Nach Eklat auf Landesparteitag - Berliner Linke will Antisemitismus-Streit aufarbeiten

Di 22.10.24 | 22:56 Uhr
  10
Auf einem großen Schild steht "Die Linke" (Quelle: Picture Alliance/Chris Emil Janssen)
Audio: rbb24 Inforadio | 23.10.2024 | Nachrichten | Bild: Picture Alliance/Chris Emil Janssen

Die Linke in Berlin will nach dem Eklat auf ihrem Landesparteitag und dem internen Antisemitismus-Streit einen Aufarbeitungsprozess starten. Die beiden Landesvorsitzenden Maximilian Schirmer und Franziska Brychcy kündigten ein Maßnahmenpaket und einen Dialog mit jüdischen Gemeinden und von Rassismus betroffenen Communities an.

"Als Linke stehen wir gemeinsam und entschieden gegen jede Form von Antisemitismus. Wir stehen für eine Politik, die Menschen jüdischen Glaubens schützt", erklärten Brychcy und Schirmer nach einer Sondersitzung des Landesvorstands. Beide sprachen von einer "klaren Grenze", die dieser Beschluss markiere.

Der Landesvorstand hat am Abend eine Resolution verabschiedet, die nach Angaben von Teilnehmern bei einer Enthaltung angenommen wurde. Darin heißt es wörtlich: "Unsere Solidarität endet aber dort, wo das Massaker des 7. Oktober als Akt des Widerstandes gefeiert wird oder die Kriegsverbrechen der israelischen Armee bejubelt werden."

Unter Protest den Parteitag verlassen

Der parteiinterne Streit hatte sich daran entzündet, dass eine Reihe von prominenten Politikern der Partei kritisiert hatte, dass auch in Teilen der Linken die Verbrechen der Hamas glorifiziert und die Terrororganisation unterstützt werde. Darunter der ehemalige Kultursenator Klaus Lederer und die ehemalige Sozialsenatorin Elke Breitenbach.

Ihr Antrag, der auf eine klare Verurteilung des Überfalls der Hamas auf Israel abzielte und in dem Zusammenhang von einem "eliminatorischen Antisemitismus" sprach, fand auf dem Parteitag in der ursprünglich vorgelegten Form keine Mehrheit. Lederer, Breitenbach und andere verließen daraufhin unter Protest den Parteitag.

Kurz darauf erklärte der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken im Abgeordnetenhaus, Udo Wolf, nach mehr als 30 Jahren Mitgliedschaft seinen Parteiaustritt. Wolf sprach davon, dass eine persönliche Schmerzgrenze überschritten sei. Das Existenzrecht Israel sei für ihn nicht verhandelbar.

Drohen weitere Parteiaustritte?

Mit dem ehemaligen Pankower Bezirksbürgermeister Sören Benn hat inzwischen ein weiterer profilierter Politiker die Partei verlassen. Auch er kritisierte den Umgang mit Antisemitismus und attestierte der Partei eine Strategieunfähigkeit und einen unreflektierten Blick auf die veränderte Weltlage.

Ob der Beschluss des Linken-Landesvorstandes nun ausreicht, um die Wogen zu glätten, ist noch unklar. Am Abend wollte die Gruppe um Ex-Senator Lederer beraten, wie es weitergeht. Zuletzt hatte es parteiintern immer geheißen, dass weitere Ausritte nicht ausgeschlossen seien.

Sendung: Inforadio, 23.10.2024, 7:00 Uhr

10 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 8.

    Hoffentlich schauen sich alle die Aufnahmen vom Parteitag der Gruselpartei an, dann dürften auch noch die letzten Wähler abwandern.

  2. 6.

    Also ich habe den Kommentar sehr gut verstanden. Wollen Sie einmal darüber länger nachdenken warum dieser so formuliert wurde?

  3. 5.

    Wieso Kritik an der SED? Erzählen Sie doch mal, was die noch mit der SED zu tun haben, außer das die Linke eventuell noch ein paar 80jährige Wähler hat, die mal Mitglieder in der SED waren.

  4. 4.

    Also offenbar gibt es hier wieder Schwierigkeiten einen Kommentar abzugeben. Dann versuchen wir es mal so.

    „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“

    So besser? Ist nicht ganz so direkt ...

  5. 3.

    Kritik an der SED ist hier im links-woken Habitat wohl nicht gerne gesehen. Schon gar nicht, wenn sich eine Präsidentin der FU und eine Bundestagspräsidentin offen gegen Israel positioniert.

  6. 2.

    Warum werden Antisemiten als Antisemiten, aber nie als Lügner bezeichnet?

  7. 1.

    Vorweg: Nur die Überschrift gelesen. Meinung zu deren Inhalt: Das ist ja wohl das Allermindeste für eine Partei, die den Anspruch vertritt, eine demokratische Partei zu sein und in der vernünftige Menschen aktiv sind. Als Mitglied der Partei erwarte ich klare Kante und eine unmissverständliche Distanzierung zu antisemitischen Denkmustern und Aussagen. Ansonsten ist diese Partei in unserer Gesellschaft meiner Meinung nach nicht tragbar. Es geht hier um Grundsätzliches, auch um Anstand.

Nächster Artikel