich auf konstruktive Antworten!

  3. 16.

    Ich stimme Ihnen völlig zu. Außerdem gibt es durch den dauernden Zuzug ein echtes Trinkwasserproblem in Panketal. Es gibt eine Wasserampel, nach der Wasser verbraucht werden darf und auch hier hat der Bürgermeister kein Interesse, etwas zu verbessern... S-Bahn im 20 Minuten-Takt im Speckgürtel als gute Anbindung bezeichnen kann auch nur, wer sie selbst nicht nutzt!

  4. 15.

    Der Grunstücksdeal des Landkreises hat schon ein Geschmäckle: In einer Gegend mit Bodenrichtwerten um die 500 Euro erwirbt er für einen sagenhaft günstigen Preis um die 35 Euro je qm ein Grundstück auf die Spekulation hin, geltende Auflagen wie Wasserschutz und Denkmalschutz zu unterlaufen und zwar an jeder Öffentlichkeit vorbei. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass dieser günstige Preis zustande kam, da der Verkäufer keine andere Gewinnaussicht aufgrund der Auflagen haben konnte. Nur der Landkreis kann die Auflagen durchbrechen und dass wird hier nun versucht. Es ist klar, dass der Landrat so reagieren muss wie er reagiert. Ansonsten müsste er sich diesbezüglich unangenehmen Fragen stellen. Klar, dass bei solch einer Gemengelage der Bürgerwille unbedingt außen vor bleiben muss. Also wird durch ihn gefragt, was das Zeug hält. Ich hoffe, er wird fallen.

  5. 13.

    Schon klar, wenn man erstmal sein Häuschen im Naturschutzgebiet stehen hat, soll da natürlich nichts mehr hin was die Umwelt und einen selbst beeinträchtigen könnte.

  6. 12.

    Schöne breite Einfahrten, relativ neue Häuser, Pools teilweise "hinter dem haus" was dann bedeutet zur zukünftigen Schule ausgerichtet...
    Da würde ich mir natürlich auch Gedanken über den Wasserschutz machen...

    Haus bauen und dann die weitere Versorgung: NIMBY

  7. 11.

    So ist es. Und für „seine Ruhe“ muss dann halt auch die so oft beklagte Bildung zurückstecken. Der AfD gefällts.

  8. 10.

    Sie haben Recht: Es geht nur um ihre Lebensqualität. Das Grundwasser ist ihnen eigentlich egal. Muss man sich doch nur mal all die schönen grünen Gärten im Hochsommer vor Ort anschauen. Und hoffen wir mal, das sie nie einen Rettungshubschrauber benötigen, der könnte dann ja nen Nachbarn mit seinem Lärm stören.

  9. 9.

    Nicht zu vergessen: Panketal hat ein massives Wasserproblem. Das Wasserwerk kommt jetzt schon dem gestiegenen Bedarf kaum noch hinterher. Einschränkungen werden aktuell noch mit Aufrufen zum Wassersparen "angeregt", das wird sich vermutlich auch bald ändern. Für den Schulneubau wurde der Mehrverbrauch pro Kind mit 6 Liter Wasser veranschlagt (oder sollte man sagen "schön gerechnet"?). Da hoffen wir mal, dass da niemand wirklich aufs Klo will oder muss.
    Die Gegend ist nicht umsonst "Trinkwasserschutzgebiet". Panketal hat sich der Entsiegelung von Flächen verschrieben - ein Feigenblatt, denn es passiert das Gegenteil. Denn neben dieser geplanten Fläche wird bereits eine weitere aktuell versiegelt, ebenfalls für eine Schule neben dem Friedhof.

  10. 7.

    Leider eine weitere Planung, die am Bürgerinteresse vorbeigeht. Typisch für die Gemeindevertretung unter Bürgermeister Wohnke: Immer mehr Zuzug, immer mehr Versiegelungen, immer mehr Lärm- und Dreckbelästigung. Hubschrauber-Standort am Helios-Klinikum Buch, Bebauung Großprojekt Eichenring mit mehr als 200 Wohnungen und nun Lauseberg. Dabei herrscht Wasserknappheit in Panketal. Bürger werden in Entscheidungen nicht involviert. Die Quittung wird Herr Wohnke bei der nächsten Wahl für seinen Größenwahn sicherlich erhalten. Allerdings hat sich die Lebensqualität für viele bis dahin bereits massiv verschlechtert.

  11. 6.

    Genau so isses. Einfach mal dem Spektakel der morgendlichen Kinderabgabe an einer Schule beiwohnen. Einfach mal in der Schönerlinder Straße abends im Garten sitzen, der an die Schule grenzt. Man muss nicht besonders lauschen, um festzustellen, dass man sich eigentlich nicht mehr im eigenen Garten unterhalten kann.
    In Panketal tönt der BM seit Jahren "Zuzug verhindern, wo man kann". Scheinbar kann er nirgends, denn es wird lustig weiter gebaut. Klar, dass dann irgendwann Schulplätze fehlen. Behutsame Planung des Wachstums der Gemeinde wäre vermutlich sinnvoller gewesen, aber man hat vor Jahren schon den gesunden Menschenverstand (auch den von sehr engagierten Gemeindevertretern) ausgeschaltet und stattdessen die Bertelsmannstiftung befragt "wie entwickelt sich unsere Gemeinde?" Und nach deren Ideen wird jetzt entwickelt. Ein Trauerspiel. Panketal ähnelt an vielen Stellen jetzt Marzahn, nur nicht vertikal, sondern horizontal. Hauptsache alles schön gepflastert, 2 Autos und Pool.

  12. 5.

    Tesla steht auch in einem Trinkwasserschutzgebiet, habt euch nicht immer so. Wenn das dort geht, geht das hier schon lange.

  13. 4.

    Ich wohne in Panketal, zwar nicht in der Nähe des fraglichen Geländes, aber ich kenne es und das Umfeld sehr gut.
    Eine Schule mit Sportplatz ist etwas anderes als eine zusätzliche Wettkampfarena. Ich bin froh, nicht im direkten Umfeld zu wohnen, wenn die Flutlichtanlage läuft und Straßen rundherum von Besuchern zugeparkt werden. Die S-Bahn-Station ist fußläufig nur 3-4 Minuten entfernt, klar, die Busfrequenz ist so semi. Aber trotzdem werden sehr viele mit dem Auto anfahren, nicht nur zu Sportveranstaltungen, auch um die Kinder zum Schulbeginn abzuwerfen. Ganz klar, die Gegend wird an Lebensqualität verlieren und zwar deutlich, es wird voller, lauter und dreckiger werden.

    Gruß
    Navan

  14. 3.

    Genau so, Schule oder Kita gerne, aber bitte nicht im meiner Wohnumgebung. Da ist sich wieder jeder selbst der Nächste. Aber glücklicherweise gibt's da ja ein Trinkwasserschutzgebiet, so hab ich wenigstens eine Begründung gegen eine neue Schule zu sein.....
    Nachtigall ick hör dir trapsen

  15. 2.

    Und wenn es mit dem Trinkwasser nicht reicht wirft man eine Kreuzkröte über den Zaun.....
    Pankower Tor.

  16. 1.

    Es immer wieder schön zu sehen, wie die Menschen ihre Liebe zum Umweltschutz entdecken - - - - wenn ein Basketballfeld in der Nähe des eigenen Holzkohlegrills droht.

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