Frankfurt (Oder) - Ausstellung über DDR-Kindergefängnis eröffnet am Donnerstag

Di 28.05.24 | 17:11 Uhr
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Ein Mahnmal zur Erinnerung an ein DDR-Kindergefängnis vor dem heutigen Gebäude der Polizeiwache. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.05.2024 | Felicitas Montag | Bild: dpa/Patrick Pleul

In der Volkshochschule Frankfurt (Oder) eröffnet am Donnerstag eine Ausstellung über das Durchgangsheim Kindergefängnis Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland). Kinder und Jugendliche seien dort zu DDR-Zeiten unter unzumutbaren Bedingungen eingesperrt und misshandelt worden, erklärte die Frankfurter Stadtverwaltung am Dienstag. Im Mittelpunkt stehen demnach die Biografien der Minderjährigen, die dort über unterschiedliche Zeiträume hinweg mit dem Ziel der Bestrafung und Umerziehung eingesperrt waren.

Ehemalige Insassinnen und Insassen bezeichneten das Heim bis heute als "Kindergefängnis". Zwölf Ausstellungstafeln und 14 Videostationen geben Einblicke in die damaligen Lebensbedingungen. Zur Eröffnung wird unter anderem der ehemalige Heiminsasse André Pahl als Zeitzeuge erwartet.

Opfer kämpfen bis heute mit Folgeschäden

Die DDR-Jugendhilfe ging den Angaben zufolge gegen Jugendliche vor, die sich nicht der Konformität des sozialistischen Alltags ergaben. Aufmüpfige und Unangepasste sollten in Heimen und Jugendwerkhöfen umerzogen werden, hieß es. Kinder und Jugendliche seien dabei nicht zu ihrem Schutz, sondern zum Schutz des Staates und seiner Ideologie in Obhut genommen worden. Die Opfer kämpften teilweise bis heute mit den Folgeschäden und um deren Anerkennung.

Die Ausstellung "Lebenslänglich Heimkind - Umerziehung im Durchgangsheim Bad Freienwalde" wird bis zum 4. Juli in der Frankfurter Volkshochschule zu sehen sein. Anschließend wird sie vom 10. Juli an in der Frankfurter Gedenk- und Dokumentationsstätte "Opfer politischer Gewaltherrschaft" gezeigt.

Sendung: Antenne Bandenburg, 30.05.2024, 07:30 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Was meinen Sie, wo gab es die gutausgebildeten Erzieher, die das Kindeswohl als erste Priorität „im Auge hatten“? Und... die Ergebnisse sind im Vergleich wie ausgefallen? Trotz Diktatur. Den Einfluss einer Diktatur so zu untersuchen wäre die Aufgabe gewesen.

  2. 20.

    Auch die staatlich gelenkte Kindererziehung in Diktaturen ist immer ideologisch gelenkt, und erst recht die Maßnahmen zur Durchsetzung.der von den Machthabern gesteckten Ziele
    Beispielsweise Zwangsadoptionen, Jugendwerkhöfe etc, , tja dies hatte mit Erziehung eines Kindes rein gar nichts zu tun gehabt.

    Übrigens,ich schrieb alle Maßnahmen......

  3. 19.

    Polen kann nicht der Osten sein. Polen ist Mitteleuropa ;-), sagen die Polen zu recht.
    (Wenn man weiß, dass Europa bis zum Ural geht)

  4. 18.

    Meinen Sie mit Osten Polen? Aber von dort habe ich keine Stimmen gehört.

  5. 17.

    „auschließlichin ideologisch motivierten Maßnahmen„
    Sie unterliegen, warum genau, den falschen Darstellungen? Das erkennt man an dem Wort „ausschließlich“. Der Zeitgeist der Kindererziehung war eben nicht ideologisch, ausschließlich motiviert. Das gab es zwar auch aber wieweit dies ausschließlich war, wäre die richtige Darstellung gewesen. Gerade wenn man es nicht verharmlosen will muss ordentlich gearbeitet/dargestellt werden.
    In ein paar Jahren werden Nachfolgende über das „Nichtstun“ der heutigen Erziehungsergebnisse, mit all seinen psychologischen Folgen, über die jetzige Zeit nur den Kopf schütteln, angesichts der Nichtvorbereitung auf das Leben. Und auch darüber Ausstellungen machen.

  6. 16.

    Alle Maßnahmen im Westen hatten mit denen, die auschließlichin ideologisch motivierten Maßnahmen der ehemaligen
    DDR sehr wenig bis keine Ähnlichkeit.
    Man flüchtete doch aus der DDR und anderen Ostblockländern in den Westen um diesen Maßnahmen zu entkommen, und man entkam ihnen..

    Mal ehrlich, wenn die besiegte menschenverachtende Systeme des 20.Jahrhunderts immer wieder verharmlost werden, da wundert der derzeitige Zustand der Gesellschaft wenig, zumal der innere (humanistische)Kompas bei beachtlichen Teil der Einwohner "flöten" gegangen ist.

  7. 15.

    Ist denn den Kindern in diesen Einrichtungen ähnliches widerfahren was den Verschickungskindern und den Messdienern so alles widerfahren ist? Saubere journalistische Tätigkeit und zeitliche Einordnung ist eine Tugend. Auch fehlt, warum diese Einrichtung in der DDR geschlossen (!) wurde. Das kann man unmöglich übersehen haben.

  8. 14.

    Danke für die Gleichstellung, dass es im Westen auch bestimmt ähnliche Maßnahmen gab oder es vielleicht sogar immer noch Ähnliches gibt?

  9. 13.

