Im Alter von 87 Jahren - Hauptbahnhof-Architekt Meinhard von Gerkan gestorben
Er plante den Flughafen Tegel und den Berliner Hauptbahnhof: Der Star-Architekt Meinhard von Gerkan ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 87 Jahren in Hamburg.
Der Architekt Meinhard von Gerkan ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 87 Jahren in Hamburg, wie sein Büro GMP am Donnerstag unter Berufung auf die Familie am Donnerstag mitteilte.
Von Gerkan gehörte zu den prägendsten deutschen Architekten der Gegenwart und war auch international bei vielen Projekten im Einsatz. Das von ihm geleitete Hamburger Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner (GMP) baute in Deutschland unter anderem zahlreiche bekannte Funktionsbauwerke wie den Berliner Hauptbahnhof und die Berliner Flughäfen BER und Tegel.
1965 Gründung von GMP
Von Gerkan kam am 3. Januar 1935 im lettischen Riga zu Welt und verlor im Zweiten Weltkrieg seine Eltern. Nach seiner Flucht nach Westdeutschland wuchs er in Pflegefamilien auf, studierte Architektur und gründete 1965 in Hamburg die Sozietät GMP, die sich durch den Gewinn von Gestaltungswettbewerben schnell einen Namen machte. Von Gerkan und sein Team entwickelten sich in der Folge zu einem international gefragten Architektur-Team.
Heute arbeiten weltweit mehr als 400 Beschäftigte für das Büro GMP, das Hunderte erste Preise in Wettbewerbsverfahren gewonnen und mehr als 370 Bauten fertiggestellt hat. Darunter sind die Neue Messe Leipzig mit einer gläsernen Tonne über dem Mitteltrakt, die Flughäfen in Hamburg und Stuttgart, der Umbau des Berliner Olympiastadions sowie Fußballstadien in Südafrika und Brasilien.
Querelen beim Hauptbahnhof und beim BER
Von Gerkans Wirken war aber auch immer wieder von öffentlichen Kontroversen und Konflikten mit den öffentlichen Auftraggebern von Großprojekten verbunden. Für Schlagzeilen sorgte sein Streit mit der Deutschen Bahn beim Bau des Berliner Hauptbahnhofs, in dessen Verlauf der Konzern eigenmächtig das Glasdach über den Bahngleisen verkürzte und eine geplante feingliedrige Zwischendecke im Innern durch eine weit schlichtere Konstruktion ersetzte.
In der Folge kam es nach der Eröffnung des neuen Hauptstadtbahnhofs 2006 auch zu einem Rechtsstreit um Urheberrechtsfragen vor dem Landgericht in Berlin, den von Gerkan gewann. Später legten er und die Bahn unter deren damaligem Vorstandschef Hartmut Mehdorn diesen durch einen Vergleich bei.
Auch von Gerkans Beteiligung als Chefarchitekt an der Planung des neuen Berliner Flughafens BER stand teils unter keinem guten Stern. Das Projekt verzögerte sich durch Fehler beim Brandschutz, die von einer Baufirma zu verantworten waren. Allerdings kündigte die Betreibergesellschaft der gesamten Planungsgemeinschaft, also auch von Gerkan. Dagegen ging dieser juristisch vor. Später schrieb er auch ein Buch über das BER-Desaster.
Sendung: rbb24 Inforadio, 01.12.2022, 13:00 Uhr