Jobs in der freien Wirtschaft - Grüne und Linke wollen berufliche Karenzzeit für Senatoren in Berlin

Di 27.06.23 | 16:56 Uhr
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Symbolbild: Die Flagge mit dem Landeswappen von Berlin (Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Audio: rbb|24 Inforadio | 27.06.2023 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Monika Skolimowska

Berliner Senatorinnen und Senatoren sollen nach ihrer Amtszeit nicht mehr ohne Weiteres Jobs in der freien Wirtschaft antreten dürfen. Grüne und Linke wollen dafür das Gesetz ändern und eine Karenzzeit einführen. Der Gesetzentwurf liegt dem rbb vor, er wird am Donnerstag erstmals im Abgeordnetenhaus eingebracht.

In den ersten zwei Jahren nach Ende ihrer Amtszeit sollen ehemalige Senatsmitglieder demnach dem neuen Senat melden müssen, wenn sie ein Jobangebot außerhalb des öffentlichen Dienstes annehmen wollen.

"Politik darf nicht einmal den Anschein von Käuflichkeit haben"

Ein vom Abgeordnetenhaus gewähltes Gremium aus drei unabhängigen Expert:innen muss dann entscheiden, ob möglicherwiese eine zu große Nähe zur früheren Tätigkeit im Senat vorliegt und Interessenskonflikte entstehen könnten. Das Gremium könnte dann laut dem Gesetzentwurf der Linken und Grünen dem Senat empfehlen, einem ehemaligen Senatsmitglied zu untersagen, eine solche Stelle vor Ablauf der zweijährigen Karenzzeit anzutreten. Ex-Senator:innen, die einen Wechsel in die freie Wirtschaft nicht transparent machen, würden ein Ordnungsgeld in Höhe von bis zu 10.000 Euro riskieren.

"Politik darf nicht einmal den Anschein von Käuflichkeit haben", sagte der rechtspolitische Sprecher der Linken, Sebastian Schlüsselburg, dem rbb. Die Karenzzeit solle verhindern, dass vor allem Unternehmen "das Adressbuch, den Terminkalender oder die Kennverhältnisse von Senatorinnen und Senatoren einkaufen", um Profite zu machen. Als Negativbeispiel aus der Vergangenheit nannte Schlüsselburg den Fall des Ex-Bausenators Peter Strieder von der SPD, der nach seinem Rücktritt 2004 in die Bauwirtschaft wechselte. Mit der Gesetzesänderung wolle man auch versuchen, das Vertrauen in die Demokratie wieder zu stärken, so Schlüsselburg.

Das neue Gesetz respektiere das Recht auf freie Berufsausübung, sagte Julia Schneider, die Grünen-Sprecherin für Personal und Verwaltung, dem rbb. "Um Interessenskonflikten entgegenzuwirken, bevor der Verdacht überhaupt entsteht, wollen wir die Karenzzeit explizit regeln."

Jobs in der Berliner Verwaltung von Karenzzeit ausgenommen

Für Jobs in der Berliner Verwaltung würde die Karenzzeit hingegen nicht gelten, betonte Schneider. Ziel sei es, frühere Mitglieder des Senats für leitende Aufgaben in den Landesbehörden zu gewinnen, statt ihr Wissen an die Wirtschaft zu verlieren. Das neue Gesetz würde zudem regeln, dass frühere Staatssekretäre, die aus der Verwaltung ins Amt wechselten, in ihre alte Verwendung zurückkehren dürfen. Bislang sei das nicht möglich, so Schneider, weswegen sich häufig erfahrene Verwaltungsmitarbeitende nicht für die Staatssekretärsposten beworben hätten.

