Streit mit Forstminister - Brandenburger Jagdverband will längere Jagdzeit juristisch stoppen

Do 19.01.23 | 19:51 Uhr
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Ein Hirsch in Brandenburg, Archivbild (Quelle: DPA/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.01.2023 | Hanno Geduldig | Bild: DPA/Patrick Pleul

Die Fronten zwischen Jagdverband und Forstwirtschaftsminister Vogel in Brandenburg verhärten sich. Die Jäger werfen dem Grünen-Politiker "wildtierfeindliche" Politik vor. Streitpunkt ist die geplante Ausweitung der Jagdzeit für Rehe und Hirsche.

Die Jägerschaft in Brandenburg liegt im Dauer-Clinch mit Agrar- und Forstminister Axel Vogel (Grüne) und hat am Donnerstag mit weiteren Vorwürfen nachgelegt. Der Landesjagdverband will gegen die zweiwöchige Ausweitung der Jagdzeit für Rehe und Hirsche klagen und warf dem Ministerium erneut Unkenntnis vor.

Zuletzt lehnte die Jägerschaft Pläne für ein neues Jagdgesetz mit teils herben Verbalattacken ab. Der Entwurf findet aber auch innerhalb der Regierungskoalition bei SPD und CDU keine Zustimmung. Von einem Misserfolg wollte Agrarminister Vogel am Donnerstag am Rande eines Rundgangs kurz vor Beginn der Agrarmesse Grüne Woche aber nicht sprechen.

Vogel verweist auf gleiche Regelung in 14 Bundesländern

Der Jagdverband richtete sich nun gegen die Verlängerung der Jagdzeit und schrieb in einer Mitteilung, er reiche Klage vor dem Verwaltungsgericht Potsdam ein. Diese wiederholte Entscheidung erwecke den Anschein, dass den Verantwortlichen im Ministerium "jegliche Kenntnis der tierschutzrechtlichen und wildbiologischen Zusammenhänge fehlt und es nur darum geht, möglichst viel Schalenwild totzuschießen".

Die Oberste Jagdbehörde verlängert die Jagdzeit für Rot-, Reh- und Damwild bis Ende Januar. Normalerweise endet sie am 15. Januar. Die Ausweitung gilt für die Gebiete, die von der Afrikanischen Schweinepest besonders betroffen sind - vor allem im Osten und Süden Brandenburgs. Das Ministerium begründete die Änderung damit, dass Abschusspläne in den betroffenen Gebieten oftmals nicht erfüllt werden konnten, da es wegen der Schweinepest Jagdverbote gab. Eine Jagdzeit-Verlängerung wurde auch in Vorjahren erlassen.

Brandenburg habe damit eine Jagdzeit-Regelung wie sie bereits in vierzehn anderen Bundesländern gelte, sagte Agrarminister Vogel und zeigte sich am Donnerstag gelassen. Der Jagdverband habe selbstverständlich das Recht zu klagen. "Wie das Gericht entscheiden wird, werden wir sehen."

Jagdverband spricht von "wildtierfeindlichem" Gesetz

Das Ministerium berücksichtige mit der Jagdzeit-Verlängerung tierschutzrelevante Aspekte nicht, kritisierte der Jagdverband. Mit der Schonzeitaufhebung werde den Wildtieren eine wichtige Phase der Ruhe genommen. Zudem berichte die Jägerschaft in Brandenburg von deutlich abnehmenden Wildbeständen, sagte Verbandspräsident Dirk-Henner Wellershoff, der zuletzt vor allem das Jagdgesetz scharf kritisierte.

Minister Vogel will damit den Wildbestand besser regulieren und etwa kleinen Waldbesitzern mehr Einfluss auf die Jagd ermöglichen. Der Jagdverband kritisierte das Gesetz als wildtierfeindlich. Außerdem gab es zuletzt auch Streit um die Jagdabgabe, aus deren Einnahmen der Jagdverband Fördermittel für Projekte erhält.

Zwei Wildschweine (Sus scrofa) kämpfen im Winter im Schnee (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Konsens innerhalb der Koalition muss noch gefunden werden

Zur Frage, ob er sich die Umsetzung von Vorhaben so schwierig vorgestellt habe, sagte der Agrar- und Forstminister, die Vorstellung, "dass wir hier immer alle hundert Prozent glücklich machen, funktioniert nicht". Es gebe widerstreitende Interessen und auch Interessen, die nicht ausgleichbar seien.

Die Verbände spielten eine wichtige Rolle und hätten auch Einfluss auf Entscheidungsprozesse. "Aber wir leben nicht in einer Verbände-Demokratie, wo die Verbände darüber entscheiden, was in den Gesetzen steht." Für politische Entscheidungen sei ein Konsens innerhalb der Koalition, also mit CDU und SPD, notwendig.

Vogel peilt außerdem ein Agrarstrukturgesetz an, das Eingriffe beim Flächenverkauf vorsieht, jedoch beim Landesbauernverband auch Bedenken auslöst. Zum Plan, das Waldgesetz zu reformieren, sagte der Minister am Donnerstag noch: "Da hoffe ich mal, dass wenigstens die Waldeigentümer nicht so kritisch drangehen."

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.01.2023, 19.30 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Natürlich kann ein gesunder Wald einen Sturm besser standhalten.

  2. 23.

    Es ist einfach zu viel Wild da!
    Ein geschädigter Baum ist anfälliger für Krankheiten und Pilzbefall. Ein gesunder Baum ist nicht sturmfester.

