Berliner Elite-Einheit - Polizist soll Kollegin mit K.o.-Tropfen betäubt und zur Vergewaltigung angeboten haben
Ermittlungen in den eigenen Reihen: Ein Polizist aus Berlin wird verdächtigt eine Kollegin mit Drogen betäubt zu haben. User einer Dating-App hatten den Fall gemeldet. Dort sei die Frau zur Vergewaltigung angeboten worden.
- Zeuge fand Foto der bewusstlosen Frau auf Dating-App
- Polizei stürmte Wohnung des Kollegen
- Frau ist ebenfalls Polizistin und wurde betäubt
- Im letzten Jahr mehr als 250 Disziplinarverfahren eingeleitet
Wegen eines Sexualdelikts wird gegen einen Berliner Polizisten ermittelt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft steht der Beamte im Verdacht, eine Kollegin mutmaßlich mit K.o.-Tropfen betäubt und dann auf einer Dating-Plattform zur Vergewaltigung angeboten haben. Der 36-Jährige sei nicht mehr im Dienst, sagte eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft am Dienstag.
Es werde wegen Vergewaltigung widerstandsunfähiger Personen gegen ihn ermittelt. Disziplinarrechtliche Schritte gegen den Beamten seien bereits eingeleitet worden, hieß es ergänzend von einer Polizeisprecherin. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.
Mutmaßlicher Täter äußert sich bisher nicht
Der Vorfall soll sich demnach am 11. März 2023 in der Wohnung des Polizisten abgespielt haben. Laut Staatsanwaltschaft hatte sich ein Zeuge bei der Polizei gemeldet, nachdem er das Bild der offensichtlich bewusstlosen Frau auf der Plattform entdeckt hatte. Polizisten stürmten daraufhin die Wohnung des 36-Jährigen. Dort hätten die Beamten die Kollegin gefunden. Es seien zwei Tütchen, die vermutlich Drogen enthielten, gefunden worden.
Datenträger seien sichergestellt worden und würden derzeit noch ausgewertet, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Das 35 Jahre alte Opfer und der Zeuge seien bereits vernommen worden, erklärte die Behördensprecherin. Der Polizist habe sich bislang nicht geäußert, so die Sprecherin. Er sei nicht in Untersuchungshaft.
Der 36-Jährige war laut "Bild" und "Tagesspiegel" beim Mobilen Einsatzkommando (MEK) tätig. Diese Spezialeinheit kommt beispielsweise bei Entführungen, Erpressungen oder Organisierter Kriminalität zum Einsatz.
Als K.o.-Tropfen werden verschiedene Arten von Substanzten und Drogen bezeichnet, etwa Ketamin, ein Narkosemittel aus der Tiermedizin, oder GHB (Gammahydroxybuttersäure), umgangssprachlich Liquid Ecstasy genannt. Täter schütten die Substanzen ihren Opfern heimlich in Getränke, um sie zu betäuben oder wehrlos zu machen. Tatorte können Kneipen, Bars und Clubs, aber auch private Orte sein. Die Mittel werden teils in niedrigeren Dosierungen auch freiwillig als Partydrogen genommen.
Über 250 Disziplinarverfahren gegen Polizisten
Für die Berliner Polizei ist es nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sie in den eigenen Reihen ermittelt. Im Februar sind Fahnder mit einer großangelegten Razzia gegen zwei Polizisten vorgegangen, denen Bestechung und Bestechlichkeit vorgeworfen wird. Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft wird auch wegen Strafvereitelung im Amt, Rechtsbeugung in mittelbarer Täterschaft, Steuerhinterziehung und Geldwäsche ermittelt.
Laut Behörden richteten sich die Ermittlungen gegen einen Polizeikommissar und einen Polizeiobermeister sowie gegen sechs Ladenbesitzer. Die Polizisten sollen in ihrem Dienstbereich
Datenabfragen im Polizeisystem durchgeführt und die Gewerbetreibenden vor anstehenden Kontrollen gewarnt haben.
Wegen diverser Vorwürfe wurden 2022 bei der Berliner Polizei mit rund 27.000 Beschäftigten insgesamt 253 Disziplinarverfahren eingeleitet, wie ein Sprecher mitteilte. In 60 Fällen ging es dabei um Straftaten außerhalb des Dienstes, sechs Mal sei es dabei um Straftaten gegen die
sexuelle Selbstbestimmung gegangen. Weitere Delikte waren etwa Körperverletzung (5), Beleidigung (4) sowie Drogen- oder Arzneimittelmissbrauch (4).
Sendung: rbb24 Abendschau, 13.06.2023, 19.30 Uhr