    Ist nicht so, das im Westen der Republik alles toll war, wenn es Sie beruhigt. Vielleicht waren einige Sachen noch schlechter zu bestimmen Zeiten, falls Sie das beruhigt. Ist aber nicht so, dass alles nicht zu erfahren ist. Gibt und gab auch im Westen viele Menschen, die das gegen sich selber gerichtet sahen. Ansonsten war doch Zeit, um nachzulesen. Vor allem auch über die Zeit der NS-Zeit ! Und da viele der Führenden der AFD aus dem Westen kommen, sehen Sie, das nicht jeder daraus lernen will.

  10. 12.

    Die Durchgangsheime (hier wird nur von Bad Freienwalde berichtet) hatten alle samt Gitter vor den Fenstern, Türen wurden abgeschlossen, Zimmer wurden nachts verschlossen und die Kinder / Jugendlichen bekamen nur einen Eimer für die Notdurft, man musste (traf nicht auf alle Durchgangsheime zu) zu jeder Gelegenheit an Linien antreten, man bekam keinerlei Kontakt zu den Eltern, Kinder unter 6 Jahren wurden dort verwahrt, man durfte während der Mahlzeiten nicht sprechen, man durfte nicht ohne Erlaubnis zur Toilette usw usf. Ich würde daher schon sagen, dass der Begriff "Kindergefängnis" hier gerechtfertigt ist.
    Ja, es gibt einen Link. Bei google "ausstellung kindergefängnis in frankfurt oder" eingeben, damit müssten Sie es finden.

  11. 11.

    Jugenwerkhöfe waren ja bekannt als letzte und strengste Erziehungsmaßnahme für Jugendliche.
    Ist - aus Ihrer Sicht - der Begriff "Kindergefängnis" angemessen? Das klingt sehr martialisch und beängstigend.
    Ich weiß nicht, ob ich mir die Ausstellung ansehen möchte; gibt es eine Website dazu?
    Danke.

  12. 10.

    Jugenwerkhöfe waren ja bekannt als letzte und strengste Erziehungsmaßnahme für Jugendliche.
    Ist - aus Ihrer Sicht - der Begriff "Kindergefängnis" angemessen? Das klingt sehr martialisch und beängstigend.
    Ich weiß nicht, ob ich mir die Ausstellung ansehen möchte; gibt es eine Website dazu?
    Danke.

  13. 9.

    Danke für die Klarstellung. Auch ich fand den Begriff in der Überschrift sehr irreführend. Bei solchen Tatsachen empfiehlt sich Korrektheit.

  14. 8.

    Mit "Kindergefängnis" sind die Durchgangsheime gemeint, von denen in jedem Bezirk der DDR mindestens eins existierte. Bad Freienwalde war, wie es scheint, eins der schlimmsten. Ich selbst war in Berlin Alt Stralau und später im Durchgangsheim Potsdam, als ich auf einen Platz im Jugendwerkhof warten musste. Den Begriff "Kindergefängnis" prägten die ehemilgen Insassen des Durchgangsheims Bad Freienwalde, in dem grausame Zustände geherrscht haben. Bei Interesse empfehle ich, mal im Einzelnen danach zu googlen.

  15. 7.

    Ja richtig. Diese Kinderheime für "Schwererziehbare" waren bis 14 Jahre. Von 14 bis max. 20 Jahre wurden "Schwererziehbare" dem Jugendwerkhof zugeordnet. "Schwererziehbare" waren in der DDR Kinder und Jugendlichen, die extreme Verhaltensauffälligkeiten außerhalb des seinerzeite bekannten medizinisch-psychologischen Horizonts zeigten und deren Eltern damit nicht zurecht kamen. "Verhaltensauffällig" waren kriminell auffällige Kinder und Jugendliche sowieso. Kinder bis 14 Jahre wurden in der DDR auch nicht verurteilt. Da griff die Jugendhilfe (heute vergleichbar Jugendamt) ein und ordnete an. Das aber wirklich selten, daher gab es in der DDR auch nicht so viele solcher Heime. Die heute bekannte Krankheit Autismus oder extrem ADHS wurde seinerzeit übrigens in BRD und DDR als Verhaltensauffälligkeit gedeutet und ab gings ins Heim, in West wie Ost.

  16. 6.

    Kinder zählt man bis 14 Jahre, Jugendliche ab 14 Jahre.
    Jugendwerkhof war m.E. ab 14 Jahre, oder?

  17. 5.

    Ja so ist ds halt... hüben wir drüben glichen sich die gesellschaftlichen Verhältnisse oft, nur mit anderen politischen Vorzeichen. Bemerkenswert ist nur immer, dass die ehemalige DDR gesellschaftlich komplett aufgearbeitet wird. Bei solch einer Aufarbeitung werden meist die für Menschen negativen Einflüssen aufgezeigt, die es beiden deutschen Staaten auch gab. Es fehlen eben auch die Aufarbeitungen oder die Auseinandersetzung mit menschenunwürdigen Bedingungen in der ehemaligen BRD (z.B. Berufsverbote für Linke, Bildungs-Chancen für Einkommensschwache). Das bringt viele Boomer mit DDR-Soialisierung dann vielleicht auch auf die Palme.

  18. 4.

    Erschreckend, das Ganze. Aber ich dachte immer, diese Einrichtungen hießen Jugendwerkhöfe? Dass es "Kindergefängnisse" gab, ist mir neu.

  19. 3.

    Das erinnert mich leider an meine Zeit damals als Kind in einem katholischen Heim im tiefsten Westdeutschland - in Hessen. Die Verhältnisse waren so ähnlich erschreckend wie die hier geschilderten.
    Und wie man hört, soll es so etwas immer noch geben, wenn auch nicht mehr in diesem Ausmaß und zum Glück wohl auch nicht mehr in Deutschland, Gott sei Dank!.

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