EM-Viertelfinale - Dramatisches EM-Aus: Deutschland scheitert an Spanien durch 1:2 nach Verlängerung
Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Heim-Europameisterschaft im Viertelfinale ausgeschieden. In einem packenden Spiel war die Mannschaft dem Gegner aus Spanien zunächst unterlegen. Und dann im Pech.
Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land ausgeschieden. Im Viertelfinale gegen Spanien unterlag die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann gegen Spanien mit 1:2 nach Verlängerung. Die Tore erzielten Dani Olmo (52. Minute) und Mikel Merino (119.) für Spanien sowie Florian Wirtz (89.) für Deutschland.
Spanien dominiert zu Beginn
Als der englische Schiedsrichter Anthony Taylor nach rund 47 gespielten Minuten zur Halbzeitpause pfiff, gähnte Florian Wirtz. Der 21-Jährige hatte es nicht in die Startelf von Bundestrainer Julian Nagelsmann geschafft und vielleicht deshalb eine innere Müdigkeit verspürt. Am Spiel jedenfalls kann es nicht gelegen haben.
Dass schon der erste Durchgang durchaus kurzweilig daher kam, lag dabei vor allem an der spanischen Mannschaft, die das Spielgeschehen in Stuttgart dominierte und direkt zu mehreren Chancen kam. Gleich in der zweiten Minute etwa, als Spaniens Spielmacher Pedri nach einem Ballverlust des überraschend für den gebürtigen Potsdamer Robert Andrich in die Startelf gerückten Emre Can zum ungehinderte Torschuss aus rund 18 Metern ansetzte - allerdings zu zentral zielte, um Deutschlands Torhüter Manuel Neuer ernsthaft vor Probleme zu stellen. Oder wieder in der 15. und 17. Minute, als Lamine Yamal mit einem Freistoß und Fabian mit einem erneuten Distanzschuss gefährlich wurden.
Die DFB-Elf hingegen kam erst nach rund 15 Minuten überhaupt in diesem Spiel an und zu ersten Ballbesitz-Phasen. Sogar eine richtig gute Torchance war dabei, als Kai Havertz nach schöner Flanke von Rechtsverteidiger Joshua Kimmich allerdings auf fünf Metern zu zentral und somit genau in die Arme von Spaniens Torhüter Unai Simon köpfte.
In der Folge gelang es der deutschen Mannschaft zwar immer mal wieder, das Spiel zu beruhigen. Selbst gefährlich wurden die Gastgeber jedoch nicht. Kurz vor Ende des ersten Durchgangs kamen die Spanier zu erneuten Chancen (Williams, 36. und Dani Olmo, 39.), ohne jedoch wirklich zwingend zu werden. Und dann gähnte Florian Wirtz.
Ein verhinderter Held und später Kopfball
Als Schiedsrichter Anthony Taylor das nächste Mal pfiff, war Wirtz dann immerhin wach genug, um nun am Spiel teilzunehmen. Der Leverkusener kam für Leroy Sané ins Spiel. Zudem war nun der Ex-Herthaner und Ex-Unioner Andrich mit von der Partie (für Can). Am Kräfteverhältnis änderte das zunächst wenig. Ganz im Gegenteil. In der 47. Minute hätte Spanien zwingend in Führung gehen müssen. Allerdings setzte Stoßstürmer Alvaro Morata den Ball aus fünf Metern über das Tor. Fünf Minuten später fiel sie dann aber doch, die spanische Führung. Nach schöner Hereingabe von Lamine Yamal verwandelte der für RB Leipzig in der Bundesliga spielende Dani Olmo sträflich ungedeckt aus rund 15 Metern mit einem äußerst platzierten Flachschuss.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Die deutsche Mannschaft agierte nun mit viel Wucht und Entschlossenheit, jedoch ohne sich klare Chancen zu erspielen. In der 56. Minute reagierte Trainer Julian Nagelsmann erneut, brachte mit Niclas Füllkrug und dem Ex-Herthaner Maximilian Mittelstädt zwei frische Kräfte (für Ilkay Gündogan und David Raum). Doch an der Gesamt-Gemengelage änderte sich wenig. Zwar bestimmte Deutschland nun das Spielgeschehen, zwingende Torabschlüsse blieben allerdings weiterhin aus. Spanien hingegen lauerte auf Konter, traute sich jedoch nicht, sie mit mehr als zwei, drei Akteuren auszuspielen.
Als die Geschichte dieses Spiels bereits geschrieben schien, schnellte der Pulsschlag dieser Partie dann doch noch einmal in die Höhe. Deutlich über normal schon in der 77. Minute, nach einer schönen Hereingabe des nun sehr wachen Florian Wirtz und einem Füllkrug-Abschluss an den Pfosten. Deutlich über normal auch weitere vier Minuten später, als Kai Havertz den aus dem Tor geeilten spanischen Schlussmann Unai Simon überlupfte - aber auch knapp das Tor. Und fast schon in Infarkt-Nähe, als Florian Wirtz nach Kimmich-Kopfball-Vorlage aus etwa sechs Metern doch noch den 1:1-Ausgleich erzielte (89.). Mit einer Ruhe, die wohl nur ein Ausnahmetalent in sich trägt, das zur Halbzeit eines EM-Viertelfinales ins Gähnen gerät.
Schiri sah kein strafbares Handspiel der Spanier im Strafraum
Und er hätte zum ganz Großen Helden dieses Spiels werden können, dieser Florian Wirtz. Doch sein Linksschuss vom Strafraumrand verpasste das Tor knapp und strich am Pfosten vorbei. Eine Minute drauf wollte halb Deutschland ein elfmeterwürdiges Handspiel von Spaniens Linksverteidiger Marc Cucurella gesehen haben. Doch Schiedsrichter Taylor entschied anders und auch der Video-Referee griff nicht ein. Und so kam es, wie es kommen musste, nämlich ganz anders. Flanke Olmo in der 119. Minute, Kopfball des sträflich ungedeckten Mikel Merino und Tor für Spanien. Die DFB-Elf gab sich noch nicht geschlagen, kam noch zwei Mal gefährlich vor das spanische Tor und durch Niklas Füllkrug zu einer eindeutigen Chance. Doch der Kopfball des Dortmunder flog neben den Pfosten. Dann pfiff Schiedsrichter Taylor ab. Von gähnenden Spielern war da längst keine Spur mehr.
Sendung: rbb|24 Inforadio, 05.07.2024, 18 Uhr