Elektronikmesse in Berlin - Hat die IFA noch Strahlkraft?

Di 05.09.23 | 07:32 Uhr | Von Lisa Splanemann
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01.09.2023, Berlin: Internationale Funkausstellung (IFA) in der Messe Berlin (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.09.2023 | Lisa Splanemann | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

In diesem Jahr feiert die Internationale Funkausstellung ihr 99. Jubiläum - doch die Messe hat sich gewandelt. Unter einer neuen Leitung wurde das Konzept verändert. Nun muss es sich bewähren. Von Lisa Splanemann

Ein vierbeiniger, silberfarbener Roboterhund läuft durch die Messehalle. Eine große Menschentraube hat sich um das Gerät gebildet. Gesteuert wird der Roboter über einen Controller – künftig seien Sprachbefehle auch mit dem Sprachprogramm ChatGPT möglich, erläutert die Vertreiberfirma. Einen Stand weiter begrüßt ein menschenähnlicher Roboter die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen IFA. Mit einem Mikrophon können in mehreren Sprachen Fragen an den Roboter gerichtet werden – dieser reagiert und antwortet.

Robotik und Künstliche Intelligenz sind zwei der Schwerpunkte auf der Internationalen Funkausstellung in diesem Jahr. Die Messe gibt sich modern, grün und innovativ. Die diesjährige IFA sei größer als die im vergangenen Jahr, so die Veranstalter. Mehr als 2.000 Unternehmen seien 2023 auf der IFA, im vergangenen Jahr waren es nach Zahlen der Veranstalter noch rund 1.100. Die Ausstellung will darüber hinaus internationaler werden – sie setzt in diesem Jahr auf mehr Aussteller aus asiatischen Ländern.

Technik mit Sternchen

Nach einer Sonderkonjunktur nun Umsatzrückgänge

Die Branche erlebt derzeit wirtschaftlich angespannte Zeiten. Der Markt für Home-Electronics-Produkte habe in Deutschland im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Umsatz von rund 21,3 Milliarden Euro erzielt, erklärt der IFA-Mitveranstalter gfu, der Branchenverband für Haushalts- und Unterhaltungselektronik. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet das ein Minus von mehr als sechs Prozent.

Seit rund einem Jahr liege die Konsumstimmung auf einem insgesamt sehr niedrigen Niveau, beobachtet das Marktforschungsinstitut GfK. Im August war der Konsumklimaindex rückläufig und auch für den September erwarten die GfK-Experten ein sinkendes Konsumklima. Vor allem steigende Preise würden die Kaufkraft der privaten Haushalte belasten. Die Inflationsrate in Deutschland lag im August, nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamts, knapp über sechs Prozent.

Auch die steigenden Bauzinsen tragen dazu bei, dass den Firmen inzwischen Aufträge wegbrechen. "Wir bekommen die wirtschaftliche Situation ganz deutlich zu spüren, indem die Auftragseingänge in der Möbel- und Elektroindustrie zurückgehen", schildert Reinhard Zinkann, Geschäftsführender Gesellschafter bei Miele. "Die Menschen bauen nicht mehr, Bauanfragen und -genehmigungen gehen zurück und die Menschen halten ihr Geld zurück." Insofern sei die derzeitige Situation für die Branche ausgesprochen schwierig.

In den vergangenen Pandemiejahren erlebte die Branche für Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik eine Sonderkonjunktur – die Menschen steckten beispielsweise mehr Geld in die Home-Office-Ausstattung. Diese Sondernachfrage bleibt nun aus.

Die IFA als Plattform für Unternehmen

Mit der Internationalen Funkausstellung hofft die Branche, die Geschäfte anzukurbeln. Aussteller auf der IFA schildern, die Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik sei eine wichtige Plattform zum Vernetzen. So sagt etwa Michael Mehnert, Geschäftsführer der Siemens Hausgeräte in Deutschland, sie würden in Berlin eine gute Möglichkeit sehen, Neuheiten sowohl Händlern als auch Endkonsumenten zu zeigen.

In der "IFA Next"-Halle stellen rund 350 Start-ups ihre Produkte und Ideen vor. Zu ihnen gehört auch der App-Entwickler Aimee. "Wir haben hier einen kleinen Messestand und kommen mit ganz, ganz vielen Menschen ins Gespräch, mit Kunden und mit Investoren", beschreibt Benjamin Heinrich von Aimee: "Allerdings sind wir ganz am Anfang unserer Unternehmensgründung und wünschen uns hier vor Ort eigentlich einen Austausch mit Leuten über Förderprogramme. Das findet hier auf der Messe aber nicht statt." Auch der Standort sei nicht optimal, weil sich die Start-up-Halle etwas weiter außerhalb befindet.

