Tarifstreit - Warnstreik bei der BVG in Berlin beendet - Verzögerungen weiter möglich
Seit 14 Uhr soll der Nahverkehr bei der BVG wieder rollen. Es kann aber immer noch zu Verzögerungen kommen. In Brandenburg dauert der Ausstand noch an. Zudem hatten Verdi und "Fridays for Future" am Freitag zu gemeinsamen Kundgebungen aufgerufen.
- Warnstreik bei der BVG seit 14 Uhr offiziell beendet, Verzögerungen dennoch weiter möglich
- in Brandenburg sind zwölf Verkehrsunternehmen vom Warnstreik betroffen
- Kundgebungen von Verdi und "Fridays for Future" in Berlin und Potsdam
Der Verdi-Warnstreik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist beendet, in Brandenburg läuft der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi hingegen weiter. Noch bis in die Nacht zu Samstag hinein müssen sich Fahrgäste in zwölf Städten und Gemeinden des Bundeslandes auf weitreichende Einschränkungen im Bus- und Straßenbahnverkehr einstellen. Erst am Samstagmorgen soll der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) überall wieder wie gewohnt laufen, wie die Gewerkschaft mitteilte.
Fahrzeuge verlassen nach und nach Depots
In Berlin endete der Ausstand hingegen bereits am Freitag um 14.00 Uhr. Es dauert indes noch einige Zeit, bis alles wieder gewohnt regelmäßig unterwegs ist. Die Fahrzeuge müssten erst nach und nach aus den Depots gefahren werden, hieß es von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Allerdings müssen sich Fahrgäste der U6 auf längere Einschränkungen nach einem Kabelbrand einstellen.
Seit Donnerstagfrüh waren aufgrund des Streiks keine Straßenbahnen und U-Bahnen unterwegs, nur einige Buslinien fuhren, die von privaten Anbietern betrieben werden. Auch die Fähren sowie der Fahrdienst Muva wurden nicht bestreikt und fuhren nach Angaben der BVG wie gewohnt.
Auf den Straßen war es deshalb deutlich voller geworden. Viele Menschen mussten aufs Auto oder das Fahrrad umsteigen.
Der S-Bahn- sowie der Regional- und Fernverkehr auf der Schiene waren auch am Freitag nicht betroffen. Die Berliner S-Bahn wollte wie schon am Donnerstag das Angebot auf den Linien S3 und S5 verstärken, wie sie auf X mitteilte.
Zwölf Kommunen und Landkreise in Brandenburg betroffen
In Brandenburg werden am Freitag gleich zwölf Verkehrsunternehmen von den Warnstreiks betroffen sein. Wie schon am Mittwoch ist auch am Freitag wieder die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft davon betroffen.
Außerdem:
• Verkehrsbetriebe Potsdam GmbH
• Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald mbH
• Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming mbH
• Busverkehr Oder-Spree GmbH
• Barnimer Busgesellschaft mbH
• Cottbusverkehr GmbH
• Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH
• Regiobus Potsdam Mittelmark GmbH
• Stadtverkehrsgesellschaft mbH Frankfurt (Oder)
• DB Regiobus Ost GmbH
• Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel
Bereits am Donnerstag war der öffentliche Nahverkehr im Landkreis Ostprignitz-Ruppin von den Arbeitsniederlegungen betroffen, die meisten Busse blieben in den Depots. Ostprignitz-Ruppin ist am Freitag nicht von dem Warnstreik betroffen, dafür hat es in dem Landkreis eine Protestaktion von Landwirten und Handwerkern gegeben, die diverse Kreisverkehre blockierten.
Auch krankheitsbedingte Ausfälle möglich
In Südbrandenburg deckt Cottbusverkehr am Freitag 10 bis 20 Prozent der regulären Fahrten ab, sagte ein Sprecher dem rbb am Vormittag. Das Unternehmen ist in Cottbus und umliegenden Kreisen unterwegs. Der Schülerverkehr finde komplett statt, sowohl am Morgen als auch am Nachmittag, so der Sprecher weiter.
Zusätzlich zum Streik sind Fahrpläne in Südbrandenburg auch krankheitsbedingt ausgedünnt. So ist die Verkehrsgesellschaft Oberspreewald-Lausitz nicht vom Streik betroffen. Es könne aber "trotzdem aufgrund des sehr hohen Krankenstandes bei den Fahrpersonalen zu Fahrtausfällen kommen", teilt das Unternehmen auf seiner Internetseite [vgosl.de] mit.
In Ostbrandenburg ist lediglich der Busverkehr im Landkreis Märkisch-Oderland nicht vom Streik betroffen. Auch in Frankfurt (Oder) sollen zumindest die Schulbusfahrten nach Angaben der Stadtverkehrsgesellschaft [svf-ffo.de] abgesichert werden. In Oder-Spree verkehren die Dalli-Rufbusse in Storkow und im Amt Scharmützelsee. In Eberswalde wollte die Barnimer Busgesellschaft am Freitag ihre neuen Oberleitungsbusse vorstellen. Der Termin wurde aufgrund des Warnstreiks abgesagt.
Kundgebungen von Verdi und FFF in Berlin und Potsdam
Unterstützung bekam Verdi in beiden Bundesländern von der Klimabewegung "Fridays for Future". Unter dem Motto "Wir fahren zusammen" wurde für einen besseren öffentlichen
Personennahverkehr demonstriert. Bei der gemeinsamen Kundgebung im Berliner Invalidenpark versammelten sich der Bewegung zufolge Tausende Menschen. "Es ist eine politische Frage, ob die Menschen, die uns täglich von A nach B bringen, gute Arbeitsbedingungen haben", teilte Sprecherin Liv Manthey am Nachmittag mit. "Und es ist eine politische Frage, ob Mobilität für alle ermöglicht wird - oder nicht." Die Polizei sprach von 1.000 Teilnehmern.
Bei der Kundgebung wurde zudem eine entsprechende Petition mit rund 200.000 Unterschriften an die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge, und
den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Detlef Müller, übergeben.
Auch in Potsdam war gegen 12 Uhr eine gemeinsame Kundgebung geplant. Hier waren nach Angaben der Polizei etwa 700 Teilnehmende vor Ort.
Eigentlich sollte an diesem Freitag weiterverhandelt werden
In Brandenburg will Verdi 20 Prozent - mindestens aber 650 Euro monatlich - mehr für die Beschäftigten im Nahverkehr herausholen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. In dem Bundesland betrifft der Tarifkonflikt Verdi zufolge 15 kommunale Verkehrsunternehmen mit insgesamt rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
In Berlin will die Gewerkschaft Verdi mit dem Ausstand den Druck auf die BVG im laufenden Tarifkonflikt über bessere Arbeitsbedingungen erhöhen. Als Knackpunkt der Verhandlungen in Berlin gilt die Forderung nach einer Verlängerung der sogenannten Wendezeiten auf allen Linien. Verdi will diese Zeit zwischen dem Erreichen der Endhaltestelle und der Umkehr in die Gegenrichtung von derzeit vier auf zehn Minuten erhöhen. Die BVG lehnt das ab. Die Gewerkschaft fordert außerdem Urlaubsgeld und mehr Urlaubstage. Um höhere Entgelte geht es in Berlin in dieser Tarifrunde nicht.
Die Arbeitgeber haben die für diesen Freitag geplante dritte Verhandlungsrunde mit Verweis auf den Arbeitskampf abgesagt. Der nächste reguläre Verhandlungstermin ist für den 11. und 12. März angesetzt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 01.03.2024, 6:00 Uhr