Berliner Linksfraktion - Linke-Fraktionschef will weiter mit ausgetretenen Parteimitgliedern zusammenarbeiten

Do 24.10.24 | 09:48 Uhr
  35
ARchivbild:Linke-Fraktionschef Tobias Schulze am 12.09.2024.(Quelle:picture alliance/dts Nachrichtenagentur)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.10.2024 | Catharina Hopp | Bild: picture alliance/dts Nachrichtenagentur

Beim Thema Antisemitismus tut sich die Berliner Linke schwer, eine gemeinsame Linie zu finden. In der Partei herrscht nach den Austritten von fünf Abgeordneten Bestürzung.

Die Austritte von fünf Berliner Abgeordneten aus der Linken versetzt nach Worten des Fraktionsvorsitzenden Tobias Schulze viele in der Partei in Bestürzung. Es handele sich um Menschen, die den Landesverband seit Jahrzehnten geprägt hätten, sagte Schulze dem rbb. "Das ist total bitter." Die Partei sei auch von der Größenordnung überrascht worden.

"Möchte die Tür offenhalten"

Ob die Ausgetretenen in der Fraktion bleiben und wie die Zusammenarbeit mit den Ausgetretenen künftig aussehe, müsse in Ruhe beraten werden, sagte Schulze. Beschlusslage der Partei sei, dass Fraktionsmitglieder, die die Partei verlassen, aufgefordert würden, ihr Mandat niederzulegen, so Schulze. Das bedeute aber nicht, dass sie die Fraktion verlassen müssten, wenn sie ihre Mandate nicht niederlegten. "Ich persönlich möchte natürlich die Tür offenhalten." In vielen Grundwerten sei man sich einig.

Fünf Berliner Abgeordnete hatten am Mittwoch ihren Austritt aus der Partei erklärt. Als Grund nannten sie den Streit um den richtigen Weg im Kampf gegen Antisemitismus. Es handelt sich um die früheren Senatoren Elke Breitenbach und Klaus Lederer, den früheren Fraktionsvorsitzenden Carsten Schatz sowie Sebastian Scheel und Sebastian Schlüsselburg, wie die Linke-Fraktion am Mittwoch mitteilte.

In einer Erklärung der fünf Abgeordneten hieß es, für die Linke seien eine Reihe inhaltlicher und strategischer Klärungsprozesse unabdingbar, um künftig wieder erfolgreich zu sein. Seit einiger Zeit sei es ihnen immer weniger möglich, sich im Berliner Landesverband für ihre inhaltlichen Positionen einzusetzen, schreiben die Politiker weiter.

Heftige Auseinandersetzungen über Judenhass von links

Am 11. Oktober war es bei einem Landesparteitag zu einer heftigen Auseinandersetzung über einen Antrag zur Ablehnung von Antisemitismus gekommen, der auch Judenhass von links thematisierte. Nachdem es keine Einigung gegeben hatte, verließen etliche Delegierte, darunter Lederer und die Bundestagsabgeordnete Petra Pau, die Versammlung.

Nach dem Parteitag hatten bereits der frühere Linke-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Udo Wolf, und Pankows Ex-Bezirksbürgermeister Sören Benn ihren Parteiaustritt erklärt.

Nach Ansicht eines Politikwissenschaftlers trudelt Die Linke in die Beliebigkeit. Oliver Lembcke, Professor für Politikwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum, sagte dem rbb: "Lange Phasen der Selbstfindung kann man sich nicht leisten."

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.10.2024, 07.40 Uhr

35 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 35.

    Werter Vielnamennutzer und Namensklauer! Was soll das bitte? Mir persönlich ist es egal, aber andere Leser hier werden durch Ihre Kindergartenspielchen nur sinnlos verwirrt. Stehen Sie mit eigenem Namen zu Ihren Aussagen!
    Davon ab bin ich weder irgend wessen Vertreter oder Sprachrohr, noch freue ich mich über die Selbstzerfleischung der Linken, auch wenn ich deren politische Ziele so gar nicht teile. Dafür, dass ich mich freuen müsste, sind die zum Glück viel zu unbedeutend und außerhalb Berlins ohnehin längst überflüssig geworden. Das haben die sich aber selbst zuzuschreiben. Die Wähler sind noch da, aber jetzt halb beim BSW.

  2. 34.

    Ich würde mal gerne wissen, wie du darauf kommst, dass irgendeine Partei mit einer Neonazi-Partei in eine Koalition gehen würde. Die Wähler würden massenhaft abwandern.
    Und dann noch in Berlin? Das wird ja immer amüsanter.

  3. 33.

    "Keine Panik. Die werden mit Sicherheit nicht so stark,das sie Allein regieren könnten. "

    E-ben. Das hat von Papen auch gedacht. Im Osten liebäugelt man doch schon deutlich mit den Rechtsextremisten. Ob man nun offen mit den Rechtsextremisten abstimmt oder wie Stübgen auf deren Kielwasser mitschwimmt.

  4. 32.

    "So wie sie das Land schon 1931 nach vorne gebracht haben ". Keine Panik. Die werden mit Sicherheit nicht so stark,das sie Allein regieren könnten. Letztendlich bleibt alles Spekulation, was sie umsetzen könnten oder würden.

