Drogentote in Rathenow - 15-Jährige starb nach Einnahme von Ecstasy und Amphetaminen
Im Juni starb in Rathenow eine 15 Jahre alte Schülerin an Drogen, die sie konsumiert hatte. Inzwischen steht fest, um welche Stoffe es sich dabei genau handelte. In der Kleinstadt wird derweil weiter über Konsequenzen diskutiert.
- 15-Jährige starb nach Einnahme von Ecstasy und Amphetaminen
- von Polizei Brandenburg sichergestellte Ecstasy-Menge verdoppelte sich seit 2018
- Gesundheitsministerium teilt mit: keine Initiative zur Einführung von Drug-Checking
Fast fünf Monate nach dem Tod einer 15-Jährigen aus Rathenow steht fest, dass das Mädchen an einem Serotonin-Syndrom als Folge einer Vergiftung mit den Drogen Ecstasy und Amphetamin gestorben ist. Das ergab nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Potsdam vom Montag das toxikologische Gutachten. Die "Märkische Allgemeine" berichtete am Sonntag darüber.
Bei diesem Syndrom ist zu viel von dem Nervenbotenstoff Serotonin vorhanden, was zum Beispiel zu hoher Körpertemperatur, Angst, Zittern oder Delirium führen kann. Das Mädchen war im Juni in einem Krankenhaus gestorben. Der Fall löste in Brandenburg über Rathenow hinaus Entsetzen aus.
Keine Hinweise auf "Blue Punisher"
Ecstasy sei bei dem Mädchen in einer Konzentration von 640 Nanogramm pro Milliliter nachgewiesen worden, teilte die Staatsanwaltschaft nun mit. Der giftige Bereich liegt demnach bei 350 bis 500 Nanogramm pro Milliliter. Nach Angaben einer Sprecherin handelte es sich nicht um die Ecstasy-Variante "Blue Punisher".
Amphetamin wurde laut der Behörde in einer Konzentration von 75 Nanogramm pro Milliliter nachgewiesen, der giftige Bereich liegt bei 200. Die Staatsanwaltschaft prüft nach Angaben der Sprecherin weiter den schon bestehenden Anfangsverdacht, dass ein Jugendlicher dem Mädchen die Drogen verschafft haben könnte.
Die von der Polizei in Brandenburg sichergestellte Menge der Partydroge Ecstasy verdoppelte sich seit 2018 nahezu. Im vergangenen Jahr beschlagnahmten die Behörden 6.732 Tabletten, 3.147 mehr als vier Jahre zuvor. Bei den polizeilich registrierten Straftaten in Sachen Rauschgiftkriminalität insgesamt wies die Statistik in Brandenburg im Jahresvergleich einen Rückgang um 1.309 Fälle (14,2 Prozent) auf 7.884 Fälle im Jahr 2022 aus.
Präventionsexperte fordert mehr Aufklärung in der Schule
Derweil setzt sich nach dem Tod der Schülerin der neue Suchtpräventionskoordinator von Rathenow dafür ein, dass Drogenprävention in den Schulen einen höheren Stellenwert bekommt.
"Prävention und Sucht muss in Schulen viel mehr Raum finden", sagte Christoph Seide, der seit August dieses Jahres als Beauftragter für Suchtprävention beschäftigt ist, der Deutschen Presse-Agentur. Plakate und Informationsveranstaltungen alleine helfen aus seiner Sicht nicht. An den Schulen sollten Präventionsthemen vielmehr auch in Lehrplänen verankert werden.
Drug-Checking auch in Brandenburg?
Kurz vor der 15-Jährigen in Rathenow war bereits eine 13 jahre alte Schülerin im Osten Mecklenburg-Vorpommerns nach Einnahme einer Ecstasy-Variante gestorben. Die Polizei sprach im Sommer zudem von einem Anstieg der Drogendelikte in der Kleinstadt Rathenow in den vergangenen Jahren.
Seide hält nach eigener Aussage Drug-Checking - also eine kostenlose Analyse von Inhaltsstoffen in Drogen - grundsätzlich für sinnvoll. "Wenn Jugendliche das sanktionsfrei nutzen könnten, wäre das ein wichtiges Instrument. In diese Richtung muss man denken." Kostenlose Drogentests gibt es seit einigen Monaten in Berlin, und die Nachfrage übersteigt die Kapazitäten des Modellprojektes. Hier beschränkt sich das Angebot allerdings auf Personen ab 18 Jahren.
Das Gesundheitsministerium in Potsdam teilte mit, in Brandenburg gebe es bisher keine Initiative zur Einführung von Drug-Checking. Die Zahl der Konsumierenden sei laut Suchthilfestatistik in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. Die Zahl der Drogentoten habe sich nach einem Anstieg in den 2010er Jahren im niedrigen zweistelligen Bereich eingepegelt.
Sendung: Fritz, 20.11.2023, 9 Uhr