Segelsaison beginnt - Von A wie Ansegeln bis Z wie Zeuthener Segelrevier

Fr 12.04.24 | 08:41 Uhr
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Segelboote auf dem Wannsee (imago images/Joko)
Bild: imago images/Joko

In Berlin und Brandenburg werden die Segel gehisst und es treibt wieder tausende Menschen raus aufs Wasser. Doch wo segelt es sich eigentlich am besten und gibt es noch freie Liegeplätze? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Segelsaison.

Wann beginnt die Segelsaison in Berlin und Brandenburg?

Die Kernsaison für Seglerinnen und Segler erstreckt sich normalerweise von April bis Oktober. Weil die Havel aber kaum noch zufriert, gibt es in der Region mittlerweile sogar einige Wintersegler, die sich auch in der kalten Jahreszeit aufs Wasser wagen. Und die Spitzensportler sind natürlich sowieso das ganze Jahr im Einsatz.

Für alle anderen ist das "Ansegeln" der traditionelle Auftakt. Bei der Veranstaltung treffen sich die Freizeitsegler der jeweiligen Region, um gemeinsam das erste Mal im Jahr wieder die Segel zu hissen und feierlich die neue Saison zu eröffnen. Jedes Revier richtet dabei sein eigenes Ansegeln aus, in der Hauptstadt gibt es aber zusätzlich auch eine offizielle Feier des Berliner Segler-Verbands (BSV), die jedes Jahr bei einem anderen Verein stattfindet.

In dieser Saison lädt der Cöpenicker Segler-Verein am Müggelsee am 13. April zum offiziellen BSV-Ansegeln und lockt mit kulinarischen Köstlichkeiten und maritimer Musik.

Wo kann in der Region gesegelt werden?

In Berlin gibt es insgesamt sechs Segelreviere. Die Unterhavel und der Wannsee werden zwar einzeln gezählt, sind aber zusammengenommen das größte Revier der Hauptstadt. Dicht dahinter folgt der Müggelsee, der die größte einzelne Wasserfläche aufweist. Gesegelt wird außerdem auf dem Tegeler See in Reinickendorf, der Dahme im Süd-Osten und im direkt angrenzenden Zeuthen, welches sich der Berliner und Brandenburger Verband als Segelrevier teilen.

Wo es sich am besten segelt, ist allerdings schwierig zu sagen. "Jeder schwört auf sein eigenes Revier", erklärt Heiko Erdmann vom BSV. Berlin gilt als sogenanntes Leichtwindrevier, das insbesondere im Hochsommer für drehende und wechselhafte Windbedingungen bekannt ist. "Ein bisschen Wind haben wir aber eigentlich immer, auch wenn er manchmal launisch und tricky sein kann", so Erdmann.

In Brandenburg kommen neben Zeuthen noch die Reviere Neuruppin, Eberswalde, Brandenburg an der Havel, Fürstenwalde, Potsdam und Cottbus hinzu. Die größten Segelgewässer sind dabei der Schwielochsee im Landkreis Dahme-Spreewald und der Scharmützelsee südlich von Fürstenwalde. "Da ist es sicherlich am schönsten zum Segeln, weil die Windbedingungen am konstantesten sind", erklärt Christian Braune, der Präsident des Verbands Brandenburgischer Segler (VBS).

Wie populär ist das Segeln?

Rund 15.000 Menschen sind in der Hauptstadt derzeit Mitglied in einem der 104 Segelvereine. Vor allem während der Corona-Pandemie hat die Sportart einen großen Boom erlebt und viele Leute zog es aufs Wasser. Auch jetzt sind die Segelklubs weiter gut ausgelastet und auch für Nachwuchs ist gesorgt: Etwa 2.000 Vereinsmitglieder in Berlin sind unter 18.

In Brandenburg tut man sich nach der Pandemie mit dem Nachwuchs hingegen etwas schwerer und arbeitet derzeit daran, wieder mehr junge Leute vom Segeln zu begeistern. Grundsätzlich ist der Wassersport aber trotzdem sehr populär und der VBS hat mit derzeit 5.550 Mitgliedern in den gut 70 Vereinen eine Zehn-Jahres-Höchstmarke erreicht.

Wie funktioniert der Einstieg?

Wer einen Segelschein machen will, kann sich einfach an den nächstgelegenen Verein wenden. Diese bieten oft auch Schnupperkurse und Tage der offenen Tür an, falls man zuvor erst einmal rausfinden möchte, ob das Segeln überhaupt etwas für einen ist. Gerade für Kinder und Jugendliche ist der Einstieg in Berlin und Brandenburg dabei oft auch sehr preiswert.

Wie lange es dann bis zum Schein dauert, ist sehr unterschiedlich. Es gibt Intensivkurse, in denen man nach nur zwei Wochen fertig ist, oft bieten Vereine aber auch nur einmal in der Woche Segelstunden an, wodurch es dann auch mal ein halbes Jahr dauern kann.

Bekommt man überhaupt noch einen Liegeplatz?