Berlin ist bislang eins von sechs Bundesländern, die noch keine Karenzzeit für Ex-Regierungsmitglieder hat. Ein entsprechendes Gesetz wurde zwar vom rot-grün-roten Senat bereits beschlossen, nicht aber im Abgeordnetenhaus. Grüne und Linke hoffen nun, dass die SPD auch weiterhin hinter dem Vorhaben steht, so Schlüsselburg. Zudem hätten auch CDU-geführte Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Hessen Karenzzeitregelungen für Regierungsmitglieder.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.06.2023, 16:30 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Von Steuerzahler 2 Jahre hoch-bezahlten Urlaub verlangen - Grüne Realität

  2. 28.

    Mal nebenbei. Ihre Beiträge sind bei der AfD gut aufgehoben, und diese Taktik von Unterstellungen nur der Ablenkung dient.

  3. 27.

    Das sie hier des öfteren mit dem Sprachrohr der rechtsextremen AfD übereinstimmen wundert mich nicht. Gleich und gleich gesellt sich gern.

    Nur stimmt es halt nicht.

    "Gemäß § 105 BBG haben Ruhestandsbeamte und frühere Beamte mit Versorgungsbezügen die
    Pflicht, eine Erwerbstätigkeit oder sonstige – auch unentgeltliche – Beschäftigung außerhalb des
    öffentlichen Dienstes, die mit ihrer dienstlichen Tätigkeit in den letzten fünf Jahren vor Beendi-
    gung des Beamtenverhältnisses im Zusammenhang steht und durch die dienstliche Interessen
    beeinträchtigt werden können, vor ihrer Aufnahme anzuzeigen. Die Tätigkeit ist durch die
    oberste Dienstbehörde zu untersagen, soweit dienstliche Interessen durch sie beeinträchtigt wer-
    den."

  4. 26.

    Genau, außerdem sollte jeder Abgeordnete in Bund/Länder über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen damit ihnen auch klar wird was es heißt täglich aufzustehen und zu malochen.
    Dann wärs vorbei mit Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal!
    Zum Thema: das hätte man doch unter RRG beschließen können...hat man aber nicht!

  5. 25.

    Also eigentlich wäre eine Karenzzeit für Senatoren nicht nur in Berlin echt sinnvoll.

    Wenn die nix, oder eben Mist, machen, fliegen die raus - ohne Pamperbonus ;-).

  6. 24.

    Ich bin ähnlicher Meinung, zumal wenn ich bedenke dass hierzulande Volksvertreter gewählt werden. Da es im Volk nicht nur Beamte, Rechtsanwälte, Berufspolitiker etc. gibt, ist eine Benachteiligung derer, die der freien Wirtschaft etc. zugeordnet werden können nicht verfassungskonform.
    Politisches Amt ist ein Amt auf Zeit, und eine Rückehr ins Berufsleben außerhalb der Politik, das müsste eine Selbstverständlichkeit sein.
    Übrigens, persönlich motivierte Enflussnahme, oder gar Vorteilsnahme lediglich in der freien Wirtschaft zu suchen, das ist ideologisch motivierte Verblendung.

  7. 23.

    Halten sich diese beiden abgewählten Parteien auch selber an ihr WOLLEN??

    Ein Glück dass sie nichts mehr zu fordern haben, denn sie sind
    ABGEWÄHLT

  8. 22.

    Na, diesen Vorschlag hätten die Grünen (die „Linke“ gibt es als relevante Kraft nicht mehr) ja auch schon während ihrer Regierungszeit einbringen können.

  9. 21.

    Wo soll ich das geschrieben haben ? Sie sollen überall hingehen dürfen, wohin sie wollen. Einen nachvollziehbaren und rechtskonformen Grund dafür, weswegen ausgerechnet für "Die Wirtschaft" ein VERBOT erschaffen werden soll, und das Grundrecht freier Berufsausübung hier auszuhebeln, ist nicht erkennbar.
    Es ist lediglich ein Ausdruck des abgrundtiefen Hasses von SED("Linke") und Grünen auf "die Wirtschaft", an die sie im nächsten Atemzug aber wieder pausenlos unentwegt Forderungen stellen und die sie im Höchststeuerland Deutschland noch weiter mit "Steuern" zusch...en wollen.