Aussteller setzen auf KI und Nachhaltigkeit

Vernetzung, Künstliche Intelligenz und "Smart Home" – die Ausrichtung der IFA, die auf eine lange Geschichte mit vielen bedeutenden Innovationsvorstellungen zurückblickt, hat sich gewandelt. Mit Bekanntwerden des Sprachprogramms ChatGPT sei das Thema Künstliche Intelligenz "insgesamt in den Fokus gerückt", beobachtet Sebastian Klöß, Bereichsleiter für Consumer Technology, AR/VR und Metaverse beim Digitalverband Bitkom. Dadurch sei es "auch für andere Branchen interessanter geworden, das Thema wieder in den Vordergrund zu stellen". Inwieweit sich etwa Produkte mit Künstlicher Intelligenz durchsetzen, wird sich zeigen.

Bereits im vergangenen Jahr haben die Aussteller auf das Thema Nachhaltigkeit gesetzt. Mit Beginn der steigenden Energiekosten stieg die Nachfrage nach energieeffizienteren und ressourcenschonenderen Produkten. "Wir sehen, dass Geräte mit Energieeffizienzklasse A der höchsten Nachfrage unterliegen", schildert Michael Mehnert, Geschäftsführer der Siemens Hausgeräte in Deutschland, "demensprechend haben wir uns als Hersteller darauf eingestellt und haben beispielsweise unser gesamtes Geschirrspüler-Sortiment grüner gemacht". Auch Miele setzt auf Energieeffizienz und Produkte, die KI nutzen. "Nachhaltigkeit, Umwelt und Energieverbrauch sind so zentrale Themen unserer Welt, dass es fast selbstverständlich ist, dass das beim Kauf der Geräte eine Rolle spielt", sagt Reinhard Zinkann, Geschäftsführender Gesellschafter bei Miele.

Die Messe setzt ebenfalls auf diese Trends und hofft auf steigende Besucherzahlen. Die IFA-Veranstalter erwarten in diesem Jahr rund 180.000 Besucherinnen und Besucher. Das wären zwar rund 20.000 mehr als im letzten Jahr, allerdings liegt diese Prognose noch immer unter den Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten.

Die Messewirtschaft noch immer in der Krise?

Die Internationale Funkausstellung musste eine coronabedingte Pause einlegen, bevor sie im letzten Jahr wieder neu starten konnte. Die deutsche Messewirtschaft habe schwere und schwerste Jahre hinter sich, erläutert Dirk Binding, Bereichsleiter Digitale Wirtschaft, Infrastruktur und Regionalpolitik bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Frühestens 2025 trete eine breite wirtschaftliche Erholung nach den Messeverboten der Corona-Pandemie ein, schätzt der Verband der deutschen Messewirtschaft, AUMA, die derzeitige wirtschaftliche Situation ein.

Aber: Im ersten Halbjahr dieses Jahres gab es laut AUMA deutschlandweit rund sieben Millionen Messebesucher – ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. "Wir erleben einen Neustart", sagt Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Das Messe-, Tourismus- und Kongressgeschäft sei zurück. Auch Dirk Binding von der DIHK zeigt sich optimistisch, dass das Messegeschäft wieder zurückkommt. Nichtsdestotrotz steht die Messewirtschaft vor diversen Herausforderungen, warnt Binding, "der Bedarf an Arbeitskräften steigt und auch die Kosten nehmen zu". Die Auswirkungen könnte auch die IFA künftig zu spüren bekommen.

IFA mit neuem Management

"Die IFA ist eine wichtige Leitmesse für Berlin", sagt der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, vor dem Messeeingang am offiziellen Eröffnungstag der diesjährigen IFA, "die IFA gehört zu Berlin – genauso wie der Funkturm zum Messestandort hier in Berlin."

Etwas aber hat sich geändert: Die Ausstellung findet in diesem Jahr unter neuer Leitung statt. Nach längerem Hin und Her wurde Ende 2022 bekanntgegeben, dass die IFA in Berlin bleibt und von einem neuen Management geleitet wird. Die Messe Berlin übernimmt seit diesem Jahr nur noch die Vermieterrolle. Organisiert wird die Internationale Funkausstellung von der IFA Management GmbH, einem Joint Venture der gfu und dem britischen Veranstalter Clarion Events.

