Berlin - Krankenhaus Waldfriede in Finanznöten - Schutzschirmverfahren

Mi 09.10.24 | 18:18 Uhr
  22
Archivbild: Krankenhaus Waldfriede, Argentinische Allee, Berlin Zehlendorf. (Quelle: dpa/Schoening)
Video: rbb24 Abendschau | 10.10.2024 | A. Breitfeld | Bild: dpa/Schoening

Dem Berliner Krankenhaus Waldfriede droht die Zahlungsunfähigkeit - Grund seien vor allem gestiegene Fixkosten. Ein Schutzschirmverfahren soll das Haus nun retten, die Behandlung von Patienten soll währenddessen weiterlaufen.

Dem Berliner Krankenhaus Waldfriede droht die Zahlungsunfähigkeit. Man wolle sich mit einem Schutzschirmverfahren nachhaltig sanieren, heißt es in einer Pressemitteilung des Krankenhauses. Zunächst hatte die "B.Z." berichtet.

Das Krankenhaus Waldfriede liegt an der Argentinischen Allee in Zehlendorf, jährlich werden hier nach eigenen Angaben 15.000 Patienten stationär und 120.000 Patienten ambulant behandelt. Das Haus wurde 1920 eröffnet. Es beschäftigt derzeit 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Fixkosten für Krankenhaus gestiegen

Ein Sprecher des Krankenhauses bestätigte am Mittwoch dem rbb, dass beim Amtsgericht Charlottenburg ein Restrukturierungsantrag für ein Schutzschirmverfahren gestellt worden sei. Das Gericht habe den Antrag angenommen. Ein Schutzschirmverfahren ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung.

Das Krankenhaus begründet die finanziellen Engpässe mit gestiegenen Energiepreisen, dem Unterhalt von Gebäuden und medizinischen Geräten und beim (Leasing-) Personal. Die Vergütung der medizinischen Leistung - vor allem über die Fallpauschalen - seien nicht im erforderlichen Umfang angepasst worden, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Klinikbetrieb im Waldfriede soll "uneingeschränkt fortgeführt" werden

Mithilfe des Schutzschirmverfahrens wolle man das Krankenhaus zurück in die schwarzen Zahlen führen. Man werde "in den kommenden Wochen verschiedene Optionen sehr genau prüfen, mit denen wir uns wieder zukunftsgerecht aufstellen werden", wird Bernd Quoß, Vorstand des Vereins Krankenhaus Waldfriede, in der Pressemitteilung zitiert.

Der Klinikbetrieb werde uneingeschränkt fortgeführt, "für die Patienten werden sämtliche Behandlungen und Therapien weiterhin unter den höchsten Qualitätsstandards durchgeführt. Die Finanzierung dafür ist gesichert. Unsere Patientinnen und Patienten werden von dem Verfahren nichts spüren", erläutert Quoß.

Die Krankenhausleitung geht davon aus, dass die Sanierung bis zum Sommer 2025 abgeschlossen sein kann. Wichtig sei gleichwohl, dass zuvor Klarheit über die Rahmenbedingungen der Krankenhausreform herrsche.

Verdi: Senat muss helfen

Die Gewerkschaft Verdi reagiert bestürzt auf den Schritt des Krankenhauses und fordert die Politik zum Handeln auf.

Die Welle von Insolvenzverfahren habe nun auch Berlin erreicht, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Leidtragende seien die Beschäftigten und indirekt auch die Patienten. Der Berliner Senat müsse schnell handeln und den Krankenhäusern aus ihrer Finanzierungsmisere helfen.

Czyborra: Bund muss Krankenhausreform verabschieden

Die Berliner Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) sieht derweil den Bund in der Pflicht. Der Fall des Krankenhauses Waldfriede zeige, dass die geplante Krankenhausreform endlich verabschiedet werden müsse. "Es bleibt zu hoffen, dass Zugeständnisse des Bundes die Zustimmung der Länder ermöglichen, um einen weiteren Zeitverlust zu verhindern - mit der damit verbundenen Gefahr, dass weitere Krankenhäuser in die Schieflage geraten", teilte Czyborra auf rbb-Anfrage mit.

