Autobahnen in Berlin - Pläne für Umbau des Dreiecks Funkturm ab sofort einsehbar
Schon seit Jahren kritisieren Anwohner den geplanten Umbau des Autobahndreiecks Funkturm. Sie befürchten vor allem Durchgangsverkehr. Ab sofort können Interessierte die Planungen einsehen - und möglicherweise gegen sie klagen. Von Thomas Rautenberg
- Seit Montag können Interessierte die Planungen zum Umbau des Autobahndreiecks Funkturm einsehen und Einwendungen machen
- Größter Streitpunkt bei den Planungen bleibt die Schließung der Zufahrt Halensee
- Die Planungsgesellschaft rechnet mit einer Verfahrensdauer von 18 Monaten
Falk von Moers, von der "Siedlergemeinschaft Eichkamp" am Dreieck Funkturm, ist erleichtert. Direkt vor seiner Haustür an der Avus-Tribüne sollten ursprünglich acht Meter hohe Schallschutzwände und eine Autobahnausfahrt entstehen. Tausende Fahrzeuge sollten vor seinem Haus direkt durch den Kiez geleitet werden. Stunde um Stunde. Tag für Tag. Eigentlich. Das Vorhaben ist nun gekippt.
Die mit dem Umbau des Autobahndreiecks beauftragte Planungsgesellschaft Deges hat die neue Anschlussstelle Messedamm weiter in Richtung Norden verschoben - und damit hinter die Siedlung Eichkamp, in der von Moers wohnt.
Es seien viele Diskussionen mit den Autobahnplanern gewesen, sagt von Moers. Das Ergebnis stimme ihn nun aber zufrieden. "Es ist wunderbar, dass die geplante Ausfahrt von der Avus an dieser Stelle nicht kommen wird. 45.000 Fahrzeuge hätten ansonsten den Weg durch das Siedlungsgebiet genommen. Jetzt fahren sie weiter nördlich ab und kommen so auf den Messedamm und die Masurenallee. Da wohnen deutlich weniger Menschen."
Streitpunkt bleibt Anschluss Halensee
Ein Teilerfolg für die Anwohner, denn nicht mit jeder Forderung konnten sie sich in den Vorgesprächen durchsetzen: So werden etwa die Zu- und Ausfahrten Halensee ersatzlos gestrichen, wie fünf weitere Anschlüsse.
Andreas Irngärtinger, Berliner Bereichsleiter bei der Deges, sagt, dass das neue Autobahnkreuz dadurch vor allem staufreier werden soll. Ein- und Ausfädelspuren sorgten bei dichtem Verkehr immer wieder für Rückstaus. Das sehe man täglich auf der Stadtautobahn. Durch den Verzicht auf die Ein- und Ausfahrten Halensee erwarte man künftig einen störungsfreieren Verkehr. Davon könnten auch die Anwohner profitieren, "weil die Umwegverkehre nach dem Motto 'Ich fahr mal um den Stau herum' entfallen werden. Somit ziehen wir den Verkehr aus den Wohngebieten heraus und bündeln ihn auf der Autobahn."
Berliner Politik unentschlossen
Die Anwohner hingegen fürchten, dass es an den nun verbleibenden Ein- und Ausfahrten, vor allem an der Knobelsdorffstraße, zu noch mehr Verkehr und damit erst recht zu langen Staus kommen könnte. Das Berliner Abgeordnetenhaus teilte zuletzt die Sorge und hatte im August vergangenen Jahres deswegen mit einem Mehrheitsbeschluss auf den Erhalt der Anschlussstelle Halensee gedrängt. Die zuständige Senatsverkehrsverwaltung hatte da aber bereits erklärt, dass die "Forderungen nach einer zusätzlichen Ein- und Ausfahrt Halensee nicht weiterverfolgt werden sollten".
Ein halbes Jahrhundert unter Volllast
Nun werden die Anwohner das Thema im Planfeststellungsverfahren wohl mit juristischer Unterstützung nochmals auf den Tisch bringen. Ob es aber tatsächlich noch Veränderungen an der Bauplanung geben wird, wird sich erst in den kommenden Monaten entscheiden. Die Zeit allerdings drängt. Vor allem die Brücken am Dreieck Funkturm sind nach rund 55 Jahren unter Volllast an ihre Grenzen gekommen.
"Wir müssen dringend etwas tun", warnt Deges-Bereichsleiter Irngärtinger deshalb. Ihm sei bewusst, dass ein Autobahnbau mitten in der Innenstadt immer kompliziert sei. Ohne Interessenausgleich ginge das nicht. Die Deges aber habe ihre Hausaufgaben gemacht. Man habe etwa sichergestellt, dass während der Bauzeit immer die gleiche Zahl an Fahrspuren zu Verfügung stünde, um die Erreichbarkeit Berlins über die Autobahn zu sichern.
Und man werde mit dem Neubau auch den Lärmschutz für viele Anwohner in den benachbarten Kiezen deutlich verbessern. "Für die Menschen in der Eichkamp-Siedlung und für die Bürgerinnen und Bürger in der Dernburgstraße wird sich die gefühlte Lärmbelastung halbieren."
Planer rechnen mit anderthalb Jahre dauerndem Verfahren
Die bundeseigene Autobahn-Planungsgesellschaft Deges hofft, dass das Planfeststellungsverfahren mit der öffentlichen Beteiligung in 18 Monaten abgeschlossen werden kann. Das zuständige Fernstraßen-Bundesamt (FBA) plant im Verfahren auch einen Erörterungstermin, bei dem strittige Frage diskutiert werden können.
Am Ende wird dann der Planfeststellungsbeschluss und damit das Baurecht erteilt. Die Deges will dann sofort mit dem Umbau des Autobahndreiecks Funkturm beginnen. Vorausgesetzt natürlich, die Anwohner beschreiten nicht noch den Klageweg.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.01.2023, 09:05 Uhr