Zweifelhafte Profite - Studie dokumentiert: Westliche Unternehmen profitierten von DDR-Zwangsarbeit

Di 23.04.24 | 15:23 Uhr
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Archivbild: Der Innenhof der Gedenkstätte Lindenstraße 54. Die Gedenkstätte erinnert in einem ehemaligen Gefängnis- und Gerichtsgebäude an politische Verfolgung und Haft in der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungszone und der DDR. (Quelle: dpa/Stache)
Bild: dpa/Stache

Profiteure der Zwangsarbeit in Haftanstalten der DDR waren auch westliche Unternehmen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschenden der Humboldt-Universität, die in Berlin vorgestellt wurde. Politische Häftlinge wurden demnach etwa in der Produktion von Damenstrumpfhosen eingesetzt, die später bei Aldi Nord verkauft wurden.

Die Studie weist in vier Beispielen die Lieferketten von ostdeutschen Strafanstalten bis in deutsche Geschäfte, Werkhallen und Versandkataloge nach. Demnach wurden in mehreren DDR-Gefängnissen Elektromotoren für die westdeutsche Firma Josef Scheppach Maschinenfabrik hergestellt. Spiegelreflexkameras aus einer Cottbusser Strafvollzugsanstalt wurden von Versandhäusern wie Quelle und Otto vertrieben und Audio-Kassetten für die Firma Magna von Sträflingen in Dessau produziert.

Den Studienautoren Markus Mirschel und Samuel Kunze zufolge ist das Nachvollziehen vollständiger Lieferketten "zwar aufwendig, in einer großen Zahl von Fällen aber möglich". Die Untersuchung ist demnach als Vorstudie für eine groß angelegte Studie einer Vielzahl von Fällen gedacht.

Kritik an Profiteuren der Zwangsarbeit

Initiiert hat das Projekt die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG). Der Verein erhofft sich aus den Ergebnissen, dass "in Zukunft aufwendige Gutachter-Prozesse überflüssig werden". Der UOKG-Bundesvorsitzende Dieter Dombrowski kritisierte das in vielen Fällen "beschämende" Verhalten "von Politik und erfolgreichen Unternehmen, die an der Vermarktung von Produkten aus der Zwangsarbeit politischer Häftlinge der DDR Gewinne erzielt haben".

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.04.2024, 12:40 Uhr

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41 Kommentare

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  1. 41.

    Muss jetzt schon ein Sommerloch aufgefüllt werden? Das ist doch alles bekannt. Informieren Sie lieber, wie nach über 30 Jahren die Bürger im Beitrittsgebiet gegenwärtig noch von vielen Unternehmen noch als billigere Arbeitskräfte beschäftigt und für ihre Arbeitsleistungen bezahlt werden. Dazu gibt es doch noch genügend Beispiele.
    Z.B. könnte auch einmal zur Riesterrente recherchiert werden, die sich als Flopp erwiesen hat und nur die Versicherungen daran verdienen.

  2. 40.

    Na, das es so war ist ja nun nichts neues und wer bei den "ROTEN SOCKEN" nicht hinter Mond lebte wußte das auch!

  3. 39.

    Die Verbraucher in Westdeutschland haben von sämtlichen in der DDR produzierten Waren massiv profitiert, weil die so schön billig am Ramschtisch zu haben waren. Diese Waren wurden nicht ausschließlich in Gefängnissen produziert, sondern in fast allen anderen Betrieben, die "exportfähige" Ware produziert haben. Oft waren Gefangenenbetriebe nur ein Teil dieser Betriebe. Da gibt es keinen Skandal, das ist auch heute in unserem Rechtssystem noch so. Der Skandal liegt einzig darin, dass auch Gefangene, die nach einem der vielen Unrechtsparagraphen aus politischen Gründen abgeurteilt wurden, im Gefängnis saßen, wo sie in einem Rechtsstaat nie hätten landen dürfen und dort zur billigen Arbeit gezwungen wurden. Aus der DDR ist mir das zwar so nicht bekannt, aber die sowietischen Gulags wurden nach diesem System regelmäßig mit beliebigen Opfern aufgefüllt, um billige Arbeitskräfte für Schwerstarbeit zur Verfügung zu haben. Aber die DDR hat jeden "Politischen" gern als Arbeitssklaven genutzt.

  4. 38.