Sendung: rbb 88,8, 09.10.2024, 15:34 Uhr

22 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 21.

    Das Waldfriede ist ein sehr gutes Krankenhaus und eines der wenigen bei denen auch die Menschlichkeit - trotz schwieriger personeller Situation - trotzdem (noch) nicht auf der Strecke geblieben ist und ich hoffe wirklich sehr, dass eine Insolvenz abgewendet werden kann. Ich würde jedenfalls immer wieder dorthin gehen.
    Ich frage mich, ob es künftig nur noch um die Förderung der großen "Schwerpunkt-Krankenhäuser" in Berlin geht, die auch über eine entsprechende Lobby verfügen? Von der Krankenhaus-Reform erwarte ich jedenfalls nichts Gutes...

  2. 20.

    Lieber Bernhard,

    da scheinen Sie eine seltene Ausnahme zu sein, wenn all Ihre Patienten eine zeitnahe OP erhalten. Ich wünsche Ihnen und vor allem Ihren Patienten dass das so bleibt; eigenes Erleben und auch im persönlichen Umfeld zeigen eine komplett andere Realität: Wartezeiten von mehreren Monaten sind keine Seltenheit- egal ob „Inneres“ oder Gelenke.

    Von den völlig überlasteten und überforderten Notaufnahmen will ich gar nicht anfangen; als Potsdamerin habe ich mich schon nach Berlin fahren lassen nur um die Notaufnahme vom Bergmann zu umgehen…

    Dem Waldfriede und mit seiner ausnahmslos tollen Mannschaft (Tochter entbunden, Schilddrüsen-OP) wünsche ich von Herzen alles Gute und kann mich den positiven Schilderungen nur anschließen

  3. 19.

    Nun, mir scheint, dass, weil ich hier schilderte, was einem stationären Aufenthalt in einem Berliner Kkh vorausgeht, Sie mich zu einem Jammerlappen doch nicht etwa, abstempeln wollen? Bekannr ist in der einschlägigen Presse, dass z.B. zu viele Knie-OPs durchgeführt werden. Darüber habe ich gelesenUnd, dass man im Gesundheitswesen insofern viele Behandlungen einsparen könnten, wenn sich das Gros der Bevölkerung vernünftiger ernähren und nicht so viele Kg auf die Waage bringen würde. Der Vorstoß des zuständigen Ministers wurde mit einem Aufschrei z.K. genommen,; wir essen, was wir wollen! Das nehme ich auch zur Kenntnis, bin aber davon überhaupt nicht persönlich betroffen. Trotzdem ist es schade um das besagte Kkh; in der Corona-Zeit mit begründeten Einschränkungen, bin ich tr. Wartens, bis die entsch. OP durchgeführt werden konnte, sehr gut versorgt worden. Daher bin ich s. dankbar! Eine Absage wäre viel schlimmer gewesen!

  4. 18.

    Das in Deutschland mehr für die Krankenversorgung ausgeben wird als in den meisten anderen Staaten ist Fakt. Der Staat (Gesundheitsminister Lauterbach) will dagegen eine Reform auf dem Weg bringen und alle meckern schon, bevor die genauen Eckpunkte bekannt sind. Wenn alles so bleibt wie es ist und die Beiträge zur Krankenversicherung steigen, schreien auch alle. In Deutschland haben wir nunmal im europäischen Vergleich viel zuviele Krankenhäuser und doppelstrukturen. Das muss geändert werden!

  5. 17.

    Nun übertreiben Sie mal nicht. Letztlich bekommt jeder Patient zeitnah die nötige Behandlung. Es ist auch für Akutfälle eine zeitnahe Versorgung möglich.

    Ich habe bisher immer und ohne Probleme für meine Akutpatienten ein Bett bekommen.

    Auch Tumorpatienten werden zeitnah operiert.

    Letztlich wird viel zu viel stationär operiert.