"Wir haben uns auf eine gute Zusammenarbeit geeinigt", sagt Emanuel Höger von der Messe Berlin, "was für uns als Messe, aber auch für Berlin, das Wichtigste ist, dass wir die IFA für die nächsten zehn Jahre in Berlin gesichert haben". Das sei der entscheidende Erfolg für beide Seiten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.09.2023, 14:35 Uhr

Beitrag von Lisa Splanemann

24 Kommentare

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  1. 24.

    >"Eine wirklich tolle Messe."
    Die IFA heute? Never! Kennen Sie die IFA noch vor 10 Jahren? Das war noch ne wirklich tolle Messe auch als Infomarkt und Unterhaltung für Endverbraucher.
    >"Die IAA sollte auch nach Berlin kommen."
    Ne muss nicht. Die hat sich in FFM etabliert und passt dort ganz gut zum finanzstarken Hochglanzimage dieser Stadt.
    IAA in Berlin wäre wie hyperteure Rolex in der Grabbelkiste eines abgeranzten alten Supermarktes. Passt irgendwie nicht.

  2. 23.

    Eine wirklich tolle Messe. Die IAA sollte auch nach Berlin kommen.

  3. 22.

    Ehrlich, das Beste an der IFA ist die Fotoserie des RBB. :-)

  4. 21.

    Wer für eine Werbeveranstaltung von Tec- Firmen auch noch Geld bezahlt, dem ist nicht mehr zu helfen.

  5. 20.

    Die IFA hat sich extrem negativ verändert. Es wurden gefühlt nur E-Roller, Solarpanels und irgendwelchen chinesischen Billig-Krimskrams ausgestellt. Im Bereich Unterhaltungselektronik, Audio, Gaming wurde praktisch nichts geboten. Die Messe entwickelt sich zu einer B2B Plattform, die absolut uninteressant ist für Privatbesucher. Jeder, den ich kenne, der dort war, wird in Zukunft nicht mehr hingehen aus diesen Gründen.

  6. 19.

    IFA möchte keine Tagesbesucher deshalb gab es keine Tickets dafür,dazu Barzahlung auweia der will mit echten Geld bezahlen ging auch nicht ,na dann hat es nicht nötig.
    Schade wollte mir Neuen Staubsauger zulegen gut das auf RBB Supermarkt gestern Test gab und ich jetzt weiß was ich mir kaufen will.

  7. 18.

    Was ist nur mit der IFA los war gestern da nur eine reine Enttäuschung, der Eintrittspreise sind viel zu teuer und was geboten wird war auch nichts Neues. Unübersichtlich gehts kaum noch. Was nervlich ist das zur jeder Halle seine Eintrietskarte scannen lassen muss. Auch hatte ich den Eindruck gehabt das es nur noch aus dem asiatischen Raum Technik geboten wird. Kaum ein Germany Produkt war zu finden. Auch wie sonnst auf die IFA die medienanstalten ließen zu wünschen übrig. die IFA sollte wider alle zwei Jahre geben. Für mich war’s keine IFA mehr

  8. 17.

    Hallo
    Ist zwar toll die IFA aber beim Eintritt ist es echt grausam was die bieten da!Vor allem kein Bargeld nur!Ansonsten kommst nicht rein ist mir einmal passiert nie wieder

  9. 16.

    "Überflüssig wie ein Furz."
    Der Furz muß ja irgendwie raus. Aber die IFA ist seit Jahren flüssig - Überflüssig!

  10. 15.

    >"Was ist mit der eigentlichen Unterhaltungselektronik? Audio, Video, TV, und alles was damit zu tun hat? "
    Die sind heutzutage alle integriert in Kühlschränken, Waschmaschinen, Geschirrspülern oder Staubsaugern! ;-))
    Und KI weiß auch gleich, welches Musikvideo zum Wollwaschgang aufs Bullaugen-Display passt:
    "Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann..."
    Lange zuschauen können Sie aber nicht, weil der Staubsauger gleich das Telefongespräch von ihrer Mutter annimmt und ihr mitteilt, dass Sie eine Woche lang nicht gesaugt haben und die Wohnung wie eine Räuberhöhle aussieht... Während dieses Gespräches tönt der Kühlschrank aus den Lautsprechern, dass das Bier alle ist. Nun ist ihre Mutter voll im Bilde über ihr Leben! ;-))

  11. 13.

