Gesetzliche Krankenversicherung - Experten empfehlen höheren Krankenkassenbeitrag

Mi 16.10.24 | 15:35 Uhr
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Symbolbild: Gesundheitskarte einer Krankenkasse. (Quelle: dpa/stockfotos-mg)
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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 16.10.2024 | Stefanie Otte | Bild: dpa/stockfotos-mg

Die Krankenversicherung könnte für viele gesetzlich Versicherte im kommenden Jahr spürbar teurer werden. Experten des sogenannten Schätzerkreises haben für 2025 eine rechnerisch nötige Beitragssatzerhöhung um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent vom beitragspflichtigen Einkommen ermittelt, wie das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn mitteilte. "Politico" hatte zuvor berichtet.

Bei dem Wert handelt es sich allerdings nur um eine theoretische Größe. Wie sehr der Beitragssatz dann wirklich steigt, entscheidet jede Krankenkasse für sich. Im Schätzerkreis sitzen Fachleute des Bundesgesundheitsministeriums, des BAS und des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV).

Zusatzbeitrag aktuell zwischen 0,7 und 3,28 Prozent

Konkret geht es um den Anstieg des sogenannten Zusatzbeitrages. Alle gesetzlich Versicherten haben den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent – zur Hälfte getragen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Darüber hinaus erheben die aktuell 95 gesetzlichen Kassen zur Kostendeckung einen Zusatzbeitrag, der ebenfalls hälftig von beiden Seiten gezahlt wird.

Der Zusatzbeitrag ist unterschiedlich und liegt laut einer ständig aktualisierten GKV-Liste im Moment zwischen 0,7 und 3,28 Prozent. Eine Kasse ist darunter, die keinen Zusatzbeitrag erhebt. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag im August bei 1,78 Prozent, wie das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt hatte.

Bei 3.000 Euro brutto zwölf Euro weniger netto

Die Prognose des Schätzerkreises ist nach GKV-Angaben eine theoretische Größe, die sich aus dem Verhältnis von laufenden Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen insgesamt ergibt. Die Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025 werden demnach mit 341,4 Milliarden Euro veranschlagt. Auf Basis dieser Schätzung gibt das Gesundheitsministerium bis zum 1. November einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das kommende Jahr bekannt. Die genaue Höhe legen die Krankenkassen dann aber jeweils für sich fest.

Deshalb lassen sich jetzt noch keine genauen Angaben zur tatsächlichen Höhe der Kosten für den Einzelnen machen. Rechnerisch würde eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto im Monat zwölf Euro weniger netto bedeuten – die anderen zwölf zahlt der Arbeitgeber. Erhöht eine Kasse den Zusatzbeitragssatz, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht.

Lauterbach: Deutsches Gesundheitssystem das teuerste in Europa

Die Kassen hatten schon Anfang September gewarnt, dass ihre Ausgaben im ersten Halbjahr noch stärker gestiegen seien als im ersten Quartal. Das Defizit sei auf mehr als zwei Milliarden Euro angewachsen und werde im Gesamtjahr bis zu 4,5 Milliarden Euro erreichen. Für eine auskömmliche Finanzierung hätte der Zusatzbeitrag für das laufende Jahr im Herbst letzten Jahres nicht bei geschätzten 1,7, sondern bei zwei Prozent liegen müssen, kritisierte der GKV-Spitzenverband.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte in einer ersten Reaktion mit: "Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist." Eine wesentliche Ursache für die steigenden Kassenbeiträge seien im Rekordtempo steigende Ausgaben für Krankenhäuser.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums lagen die Ausgaben der Kassen im ersten Halbjahr bei 161,3 Milliarden Euro – ein Plus von 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 16.10.2024, 19:30 Uhr

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6 Kommentare

  1. 6.

    Mehr Menschen in Arbeit bringen, wäre besser sls weitere Ungerechtigkeiten gegenüber der arbeitenden Bevölkerung.

  2. 5.

    Seit dem 1.1.2019 gilt wieder die paritätische Finanzierung der GKV (Versichertenentlastungsgesetz). Somit werden die Sätze von 14,6, ermäßigt 14 %, hälfig geteilt.

  3. 4.

    Zum einen sollte man die Doppelt-/Dreifach-Untersuchungen ,untersuchen'
    und zum anderen die Pharmaindustrie mit ihren exorbitant steigenden Preisen ,stoppen'.

    Warum ist z.B. bei uns Kochsalzlösung Mangelware?
    Pfennigartikel - mit dem sich nicht viel verdienen lässt?

  4. 3.

    Ich denke, da geht noch was. Geduldig werden die Versicherten auch diese Erhöhung der Beiträge ertragen, wo doch an anderen Stellen großzügig weitere Gelder verteilt werden. Ich finde das alles echt zum Ko……en.

  5. 2.

    Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil...tja, das kann Herr Lauterbach doch ganz sicher ganz toll erklären, denn so ganz unschuldig ist er wohl nicht daran. Shit happens, ist ja nicht sein Geld. Besser, er geht.

  6. 1.

    Ich hoffe, die Erhöhung wird dann auf Arbeitnehmer UND Arbeitgeber aufgeteilt. Aber ich wette, die Arbeitgeber jammern dann wieder herum, so dass alles wieder allein am Arbeitnehmer hängenbleibt.

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