    Aber Kostenbewusstsein wird immer wichtiger, wenn man die Beiträge stabil halten will.

    Stattdessen wird nach untauglichen Einsparungen geschrien.

  6. 16.

    Wenn man das wirtschaftliche außer Betrachtung lässt, muss man auch die ständig steigenden Kosten klaglos hinnehmen. Und genau das tun viele Versicherte nicht.

    Wir müssen uns entscheiden, ob wir eine umfassende Versorgung mit Überkapazitäten wollen oder ob Rentabilität Einzug halten soll. Wollen wir eine umfassende Versorgung mit Überkapazitäten müssen wir auch ständig steigenden Beiträge klaglos hinnehmen.

  7. 15.

    Und genau dort liegt der Fehler: Krankenhaus und privatwirtschaftlich. Krankenhäuser müssen als Teil der zutiefst staatlichen Daseinsvorsorge unbedingt raus aus der Kommerzialisierung, die so gern unter dem beschönigenden Mäntelchen der Ökonomisierung daherkommt! Mit Krankenhäusern Geld verdienen zu wollen (bzw. zu müssen) ist ein Verbrechen.

  8. 14.

    Na, Sie schreiben ja hier voll im Politiker-Sprech, wovon ich mich gestern bend persönlich als 'zugelassener Einwender' überzeugen durfte. Es geht um mittlerweile grundlegende Probleme der in Berlin ansässigen Bevölkerung. Warten Sie mal ab, bis Ihnen eine gewisseDiagnose gestellt werden wird. Damir Sie evtll von Ihrem=Politiksprech da runterkommen. In einem Krankenhaus bedarf eines einer Vorabanfrage, ob diese oder jene OP überhaupt durchgeführt wird. Wenn ja, darf man hinfahren zu einem Vorgespräch, das überwiegend organisator. Fragen berührt. Es wird näml. nach einem Termin für ein freies Bett u.Durchführbark. der OP gesucht. Im akuten Fall beginnt dann eine schlimmer Wartezeit, ob es bei fortschreit.Krankheit, rechtzeitig zur erlösenden OP kommen kann. So sieht das in der Praxis aus. Tatsache ist aber, daß in dieser Staat etliche bewohnbare Wohnungen leerstehen, und sich nicht einmal (sehr?) gut verdienende finden, die da einziehen (wollen). Weil doch angebl sehr gut verdient wird.

  9. 13.

    Die Zahlen stammen aus dem zuständigen Bundesministerium. Außerdem ist an einem Ausweichen in ein anderes Krankenhaus nichts verwerflich. Wir können uns den Luxus überzähligen und leerstehender Betten einfach nicht leisten.

    Letztlich wird auch beim Abbau der überzähligen Betten jeder versorgt. Man hat nur Anspruch auf eine Behandlung, aber nicht auf eine Behandlung im Hause der eigenen Wahl.

    Kliniken müssen sich viel mehr spezialisieren. Letztlich geht's hier um viel Geld.

  10. 12.

    "Bernhard": "Wieso sollte der Senat einspringen? Er n Krankenhaus ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen und für eine mögliche Rettung ist der Träger zuständig."

    Genau das ist das Problem.

  11. 11.

    Ist mir weiterhin unbegreiflich, dass irgendwann entschieden wurde, dass Krankenhäuser oder auch Kitas oder Pflegeeinrichtungen als wirtschaftliche Einheiten funktionieren würden. Da sind vulnerable Menschen untergebracht, die eben nicht zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen können, was doch eigentlich offensichtlich ist. Und die Aufgabe einer Pflegekraft, einer Ärztin/ eines Arztes und sonstiges medizinisches Personal sind doch in erster Linie Unterstützung bei der Versorgung und Genesung der Patient*innen.

  12. 10.

    Mehr Betten als nötig? Und trotzdem wartet man wochenlang auf OP-Termine? Und es muss erst endlos rumtelefoniert werden, wenn man als Notfall stationär aufgenommen werden muss?
    Habe ich jetzt schon mehrfach in Familie und Bekanntenkreis erlebt. Das Kind von Einem Kollegen ist im Umland gelandet, weil in Berlin kein Bett zu kriegen war.
    Woher haben Sie die Zahlen?