Das ist in der Tat äußerst schwierig geworden. Gerade seit dem Corona-Boom sind die Wasserliegeplätze und Steganlagen der Vereine in Berlin rappelvoll und es ist nahezu unmöglich, sein Boot dort noch unterzubekommen. Besser stehen die Chancen bei kommerziellen Marinabetrieben, wobei man auch hier etwas Glück braucht und die Liegekosten deutlich höher sind.

In Brandenburg ist hingegen je nach Region noch hier und da ein Plätzchen frei. Allerdings entdecken auch immer mehr Berliner die Gewässer im Umland für sich, weshalb es auch dort von Saison zu Saison voller wird. Allerdings braucht man zum Segeln auch nicht unbedingt ein eigenes Boot. Oft gibt es Vereinsboote, die sich von den Mitgliedern geteilt werden, aber auch private Sharing-Modelle sind populär.

Wie steht es um den Segel-Spitzensport in Berlin und Brandenburg?

Nicht nur für Hobbysegler, sondern auch im Spitzenbereich hat die Sportart in Berlin und Brandenburg eine lange Tradition. Bei fast allen Olympischen Spielen sind Seglerinnen und Segler aus der Region am Start. Ausgebildet werden diese in Berlin am Bundesstützpunkt am Müggelsee. Auch für Paris stehen die Chancen sich zu qualifizieren für zwei Seglerinnen aus der Hauptstadt wieder richtig gut. Anna Markfort will sich im 470er-Mixed-Boot durchsetzen und Julia Büsselberg in einer Einhand-Jolle.

Brandenburger Seglerinnen und Segler werden bei den kommenden Olympischen Spielen leider nicht an den Start gehen. Mit Philip Walkenbach vom SV Potsdamer Adler, der zu den besten Deutschen im ILCA-7-Bereich zählt und Laura Pukropski aus Fürstenberg, die zum 470er-Bundeskader gehört, gibt es aber auch hier erfolgreiche Spitzenathleten.

Sendung: rbb UM6, 13.04.2024, 18 Uhr

9 Kommentare

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  1. 8.

    Wenn es voll wird ist es eng. Ähnlich wie auf dem Tanzboden sind Konflikte dann da.

    P.S. Brandenburgs gelbe Welle ist meilenweit weg von einer Willkommenskultur ähnlich wie auf dem Canal du Medi...Stege fehlen überall.

  2. 7.

    Ich kann Motorbootfahrern empfehlen, immer hinter dem Segelboot mit ausreichend Abstand zu queren. Dann gibt es keine bösen Überraschungen, wenn a) eine Bö kommt und das Segelboot schneller wird oder b) wir beim kreuzen einen Winddreher bekommen und plötzlich den Kurs ändern müssen, da wir sonst im Wind stehen würden. Der Gashebel beim Segelboot ist der Wind und auf den hat der Segler kein direkten Einfluss.

  3. 6.

    Ja, ich ärgere mich über dicht vorbeifahrende Gleiter mit maximaler Welle auch sehr viel mehr als über Segler. Die Gleiter fegen einem das Geschirr vom Tisch...

  4. 5.

    Na das ist ja ganz schön weit her geholt. Wenn eine Regatta ist denn passiert es schon mal das segler das umfeld nicht so im Blick haben.
    Die Motorboot Fahrer schaffen es ja nicht einmal Ausserhalb vom Regatta kurs zu fahren und wundern sich wenn sie angepflaumt werden.

  5. 3.

    @Sebastian T.: Segelboote sind auf gewissen Kursen dem Wind ausgeliefert (Am wind kreuzen). Bei den hier böigen Winden ist es gar nicht möglich, exakt aufs Grad Kurs zu halten. Winddreher von 30° sind im Revier eher Regel als Ausnahme. Und dann ist im Uferbereich und vor flachen Stellen auch eine Wende in die andere Richtung erforderlich. Das mag für jemanden ohne Tiefgang erratisch erscheinen. Auf dem Segelboot erscheint dies wiederum sehr logisch, vor einer Untiefe zu wenden.

    Das darf man als Motorbootfahrer ruhig mal assimilieren. Auf das allgemeine Verhalten von Motorbootfahrern kommen wir aber besser nicht zu sprechen. Das kann man gerne in anderen Artikeln, auch hier beim rbb, nachlesen. Erstaunlicherweise zeigt sich da ein scheinbar anderes (Kräfte-)Verhältnis. Nervt gegenseitige Rücksichtnahme?

    Und Hauptsache erst einmal völlig am Artikelthema vorbei kommentiert.

  6. 1.

    Man sollte in diesem Zusammenhang mal wieder darauf hinweisen, dass viele Segler dazu neigen, sich nur auf den für sie vorteilhaften Teil der Fahrregeln zu berufen, nämlich dass Motorbootfahrer gegenüber den Seglern ausweichpflichtig sind. Dabei vergessen die Segler allerdings gerne mal, dass sie in dieser Situation kurshaltepflichtig sind. Wenn also ein Segler kurz vor der Begegnung mit einem Motorboot seinen Kurs ändert, darf er sich nicht wundern, wenn man ihm nicht mehr anständig ausweichen kann.

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