  3. 22.

    Wild mag junge Laubbäume
    viel Wild vertilgt viele junge Laubbäume
    ohne besonderen Schutz keine Laubbäume
    Jäger mögen viel Wild
    Wer zieht den kürzeren?

  4. 21.

    Jetzt legen Sie mal ein paar wissenschaftliche Grundlagen dar.
    Wie kommt man zu einem naturnahen Wald wenn eindeutig zu viel Wild vorkommt und der Wolf nicht geduldet wird?

  5. 20.

    Möglicherweise unterliege ich ja einem Irrtum. Ich hatte bisher angenommen, dass die Neuanpflanzung von Laubgehölzen dazu dient, die Kiefern"Plantagen" allmählich in Misch-wälder umzuwandeln, gut fürs Klima, nicht so brandgefährdet wie reine Nadelgehölze,..... Die neu gepflanzten Bäume dienen NICHT vorrangig der Holzgewinnung.

  6. 19.

    @ 8 u. 9: Dem ist nichts hinzuzufügen.

  7. 18.

    Der Beitrag ist leider nicht ganz deutlich und glücklich von der Redaktion formuliert worden: Abschusspläne sind nicht als Jagdobergrenze zu verstehen, die der Jäger schießen darf. Er MUSS sie vielmehr schießen. Einfach weniger schießen, das geht nicht. Der Jäger muss diese Quote erfüllen, ansonsten hat es für ihn juristisch ein Nachspiel. Bitte @rbb vielleicht klarer formulieren.

  8. 17.

    Ein befreundeter Jäger erklärte mir einmal, dass viele Jagdpächter es darauf anlegten ein hohen Bestand an Hirschen, Rehe und Wildschweinen zu haben. Sie würden eher zu wenig schiessen und Abschussquoten nicht erfüllen nur um eine große Trophäe zu haben ohne Rücksicht auf die Schäden die die Tiere anrichten. Hie könnte die Motivation für die Verlängerung der Jagdzeit liegen.

  9. 16.

    Was für eine schwarz-weiß Malerei! Warum sollen alle großen heimischen Waldbewohner für den Waldumbau sterben?? Die Bäume wachsen auch nach Verbiss weiter -nur eben nicht mehr gerade gen Himmel! Damit verlieren sie aber für Forst und Waldbesitzer an Wert. Darum geht es hier: wirtschaftliche Interessen von Forst und Großgrundbesitzern! Können wir nicht ein paar krumme Bäume tolerieren, wenn dafür das Wild weiterleben darf?

  10. 14.

    Warum sollte der Jäger für den Waldumbau zuständig sein? Kommt von Ihnen noch eine Antwort?

  11. 13.

    Es liegt an der bekannten Ideologie: Andere sollen.... Ich sage was und wer es bezahlen muss....und den Rest des Tages wird zugeteilt, so wie ich denke.
    Diese überspitzte Darstellung kann man im Land der Feststeller zunehmend erkennen.

  12. 12.

    Sie verwenden den wirklich starken Leistungs-Begriff „Umbau“.
    Wollen Sie sagen wer was zu machen und zu bezahlen hat?
    Ihr Anliegen ist zwar verstanden, berechtigt ist es auch, aber UMBAU, WENDE usw. setzt voraus...
    das man selber was so macht, was nicht mit dem Geld und der Zeit anderer Leute zu tun hat, Gerade Waldumbau ist da sehr anschaulich. Nicht jede kleine Verwaltungsidee ist ein Umbau. Auch nicht, wenn es im gefühlt jeden 2.Satz vorkommt.

  13. 11.

    "gegen die zweiwöchige Ausweitung der Jagdzeit für Rehe und Hirsche klagen"

    Also statt 6,5 bzw. 4,5 Monate Jagd ausnahmsweise 7 bzw. 5 Monate - wie es auch bundesweit üblich ist, stellt jetzt ein Problem dar?

  14. 10.

    Ihr Beitrag entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Verbiss schadet den meisten Laubbäumen kaum. Im naturnahen Wald kommt es kaum zum Verbiss, weil die Tiere anderes, besseres Grünzeug finden. Ein ökologischer Waldumbau muss die einheimischen Tiere einschließen, sonst ist es wieder Halbzeug. Herr Vogel hat sich schon oft als konsequent inkompetent gezeigt mit starker Neigung zur Beratungsresistenz und Sturheit.

  15. 9.

    Niemand wird gezwungen, zwei Wochen länger Wild zu schießen. Was also ist das Problem der sog. Jägerschaft? Einfach nicht schießen und gut ist.

  16. 8.

    Die Hobby-Jägerei ganz abschaffen ist noch wildtierfreundlicher.

  17. 7.

    Als Waldbesitzer sollten Sie wissen, dass zu viel Wild dem Wald schadet. In der Natur hätte man zum Beispiel Wölfe, die den Bestand regeln. Im wolfsfeindlichen Deutschland muss der Mensch das übernehmen.

  18. 6.

    Wo kommen wir denn hin, wenn der Jäger nichts mehr zum Schießen findet? *ironie off*

  19. 5.

    Die Rechnung für die kommenden Waldbrände sollten die Jäger bezahlen. Um Waldbrände zu verhindern oder zumindest einzudämmen brauchen wir dringend den Waldumbau. Und für den Waldumbau muss man den Laubbäumen eine Chance geben. Das geht nur mit weniger Rehen.

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