Schäden unter dem Alexanderplatz - Sanierung des beschädigten U2-Tunnels soll im März beginnen

Mo 06.02.23 | 13:06 Uhr
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Ein Gleis der U2 am Alexanderplatz ist gesperrt, es wird gependelt. Der Bahnhof wird abgestützt, aufgenommen am 24.01.2023. (Quelle: Imago Images/Sabine Gudath)
Video: rbb24 Abendschau | 06.02.2023 | B. Hermel | Bild: Imago Images/Sabine Gudath

Seit der Tunnel unter dem Alex um ein paar Zentimeter abgesackt ist, lähmt ein Pendelverkehr Berlin. Nun gibt es einen Plan, um die "Pulsader der Stadt" wieder in Takt zu bringen. Fünf Monate Bauzeit sind veranschlagt.

Die Sanierung des abgesackten U2-Tunnels am Alexanderplatz soll voraussichtlich im kommenden Monat beginnen. Im August soll dann wieder Vollbetrieb auf der Linie möglich sein. Diesen Zeitplan haben die Mobilitätsverwaltung, der Bezirk Mitte, die BVG und das Immobilienunternehmen Covivio am Montag vorgestellt.

Mobilitäts-Staatssekretärin Meike Niedbal sagte, Ziel sei es, "möglichst schnell und möglichst sicher" wieder zum Vollbetrieb zu kommen. Seit fast vier Monaten kann nur eine Tunnelröhre befahren werden, da die zweite bei Bauarbeiten für ein geplantes Hochhaus von Covivio um knapp vier Zentimeter abgesackt war.

In den kommenden fünf Wochen wollen die zuständigen Behörden die vorgelegten Sanierungspläne von Covivio prüfen – laut Niedbal "schnell, aber sorgfältig". Dann folgen fünf Monate Bauzeit. Zunächst wird der Boden unter dem Tunnel verfestigt und die verrutschte Wand der Baugrube fest verankert. In einem letzten Schritt wird der Untergrund dann angehoben.

"Wir wissen, dass es Riesenmist ist"

Covivio-Vorstandschef Daniel Frey versicherte, es habe "höchste Priorität", den Tunnel wieder in die ursprüngliche Position zu bekommen: "Wir wissen, dass es Riesenmist ist für die Berlinerinnen und Berliner, dass die U2 - sozusagen die Pulsader der Stadt - nicht funktioniert." Das Verfahren dauere lange, so Frey, aber es sei komplex und es müsse ordentlich gemacht werden: "Pfusch können wir uns hier wirklich nicht leisten."

Die Kosten für die Sanierungsaktion werden sich nach jetzigen Schätzungen auf knapp unter zehn Millionen Euro belaufen. Staatssekretärin Niedbal sagte, noch laufe die Analyse, was die Tunnelabsenkung verursacht habe. Auf Grundlage des Ergebnisses würden dann die Kosten verteilt. Grundsätzlich gelte: "Wer verursacht, muss am Ende zahlen."

Covivio zahlt für jeden Tag, an dem die U2 nicht regulär fährt

Die BVG kündigte an, spätestens ab Anfang April solle die Straßenbahn M1, die aktuell viele Menschen als Alternative zur U2 nutzen, in kürzerer Taktung fahren. Bis dahin soll etwa geklärt werden, wie man den Individualverkehr so schaltet, dass die öfter fahrenden Straßenbahnen nicht im Verkehr stecken bleiben. Außerdem sollen an den U2-Stationen, an denen der Pendelverkehr losgeht, verstärkt Fahrräder, E-Bikes und E-Scooter angeboten werden.

Als Lehre aus der jetzigen Situation fordert die grün-geführte Mobilitätsverwaltung, dass es in Zukunft bei allen Bauprojekten mit Risiken für die öffentliche Infrastruktur eine sogenannte "nachbarschaftliche Vereinbarung" gibt, damit im Schadensfall schnell gehandelt werden kann und nicht lange über Haftung und Beweisführung verhandelt wird. Bisher sind solche Vereinbarungen nicht obligatorisch.

Zwischen BVG und Covivio gab es sie aber, unter anderem ist darin festgehalten, dass Covivio für jeden Tag, den die U2 nicht regulär fährt, eine Geldstrafe zahlt. Wie hoch diese ist, wollte Rolf Erfurt, BVG-Vorstand Betrieb, nicht sagen, nur so viel: "Das tut schon richtig weh."

