Haushaltsplan für Berlin - Marode Polizeiwachen sollen aus Klima-Sondervermögen finanziert werden

Mo 18.09.23 | 16:33 Uhr
  13
Archivbild: Polizeidirektion 5 - Abschnitt 52, Friesenstraße, Kreuzberg. (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: Radioeins | 18.09.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Schoening
  • Kein Geld im Haushaltsplan 2024/25 für Sanierungen der Polizeiwachen vorgesehen
  • finanzielle Mittel sollen aus Klima-Sonderpaket genommen werden
  • Kritik von Grünen und Polizeigewerkschaft

Der Senat plant für den nächsten Doppelhaushalt 2024-25 keine Mittel für die Sanierung von maroden Polizeiwachen ein. Stattdessen soll der Sanierungsstaus mit Hilfe des geplanten Klima-Sondervermögens aufgelöst werden. Das kündigte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Innenausschuss an. Die Grünen kritisierten das Vorhaben als riskant, die Gewerkschaft der Polizei forderte Nachbesserungen des Haushaltsentwurfs.

Der Abbau des Sanierungsstaus habe oberste Priorität, bekräftigte Innensenatorin Iris Spranger zum Auftakt der Haushaltsberatungen im Fachausschuss. Allein bei den Polizeigebäuden belaufe sich das Volumen inzwischen auf 2,1 Milliarden Euro, wenn man die Anforderungen an klimaneutrale Gebäude berücksichtige. Dazu kämen rund 384 Millionen Euro bei der Feuerwehr.

Keine Sanierungsmittel für Polizei eingeplant

Dass im Haushaltsentwurf aber gerade einmal 10 Millionen Euro Sanierungsmittel pro Jahr für die Feuerwehr eingeplant sind und gar keine mehr für die Polizei-Liegenschaften, begründete Spranger gegenüber den Abgeordneten damit, dass die Sanierung von Polizeiwachen in Zukunft über das noch zu schaffende "Sondervermögen Klimaschutz, Transformation und Resilienz" finanziert werden solle. Der Senat hatte Ende Juli beschlossen, für das Sondervermögen im ersten Schritt bis zu fünf Milliarden Euro neue Schulden aufzunehmen, die neben den regulären Haushaltsmitteln zur Verfügung stehen sollen. Das Abgeordnetenhaus muss dem allerdings noch zustimmen.

Grüne verweisen auf rechtliches Risiko

Der grüne Innenpolitiker Vasili Franco kritisierte die Pläne der Innensenatorin und verwies vor allem auf rechtliche Risiken. "Es hat schon Landesverfassungsgerichte gegeben, die haben Klima-Sondervermögen gekippt - und zwar genau dann, wenn man Geld aus dem regulären Haushalt genommen hat." Zwar sei jeder Euro für Klimaschutz zu begrüßen, der Senat gefährde aber durch Intransparenz seine eigenen Ziele. Weder habe die Regierung bisher eine Investitionsplanung vorgelegt, noch könne das Parlament nachvollziehen, welche konkreten Dienstgebäude in den nächsten beiden Jahren überhaupt saniert werde sollen. Berlin laufe Gefahr, am Ende nicht mehr Sanierungen, sondern weniger zu bekommen.

Polizeigewerkschaft fordert Änderungen

Auch der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei GdP, Benjamin Jendro, forderte Änderungen im Haushaltsentwurf. Zwar nehme man die Senatorin beim Wort, sehe es aber sehr kritisch, sämtliche Sanierungskosten in das Klimapaket zu packen, das bisher eine reine Absichtserklärung sei. "Dagegen wird eventuell jemand klagen, und wenn dann am Ende da eine Null steht, fallen die Dienststellen weiter auseinander. Das ist hochgefährlich für unsere Kolleginnen und Kollegen." Die Senatorin müsse konkrete Maßnahmen benennen und feste Summen in den Haushaltsplan aufnehmen.

"So viel wie möglich" über Klimapaket finanzieren

Innensenatorin Spranger verwies zunächst auf die Investitionsplanung des Senats, die morgen beschlossen werden soll - und auf laufende Gespräche mit der landeeigenen Berliner Immobilienmangement Gmbh (BIM), darüber, welche Maßnahmen tatsächlich ins Klima-Sondervermögen ausgenommen werden könnten. Dies werde "sehr, sehr viel" sein, sagte Spranger. Selbstverständlich würden neue Sanierungs-Maßnahmen klimaneutral sein, sodass "so viel wie möglich" über das Klimapaket finanziert werden könne. Bis zum 2. Oktober soll die Innenverwaltung den Abgeordneten einen schriftlichen Bericht über die Einzelheiten vorlegen.

Sendung: Radioeins, 18.09.2023, 17:00 Uhr

13 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 13.