  13. 9.

    Ich kenne das Waldfriede Krankenhaus sehr gut. Ich bin als Leasingkollege immer sehr gerne ins Waldfriede gekommen. Das Waldfriede leistet mit seinen Mitarbeitern hervorragende Arbeit. Diese Klinik ist es Wert gerettet zu werden, da hier qualitativ gute Arbeit am Menschen geleistet wird. Ich wünsche dieser Klinik und deren Mitarbeitern alles erdenklich gute und ich hoffe das dieses Haus bestehen bleibt. Es ist Wert erhalten zu werden aufgrund seiner guten Patientenversorgung und das ist nicht mehr selbstverständlich in der Berliner Kliniklandschaft.

  14. 8.

    Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Wichtig ist ,alles für die Zukunft und ihre Touris auszurichten (BER, Olympiastadion u.s.w.)die eigene Bevölkerung spielt nur eine zweite Rolle ist leider auch in anderen EU Staaten so.

  15. 7.

    Was bringt die Krankenhaus-Reform von Hr. Lauterbach? Nichts!
    Es wird Energie und Zeit verbrannt bei Cannabis Regelungen.
    Aufwachen Hr. Lauterbach! Krankenhäuser wieder verstaatlichen! Das ist der Weg!
    Sicherheitspersonal einstellen!
    Ich pers. verachte jegliche Gewalt an helfenden Menschen! Egal ob Pflegekräfte/Ärzte, Feuerwehr, Polizei,......
    Diesen Menschen gehört Respekt und nicht Gewalt! Und zwar permanent! 24/7

  16. 6.

    Der Abbau der vielen überzähligen Krankenhausbetten ist unumgänglich.

    Wieso sollte der Senat einspringen? Er n Krankenhaus ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen und für eine mögliche Rettung ist der Träger zuständig.

    Berlin hat etwa 30 % mehr Krankenhausbetten als nötig sind. Viele Kliniken sind nur zu 80% ausgelastet.

    Aber Kostenersparnis will der Versicherte ja nicht...

  17. 5.

    Ich schließe mich meiner Vorsprecherin an. Hoffentlich bleibt das Krankenhaus bestehen. Wenn ich nochmal in ein Krankenhaus müsste, dann dahin. Die Patienten werden dort würdig behandelt. Sehr liebe Schwestern. Eine Millionenmetropole wie Berlin braucht nicht noch ein Krankenhaus weniger.

  18. 4.

    Eines der wichtigsten Krankenhäuser für Frauen Gesundheit in Berlin, und das nicht nur für Berlinerinnen. Es zeichnet sich vor allem durch ein sehr emphatisches Team aus . Hier muss das Land Berlin schnell Unterstützung zusichern.

  19. 3.

    Mein Neffe und meine erste Enkeltochter sind im Waldfriede geboren. Tolles Haus tolles Personal. Super. Ich hoffe, das Ihr es schafft. Da kann sich das Bergmann in Potsdam (meine zweite Enkeltochter) und das Waldkrankenhaus in Spandau (mein erster Enkelsohn) ein Beispiel nehmen.

  20. 2.

    Ein sehr gutes, menschenbezogenes Krankenhaus und die beste Handchirurgie, die ich kenne! Ich bin geschockt, von der drohenden Zahlungsunfähigkeit des "Waldfriede" lesen zu müssen, und hoffe, dass das Krankenhaus mit vereinten Kräften und Anstrengungen recht bald wieder auf Kurs gebracht werden kann.

  21. 1.

    Ein tolles Krankenhaus, keine "Massenabfertigung". Jetzt darf man gespannt sein ob Berliner Senat oder andere hilft. Ich früchte, dass wichtiger sind Neubau des Stadions, Olympiabewerbung, Rückzahlung 4-fach höheren Kosten des BER Flughafens etc.

Nächster Artikel