  5. 31.

    "CDU/AfD werden das Land gemeinsam gut nach vorne bringen. "

    So wie sie das Land schon 1931 nach vorne gebracht haben.

  6. 30.

    CDU/AfD werden das Land gemeinsam gut nach vorne bringen.

    Da mache ich mir gar keine Sorgen.

    Sorgen mache ich mir wie so viele andere nur über Politik von SPD, Grüne, Linke.

    BSW ist sehr angenehm und eine Alternative - also AfD/BSW.

  7. 29.

    Nein, die Linke geht ohne Lederer und Co. unter. Ohne Lederer und Co. wäre die Linke längst weg.

    Die Linke hat ihr Dasein Lederer und Co. zu verdanken.

    Das Mandat können Zugpferde natürlich daher sehr gerne behalten.

    Warum sollte ein Linker das Mandat erhalten? Ohne Lederer hätte er/sie es nicnt gewonnen.

  8. 28.

    Nö, die Partei wird aus dem Saarland geleitet. Neuer Wein in besseren Schläuchen.

  9. 27.

    Nicht weinen, es wird unter AfD besser werden. Sie müssen die Ansicht oder politischen Stil nicht teilen. Das ist Demokratie, unterstützen sie andere Parteien und überzeugen uns.

  10. 26.

    Richtig, in Zukunft werden wir auch CDU/AfD Regierungen haben. Das haben Rote und Grüne verbockt. Mal schauen. Auf jeden Fall ist erstmal wichtig, daß im nächsten Jahr die Ampel in die Wüste geschickt wird.

  11. 25.

    Völlig klar, dass sie sich als Vertreter der Rechtsextremisten über die Zersplitterung ihrer politischen Gegner freuen.

    Zumal die Rechtsextremisten zuversichtlich sein können, demnächst mit der cDU und Teilen der sPD zusammenarbeiten zu können. Stübgen ist schon ganz auf Linie.

  12. 24.

    Darf ich annehmen, dass Sie nicht sehe weit in die Untiefen der Berliner Linken eingetaucht sind? Wie sonst kommt es, dass Sie ausgerechnet den ausgetretenen Abgeordneten eine Versorgungsmentalität unterstellen? Viel eher trifft das m.E. auf diejenigen zu, die neben Straftätern an Demos und Besetzungen teilnehmen und als Abgeordnete die Polizei diskreditieren.
    Der Austritt von Lederer & Co. zeigt leider, dass die radikalen Lautsprecher in der Linken die Oberhand gewonnen haben.

  13. 23.

    Um progressive Vorschläge von einer Partei zu übernehmen, müsste diese zunächst solche machen.
    Was auch immer ich von der AfD lese, ist rückwärts gewandt, dass einem Angst und Bange wird (Bsp. Stellung der Frau, Rechtfertigung von Gewalt, Missachtung von Minderheiten usw. usw.).
    Wer das als progressiv bezeichnet, sollte sich der Bedeutung des Wortes noch einmal vergewissern.

  14. 22.

    "Seit einiger Zeit sei es ihnen immer weniger möglich, sich im Berliner Landesverband für ihre inhaltlichen Positionen einzusetzen, schreiben die Politiker weiter."

    Das nenne ich Realitätsentfremdung. Es geht diesen Leuten nicht um das EINSETZEN für ihre inhaltlichen Positionen, sondern um das DURCHSETZEN ihrer inhaltlichen Positionen. Nun sind die Mehrheiten im Landesverband aber eben andere.

    Linke gehören an die Seite der Unterdrückten und Entrechteten. Eine kleine Minderheit im Landesverband sieht es anders und leckt nun ihre Wunden. Tja.

  15. 21.

    Na kein Wunder , das der Wähler nicht mehr so wählt wie wir es früher gewohnt haben.

  16. 19.

    @ Waldhexe 10:56 - Das ist ein prima Vorschlag. Das wird dann sehr überschaubar und für Parteitage reicht dann auch die Imbissbude. Vorwärts ...

  17. 18.

    Herr Schulze als Fraktionsvorsitzender ist auf die Stimmen der ausgetrettenen Mitglieder angewiesen! Zudem will er diese bei der Stange halten um zu Verhindern das die dreckige Wäsche in den Medien gewaschen wird.

  18. 17.

    Das ist ein prima Vorschlag. Das wird dann sehr überschaubar und für Parteitage reicht dann auch die Imbissbude. Vorwärts ...

  19. 16.

    Ja, aber zwischen sollte und muss liegt ein weites Feld. Die Verfassung sieht ein "muss" jedenfalls nicht vor, da jeder Abgeordnete, egal auf welchem Weg er ins Parlament gekommen ist, ausschließlich seinem perönlichen Gewissen unterliegt. Und wenn die persönliche Haltung nicht mehr mit der Entwicklung der eigenen Partei zusammenpasst, muss man sich eben trennen und die Partei hat mit der nächsten Wahl die Gelegenheit, den Platz neu zu besetzen, falls sie die Wähler ausreichend überzeugen kann.

Nächster Artikel