Meldepflichtige Krankheit - Mit Diphtherie infizierter Schüler wird in Berliner Klinik beatmet
Die Diphtherie war einst als "Würgeengel der Kinder" bekannt. Eine Zeit lang galt die potenziell tödliche Infektionskrankheit als ausgerottet. Jetzt hat sich ein ungeimpfter Schüler aus Berlin angesteckt. Mittlerweile wird er invasiv beatmet.
Ein Schüler aus Berlin ist an der Infektionskrankheit Diphtherie erkrankt.
Das bestätigte der Schulleiter der Waldorfschule Havelhöhe, Merten Bangemann-Johnson, dem rbb am Dienstag. Nach seinen Angaben hat es keine weiteren Fälle der meldepflichtigen Krankheit gegeben.
Laut "Märkische Allgemeine" handelt es sich um einen zehnjährigen Jungen.
Aus Brandenburger in Berliner Klinik verlegt
Das Kind war zunächst wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in einem Krankenhaus in Brandenburg behandelt worden, wie der Landkreis Havelland mitteilte. Das Krankenhaus habe am 27. September einen Verdacht auf respiratorische Diphtherie bei einem ungeimpften Kind gemeldet. Der Verdacht habe sich durch Laboruntersuchungen bestätigt.
Aufgrund des Gesundheitszustandes wurde das Kind in eine Berliner Klinik verlegt, wie der Landkreis weiter erklärte. Dort werde es invasiv beatmet. Der "Bild"-Zeitung zufolge wird das Kind an der Charité behandelt. Die Charité verwies auf Anfrage auf die ärztliche Schweigepflicht.
Mitschüler haben unterrichtsfrei
Die anderen Kinder seiner Klasse wurden vorsorglich für mehrere Tage vom Unterricht befreit, sagte Schulleiter Bangemann-Johnson. Die Eltern seien gebeten worden, die Kinder untersuchen zu lassen. Das Gesundheitsamt bestätigte laut der Schulleitung schon vergangene Woche, dass keine Infektionsgefahr mehr bestehe. Das liege auch daran, dass ein Großteil der Schüler geimpft sei, so Bangemann-Johnson.
Nach seinen Angaben erkrankte das betroffene Kind in der letzten Septemberwoche und sei direkt aus der Klasse genommen worden. Über den aktuellen Gesundheitszustand konnte er keine Auskunft geben.
Medienbericht: Weiterer Diphtherie-Fall im Havelland
Unterdessen ist offenbar eine weitere Diphtherie-Infektion im Havelland gemeldet worden. Eine Person aus dem Umfeld des erkrankten Jungen ist betroffen, wie die "Märkische Allgemeinen Zeitung" am Dienstagabend unter Berufung auf den Landkreis schreibt. Im Gegensatz zu dem Jungen sei die zweite Person gegen Diphtherie geimpft.
"Würgeengel der Kinder"
Bei der Krankheit bilden sich weiß-graue Beläge im Hals und Rachen, die in jedem zehnten Fall trotz Behandlung tödlich endet. Diphtherie ist hochansteckend und deswegen meldepflichtig. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder einzelne Fälle. So traten in Berlin und Brandenburg in diesem Jahr jeweils zwei Fälle auf. Im Jahr 2023 waren es in Berlin ebenfalls zwei und in Brandenburg elf Fälle.
Einst war die Diphtherie als "Würgeengel der Kinder" bekannt. 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 20 Jahre lang galt die Krankheit in Deutschland sogar fast als ausgerottet.
Eine Impfung gegen Diphtherie gehört zu den von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge und Kinder und wird auch als Auffrischungsimpfung für Erwachsene alle zehn Jahre empfohlen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 15.10.2024, 19:30 Uhr