  10. 20.

    Eine Karenzzeit hört sich zunächst immer toll an im durchaus berechtigten Kampf gegen Korruption u. Ä. Aber stellen wir uns vor es würden tatsächlich mal, sinnvollerweise, Personen mit Fachexpertise und Berufserfahrung Senatoren werden, z. B. ein Jurist Justizsenator, ein Ingenieur Bausenator etc.. Will man diesen Menschen nach ihrem Dienst für den Staat/die Gesellschaft verwehren wieder in ihrem Beruf zu arbeiten und sie zwingen in den öffentlichen Dienst zu gehen?! Damit vergrault man qualifizierte Menschen sich für ein Amt zur Verfügung zu stellen.
    Und eigentlich sollte doch das, das Ziel sein, Menschen, die etwas von dem Ressort verstehen dafür zu gewinnen/ zu ernennen und nicht um beim Beispiel zu bleiben den Ingenieur als Bildungssenator und den Juristen als Gesundheitssenator. Aber nur dann könnten sie in ihrem eigentlich Berufsfeld danach frei sich einen Arbeitgeber suchen, laut dem Entwurf.

  11. 19.

    Linke und Grüne ungelernte wollen jetzt bestimmen wie lange gelernte ihren Beruf ausüben sollen? Die haben doch nicht alle, auf was für Ideen die kommen. Macht euch darüber Gedanken wie die Gäste in Lohn und Brot kommen und so zum Wohl der Stadt beitragen.

  12. 18.

    Klingt absolut logisch und sinnvoll. Aber wenn es an der SPD hängt (mal wieder) wissen wir inzwischen ja, auf welcher Seite sie steht...

  13. 17.

    Das sehe ich genau so. Karenzzeiten, dosiert eingesetzt, können bei Kompensation des Nachteils einer Karenz sinnvoll sein. Nur hier hat der Vorschlag ein Geschmäckle. Ausgerechnet dann die Karenzzeit zu fordern, wenn man aus der Regierung ausgeschieden ist und daher selbst nicht mehr betroffen ist, und man vorher Jahre Zeit gehabt hätte, die Sache per Gesetz zu regeln.

  14. 16.

    Um Gesetzblatt erscheinen keine Entwürfe sondern nur verabschiedete Gesetze und Verordnungen.

  15. 15.

    Dann sollen sie bei Katrin Lompscher ehemalige Bausenatorin jetzt Vorstand Mollgenossenschaft eG anfangen. Die nehmen übrigens keine Neu-Mitglieder mehr auf.

  16. 14.

    @Dr. Lothar Riemenschneider.
    Dann dürften die ehemaligen Politiker weder beim DRK, Caritas, technischer Hilfsdienst usw. anheuern? Das finde ich schon ziemlich schräg. MfG

  17. 13.

    Im Umkehrschluss heißt das dann 2 Jahre voll Bezüge für Nichts tun inkl Pensionsansprüche.
    Hartz4 auf hohem Niveau mit Ausrede. Aber wenn Grüne Spitzen in der Regel nichts anständiges gelernt haben wird es auf dem freien Arbeitsmarkt in der gelebten Realität schon schwer. Wer würde schon Jarasch und Konsorten beschäftigen wollen? Das wäre eher Geschäftsschädigend

  18. 11.

    Genau diesen Eindruck habe ich ebenso.
    Zwar steht da auch: „Ein entsprechendes Gesetz wurde zwar vom rot-grün-roten Senat bereits beschlossen, nicht aber im Abgeordnetenhaus.“
    Gesetz – das scheint ja toll.
    Wurde der Entwurf/der Beschluß (außer eventuell im Berliner Amtsblatt) veröffentlicht bzw. den Berlinern so mitgeteilt?
    Das wäre als allgemeines Wissen für/zu Berlinern wichtig.
    Aber wie angedeutet, wenn öffentlich gemacht habe ich es so nicht mitbekommen – sorry.

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