Meldepflichtige Krankheit - Mit Diphtherie infizierter Schüler wird in Berliner Klinik beatmet

Di 15.10.24 | 20:17 Uhr
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Symbolbild:In einem Impfbuch ist "Diphterie" zu lesen, eine Spritze liegt darauf.(Quelle:picture alliance/Bildagentur-online/Schoening)
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Die Diphtherie war einst als "Würgeengel der Kinder" bekannt. Eine Zeit lang galt die potenziell tödliche Infektionskrankheit als ausgerottet. Jetzt hat sich ein ungeimpfter Schüler aus Berlin angesteckt. Mittlerweile wird er invasiv beatmet.

Ein Schüler aus Berlin ist an der Infektionskrankheit Diphtherie erkrankt.

Das bestätigte der Schulleiter der Waldorfschule Havelhöhe, Merten Bangemann-Johnson, dem rbb am Dienstag. Nach seinen Angaben hat es keine weiteren Fälle der meldepflichtigen Krankheit gegeben.

Laut "Märkische Allgemeine" handelt es sich um einen zehnjährigen Jungen.

Aus Brandenburger in Berliner Klinik verlegt

Das Kind war zunächst wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in einem Krankenhaus in Brandenburg behandelt worden, wie der Landkreis Havelland mitteilte. Das Krankenhaus habe am 27. September einen Verdacht auf respiratorische Diphtherie bei einem ungeimpften Kind gemeldet. Der Verdacht habe sich durch Laboruntersuchungen bestätigt.

Aufgrund des Gesundheitszustandes wurde das Kind in eine Berliner Klinik verlegt, wie der Landkreis weiter erklärte. Dort werde es invasiv beatmet. Der "Bild"-Zeitung zufolge wird das Kind an der Charité behandelt. Die Charité verwies auf Anfrage auf die ärztliche Schweigepflicht.

Mitschüler haben unterrichtsfrei

Die anderen Kinder seiner Klasse wurden vorsorglich für mehrere Tage vom Unterricht befreit, sagte Schulleiter Bangemann-Johnson. Die Eltern seien gebeten worden, die Kinder untersuchen zu lassen. Das Gesundheitsamt bestätigte laut der Schulleitung schon vergangene Woche, dass keine Infektionsgefahr mehr bestehe. Das liege auch daran, dass ein Großteil der Schüler geimpft sei, so Bangemann-Johnson.

Nach seinen Angaben erkrankte das betroffene Kind in der letzten Septemberwoche und sei direkt aus der Klasse genommen worden. Über den aktuellen Gesundheitszustand konnte er keine Auskunft geben.

Medienbericht: Weiterer Diphtherie-Fall im Havelland

Unterdessen ist offenbar eine weitere Diphtherie-Infektion im Havelland gemeldet worden. Eine Person aus dem Umfeld des erkrankten Jungen ist betroffen, wie die "Märkische Allgemeinen Zeitung" am Dienstagabend unter Berufung auf den Landkreis schreibt. Im Gegensatz zu dem Jungen sei die zweite Person gegen Diphtherie geimpft.

"Würgeengel der Kinder"

Bei der Krankheit bilden sich weiß-graue Beläge im Hals und Rachen, die in jedem zehnten Fall trotz Behandlung tödlich endet. Diphtherie ist hochansteckend und deswegen meldepflichtig. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder einzelne Fälle. So traten in Berlin und Brandenburg in diesem Jahr jeweils zwei Fälle auf. Im Jahr 2023 waren es in Berlin ebenfalls zwei und in Brandenburg elf Fälle.

Einst war die Diphtherie als "Würgeengel der Kinder" bekannt. 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 20 Jahre lang galt die Krankheit in Deutschland sogar fast als ausgerottet.

Eine Impfung gegen Diphtherie gehört zu den von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge und Kinder und wird auch als Auffrischungsimpfung für Erwachsene alle zehn Jahre empfohlen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.10.2024, 19:30 Uhr

Kommentar

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61 Kommentare

  1. 61.

    Und Sie glauben das es in Deutschland West keine Impfungen gab? Da wurden wir auch klassenweise geimpft. Aber wenn Sie natürlich Papa Staat brauchen der Ihnen sagt wo es lang geht?

  2. 60.

    Eben, sie galt als ausgerottet eben weil viele geimpft wurden. Da dies offensichtlich aber nicht in anderen Ländern passiert und auch hier der Trend wieder gegen reguläre Impfungen geht, ist man nie sicher! Jeder der sich und sein Kind schützen kann, sollte es auch tun! Das sind Impfungen die Jahrzehnte alt sind und bewährt, dass ist wie Luft holen. In 0,0xxxx % der Fälle kommt es zu Komplikationen bzw 0,0xxxx% dürfen nicht geimpft werden. Es ist die Pflicht eines jeden auf seine Familie UND die Gesellschaft zu achten.
    Ich habe unserer Kinderärztin was sowas angeht völlig blind vertraut. Ich bin kein Arzt und kann nicht Gott und die Welt hinterfragen. Ich selbst habe alle Impfungen (teils in der DDR) gut überstanden, da ist die Verweigerung für meine Kinder nicht annähernd logisch.
    Impfen schützt, Punkt!

  3. 58.

    Eigentlich müsste man alle Kommentare löschen, aber Ihren nicht. Dieses ganze Gelaber von Impfgegnern und Befürwortern ist zum Kot...Hier geht es um die Gesundheit eines Jungen. Nur das zählt. Beim nächsten Mal, wenn es um Impfungen an sich geht, könnt Ihr doch wieder Andersdenkenden klar machen, warum Ihr Recht habt.