    Mir ist es völlig egal wo das Geld herkommt, nur sollte sich endlich für die aktiven Kollegen eine deutliche Besserung in Sachen Unterkünften, bei Anderem natürlich auch, einstellen. In der abgebildeten Luxusunterkunft durfte ich fast zwanzig Jahre Dienst schieben. Heruntergekommen, versifft, Haustiere gab es jede Menge und bei Eisenmangel tat es auch ein Schluck aus der Wasserleitung. Modernisierungsversuche stolperten regelmäßig am Denkmalschutz. Der Hohn war der Energieausweis im Treppenhaus - die Skala reichte nicht wirklich. Die Heizungen kannten meist nur zwei Zustände, An und Aus, was im Sommer lästig war, im Winter sich jedoch durch leicht zugige Fenster relativierte. Die Telefondrähte kannten vermutlich den Erbauer noch und die Leistungsfähigkeit so mancher Stromkabel hatte schon was Antikes.

  2. 12.

    Gut für unsere Polizei....aber eine Frechheit wo überall Kohle vorher verschleudert wurde und wie dies vertuschend (Sondervermögen = Schulden) an der Verfassung vorbei nun querfinanziert werden soll.

  3. 11.

    Na ich denke, das wird die nächste Branche sein, wo alle abwandern oder gar nicht mehr hinwollen.
    Die Polizei wird seit Jahren stiefmütterlich behandelt und muss sich mehr und mehr von der Bevölkerung drangsalieren lassen. Das macht genauso unzufrieden wie in der medizinischen Branche.
    Nur weiter so - Deutschland schafft sich und ihre Demokratie vorsätzlich selbst ab.

  4. 10.

    Wenn man sich all diese sinnlosen "Klima-Sondervermögen" endlich mal verkneifen könnte, wäre allemal genug Geld da für Schulen, Straßen, Brücken und locker auch für Polizei und Feuerwehr. Und sogar Steuersenkungen.

  5. 9.

    Wie wäre es damit, Politikergehälter für viele Jahre einzufrieren und ganz sicher geplante entsprechende Erhöhungen in die Sanierung beispielsweise von Krankenhäusern, Schulen und Polizeiwachen zu investieren?

  6. 8.

    Über das Klimasindervermögen werden dann also einfach Sachen finanziert, für die im Rekordhaushalt kein Platz war. Die aber irgendwie was mit "Klima" zu tun haben. Eigentliche zusätzlich notwendige Anstrengungen ... und dafür war dieses Sondervermögen ja mal werbeträchtig dem Klimavolksentscheid gegenübergestellt ... kann man dann wohl vergessen. Was für eine Farce.

  7. 7.

    Wären unter gleichen Gesichtspunkten dann nicht erst einmal die seit Jahren vernachlässigten Schulen dran oder wird das Geld eventuell schlecht und muss weg.

  8. 6.

    Seit wann sind die Grünen an Polizeiwachen interessiert? Ach ja, das Geld kommt aus dem Klimapaket. Dann kann man schon einmal auf Doppelmoral machen. Wenn man dann noch die Renovierung, wie in den letzten Jahren, verschleppt, dann kann man die Polizei auch gleich Auflösen und die Klimakleber bleiben dann länger auf der Fahrbahn sitzen.
    Also immer schön weiter auf betroffen machen. man kann natürlich auch das Geld offiziell umverteilen aber dann hat ja gar keiner was zu meckern oder doch?

  9. 5.

    Verstehe ich nicht, diese Haushaltsführung. Ist doch nicht erst seit gestern klar, daß bestehende Gebäude auch gewartet / saniert / renoviert werden müssen. Dafür im Haushalt jährlich keine regulären Mittel einzuplanen und Gebäude rechtzeitig zu warten, bevor der Verfall zu groß und die Summen auf einmal immens werden, ist doch fahrlässig. Und die Mittel nun aus dem Klimaschutztopf zu entwenden ist dreist. Ebenso, wie schon die unnötigen Taser mit hanebüchener Begründung aus einem sachfremden Topf bezahlt wurden. Schafft natürlich irre Vertrauen in die Kompetenz des Senates.

  10. 4.

    Ich sehe da eine gewisse Unfähigkeitskontinuität in diesem Senat. Ressortübergreifend.

  11. 3.

    Jahrzehntelang alles verkommen lassen und jetzt unter dem Klimadeckmäntelchen mit Sonderschulden renovieren?
    Hoffentlich schiebt ein Gericht dieser Idee ganz schnell einen Riegel vor.

  12. 2.

    Für, die, die ihre Leben und Gesundheit für uns täglich riskieren, ist kein Geld vorgesehen, um die marode Infrastruktur zu sanieren. Oder Senat und die Vorgängerregierung sollten sich schämen, dafür Geld aus dem Klimavermögen nehmen zu wollen. Pfui Deibel auch, was für eine Geringschätzung.

  13. 1.

    Jetzt auch noch die Polizei in die Schuldenfalle mit reinziehen? Gehts noch?

Nächster Artikel