    Wollen Sie etwa wirklich abstreiten, dass es in der DDR politische Gefangene gab? Selbstverständlich wurden die alle nach dem StGB der DDR abgeurteilt, nur waren die Paragraphen für derartige "Delikte" derart schwammig, dass jeder Regimegegner schuldig gesprochen werden konnte. Oder aber die Gesetze verstießen gleich ganz gegen das Völkerrecht, wie beispielsweise Fluchtversuche. Der Regierungs- und Geheimdienstapparat der DDR hat massiv Einfluss auf richterliche Entscheidungen genommen, oft standen die Urteile schon vorher fest und waren fertig unterschrieben. Der eigentliche Prozess war dann nur noch Show. Wenn der Staat Sie damals verschwinden lassen wollte, dann tat er das auch und hatte stets die passenden Gesetze dafür parat.

  5. 37.

    Das Nichtvorhandensein von direkten Paragraphen für politische Gefangenschaft ist in einer Diktatur nicht notwendig, siehe Russland. In der DDR gab es §249 StGB. Bei Bedarf auch § 215 Abs. 1. Oder auch mal § 220 StGB. Gern auch § 106 StGB.

    Sie müssen sich nur informieren.

  6. 36.

    Wird man denn nicht auch in heutigen Gefängnissen gezwungen zu arbeiten? Die böse Lieblingssuchmaschine sagt JA und nennt § 41 StVollzG

  7. 35.

    Wann werden die Löhne und Renten endlich (auch gemäß Einigungsvertrag)angeglichen? Die Ossis arbeiten immernoch für weniger Geld obwohl die DDR längst Geschichte ist. Das ist eine ähnliche Ausbeutung.

  8. 34.

    Dem ist nichts hinzuzufügen. Alles gesagt ohne unnötige Beschönigungen der Zustände.

  9. 33.

    Die verwendeten Mittel der Demonstrierenden und die darauf folgende Reaktion so bezeichneter Staatsmacht haben sich allerdings eher umgekehrt proportional zueinander verhalten. ;-

  10. 32.

    Herr Vogel war ein in West wie Ost sehr angesehener Rechtsanwalt, ganz ohne abwertende Anführungszeichen. Einer der wenigen, der seine Klienten sowohl vor DDR - als auch vor BRD - Gerichten vertreten durfte.
    Er verkaufte niemanden, sondern war damit beauftragt die Verhandlungen mit der BRD (angeregt von der dortigen evangelischen Kirche) zu führen, wenn es um humanitäre Fragen ging.
    Die allermeisten Betroffenen haben objektiv davon profitiert.
    Die gezahlten Beträge waren als Entschädigung für die von der DDR erbrachten Ausbildungskosten gedacht. Schließlich erhielt man in der DDR, zusätzlich zur kostenlosen Ausbildung, ab der 11. Klasse bis zum Abschluss eines Studiums ein kleines Stipendium, während viele heute aus finanziellen Gründen kein Studium aufnehmen können.

  11. 31.

    "Es ist bezeichnend für alle autoritären Systeme, dass sie im Sinne eines Herrschaftsanspruches die Dinge nicht beim Namen nennen. Menschen mit anderer politischer Auffassung, die ihre Forderung ggf. auf Transparenten vortragen, sind Rowdies und Störer der öffentlichen Ordnung, die dem definiert fürsorglichen Staat zur Besserung "zugeführt" werden müssten"
    Da ihre Beschreibung offensichtlich nur für die DDR gelten soll ,empfehle ich ihnen mal sich mit den Vorgängen G20 Protest, Liebknecht- Luxemburg - Demo oder "Pro" Palästinenser Proteste zu befassen.

  12. 30.

    Warum ist so ein Aufwand(Studie) notwendig??
    Das hätte ich den heutigen Glugsch. schon 1971ff sagen können.
    Habe selbst sog. Etikettiermaschienen rep.
    Zum Test liefen Neckermann-Verpackungen durch.
    Außerdem sahen wir beim Gang zum Mittagessen regelmäßig einen Ikarusbus mit Frauen aus Hoheneck zum Arbeiten in der Strumpfindustrie. Bettwäsche+Oberhemden, det war Allen bekannt(im sächsischen Textilgebiet) Natürlich wurde die West-Billigware (ESDA-Damenstrümpfe) dann von unseren Frauen teuer bezahlt

  13. 29.