  4. 56.

    Warum unterstellen etliche Kommentatoren den Eltern, Impfgegner zu sein? Ich konnte beispielweise als Kind nicht an allen Reihenimpfungen teilnehmen, da ich schwere Reaktionen auf Lebendimpfstoffe hatte. Deshalb hatte ich immer ein Schreiben vom Klnderarzt bei mir, das ich dann den betreffenden Impfteams vorlegen konnte. Wir wissen nicht, warum das Kind nicht geimpft war. Wir wissen auch nicht, wo es sich angesteckt hatte. Aber wir wissen, dass es sich um einen bedauerlichen Einzelfall handelt. Spekulationen helfen dem Kind nicht.

  5. 55.

    Ja, leider gibt es genug ärztliche Kollegen, die das Prinzip von Impfungen und deren Notwendigkeit nicht verstanden haben.

    Keine verantwortungsvolle Mutter setzt ihr Kind einer potentiell tödlichen und unnötigen Erkrankungen aus.

    Impfung schützt. Gerade durch Impfungen treten so schwere Erkrankungen sehr selten auf.

    Die Empfehlungen der Stiko sind sinnvoll und die Zahl der wirklich nachgewiesenen Impfschäden extern gering.

    Solche Kollegen sind zu melden.

  6. 54.

    Wir und unsere Kinder sind freiwillig geimpft. Auch wenn wir noch zu DDR Zeiten geboren sind und unsere Kinder erst nach der Jahrtausendwende zur Welt kamen hat uns keiner gezwungen oder reingeredet.
    Wir wissen einfach wie wichtig der Schutz für uns und andere ist.

  7. 53.

    Muss man solche Artikel kommentieren lassen? Das hilft doch keinem.
    Ein Kind ist sehr schwer erkrankt. Eine Impfung hätte es wahrscheinlich verhindert, aber ob der Junge hätte geimpft werden können, wissen wir nicht.
    Zu diesem Zeitpunkt ist doch alles Spekulation

    Disclaimer: ja auch ich hab die Assoziation im Kopf ungeimpft + Waldorf = verweigerte Impfung. Aber es bleibt Spekulation

  8. 52.

    Abgesehen davon wird die Gefahr übersehen, dass auch Menschen aus den betroffenen Ländern hierher reisen könnten......

  9. 51.

    Mag sein, dass es wirklich gute Gründe gibt, warum das Kind nicht geimpft war. Aber der schlechteste Ort, wo man ein Kind ohne Impfschutz, das auf Herdenimmunität angewiesen ist, hinschicken kann, ist eine Waldorfschule. Dieser Schulform hat man auch die meisten Masernausbrüche der letzten Jahre in Deutschland zu verdanken. Das arme Kind.

  10. 50.

    Liebe Leute
    Impft euch oder impft euch nicht.
    Und damit sollte das Thema doch auch gut sein.
    Jeder trifft für sich seine eigenen Entscheidungen.
    Und damit auch mögliche Konsequenzen.

  11. 49.

    Ja sicher doch. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Wenn die Eltern ihr Kind nicht impfen lassen wollten oder impfen lassen konnten aus z.B. medizinischen Gründen, steckt sich ein Kind hier aber nicht so leicht an. Diese Krankheit ist sehr selten und in Deutschland eigentlich fast ausgestorben. Man steckt sich nur durch direkten Kontakt zu Menschen mit eben dieser Erkrankung an, z.B. bei Aufenthalt in dritte Welt Staaten mit weniger Impfabdeckung als hier.
    Alles zu vermeiden, was einen Kontakt zu solch einem Personenkreis mit höherer Disposition dieser Krankheit ermöglicht, ist in bei ihrer geschilderten Vermutung dringende Pflicht der Eltern. In der Schule oder im Hort ist die Möglichkeit einer Ansteckung hier fast unwahrscheinlich. Denn dieses Kind war der erste gemeldete Fall im Umfeld des Kindes.

  12. 48.

    Na, die Impfungen in der DDR waren sogar Vorbild für die BRD, die dann nachzog.
    Bin als alte Westberlinerin nun wirklich kein DDR-Fan, aber das ist tatsächlich mal ein Fall von "es war nicht alles schlecht" ;-)

  13. 46.

    Mit den Eltern möchte ich nicht tauschen. Hoffentlich hatten sie gute Gründe ihren Sohn nicht impfen zu lassen.

  14. 45.

    Das ist was komplett anderes, als wenn ich sage nein Kind hat krank zu werden. Wenn man Impfungen nicht verträgt würde ich auch drauf verzichten.

  15. 44.

    "Warum sollte ich mein Kind der Gefahr einer (Mehrfach)impfung aussetzen, wenn ich nicht in betroffene Länder reise?"
    Eine (Mehrfach-)Impfung generell als "Gefahr" zu bezeichnen, halte ich für doch sehr bedenklich.

  16. 43.

    Vielleicht sollte eine Voraussetzung geschaffen werden, dass die Kinder in jeder Schule oder Einrichtung wieder bestimmte Impfungen mitbringen müssen, das wäre doch im Sinne einer entwickelten Gesellschaft.

    Egoismus verlässt sich nämlich immer auf die Solidargemeinschaft. Sollen doch die anderen, nur ich nicht, gell.

  17. 42.

    Dem schwer erkrankten Kind gute Besserung und baldige Genesung.

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