    Ich war schon sehr lange nicht mehr da. Für mich überflüssig geworden. Die IFA war in den 80er und 90er Jahren richtig richtig gut. Erinnert sei nur an die ganzen Fernsehsender und Radiosender ARD/ZDF und dann auch RTL, Sat 1 usw. die direkt vor Ort waren. Dann an die Fernsehshows die aus den Hallen und dem Sommergarten gesendet wurden. Gottschalk, Jauch und welche Namen noch vertreten waren. Mich interessiert die ganze KI Scheiße nicht. Liebe Schallplatten und Kassetten. Damals war die Funksausstellung ein Muss. Schafft den Schrott ab. Überflüssig wie ein Furz.

  12. 12.

    Es fehlt die Argumentation im richtigen Deutsch, wo der Kundennutzen liegen soll und ein Preis/Leistungsverhältnis rechtfertigt.

  13. 11.

    Ich war schon seit Jahren nicht auf der IFA. Angesichts der beschriebenen Themen kein Verlust. Es liest sich als ob man der Cebit Konkurrenz machen wollte: IT-Lösungen auf der Suche nach einem Problem.

    Was ist mit der eigentlichen Unterhaltungselektronik? Audio, Video, TV, und alles was damit zu tun hat? Gibt es auf dem Gebiet keine neuen Entwicklungen? IT kann rein, solange sie mit Audio oder Video zu tun hat.

  14. 10.

    Die IFA hat schon seit Jahren ihren Flair verloren. Vielleicht sollte man die Fachmesse in IWA (Internationale Waschmaschinen Ausstellung) umbenennen. In jedem Elektonikmarkt wird heute mehr Entertainment geboten als dort....Schade-die IFA ist tot. R.I.P.

  15. 9.

    Die IFA ´23 war totaler Mist! Genau wie bei der ITB will man hier am liebsten nur noch Fachbesucher haben. Die tun gerade alles dafür! Fast nur noch englisches Blabla (Hallo? Berlin liegt immer noch in Deutschland!), kein Unterhaltungsprogramm mehr im Sommergarten, Tickets gibt es nicht mehr an der Kasse vor Ort zu kaufen usw. . So will man das Privatpublikum nach und nach vergraulen.

  16. 8.

    Natürlich benötigt nicht jeder alles von dem Zeugs dort. Für einiges wird auch erstmal Bedarf geschaffen. Und bei anderen wird uns heute als KI verkauft, weils in aller Munde ist. KI KI KI.. überall nur KI. Da wird ne Waschmashine präsentiert, die Dank KI alles automatisch kann... Wäsche wiegen, Wasser nach Bedarf regeln, Tempratur automatisch und den Verschmutzungsgrad erkennen und nur so lange waschen, bis kein Schmutz mehr aus der Wäsche kommt... Sowas hat meine SIWAMAT Vollautomatik seit 20 Jahren. Damals hieß das nur sensorgesteuerte Elektronik. Heute ist gleich KI und wird gehipt. Das Thema KI wird auf dieser IFA echt zur lächerlichen Farce, wenn selbst Staubsauger mit KI gepimmt werden. Ne Pitti57, sowas braucht echt kein Mensch.

  17. 7.

    Die IFA war für mich viele Jahre lang ein absoluter Höhepunkt, das Konzept aus Unterhaltung und Information sehr gelungen. Was ich jetzt sehen muss ist eine rudimentäre Präsentation ohne Höhepunkte, viele bekannte Aussteller reisen schon nicht mehr an (verständlich). Dann wären da noch die Ticketpreise ohne Tagesticket, wie ich finde, eine Frechheit. In der jetzigen Form werde ich die Messe nicht mehr besuchen.

  18. 6.

    Diesen Eindruck kann ich nur teilen.
    Enttäuschend auch, daß wesentliche Marken-Player auf der Messe fehlten- für mich als Endverbraucher, der vor der Kaufentscheidung für ein bestimmtes Produkt einen Angebotsüberblick haben möchte, ein ziemliche Lücke.
    Den eigentlich eingeplanten zweiten Besuchstag habe ich gestrichen- bei dem schönen Wetter auch nicht die schlechteste Idee.

  19. 5.

    Fachlich ist die IFA Top. Man hat allerdings den damals vorhandenen Sommergarten wegrationalisiert. Dieser war ein Puplikumsmagnet.
    Man konnte das Live-Programm genießen.
    Wenn man die Attraktivität wegrationalisiert muss man mit verminderten Besucher (Einnahmen) rechnen.
    Nicht jeder mit Internet-Anschluss geht zur IFA um sich z. B. ein Staubsauger anzuschauen.

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