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.02.2023, 13:00 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Besser sie kümmern sich jetzt ordentlich darum, den Schaden anständig und nachhaltig zu beheben, als dass sie schnell Gaffa-Tape über die Risse kleben, einen Holzklotz unter die Absenkung schieben und dann verkünden, alles sei repariert, nur damit es in einigen Monaten wieder und womöglich schlimmer zusammenfällt.

  2. 10.

    Wohlweislichen Abstand halten scheint eine Tugend aus der Vergangenheit geworden zu sein: Hier beim Hochhausbau eine Handbreite zur U-Bahn, bei Lückenspringern auf Stadtstraßen und Autobahnen. Diese Analogie sei schon erlaubt.

    Wenn ein Alarm ausgelöst wird, dient das der nachträglichen Defektbehebung; wer schon aufgrund seiner Fahrweise zusammengestoßen ist, nützen die Sensoren, die dann erst anspringen, auch nichts mehr.

    Defektvermeidung bzw. Vermeidung solcher Unpässlichkeiten wäre die Devise. Das kostet - an nichtgenutzten Raum.

  3. 9.

    Ja, mich wundert es auch, dass solche riskanten Bauvorhaben überhaupt genehmigt werden. Meist von Leuten/Politikern, die nicht wirklich Ahnung haben. Wie auch die Friedrichswerdersche Kirche in Mitte, die durch die neuen Nebenbauten drumherum arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, und deren Stabilität hinterher nochmal Millionen gekostet hat. Eine Schande!! Dass alles, nur um noch mehr Gelder zu bekommen!?

  4. 8.

    "... die U2 - sozusagen die Pulsader der Stadt..."

    Na gottseidank ist "die U7 die Pulsader der Welt" quasi.

    ( Sarkasmus aus! )

  5. 7.

    "Pfusch können wir uns hier wirklich nicht leisten." - der Pfusch ist doch schon längst passiert. Wie kann man denn das Projekt noch mehr verpfuschen?

  6. 6.

    Mit der Strafe wird als kleine Entschädigung wohl das 29€-Ticket in Berlin bezahlt? (;
    Denn die Unannehmlichkeiten haben ja in erster Linie die Fahrgäste.

  7. 5.

    Endlich steht der Zeitplan und im Frühjahr gehen die Bauarbeiten los.

  8. 4.

    Warum dauert die Änderung der Ampelschaltung für die Tram so lange? Der Verkehrssenat hat doch extra den Vertrag mit dem privaten Dienstleister gekündigt, so dass man schneller agieren kann. Zu viele Fototermine?

  9. 3.

    Es ist erstaunlich,wie leichtfertig man mit Bauprojekten,vor allem am Alex umgegangen ist.Warnungen wurden Ignoriert.Inkompetenz ist das Wahrzeichen von Berlin.Vielleicht ist ja auch,durch die Senkung der Erde,rund um den Alex,das Aquarium im Domaquaree kaputt gegangen.Jeder Facharbeiter für Tiefbau,hat mehr Weitsicht als der Senat von Berlin.Wieder Millionen in den Sand gesetzt.Grün ,Rot, Rot lässt Grüßen.

  10. 2.

    Dass die Strafzahlungen covivio "so richtig weh" tun, fällt mir schwer zu glauben, wenn der Konzern es bisher allem Anschein nach alles andere als eilig hatte mit dem Einreichen von Unterlagen etc.

    Toll jedenfalls, dass zwischen der Teilsperrung und dem Beginn der Bauarbeiten nur ein halbes Jahr vergangen ist. Spiegelt sehr gut wider, welchen Stellenwert der ÖPNV in Berlin hat: Erstmal dem Investor freie Hand lassen und ihn erst kurz vor der Wahl zum Rapport bestellen, um Tatkraft zu heucheln.

  11. 1.

    Die "grün-geführte Mobilitätsverwaltung" sollte sich lieber an den Stand der verfügbaren Technik halten und dies auch genehmigungsrechtlich umsetzen. Bei einer Schadensbegrenzung durch eine "nachbarschaftliche Vereinbarung" ist der (hier) vermeidbare Schaden bereits eingetreten. Ob die politische Ausrichtung der Verwaltung dabei eine Rolle spielt ist dagegen wohl eher unerheblich.
    Auch vermisse ich bei "Pfusch können wir uns hier wirklich nicht leisten." das Wörtchen "mehr".

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