Kritikerumfrage - Deutsches Theater als "Theater des Jahres" ausgezeichnet
Jedes Jahr wird mit Spannung die Gewinnerliste der Fachzeitschrift "Theater heute" erwartet. Diesmal konnte die Theaterszene in Berlin mehrfach abräumen. Nicht nur das Deutsche Theater wird ausgezeichnet, sondern auch Joachim Meyerhoff.
Für das letzte Jahr der Intendanz von Ulrich Khuon ist das Deutsche Theater in Berlin zum "Theater des Jahres" gewählt worden. Zu diesem Ergebnis kommt die Zeitschrift "Theater heute" in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Jahrbuch [der-theaterverlag.de].
Für seine jährliche Umfrage konnte das Magazin auf das Urteil von 46 Kritikerinnen und Kritikern zurückgreifen. Nach 384 Premieren in den 14 Spielzeiten unter Khuon sieht "Theater heute" das Haus als "Hort unaufgeregter Kontinuität".
Der heute 72 Jahre alte Khuon hatte den Posten am Deutschen Theater nach Stationen in Hannover und Hamburg 2009 übernommen. Von 2017 bis 2020 war Khuon auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins. In der Spielzeit 2024/25 wirkt er als Interimsintendant am Schauspielhaus Zürich. Als Nachfolgerin am Deutschen Theater tritt Iris Laufenberg an.
Auch andere Berliner Bühnen waren mit ihren Produktionen bei der Umfrage erfolgreich: Als Inszenierung des Jahres wird Florentina Holzingers "Ophelia's Got Talent" gesehen. Das Stück hat die österreichische Choreografin und Performancekünstlerin für die Volksbühne Berlin als bildgewaltiges Spektakel um Vergewaltigung, Magersucht, Selbstliebe und Sehnsucht nach Selbstzerstörung realisiert.
Das Bühnenbild von Nicola Knezevic mit Wasserbecken und Hubschrauber bei dem Stück überzeugte als "Bühnenbild des Jahres".
Meyerhoff als bester Schauspieler geehrt
Bei der Wahl des besten Schauspielers erhielt Joachim Meyerhoff von der Berliner Schaubühne die meisten Stimmen der insgesamt 46 Kritikerinnen und Kritiker. Er wird damit für seine Rolle als Schriftsteller Trigorin in Thomas Ostermeiers Inszenierung von Anton Tschechows "Die Möwe" an der Berliner Schaubühne.
Als Stück des Jahres wurde die "Bühnenbeschimpfung" von Sivan Ben Yishai ausgewählt, das am Maxim Gorki Theater uraufgeführt wurde.
Gleich zwei Nachwuchspreise gehen ebenfalls in die Hauptstadt: Als beste Nachwuchsschauspielerin wird Irina Usova von der Berliner Schaubühne bedacht. Golda Barton, die in Potsdam und Amsterdam lebt, wird für "Sistas!" als Nachwuchsautorin des Jahres geehrt, für das sie Tschechows "Drei Schwestern" überschrieben und das Geschehen ins West-Berlin der Nachwendezeit transponiert hat. Das Stück wurde auch in der Volksbühne Berlin aufgeführt.
Berliner Theatertreffen als Ärgernis
Die Kritikerinnen und Kritiker haben aber nicht nur auf künstlerische Höchstleistungen in der Theaterwelt zurückgeschaut, sondern auch Ärgernisse der Saison bedacht, wie zum Beispiel das Berliner Theatertreffen.
Meistgelesene Zeitschrift der deutschsprachigen Theaterwelt
"Theater heute" erscheint monatlich und gilt inzwischen als das einflussreichste und meistgelesene Fachmagazin der deutschsprachigen Theaterszene. Die Auflage liegt bei 15.000 Exemplaren. "Theater heute" befragt jedes Jahr die deutschsprachigen Kritiker unter anderem nach dem Theater, Stücken und Schauspielern des Jahres. Die Auszeichnungen zählen zu den wichtigsten in der deutschsprachigen Theaterwelt.
Im letzten Jahr wurde das Schauspielhaus Bochum als "Theater des Jahres" ausgezeichnet. Aber auch Berliner Produktionen standen auf der Gewinnerliste, wie zum Beispiel Helgard Haugs "All right. Good night." Es wurde von den Kritikern als "Stück des Jahres" geehrt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.08.2023, 08:00 Uhr