    Ungerecht, dass dies ein Thema ist aber die über 30jährige Benachteiligung und Chancenungleichheit seit über 3 Jahrzehnten, länger als die 28jährige Mauer dicht war, nicht annähernd oft Anlass von Berichten sind. Wer hat profitiert die ganze Zeit? Von der Mehrarbeit z.B. (2-5 Jahre bis zur Rente je nach Stundenwoche)? Von den geringeren Löhnen und Pensionen? Von den Spitzenjobs die andere besetzen? Das wäre in einem anderen westlichen Land niemals möglich. Fehlt bloß noch, dass die mehr zu leistende Carearbeit der Angehörigen von Häftlingen thematisiert wird...

  14. 28.

    Es war doch eher 2. Qualität oder noch schlechter. Wir kauften damals Küchenmöbel aus Schmiedeberg; mit Fehlern, die ich beseitigte. Richtung BRD ging nur Qualität. IKEA verkaufte auch Gefängnisproduktion.

  15. 27.

    Neu ist das aber nun nicht gerade.
    "Ob für Möbelhäuser wie IKEA, Versandhäuser wie Quelle oder Chemieriesen wie die Hoechst AG, BASF und Bayer. In der DDR mussten Strafgefangene Zwangsarbeit leisten und waren damit an der Herstellung von Exportprodukten beteiligt, insbesondere für den Westen. Die Stasi-Unterlagen-Behörde schätzt, dass im deutsch-deutschen Ost-West-Handel jährlich mindestens 200 Millionen DM mit Waren umgesetzt wurden, die auf Häftlingsarbeit beruhten. ...."
    https://www.bpb.de/themen/deutsche-teilung/stasi/234183/verschleierte-zwangsarbeit-fuer-westliche-firmen/
    Selbst beim wissenschaftlichen Dienst des Bundestage gibt es dazu umfangreiche Ausarbeitungen.

  16. 26.

    Das sind dann die berühmt-berüchtigten "Kollateralschäden" des einschlägigen Wirtschaftens - Umstände, die billigend in Kauf genommen werden, weil gegen die Konkurrenz, die es ja auch so handhabt, bestanden werden muss. ;-

    So schließt sich der Kreis und so geht der Fingerzeig reihum. Wenn dies erdumspannend gemacht wird, zeigt der Finger schließlich wieder auf einen selbst.

  17. 25.

    Es ist bezeichnend für alle autoritären Systeme, dass sie im Sinne eines Herrschaftsanspruches die Dinge nicht beim Namen nennen. Menschen mit anderer politischer Auffassung, die ihre Forderung ggf. auf Transparenten vortragen, sind Rowdies und Störer der öffentlichen Ordnung, die dem definiert fürsorglichen Staat zur Besserung "zugeführt" werden müssten. Schließlich gäbe es doch im Rahmen der bestehenden Ordnung genügend Möglichkeiten, Kritik auf andere und geordnete Weise vorzutragen.

    Menschen, die Bücher schreiben, die gewiss sinnvolle Geanken beinhalten, aber denen es doch an "politischer Reife" ermangelt, weshalb sie nicht unbedingt verlegt werden müssten, bekommen Verfahren wegen Devisenvergehen, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen, bei einem ausländischen Verlag zu veröffentlichen.

    Keine politischen Gefangenen, nur Menschen, die gegen Strafbestimmungen verstießen. ;- Nur in Stasi-Dokumenten als "feindlich-negative Elemente (!)" eingestuft, nicht als Menschen.

  18. 24.

    Die DDR hat versucht alles in D-Mark umzumünzen. Sie hat über den "Anwalt" Wolfgang Vogel sogar Menschen für D-Mark verkauft. Hochwertige Produkte gingen für DM in den Westen, der Rest blieb da.

  19. 23.

    .".. die neue DDR ist China und andere Billiglohnländer. "
    Ich glaube kaum, dass die Verhältnisse in der DDR auch nur annähernd mit den Verhältnissen in der amerikanischen Gefängnisindustrie zu vergleichen sind. Dort werden Haftanstalten von Privatunternehmen betrieben und Häftlinge systematisch ausgebeutet.

  20. 22.

    In welchem Pargaphen des StGB der DDR kommt die Formulierung vor, die auf politische Gefangenschaft hinweist? Ich kenne keinen einzigen Paragrphen davon, nicht mal im BT des StGB.
    Die Formulierung "politscher Gefangener" ist eine Form der vorsätzlichen und nachträglichen Diskreditierung des Strafrechts der DDR, vorsätzlich von Westdeutschland aus.
    Und die Gefängnisse zur Haftverbüßung unterstanden dem MdI und nicht dem MfS!

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